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 Thema: Geschichte & Politik XI ( événement, moyenne durée, longue durée )
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Vironnimo

Vironnimo
Erstlingswerk der kleinen Tochter vom Christopher mit selbst designtem Cover? Man darf gespannt sein.

/Raths entspannen!
[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von Vironnimo am 16.02.2016 13:19]
16.02.2016 13:18:33  Zum letzten Beitrag
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Der Menschenfreund

Arctic
 
After the decline of social science history, few historians had either the interest or the training to contribute to systematic work on the causes and consequences of the Reformation. Whereas previous historians were interested in seeking general patterns and causal statements about the Reformation and were open to social science methods (such as Schilling and Scribner), the "cultural turn" in history in recent decades has largely terminated this dialogue.


Allerwärts wütet die Philosophasterei, auch in der Geschichtswissenschaft. traurig
17.02.2016 18:53:23  Zum letzten Beitrag
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NotOnTour

Deutscher BF
Ich beschäftige mich lieber mit der Zukunft als in der Vergangenheit zu schwelgen.
17.02.2016 19:04:42  Zum letzten Beitrag
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[Amateur]Cain

Amateur Cain
...
Cultural turn is beschde!
[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von [Amateur]Cain am 17.02.2016 19:27]
17.02.2016 19:27:19  Zum letzten Beitrag
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Der Menschenfreund

Arctic
 
Zitat von [Amateur]Cain

Cultural turn is beschde!


Wenn Du damit lediglich den stärkeren Einbezug kultureller Faktoren meinst, finde ich das nicht weiter kontrovers. Die Autoren beklagen die Veränderungen in Methodik und der Logik der Erklärung. Oder verteidigst Du ernsthaft, dass viele Historiker meinen, sie müssten nun wie Foucault denken und schreiben?
[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von Der Menschenfreund am 19.02.2016 12:52]
19.02.2016 12:52:28  Zum letzten Beitrag
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RushHour

rushhour
Foucault ist ein sehr Schlauer, aber diese französische Strukturalistenschreibe ist in der Tat Murks und darf gerne aussterben. Breites Grinsen

_ _

Es ist ein Manuskript von Norbert Elias aufgetaucht bzw. jetzt auf Deutsch publizieert, in dem er die Herausbildung der britischen Marineoffiziersklasse aus dem Konflikt von (einfachen) Seeleuten und (adligen) Militärs beschreibt. Wirdsofortgekauftundgelesen!

Norbert Elias ist IMHO ein enorm unterschätzter soziologischer Autor. "Über den Prozess der Zivilisation" und "Studien über die Deutschen" sind großartige Bücher, verstandesklar und hellsichtig ohne jede wissenschaftliche Borniertheit. Grundsätzlich empfehlenswert!
19.02.2016 13:07:36  Zum letzten Beitrag
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NotOnTour

Deutscher BF
Ein deutscher Mini-Sokal:

http://www.heise.de/tp/artikel/47/47395/1.html

 
"Der erste Mauertote war ein Polizeihund namens Rex, und der Dritte Weltkrieg wurde nur durch Einhaltung des Leinenzwangs für die Wachhunde der NVA-Grenztruppen verhindert. Die wiederum stammen eigentlich von den KZ-Hunden der Nazis ab, können aber nix dafür, denn auch die Hunde litten ja unter der Mauer – sogar viel länger als wir: Für die armen Tiere dauerte die deutsche Teilung schließlich ganze 280 Hundejahre.

Diese Thesen stammen aus einem Vortrag mit dem Titel "Der deutsch-deutsche Schäferhund", der am 6. Februar 2015 an der TU Berlin gehalten und im Dezember 2015 in der Zeitschrift "Totalitarismus und Demokratie" veröffentlicht wurde. Sie waren jedoch frei erfunden – ohne dass dies jemandem aufgefallen wäre."



http://www.hait.tu-dresden.de/TD/artikel.asp?art=636&nr=24&m=1

Premium getrollt, s/o an Christiane!
[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von NotOnTour am 21.02.2016 12:15]
21.02.2016 12:10:22  Zum letzten Beitrag
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Der Menschenfreund

Arctic
 
Also fühlt man sich weiterhin munter ein in das bunte Leben der Tiere – auch Sie sind eingeladen zu der internationalen Fachtagung "Animal Biographies" im kommenden März, bei der es einiges zu erleben gibt: "Examples range from the sad fate of captivated rhinoceros Clara on her tour of Europe and biographical accounts of the Alaskan and Scottish dogs Balto and Greyfriars Bobby to free-roaming animals such as South African hippopotamus Huberta."



Das ist nur noch traurig. traurig

--------------
Zum "cultural turn": Interessanter Artikel über kulturvergleichende Experimente:
http://www.psmag.com/books-and-culture/joe-henrich-weird-ultimatum-game-shaking-up-psychology-economics-53135
(Der Artikel muss freilich, weil es Journalismus ist, dicker auftragen als nötig.)
[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von Der Menschenfreund am 24.02.2016 17:25]
24.02.2016 17:21:31  Zum letzten Beitrag
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RushHour

rushhour
Also das finde ich jetzt alles andere als überraschend, ehrlich. Dass die Mainstream-Annahmen über Psychologie, Anthropologie, rational Choice etc. nicht in Rechnung stellen, dass sie es mit räumlich und zeitlich geprägten mindsets zu tun haben, die sie aber stets als universalmenschlich mißverstehen und verkaufen ... ja na klar ist das so.

Ich würde das nun ungerne an "Kultur" festmachen wollen (am Ende landet man da wieder beim Kulturelativismus, der ein Greuel ist), ich würde - grad wenn es um Reichtum, Besitz, Erwerb, Teilen, Geld geht - mir lieber die jeweiligen Produktionsweisen ansehen, aber na gut. Im Ergebnis, dass das, das wir als "menschlich" erachte, nur den Menschen hier und jetzt in seiner konkreten Situation abbildet und dass da vieles historisch variabel ist bin ich d´accord.
24.02.2016 18:01:09  Zum letzten Beitrag
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Der Menschenfreund

Arctic
 
Zitat von RushHour

Also das finde ich jetzt alles andere als überraschend, ehrlich. Dass die Mainstream-Annahmen über Psychologie, Anthropologie, rational Choice etc. nicht in Rechnung stellen, dass sie es mit räumlich und zeitlich geprägten mindsets zu tun haben, die sie aber stets als universalmenschlich mißverstehen und verkaufen ... ja na klar ist das so.


Deswegen meine Bemerkung: Der Artikel muss das freilich als welterschütternde Neuheit verkaufen, obwohl der Gedanke in Soziologie, Ökonomie, Psychologie usw. längst bekannt ist. Darüber hinaus ist das kein Sargnagel für Rational-Choice oder andere Theorien, die von derlei Unterschieden abstrahieren. Interessant ist für mich vornehmlich das Vorgehen, welche zeigen, dass man nicht in postmodern-kulturrelativistische Methodenanarchie verfallen muss, wenn man kulturelle Prägung erforschen möchte.
24.02.2016 18:07:05  Zum letzten Beitrag
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Almi

[BC]Alm
...
Labert Kretschmann da völligen Quatsch im Bezug aufs deutsche Gesetzgebungsverfahren oder steh ich gerade auf dem Schlauch?

http://www1.wdr.de/daserste/monitor/videos/video-winfried-kretschmann-im-monitor-interview-100.html
27.02.2016 20:27:36  Zum letzten Beitrag
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NotOnTour

Deutscher BF
Das Interview ist ziemlich verunglückt, aber da geht es doch an keiner Stelle um ein Gesetzgebungsverfahren (auch wenn das evtl. so derailed wurde), oder täusche ich mich?

Im Grunde geht es die ganze Zeit ja um das Asylverfahren, in dem natürlich die Regelung über die sicheren Herkunftsstaaten angewendet wird, zu deren Prinzip sich Kretschmann ja aber implizit (und das will er evtl. verheimlichen) beim Asylkompromiss 2014 bekannt hat (um im Gegenzug Geld statt Sachleistungen u.a. für anerkannte Asylbewerber zu bekommen, Lockerung der Residenzpflicht, Arbeitsmarktzugang). Ein typischer Kuhhandel eben.

Aber um darauf zu kommen hätte der Reporter vielleicht etwas intelligenter nachhaken müssen. Diese pseudoschlauen Suggestivfragen ("warum finden sie eigentlich das konzept von sicheren herkunftsländern so gut?") machen mich ganz mad.
[Dieser Beitrag wurde 6 mal editiert; zum letzten Mal von NotOnTour am 27.02.2016 23:36]
27.02.2016 20:59:25  Zum letzten Beitrag
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RushHour

rushhour
Zu den Asylverfahren nochmal etwas, das man sich mal auf der Zunge zergehen lassen muss:

Wir gewähren mit §16(a) im GG ein Grundrecht.
Es gibt aber keine legale Möglichkeit, dieses wahrzunehmen.

- für Asylantragstellugn erteilen Botschaften im Ausland idR es kein Einreise-Visum

- Transportunternehmen dürfen keine Menschen ohne Visum in den EU-Raum bringen

- alle Deutschland umgebenden Staaten sind sichere Drittstaaten und dürfen nach EU-Rechtslage Asylbewerber nciht durchlassen

Ist schon nicht schlecht - ein Grundrecht gewähren, aber die Leute zwingen, eine Straftat zu begehen (illegale Einreise), um es erwirken zu können. nice try, Germany!
28.02.2016 17:56:31  Zum letzten Beitrag
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NotOnTour

Deutscher BF
Trump hat doppelt so viel Follower wie Hillary. Denkt mal darüber nach.
28.02.2016 19:53:53  Zum letzten Beitrag
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[Amateur]Cain

Amateur Cain
Grad online gekommen: Schriftenreihe (Bd. 1655) - Mythos Trümmerfrauen (4,50 ¤)
03.03.2016 12:44:23  Zum letzten Beitrag
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RushHour

rushhour
falscher Thread. Sorry.
[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von RushHour am 03.03.2016 22:39]
03.03.2016 22:39:08  Zum letzten Beitrag
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[Amateur]Cain

Amateur Cain
... Mein Kampf, kritische Edition


Sein Kampf Seine freie Meinung!
04.03.2016 21:00:16  Zum letzten Beitrag
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-=[R]o$a|PuD3[L]^

AUP -=[R]o$a|PuD3[L]^ 31.07.2012
Mein Kampf im Original lesen, um nicht manipuliert zu werden. gnihihi

Ist hier ein Politikwissenschaftler, der Ahnung von Forschungsdesigns hat? Würde mich über ein PM freuen.
04.03.2016 21:04:17  Zum letzten Beitrag
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[Amateur]Cain

Amateur Cain
Hattest du eigentlich meint Posting zum Zippo gesehen?
04.03.2016 21:04:54  Zum letzten Beitrag
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-=[R]o$a|PuD3[L]^

AUP -=[R]o$a|PuD3[L]^ 31.07.2012
 
Zitat von [Amateur]Cain

Hattest du eigentlich meint Posting zum Zippo gesehen?



Ja habe ich, aber wohl leider nicht drauf reagiert. Danke für die Ausführung. Hatte mir das schon gedacht, wie du dazu stehst und das rechtfertigst. Aber Militärmuseen sind schon ein lustiges Feld. Spannend, wie viel Forschung und Gedanken sich dort, völlig zurecht, gemacht werden.
04.03.2016 21:13:05  Zum letzten Beitrag
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[Amateur]Cain

Amateur Cain
Zumindest in Deutschland. Breites Grinsen
04.03.2016 21:29:30  Zum letzten Beitrag
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Grim Reaper*

AUP Grim Reaper* 06.06.2018
 
Zitat von [Amateur]Cain

https://i.imgur.com/HR7jIAh.jpg

Sein Kampf Seine freie Meinung!



"NICHT-ZEITZEUGEN (Historiker)" finde ich ja schon wieder klasse. "OK, stellen wir halt die Geschichtslehre vor 1900 ein, weil da gibt's ja auch keine direkten Zeitzeugen mehr."
05.03.2016 11:18:18  Zum letzten Beitrag
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Der Menschenfreund

Arctic
Einwanderung macht unsolidarisch. Je mehr Ausländer in einer Gesellschaft leben, umso geringer wird offenbar die Bereitschaft, zugunsten der Armen umzuverteilen. Woran liegt das?

Recht interessant, insbesondere wenn man an die skandinavischen Länder denkt, die bis vor kurzem ethnisch sehr homogen waren und in den letzten Jahren in kurzer Zeit starke Einwanderung zu verzeichnen hatten.
07.03.2016 0:24:25  Zum letzten Beitrag
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Fragment

AUP Fragment 02.02.2014
...
Ich poste das mal auch lieber hier als im Asyl-Thread:

Teufelskreis aus Diskriminierung und Integrationsverweigerung: "Das Ergebnis ist eindeutig: Die Muslime erfahren mehr Ausgrenzung, verstärken diese aber auch eher als die christlichen Migranten. Neben interessanten Einzelerkenntnissen bringt die Studie vor allem eine überzeugende Hauptthese: In Frankreich herrsche ein "Gleichgewicht der Diskriminierung". Die Mehrheitsgesellschaft lehnt muslimische Einwanderer ab, worauf diese mit Verhaltensweisen antwortet, welche die Ablehnung steigern - ein sich selbst verstärkender Kreislauf."

Interessante Studie, hat die schon jemand in den Fingern gehabt?
07.03.2016 5:35:49  Zum letzten Beitrag
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RushHour

rushhour
Nein, wäre aber neugierig. Bloß der Preis ... mal sehen ob das über die Arbeit geht.


_ _

Und der FAZ-Artikel verwundert mich auch nicht.
1) Einwaderer nach Europa sind zumindest in der Migrationsgeneration im Schnitt ärmer als der Durchschnitt
2) Wir haben flächendeckend Rassismus und "Etabliertenvorrechtsdenken" (Heitmeyer) in Europain
Dabei kommt eben ziemlich notwendigerweise das heraus: "Wenn der Sozialstaat Ausländern nutzt - dann lieber abschaffen! Ick zahl doch keine Steuern wenns em Ende die Kanacken kriegen!" /Polemik off
[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von RushHour am 07.03.2016 13:48]
07.03.2016 13:42:18  Zum letzten Beitrag
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Der Menschenfreund

Arctic
 
Zitat von RushHour

in Europa


Die dort besprochene Forschung bezieht sich auf Europa, es gibt allerdings Untersuchung zu denselben Mechanismen in Afrika oder Amerika.

Das von Fragment verlinkte Buch klingt interessant und ist bereits bestellt (nur zum Lesen werde ich nicht kommen traurig).
07.03.2016 13:53:43  Zum letzten Beitrag
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NotOnTour

Deutscher BF
Ich finde die Konzeptspezifikation "gesellschaftliche Homogenität" = niedriger Ausländeranteil ziemlich schwach. Auch ohne jeden Ausländer wäre die britische Gesellschaft sehr inhomogen. Ebenso die Schweiz. Und die Bruchlinie des katalanischen, schottischen oder quebecanischen Wohlfahrtschauvinismus ist ebenso wenig die Staatsbürgerschaft.
[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von NotOnTour am 07.03.2016 15:12]
07.03.2016 14:04:54  Zum letzten Beitrag
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Der Menschenfreund

Arctic
 
Zitat von NotOnTour

Ich finde die Konzeptspezifikation "gesellschaftliche Homogenität" = niedriger Ausländeranteil ziemlich schwach. Auch ohne jeden Ausländer wäre die britische Gesellschaft sehr inhomogen. Ebenso die Schweiz. Und die Bruchlinie des katalanischen oder quebecanischen Wohlfahrtschauvinismus ist ebenso wenig die Staatsbürgerschaft.


Ja, es gibt verschiedene Operationalisierungsmöglichkeiten: Gruppenunterscheidung nach Einheimische/Zugewanderte, nach Religionen, nach "Rasse" (vornehmlich in den Ländern, in denen der Begriff auch in der Verwaltung gebraucht wird), nach Nationalität und nach Sprache.

Für sprachliche Diversität findet man die stärksten Effekte, zumindest wenn man die gesamte Forschungsrichtung miteinbezieht, welche nicht nur die Wirkung auf die Unterstützung von Umverteilung, sondern auch auf das Vertrauen in Mitmenschen oder die Bereitstellung öffentlicher Güter betrachtet.
07.03.2016 15:02:48  Zum letzten Beitrag
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[Amateur]Cain

Amateur Cain
Crosspost
 
Zitat von [Amateur]Cain

 
Zitat von Peridan





Morris Buch ist ein seltsam Ding. Wenn man es gelesen hat, hat man das Gefühl, einem durchaus schlauen Mann beim Denken zugehört zu haben und man hat folglich auch das Gefühl, dass man etwas gelernt haben müsste, aber irgendwie … nein.

Das liegt an zwei Faktoren: Morris Geschichtsbetrachtung ist erstens derartig lang und breit, dass sie automatisch in einen Grad der Abstraktion gelangt, in dem es schwer wird, wirklich noch produktive Erkenntnisse zu gewinnen. Nichts gegen Perspektivwechsel und das bigger picture, aber wenn man irgendwann nur noch die nebelhaften Konturen des Objektes sieht, dann sind kaum noch Erkenntnisse möglich. Dazu kommt, dass Morris nichts wirklich originär Neues bringt – was er auch zugibt und was nichts inhärent Schlechtes ist. Wie machtvoll ein guter Zusammenschrieb sein kann, hat jüngst „Bloodlands“ bewiesen. Aber Morris amalgamiert die vielfältigen Ansätze seiner Kollegen nicht wirklich, die er referiert. Man lernt viele spannende Mosaiksteine, wie das caging, den Red Queen Effect, spieltheoretische Ausdeutungen des Dove/Hawk-Konzeptes und manches mehr. Aber man hat nicht das Gefühl, dass sich das Ganze zu einem überzeugenden Modell fügt, weil der Nebel die Anwendung der Thesen kaum überzeugend zulässt. Besonders krude wird das Ganze, als Morris mit dem Mackinder-Modell eine geostrategische Theorie aus dem frühen 20. Jahrhundert nicht nur in ihrer historischen Wirkung referiert, sondern für seinen eigenen Text operationalisiert. Spätestens hier wird deutlich, dass das Buch ein Flickwerk ist. Vielleicht ist es aus verschiedenen Vorlesungen oder Aufsätzen montiert worden? Ich weiß es nicht.

Der zweite Faktor ist wesentlich grundsätzlicher. Morris Buch besagt im Grundsatz, dass Krieg zur Bildung immer größerer, immer stabilerer, immer offenerer Gemeinwesen geführt hat – von den ersten Stadtstaaten bis hin zu den modernen „Globocops“ Großbritannien im 19. und den USA im 20. Jahrhundert. Das Problem an diesem Ansatz ist, dass dieser Ansatz sehr überzeugend wirkt, aber letztlich nichts erklärt, weil er vollkommen einseitig ist. Das Buch zelebriert die Floskel „Der Krieg ist der Vater aller Dinge“, und vergisst dabei völlig, dass es nun mal auch eine Mutter braucht, um neues Leben zu schaffen. Für Morris ist Weltgeschichte ein klassisches Stufenmodell von simpel/hierarchisch/klein/brutal zu komplex/egalitär/groß/friedlich. Eine bestimmte Form der „productive wars“ (im sinne von gemeinschaftsbildend) funktioniert eine Zeit lang und bringt fortschrittlichere Gesellschaften hervor als die vorigen; dann kollabiert das System (natüüürlich muss Clausewitz herhalten) und eine neue Form des productive war wird erforderlich. Der Prozess zwischen den Kriegen, der die eigentliche zivilisatorische Leistung ist (wenn man Moris' teleologischem Verständnis denn überhaupt folgen möchte), wird einfach nicht betrachtet. Das passiert einfach nebenher, ist nur logische Konsequenz des productive war. Sicher, wer diesen Zwischenschritt nicht meistere, gehe unter, so Moris – aber das erwähnt er nur, um klarzumachen, dass die Sieger des productive war damit ihre Spoils verlören, sonst nichts. Das Ganze ist, als wenn man den Marsch zu einem Berggipfel beschreiben will und nur die Arbeit des linken Beins betrachtet. Es geht, aber es ist unsinnig und irreführend.

Das Buch wirbt aggressiv damit, dass Morris' Ansatz „counter-intuitive“ sei – was Blödsinn ist bzw. Wunschdenken. Denn Morris beschreibt letztlich nur ein teleologisches Geschichtsbild mit einem Verständnis von Fortschritt, dass leider viel ZU intuitiv ist. Das wir uns irgendwie den Weg von der Steinzeit bis heute erkämpft haben und dabei die Alltagsparameter von krank, hungrig und gefährlich zu gesund, satt und sicher geändert haben, wird niemand bestreiten. Warum auch, bei solch nebelhafter Abstraktion? Dass dabei Kriege allgegenwärtig waren, auch nicht; es ist also eben NICHT konterintuitiv zu glauben, dass Krieg uns im ganz großen Rahmen bis Zentralheizung, GPS und Netflix gebracht hat. Konterintuitiv wäre, zu behaupten, dass Krieg für jeden einzelnen und auch zur Erlebniszeit immer produktiv und förderlich war, aber genau das streitet Morris prophylaktisch und wortreich immer wieder ab.

Morris bewegt sich irgendwo in einem seltsamen Feld aus Fortschrittsgläubigkeit und dem Verteidigen von Kapitalismus, Demokratie, USA und Apfelkuchen, ohne dabei aber krass eurozentrisch zu werden: Pinker ist ihm nah, Hanson demontiert er immer wieder. Vielleicht ist Morris letztlich nur ein Nerd, denn seine Zukunftsversion ist die Singularität, das Verschmelzen des Menschen mit der Maschine und aller Geister miteinander. Um dies irgendwann in den 2050ern erreichen zu können, muss der sterbende Globocop USA bis dahin durchhalten – um dann Krieg und Gewalt gänzlich überflüssig werden zu lassen. Nun ja. Von allen Begründungen, diese Welt mit all ihren Ungerechtigkeiten weiter am Laufen zu halten, ist das nicht die unsympathischste. Aber auch nicht die realistischste.

12.03.2016 21:11:53  Zum letzten Beitrag
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black_velvet

AUP black_velvet 01.07.2011
Ich denke mal, dass man mir hier bestimmt weiterhelfen kann.

Gestern habe ich mich mit meiner Verlobten über Rom, bzw. den Vatikan unterhalten. Unter anderem darüber, wie praktisch es war, dass wir damals bei der Sprachenfahrt einfach zum deutschen Friedhof durchkonnten. (und von da aus dann an der ganzen Schlange vorbei in den Petersdom peinlich/erstaunt )

Als sie dann fragte wieso das eigentlich so ist, fiel mir auf dass ich das selbst nicht weiß.

Da hat man so viele Jahre Geschichte in der Schule gehabt und nix drüber gelernt.

Meine Vermutung ist, dass das ganze noch mit dem Heiligen römischen Reich deutscher Nationen zusammenhängt.

Gibt's da was wo man sich gut über das Thema einlesen kann? Oder eine einfache Antwort auf die Frage:

"Warum muss mich die Schweizer Garde durchlassen, wenn ich auf deutsch Zutritt verlange?"
17.03.2016 8:37:11  Zum letzten Beitrag
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