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Eine Weihnachtsgeschichte
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Wie alle Jahre wieder, überlegte ich mir Anfang Dezember, was ich meinen Lieben denn zu Weihnachten schenken könnte. Für meine Mutter ein paar Bücher, jetzt wo sie nach der Laseroperation schon besser sehen kann als ich, der dieses Jahr seine erste Brille bekommen hat; für meinen Vater Bohr- und Schleifaufsätze zum Heimwerken mit der Bohrmaschine, was meine Mutter gar nicht so gerne sieht, nachdem er sich letztes Jahr mit der Kreissäge fast den Daumen amputiert hatte; zudem die kleineren Überraschungen an die ganzen Kumpels, die mich das ganze Jahr ertragen haben. Musikalben, ein paar Taschenbücher und Accessoires in den verschiedensten Arten, vom Schlüsselanhänger bis zum Brillenetui.
Nur für meine beste Freundin sollte es etwas besonderes sein! Ihr müsst wissen, dass sie ein Mensch ist, der sich in die absurdesten Gegenstände verlieben kann und alte, schon halb vergangene Dinge hegt und pflegt wie ihren Augapfel, solange genügend Erinnerungen an ihnen hängen. So kann der Verlust von Bargeld eine Nebensächlichkeit sein, aber wenn einmal der Tapsi-Turtle aus dem 1992er Überraschungsei nicht mehr in ihrer Handtasche weilt, fällt das Kind in den Brunnen.
Die Auswahl einer einfachen CD wäre bei ihrem Musikgeschmack schon eine harte Nuss, ein schönes Buch, dass ihr gefällt UND eine interessante Geschenkbotschaft enthält ein Granitblock und ein Präsent, dass den höchsten Status ihrer Beachtung erreicht wäre Ding der Unmöglichkeit gewesen. Jedoch, wie das so ist: Was tut man nicht für seine Liebsten! So verbrachte ich die nächsten Wochen damit, in meinem Freundeskreis herumzufragen, ob sie denn nicht etwas geäußert hätte, was ihr gefallen könnte, und hörte ihr natürlich bei Gesprächen doppelt genau zu.
Zum zweiten Advent kam dann die vorübergehende Erlösung:
-“Ich habe meinen Fürst-Pückler-Schal verloren“, erklärte sie mit gedämpfter Stimmung, wechselte aber bald das Thema, während mir diese Aussage das Herz höher hüpfen ließ, da ich nun, obwohl ich mich mit Mode nicht auskannte, endlich etwas hatte, nachdem ich in den Geschäften suchen könnte. Neben H&M, diversen Frauenbekleidungsläden und natürlich, ich gebe es zu, KiK, fragte ich auch bei einigen Freunden nach, ob sie denn nicht wüssten, aus welchem Material ein solcher Fürst-Pückler-Schal gemacht wird oder wie er aussieht. Mir konnten die Leute nichtmal sagen ob es eine Woll-Bekleidungsmarke oder etwas anderes derartiges ist.
Die Tage vergingen und ich gab die Suche langsam auf, nachdem nichtmal das Internet wusste, was dieser Fürstenschal für ein Aussehen hat – Der historische Fürst war auf jedenfall nach Netzangaben ein sehr gut gekleideter Adelsmann. Zum dritten Advent kam meine beste Freundin zu Besuch und trug neue Handschuhe und eine neue Mütze, beides in einem sehr schönen weißen Farbton, mit goldenen Verzierungen. Ich sah sie und wurde fast schon wütend, dass sie sich so kurz vor Weihnachten noch neue Sachen kauft, wo ich doch sowieso schon verzweifelt nach einem Geschenk für sie suchte. Jedenfalls erleichterte mich noch am selben Tag eine andere Freundin, die meinte, dass es zu den Handschuhen und der Mütze bei H&M noch einen passenden Schal geben würde. Ich ging also zu Hennes und Mauritz und kaufte den Schal, verpackte ihn zuhause weihnachtlich und harrte mit diesem Geschenk der Dinge.
Kurz vor dem heutigen heiligen Abend, besuchte mich meine beste Freundin erneut und trug einen dreifarbig gestreiften, alten Wollschal und ich dachte mir schon, dass ich zur Bescherung mit meinem Geschenk genau ins Schwarze treffen würde, jetzt wo sie sogar schon so ein altes Ding anzieht. In einem Nebensatz erwähnte sie dann überraschend:
-Zum Glück habe ich jetzt meinen schönen Fürst-Pückler-Schal wieder. Ein Bekannter von mir hat ihn bei sich gefunden!“
Ich konnte nicht mehr an mich halten:
-“Fürst-Pückler-Schal, hmm. Hör’ mal, ich muss dir was erzählen.“
-„Oh, nichts schlimmes, oder?“, fragte sie interessiert.
-„Nein, nein. Ich habe lange nach einem Weihnachtsgeschenk für dich gesucht.“
-„Oha!“
-„Ja und es kam mir vor einiger Zeit in den Sinn, dir eine Freude zu machen, indem ich dir einen neuen Fürst-Pückler-Schal schenke.“, versuchte ich zu punkten.
-„Du weißt schon, womit du mir eine Freude machen kannst, dafür mag ich dich so sehr!“
-„Nunja, ich habe in unzähligen Geschäften nachgefragt, ob sie denn einen Fürst-Pückler-Schal führen.“
-„Du hast was?!“, prustete sie auf einmal hervor.
-„Ja ... äh ... stimmt was nicht?“
Sie lachte laut auf, versuchte sich zu beherrschen und gluckste:
-“Und, haben sie dir weiterhelfen können?“
-„Nein, mir konnte niemand weiterhelfen...“
Sie stand auf, ging zur Garderobe und holte den alten gestreiften Schal, zeigte nacheinander auf die drei verschiedenen Farben und sagte:
“Rot, weiß und braun. Erdbeer, Vanille und Schoko. Fürst-Pückler-Eis eben!“
Mir ging raketenartig ein Licht auf und wir beide konnten uns vor Lachen nicht mehr halten.
Heute ist Heiligabend, ich gab ihr vor einigen Tagen die verpackte Schachtel mit dem neuen H&M-Schal mit und ich hoffe, dass sie ihn eben ausgepackt hat und sich jetzt an unsere gemeinsame Anekdote denkt.
Morgen werde ich sie sehen.
Edit: Frohe Weihnachten! (Absätze eingefügt)
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[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von Wahooka am 25.12.2005 1:00]
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Sehr schöne Geschichte.
Ich hätte dir weiterhelfen können, aber nur, weil ich eines Sommers mal ein paar wenige Tage bei Bekannten verbrachte, die mich von ihrer politischen und gesellschaftlichen Überzeugung sehr an Herrn Kretschmann erinnern: Ökos - und sehr konservativ.
Dort hieß es nicht "Smarties", sondern "Schokoladelutschpastillen". Und auch nicht "Commander" (so hieß das dreifarbige Eis in unserem Schwimmbad  ), sondern eben "Fürst-Pückler-Eis in Schoko-Richtung". "In Schoko-Richtung" war wichtig, da es wohl verschiedene Kombinationen gäbe, wie mir die Mutter erzählte. Verrückt - fand ich schon damals.
Ich hoffe, dass der gekaufte Schal ihr ebenfalls gefallen hat und wünsche euch noch schöne Weihnachtstage.
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[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von John F. Dannidy am 25.12.2005 13:37]
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Juhu
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| | Zitat von John F. Dannidy
Ich hoffe, dass der gekaufte Schal ihr ebenfalls gefallen hat und wünsche euch noch schöne Weihnachtstage. | |
Sie war begeistert! Ein tolles Weihnachtsfest!
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Ich hab eher an Einbruch im Museum gedacht.
Schöne Geschichte, Wohoo. 
Frohe Weihnachten Jungens.
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Na was ein Glück, daß sie kein selbstgestricktes Hemd mit Spaghettiträgern verloren hat.
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| Thema: Der Fürstenschal ( Eine Weihnachtsgeschichte ) |
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