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 Moderiert von: Insaniac, Wahooka


 Thema: Howareyoutoday? FineSHUTTHEFUCKUP! ( 2000km durch Neuengland )
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[Amateur]Cain

Amateur Cain
böse gucken 2000km durch Neuengland
Okay, meine Damen und Herren, nach erfolgreicher Rückkehr aus dem Reich des Blöden hier der von manchen Geschmacksverirrten geforderte Reisebericht.

Letztes Mal war der Grundgedanke ja gewesen, das Herzland des Amerikanismus zu erkunden, mithin seine schlimmsten Auswüchse direkt zu er- und überleben. Dieses Projekt war über die Maßen erfolgreich, wir verließen das Mordor des mittleren Westens nachhaltig erschüttert. Was lag also näher, als beim nächsten Besuch das Antidot in den Mittelpunkt des Interesses zu rücken: Neuengland, die Hochburg des Liberalismus in den USA. Kultur, Bildung, akzeptable Küche - Zellkern der amerikanischen Expansion anno dunnemals und Treibhaus amerikanischer Eliten seit damals. Also auf nach Neuengland.

[Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert; zum letzten Mal von [Amateur]Cain am 22.05.2011 17:17]
22.05.2011 15:45:50  Zum letzten Beitrag
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[Amateur]Cain

Amateur Cain
Teil 1: Operation Neu-Seelöwe
Die Flüge nach Zürich und Boston verliefen unspektakulär und und ohne Zwischenfälle. In Boston angekommen, fiel als erstes auf, wie klein der FLughafen ist - und auch alles andere. Neuengland ist zwar die dichtbesiedelste Fläche der USA, aber das verteilt sich immer noch auf relativ viel Land und dabei auf tausende von Dörfern. Die größte Stadt in Neuengland ist zwar Boston, aber das hat auch nur ca. eine halbe Million Einwohner. Die nächstgrößere Stadt in der Gegend ist Worcester (hat davon jemals jemand gehört?) mit 170.000 Einwohnern, danach wird's nur noch kleiner und zwar rapide. Dementsprechend kommt man zwar im Zentrum dieser wichtigen amerikanische Region an - und steht dennoch auf einem relativ provinziellen Flughafen, obwohl man intuitiv einen Airport wie in Chicago oder dergleichen erwartet hat. Der Vorteil war natürlich ein rasches Zurechtfinden.

Wir wanderten also raus und waren diesmal ja schlauer als letztes Mal: Wir wußten, dass ein Gratis-Bus uns zu unserer Mietwagenstation kutschieren würde. Also haben wir uns lässig und weltmännisch am Bussteig postiert, quasi nicht zu unterscheiden von der neoindigenen Bevölkerung. Allerdings bekam unsere Souveränität dann doch Risse als ein Bus nach dem anderen ankam, aber alle von anderen Mietwagenfirmen. Alamo war nicht dabei, während die Busse von Budget und so in der Zeit zwei-, drei-, viermal vorbeikamen. Aber alles war gut, wir waren nicht falsch, Alamo war einfach faul: Die schicken nur gelegentlich mal nen Bus, so dass dann nach 'ner halben Stunde doch mal so eine Nuckelpinne um's Eck fuhr. Hin zum Center,das übliche "Wirwürdenihnengernenochdröfsachenextraandrehen" kampferprobt abgewehrt und wieder GTA gespielt - raus auf den Hof und Autos ausprobieren. Wir hatten Glück, dass die Jungs in der Bostoner Filiale nicht die schärfsten Messer im Schrank zu sein schienen: Die hatten ein Auto in unserem Bereich geparkt, dass zwei Klassen höher eingruppiert war. Wir haben uns das Ding natürlich geschnappt und siehe da - auch die Kasse hat beim Auschecken nicht mitgedacht und uns das Auto gelassen. Und so fuhren wir also mit einem Gangsterbus (Dodge Durango Baujahr 2011) los, der neben Satradio und Rückwärtsfahr-Kamera auch ansonsten jeden Schnickes hatte. Wunnerbar.

[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von [Amateur]Cain am 22.05.2011 16:26]
22.05.2011 15:46:45  Zum letzten Beitrag
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[Amateur]Cain

Amateur Cain
Teil 2: World War Z (Portland Edition)
Auf dem Weg nach Norden hielten wir uns eng an den Küstenverlauf, anstatt die Highways zu nehmen - Bartos Tip war hier Gold wert, man sah da wirklich einiges Spannendes. Es trieb uns langsam Richtung Maine und siehe da, unser erster Halt an der Atlantikküste führte uns auch gleich in einen Ort wie aus einem Stephen-King-Roman. Salisbury war in den 70ern mal ein beliebter Badeort, der aber in den letzten Jahren radikal runtergekommen ist. Das Ergebnis ist ein abgefucktes Küstennest mit viel abblätterndem Lack, kaputtem Blingbling und depressiver Grundstimmung, das auch gerne in Fallout vorkommen könnte. Im Falle dieses Ortes sagen Bilder mehr als Worte:




Und nur für rebels Clownophobie:




Auf dem Weg kehrten wir im Maine Maritime Museum ein, das eine Wohltat für meine Phobie gegenüber amerikanischen Museen ist. Das Museum behandelt die Rolle des Schiffbaus und der Schifffffahrt in der Geschichte Maines und hat einige sehr coole museumspädagogische Tricks gehabt, von denen dieser hier zur Verdeutlichung der Größe eines zu bauenden Segelschiffes der beste war:





Erste richtige Station war Portland, mit etwas über 60.000 Einwohnern nach neuenglischen Maßstäben immerhin pulsierende Metropole und Hauptstadt des Stephen-King-Gedenkstaates Maine. Über die Stadt selber waren wir erschüttert - tief und anhaltend, vom Einreiten bis zur Abreise. Architektonisch und infrastrukturell unterscheidet sich der Ort nicht vom Rest dieser Gegend der USA, aber die Bewohner sind ... seltsam. Sehr seltsam. Und sehr verschiedenartig seltsam. Jede Stadt hat ihre Bewohner mit ... mehr Charakter als die anderen Bewohner. Die Jungs, die aussehen als wären sie 100 Jahre zur See gefahren. Die Leute, die aus Plastiktüten leben - oder Plastiktüten für ihre Haustiere halten, oder für ihre Ehefrauen. Die Bürger, die um 9 den ersten von 100 Kräuterlikören trinken. Die, die mit wechselnden Stimmen mit sich selbst reden, oder die Welt anschreien. Leute, die wirre politische Thesen ungefragt kundgeben. Leute, für die Körperpflege nur eine Option und/oder eine Erinnerung aus der Kindheit ist und so weiter.

Portland besteht NUR aus solchen Leuten.

Naja, zu 95% auf jeden Fall, die restlichen 5% bestanden (scheinbar aufgrund einer statistischen Unwahrscheinlichkeit?) aus schwulen Webdesignern - keine Ahnung, warum. Wie dem auch sei, die Leute in der Stadt waren wirklich praktisch alle so. Das war mehr als schockierend und hat zu verschiedenem Erklärungsversuchen geführt. Ein Gedanke war, dass es sich um eine lokale Variation des Innsmouth Looks handelte, schließlich waren wir nicht weit von der Wirkungsstätte des von mir sehr verehrten Genies H.P. Lovecraft entfernt unterwegs gewesen und dessen Geschichten beruhen schließlich auf Fakten. Eine andere Idee war, dass Portland das neuenglische Ghetto der gescheiterten Existenzen war. In einem Landesteil, der seine Identität aus Kultur, Bildung, Politik und Glamour zieht, stören solche Leute ja schließlich fraglos - was läge näher als sie in einem Camp zu fokussieren ... oder eben in einer ganzen Stadt, die dann eine Debilopole wäre; einer Nekropole ganz ähnlich, doch deutlich witziger. Diese Theorie wurde später jedoch torpediert, als wir merkten, dass der Anteil an Irren und Seltsamen auch in Neuengland nicht signifikant unter dem industriestaatlichen Normmittelwert von 4,8 Bottrop (48 Irre auf 10.000 Einwohner) lag.

Die Lösung fand sich dann schließlich im Stadtwappen von Portland:



Der Wahlspruch des Städtchens lautet "Resurgam" - sinngemäß also "Ich werde mich (wieder) erheben". Portland war also nichts weniger als eine Zombieenklave. Offensichtlich handelt es sich um nichts weniger als eine Klasse 4 Epidemie, die lokal eingedämmt wurde und nun als touristisches Ziel dient. Das erklärt die Aufbauleistung der vorherigen Generationen und die Eigenheiten der jetzigen (De-)Generation.

Wir hatten diesmal keine Motels als Unterkünfte, sondern "Bed & Breakfast". Das ist nicht automatisch mit den B&Bs in Britannien zu vergleichen, sondern meist irgendwo zwischen Hotel und britischem B&B angesiedelt - deutlich persönlicher und individueller als ein Hotel oder eine deutsche Pension, aber noch nicht ganz so intim wie ein britsches B&B es oft ist. Damit hatten wir wirklich Glück, wir hatten ein sehr cooles Haus aus dem 19. Jahrhundert als Unterkunft, das auch sehr stylisch eingerichtet war. Nebenbei war es ausgezeichnet gegen Zombies zu verteidigen. Natürlich wurden wir als Fremde mit misstrauischen Blicken beäugt, wann immer wir unsere pferdelose Zauberkutsche vor den Augen der Dorfbewohner abstellten. Bei einer Gelegenheit stellten wir fest, dass die Zentralverriegelung des Autos eigentlich gar nicht funktionierte. Das Ding verriegelt zwar hör- und sichtbar, aber wenn wir einfach mal am Türgriff zogen, ENTriegelte sich das Auto auch ebenso hör- und sichtbar wieder, bereitwillig wie eine Dame der Nacht! Dieses Problem konnte natürlich nicht ungelöst bleiben, schließlich spricht die Statistik dafür, dass früher oder später einer der Zombies seine taktil herausgeforderte Hand reinzufällig hinter den Türgriff zwängen würde und schon wäre unsere Sicherheit dahin! Also sind wir zu einer (glücklicherweise vorhandenen!) Alamo-Filiale in Portland gefahren. Die kannten das Problem nicht und haben daher anstandslos unseren Wagen ausgetauscht. Was für ein Rückschlag. Unser mit nicht geringer kriminineller Energie ergaunerter Gangsterrolls wurde weggefahren, stattdessen bekamen wir einen Jeep Grand Cherokee, der nur noch eine Klasse über der von uns bezahlten Größe lag und nicht mal eine Videokamera hatte! Der reinste automobile Bolschewismus, wo sollte das nur alles hinführen?!

Auf jeden Fall nicht in Sicherheit, denn als wir das Auto nach unserer Rückkehr vor unserem Domizil abstellten, abschlossen und spaßehalber den Türgriff zogen, passierte genau das selbe! Mangelnde Geisteskraft unsererseits, eine Versachwörung der Automobilindustrie, eine kooperative Falle der Portlandzombies, was auch immer der Grund war, so konnte es nicht weitergehen! Also wieder zurück zu Alamo und siehe da, der byzantinistische Dienling hatte mittlerweile mit seinem Filial-Lehnsherren gesprochen und Erleuchtung erhalten. Es war kein Bug, es war ein Feature! Die 2011er-Modelle haben in den USA jetzt zunehmend als Extra eingebaut, dass die Verriegelung der Tür sich von Außen durch einfaches Griffziehen löst, wenn sich der Schlüssel weniger als 90 Meter (sic!) vom Auto entfernt befindet. Dieses Feature soll im Idealfall verhindern, dass die Deppen sich aussperren. Im Katastrophalfall heißt es jedoch, dass das Auto schlicht nicht nachhaltig zu verriegeln ist, wenn man sich bspw. in einem Cafe aufhält und die Karre 80m weit weg steht. Brillantes Feature! Nachdem uns das erklärt wurde, bekamen wir aber wenigstens unser Pimpmobil zurück.

Positiv konnte man vermerken, dass der berühmte Maine-Lobster seinem Namen alle Ehre machte. Eines der besten Hummerestaurants fiel uns zum Opfer, wobei dieses natüüürlich auf einem Schiff im Hafen verortet war - ein cleverer Schachzug in einer Zombiestadt. Während der Hummer die Droge der Wahl meiner Angebeteten war, warf ich meine Kreditkarte lieber dem lokalen Borders in den Rachen und kaufrauschte mich durch Buchregale.

Hier das touristische Zentrum von Portland:




Weil die Stadt selber nichts Schönes zu fotografieren hergab, hier Photos von einem historischen Leuchtturm + Umland BEI Portland:


[Dieser Beitrag wurde 3 mal editiert; zum letzten Mal von [Amateur]Cain am 22.05.2011 19:34]
22.05.2011 15:54:04  Zum letzten Beitrag
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[Amateur]Cain

Amateur Cain
Teil 3: The Road
Nach wenigen Tagen führte uns die Fahrt weiter nach Norden. Zwei Dinge waren dabei ausgesprochen spannend. Erstens ist das Autofahrend doch radikal anders als im Mittleren Westen. Neuengland muss die Gegend sein, in welcher der Begriff "road rage" zuerst geprägt wurde. HIer fahren die Leute wesentlich unberechenbarer, aggressiver, dynamischer und interaktiver (*huuup*) - also mithin deutlich europäischer. Deutlichste Manifestation dieses Verhaltens sind die Auffahrten auf die Interstates: Im Gegensatz zu deutschen Autobahnauffahrten sind die nicht sanft in Kurven geformt, um dann in einen Beschleunigungsstreifen zu münden, der parallel zur Fahrbahn läuft. Vielmehr handelt es sich stumpf um lineare Straßen, die im 45°-Winkel in die Interstate einmünden. Führe man also einfach mit Vollgas so eine Auffahrt lang, so schösse man direkt schief in den Straßenverkehr. Das ist natürlich nur bedingt akzeptabel, also schaffen die Amerikaner Abhilfe und zwar mit der mächtigsten Waffe im Arsenal der Straßenverkehrsplaner - mit einem Schild. Am Ende einer jeden Auffahrt steht ein "YIELD"-Schild, also "Vorfahrt gewähren".

Schön gedacht.

Allerdings betrachten die Amerikaner das Befolgen dieses Schildes nur als Option, die (wenn überhaupt) nur von Sonderlingen, Kommunisten und Ausländern wahrgenommen wird. Der American Way of Einfädeln besteht darin, die volle Länge der Auffahrt zum Beschleunigen auf die zulässigen 60 MPH zu nutzen, um sich dann mit starrem Blick nach vorne gleich einer Flipperkugel in den fließenden Verkehr zu schießen - im sicheren Vertrauen auf Gott und die Sitte, dass solchen bemannten Raketen schlicht Platz gemacht werden muss. Ein faszinierendes Verfahren und einer der in westlichen Industrienationen selten gewordenen Siege der Sitte über das geschriebene Gesetz.

Entlang der Strecke war die zweite interessante Sache zu beobachten. Neuengland ist wie gesagt recht dicht, aber dezentral besiedelt. Resultat ist, dass man entlang der Highways hunderte von Häusern sieht, die mitten im Nichts stehen. Spannend war dabei die Unterschiedlichkeit der Anwesen. In Deutschland ist man eine sozial geprägte Einheitlichkeit von Grundstücken gewöhnt - entweder sehen ganze Straßenzüge/Viertel abgeranzt aus oder alles ist zumindest aufgeräumt und sauber oder wirkt reich. Ausreißer aus so einem Muster werden als auffällige Abweichler wahrgenommen. So ein wahrnehmungsbestimmendes Muster fehlt dort entlang der Highways völlig. Alle Häuser sind die typischen neuenglischen Holzhäuser, das ist einheitlich - aber jedes Haus+Grundstück ist nur durch seinen Besitzer geprägt. Man hat strahlend weiße Holzhäuser mit dicken, grünen Rasen im Milimeterschnitt direkt neben total verranzten Hütten, vor denen verrostender Schrott und Müll steht - und alles dazwischen in völlig unvorhersagbaren Konstellationen.

Die Extremform waren völlig verfallene Häuser - vom Haus mit eingestürzten Dach bis zum Modell "Alle geraden Flächen sind kollabiert", stehend auf völlig verkommenem Grundstück. Scheinbar kümmert sich niemand um Häuser, deren Besitzer sie nicht mehr haben wollen. Wir haben spekuliert, dass das mit der Raum-Überangebot zu tun hat und Versteigerungen von Häusern bspw. verstorbener Vorbesitzer so ergebnislos bleiben. Das albernste war mit Sicherheit ein riesiges Grundstück mit einer kollabierten Villa - die neue Besitzerin des Geländes hatte es sich in einem brandneuen Trailer direkt neben der Ruine gemütlich gemacht.




(Beispielbilder leichter Fälle, spontan während der Fahrt gemacht.)
[Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert; zum letzten Mal von [Amateur]Cain am 22.05.2011 19:39]
22.05.2011 15:56:48  Zum letzten Beitrag
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[Amateur]Cain

Amateur Cain
Teil 4: House of the Rising Mampf
Ziel unserer Reise war der Acadia National Park, genauer gesagt das Örtchen Southwest Harbor auf einer der Inseln. Dort bezogen wir ein traumhaftes B&B dessen Aussicht schon unschlagbar war.



Verbunden mit dem üblichen WLAN, HBO, netten Besitzern und geilen Zimmern, war das schon ziemlich super. Der Hammer war allerdings das Essen - das Frühstück bestand jeden Morgen aus drei verschiedenen, aufeinander abgestimmten Gängen - in einer Nation, die in Hotels auch in oberen Preissegmenten morgens zum größten Teil nur dürre Kaffeeplörre aus Styroporbechern und Betonbagel mit extra viel nichts drauf anbietet. Hier gab es immer einen Appetizer, einen Fruchtgang und eine Hauptspeise - pochierte Eier mit frischen Kräutern, belgische Waffeln mit Sahne, Kiwi-Kirsch-Souffle-Snacks ... der Kracher. Das war einer der Momente, wo wir merkten, warum wir uns diesen Teil des Landes ansehen wollte, und warum wir dabei in Dörfern und bei Privatleuten sein wollten.

Zwei Tage verbrachten wir damit die Natur des Parks zu erkunden. Dabei hielten wir uns selbstverständlich strikt an lokale Sitten und fuhren mit dem Auto in den Park hinein und darin umher. Ausgestiegen wurde dann, wenn es sich lohnte, aber das tat es ziemlich oft. Klippen zum Kraxeln, Berge zu besteigen, versteckte Sandstrände, dunkle Wälder - der Nationalpark ist wirklich zwei, drei Tage wert, wenn man solchen Dingen etwas abgewinnen kann.





Angeregt durch das lukullische Vorspiel am Morgen, haben wir auch abends versucht, gut und lokal zu essen. Das geht da wirklich hervorragend. Es gibt eine Menge kleiner Lokale, die sehr großen Wert darauf legen, dass sie lokale Produkte verarbeiten und das auch explizit bewerben. Neuengland stellt also das komplette Gegenkonzept zur postapokalyptischen Kulinarhölle Mittlerer Westen dar, in der ausschließlich Burgerkönige die Tacoglocken läuten und Pizzahütten bewohnen. Ich habe dann eines Abends ein großartiges (lokales!) Grillhähnchen mit Beerensauce verspeist. Weil ich nicht wußte, ob es denn auch in Amerika sozial akzeptabel sei, herausfordernde Hähnchenteile manuell zu sezieren, fragte ich unseren sehr sympathischen Kellner dies, der salopp antwortete, dass das völlig okay sei - wir seien schließlich in Maine, das sei Lobsterland und die Einwohner von Maine würden daher ohnehin alles mit den Händen essen. Breites Grinsen

An dieser Stelle Ein Wort zur Sitte des Seating. Im Prinzip ist es so, dass man in jedem vernünftigen Futterladen einen Platz zugewiesen bekommt - sprich, man kommt rein, sagt, wie viele Leute die Gruppe umfasst und wird zu einem Tisch geleitet - oder bekommt gesagt, wie lange die Wartezeit sein wird, bis ein Tisch frei wird; in dem Fall wird man dann namentlich aufgerufen. In zwei Fällen haben wir sogar extra Beeper bekommen - wir konnten relaxt herumsitzen und sobald unser Tisch frei war, wurden wir angebeept und begaben uns wieder zum Seater. Das System hat eigentlich nur Vorteile - man muss nicht nach freien Tischen suchen, bekommt von allen freien den besten verfügbaren, wird sofort als "anwesend" erkannt und entsprechen bedient, kennt seinen persönlichen Kellner. Alles prima, ich fände es ganz geil, wenn es das bei uns auch gäbe.

Insgesamt fielen uns in dieser Phase verstärkt die Unterschiede zum Mittleren Westen auf. Die Leute waren bei weitem nicht so dick (weder im Schnitt noch in den Extremen), die Küche war ubiquitär besser, sogar das Englisch war im Regelfall ausgefeilter und kreativer. Hier bestätigte sich das Bild des "anderen Amerika" durchaus.
22.05.2011 15:59:01  Zum letzten Beitrag
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[Amateur]Cain

Amateur Cain
Teil 5: The Age of Aquarius and Llllama
So super alles da schmeckte und war, unser Zimmer war nur zwei Tage buchbar gewesen, so dass wir innerhalb der Region nochmal umzogen. Und dadurch kamen wir in die coolste Unterkunft des gesamten Urlaubs. Es handelte sich um ein B&B, das mitten im Nichts am Ufer eines Sees lag. Die Besitzer sind zwei ehemalige Luft- und Raumfahrtingenieure vom MIT, die irgendwann beschlossen haben, dass das Leben noch was anderes bereithalten muss. Also haben sie ein großes Stück Land gekauft und sich darauf ein Off-the-grid-Haus gebaut. Dazu sind sie Vegtarier geworden, halten Tiere aus Liebe zu ihnen (und für Wolle, Honig und Eier) und betreiben eben noch das B&B.

Um das Haus zu erreichen, fährt man von der Straße ab und erstmal eine Meile über Schotter durch dunklen Main-Wald. Dabei sieht man aber links und rechts immer wieder Nutzflächen, auf denen Schafe gehalten werden, Bienenzucht betrieben wird etc. Kernbestand sind dabei ca. 20 Schafe aus vier verschiedenen Rassen, die von einem Lama bewacht werden. Das funktioniert scheinbar selbsttätig: Wenn man ein Lama in eine Schafherde stellt, entwickelt es automatisch einen Beschützerinstinkt für die kleineren Tiere. Das spürt man auch - als uns Karen die Herde vorstellte (und zwar namentlich mit Charakterskizze pro Tier) kam die eine Hälfte der Schafe an und fraß ihr aus der Hand, die andere Hälfte scharte sich unseretwegen um das Lama - das wiederum uns anschaute, als würde es uns gleich fressen wollen. Dazu kamen Gänse, ein Gastziegenbock und noch anderes Getier.

Das Haus selber war auch mit Tieren gefüllt. Weil Karen allerdings in einem Tierheim arbeitet und dort regelmäßig Tiere ins Herz schließt und mit nach Hause bringt, hatte jedes Mitglied dieser Horde irgendwie eine Latte am Zaun lose. Mrs. Magoo bspw. war ein hyperaktiver Mops mit nur einem Auge, der bei Besuch vor Freude beinahe kollabierte und seinen Gemütszustand extrem nach außen kommunizierte - um dann nach 15min in eine Art Koma zu fallen und zu pennen wie ein Stein. Dazu gab es noch interessante Katzen, von denen bestimmt Wobbles die eindrücklichste war: Der Name rührt von einer neurologischen Störung her, die es ihr unmöglich macht zu springen und außerdem dazu führt, dass sie beim Gehen eiert.

Den beeindruckendsten Lebenslauf hatte aber Batman. Batman war ein kleiner Hahn, der ganz normal draußen gelebt hat. Dabei hat er einen Falkenangriff unbeschadet überlebt, was recht selten ist - nur um dann kurz darauf ERNEUT von einem Falken angegriffen zu werden und auch diesen Angriff zu überleben. Allerdings ist er seitdem kriegsversehrt, denn durch eine Verletzung guckt er nun dauerhaft nach hinten. Daher lebt er nun im Haus und kommt da auch gut klar. Wenn er an die frische Luft will, stellt er sich einfach vor die Tür und kräht, nicht anders als die anderen Tiere auch.

Da wir an einem sehr stürmischen Tag ankamen, hab ich mich gleich aufgemacht, um die Wildnis um das Haus zu erforschen. Dabei fand ich dann in unmittelbarer Nähe im Wald das:




Ich fand dann später heraus, dass die Familie Moon seit dem 18. Jahrhundert dort gelebt hatte und sich direkt vor Ort begraben hat. Erhalten ist von diesen Dutzenden Gräbern aber nur dieser eine Grabstein (der seinerseits auch eine spätere Replik ist). Aus den Unterlagen ging nur hervor, dass der Friedhof eine Fläche von ca. 40x40 Yards hat - wo darauf der Stein steht, ist aber nicht klar. Als Karen und ihr Mann das Gelände dann kauften und ihr Haus bauen wollten, haben sie daher sicherheitshalber einen Abstand von 40 Yards in alle Richtungen vom Stein aus eingehalten, damit nicht eine Poltergeist Reenactment die Hippie-Idylle stört.

Spannend ist übrigens, dass die beiden niemandem ihren Lebensstil aufdrängen. Viele Amerianer kommen da unter, ohne zu begreifen, dass ihr Strom autonom produziert wird und die Tiere am Schotterweg zum B&B gehören. Lustigerweise springen einige von denen total drauf an, und wollen dann wissen, wie sie das auch machen können. Daraufhin erzählt Karen ihnen immer, dass sie erstmal damit anfangen sollten, ihren Stromverbrauch auf den der Europäer zu senken - denn ein Off-the-Grid-Haus erfordert eine andere Disziplin im Umgang mit Ressourcen und der Sprung vom amerikanischen Durchschnittsniveau dahin ist praktisch unmöglich und würde nur in Frustration enden.

Wichtigster Punkt während unseres Aufenthaltes war Mount Cadillac, ein schnuckeliger, kleiner Berg, der eine wunderbare Aussicht bietet und natürlich per Auto zu "erklimmen" ist.




Skurrilster Punkt war unser Abstecher nach Bar Harbor. Das ist so eine Art Sankt Peter Ording für den National Park: Im Sommer von Touris vollgestopft, außerhalb der Saison leergefegt. Letzteres aber noch konsequenter als Ording, so dass nur eine Handvoll Läden überhaupt auf hatte, darunter eine skurille Kaffeebar mit Löchern in der Decke und eine Imbissklitsche. Da sind wir wegen akuten Hungers rein und es war eine faszinierende Erfahrung: Da drin arbeiteten nur Schränke von Kerlen mit Narben, Schnäuzern, und Tattoos, die riesige Portionen handfesten Futters aufwärm...kochten. Die Besatzung war so kernig und wortkarg, dass wir mutmaßten, dass es sich bei dem Laden um eine Resozialisierungsstation des örtlichen State Prisons handelte. Dieser Eindruck löste sich auf, als ... nein, er löste sich überhaupt nicht auf.
[Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert; zum letzten Mal von [Amateur]Cain am 22.05.2011 17:09]
22.05.2011 16:01:47  Zum letzten Beitrag
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[Amateur]Cain

Amateur Cain
Teil 6: The Shining (Wildcat Edition)
Genug der Küste. Wir folgten der Expansion des Weißen Mannes Richtung Westen und wechselten von der Küste in die Berge - das ist alles wunderbar nahe beieinander, knapp 400km. Wir kamen im kleinen Örtchen Jackson unter, einem Nest mitten in den White Mountains in New Hampshire



Obwohl wir den King-Staat Maine damit verlassen hatten, erwartete uns in Jackson eine Shining-Erlebnis-Nacht. Der Laden, in dem wir übernachteten, war eine Mischung aus Hotel, Bar und Restaurant - insgesamt eher handfest als schnieke, aber sympathisch. Das Styling bemühte sich, die lokale Hotelerie der 50er und 60er Jahre aufleben zu lassen und war enstprechend minimalistisch, aber stilvoll.



Verstörend war aber, dass die Skisaison vorbei war und die Sommersaison noch nicht begonnen hatte - dadurch war das Hotel einfach leer. Komplett. Restaurant, Bar, Hotel - alles nur für uns. Als ich nachts runter bin, um was zu trinken zu erwerben, war niemand mehr da. Keine Rezeption, nix. Alles zu, alles dicht, Licht aus. Da es auch keine anderen Gäste gab, hätten wir auch das Haus mit Feuerlöschern verwüsten und abhauen können. Zum Glück gab es auch keine Blutwellen oder aufdringlichen, leuchtenden Barkeeper. Da wir außerdem auch Bier und TV hatten, musste auch niemand verrückt werden.

Frühstück gab's am nächsten Morgen in einem separaten Laden nebenan, und das war Bombe. Das Teil nannte sich "Yesterday's" und war so amerikanisch wie Sklavenhandel und Eroberungskriege: Eier in 512 Variationen, Hash Browns, Kaffee satt, 43 Toastsorten, Schinken. Würstchen, Bagel - EINFACH ALLES was ein Mann morgens braucht, und das für ein paar Dollar.

Traumhaft souverän war übrigens die Antwort, was ich tun müsse, um WLAN zu kriegen: Mich nahe ans Fenster setzen, damit ich das Netz des Hotels auf der anderen Straßenseite klauen könnte. Die Chefs des Ladens, in dem wir waren, haben den Angestellten verklickert, dass sie das eigene WLAN leider abstellen müssten, weil leider dauernd Hacker in die Geschäftsrechner einbrechen würden und dieses Risiko könne man leider nicht eingehen. Breites Grinsen

Am nächsten Tag füllte sich der Laden dann plötzlich radikal - aber nur mit Barbesuchern. In der Bar war nämlich Hoot Night, also Open Mic Night, was natürlich für alle Dörfer im Tal Pflicht war. Es war ein Kabinett des Grauens. Da saßen wirklich pomadige Dorfstecher, die bei uns auch mit 30 noch ihren Platz am Autoscooter finden, und sangen zur Pfadfinderklampf Textzeilen wie "I take my good, old pick-up to the highway, I drive into the sunset and feel the freedom" und dergleichen. Darüber kam ich mit einem sympathischen Ami ins Gespräch, der meinte, dass so ein Scheiß verboten gehöre. "I taky my good, old pick up and run over my wife", das wäre mal ein Text. Der Bob Dylan könnte sowas ja. Wir kamen ins Gespräch, weil ich zu diesem Zeitpunkt mehrfach Diskussionen mit einem wieseligen Hotelangestellten geführt hatte und er sich für den Fortgang des Krieges interessierte. Die beim WLAN angeklungene Kompetenz setzte sich nämlich leider auch auf anderem Feld fort: Heißes Wasser war einfach mal nicht da, wie wir am nächsten Tag feststellten. Nachdem der Wieselami ein halbe Stunde lang meinte, man müsse nur das Wasser laufen lassen und dann eine weiter halbe Stunde sinnlos durch Zimmer wanderte und die Temperatur dort testete, diskutierte er eine weitere halbe Stunde mit Igor, dem Faktotum des Hauses, bis die beiden nach 90min irgendwann einen Klempner bestellten. Der kam dann am nächsten Morgen. Der Dylan-Ami meinte, spätestens nach der zweiten halben Stunde hätte jeder Amerikaner rumgezetert und finanzielle Kompensation gefordert. Ich hab dann geantwortet, dass uns so ein Verhalten nach zwei verlorenen Weltkriegen abtrainiert worden sei. Er hat das auch sofort eingesehen. Wir haben dann aber bei der Abreise einfach mal gesagt, dass wir nur den halben Preis zahlen würden - und kamen damit ohne Gegenwehr durch.
[Dieser Beitrag wurde 3 mal editiert; zum letzten Mal von [Amateur]Cain am 23.05.2011 7:47]
22.05.2011 16:04:56  Zum letzten Beitrag
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[Amateur]Cain

Amateur Cain
Teil 7 : TORA! TORA! PLÜSCH! TORA!
Nach Küste und Bergen kam jetzt das Inland von Neuengland dran. Wir wechselten ins beschauliche Lexingten, Teil des Revolutionary-War-Heiligtum-Tryptichons "Lexingtonconcordboston". Von dort aus unternahmen wir dann Tagesausflüge in verschiedene Städte. B&B ist keiner weiteren Erwähnung wert - war ganz nett, unser Raum hatte ein Himmelbett (Grundgütiger...) und eien ca. 20cm hohen Flauschteppich - die Plüschhölle hatte uns, aber war okay.

Einige Zeit verbrachten wir in der örtlichen Mall. Amerikanische Malls sind ganz interessant, aus vielerlei Perspektiven. Die einfachste und simpelste ist natürlich Shopping. Für mich ist die Hauptanlaufstelle der Barnes & Nobles gewesen und wieder war ich ärmer. HRNZGHLSucht. Aber auch sozial ist das ein spannender Raum. Eine Eigenart, die dort besonders auffällt, ist, dass die Amerikaner ihre geschäftlichen Besprechungen in den öffentlichen Raum verlegen: Starbucksfilialen oder Foodcourts von Malls - völlig egal: Bewerbungsgespräche (!), Strategiebesprechungen. Verkaufgespräche, Konferenzen mit mehreren Teilnehmern - alles wird ganz öffentlich durchgeführt. Die Teilnehmer holen sich irgendwelchen Kaffee- oder Futterkram, um legitim einen Platz einnehmen zu dürfen, dann werden zentimeterdicke Akten auf den Tisch geknallt, Laptops hochgefahren, Bewerbungsunterlagen geprüft und es wird diskutiert und debattiert, und zwar völlig unbeeindruckt von den Vorgängen, die sich in einem Radius von mehr als 50cm um den Geschäftstisch abspielen. Faszinierend.

Spannend war auch zu beobachten, wie Jugendliche die Mall als Brunftrevier nutzen. Wir waren Freitag abend noch was futtern da (Crepes - richtige Crepes, mit Lachs und Salat und so!) und konnten faszinierende Schauspiele beobachten. Amerikanische Kinder sind im Schnitt ziemlich herrische und verzogene Gören, die kaum Grenzen gesetzt bekommen - zumindest haben wir nie etwas anderes gesehen, auch vor zwei Jahren nicht. Diese Biester mutieren dann zu wirklich enervierenden Teenagern. Ich meine, ich mache keinen Hehl daraus, dass ich schon unsere adoleszenten Blagen für überflüssige Sauerstoffkonsumenten halte, aber die waren noch viel krasser. Viel lauter, viel schriller in Ton, Kleidung und Gebaren - sozusagen destilliert. Interessant war aber vor allem ihr Verhalten: Gruppen sammelten sich im Foodcourt und führten überaus belanglose, aber dafür umso lautere und hysterischere Gespräche. Gleichzeitig bedienten alle irgendwelche Kommunikationsgeräte, im Regelfall Smartphones. In unregelmäßigen Abständen fluktuierten nun auf der Basis von Impulsen aus den Handys ("He's doing whaaat? OH MA GAWD! STAY THERE, I'm coming!!!") die Personen und Gruppen: Einige lösten sich aus der einen Gruppe und wechselten zu einer anderen, eine dritte Gruppe zerfiel n zwei Hälften und verschwand in andere Mallbereiche, um später als Teile völlig anderer Gruppen wieder im Foodcourt aufzutauchen und sich mit der ersten Gruppe zu mischen etc. etc. Es war ein einziges sozialphysisches (gibt es das Wort?) Chaos, eine Ursuppe aus Hormonen, Smartphones und Gekreische. Es war wie ein Autounfall, man konnte nicht wegsehen.

Stichwort Starbucks: Eine seltsame Unsitte ist es dort und auch überall anderswo, zu ganz normalem, leckerem Essen Chips als vollwertige Beilage anzubieten. Was bei Subway in Deutschland ja noch als exotischer Spleen durchgehen mag, ist da Gang und Gäbe - und fürchterlich.



TORA 1: Witch Museum, Salem

Der erste Ausflug führte uns nach Salem; ja, in das Hexensalem. Um die volle Dröhung in kürzester Zeit zu kriegen, sind wir ins weeeeeltbekannte Hexenmuseum gestromert, das von aussen auch recht passabel aussah. Wir schlossen uns innendrin einer Führung an - und waren schockiert.

EIn Museum soll ja Gegenstände der Vergangenheit sammeln, bewahren, beforschen und ausstellen. Von diesen vier Kernaufgaben erfüllt das Museum keine einzige. Das Museum zerfällt nur in zwei Räume. Das erste ist ein großer Saal, in dem in ca. 3m Höhe umlaufen Szenen mit Puppen aufgebaut sind, welche den Verlauf des Salemer Hexenwahns widerspiegeln sollen. Sobald die Zuschauer diesen Bereich en bloc betreten haben, wird der Raum verdunkelt, eine Art Aushilfs-Vincent-Price fängt an die Geschichte des Wahns zu erzählen und jeweils passend wird eine Schaufensterpuppenszene nach der anderen angeleuchtet. Diese "Show" ist der blanke Hohn - es wird eine reißerische, blutrünstige, völlig vereinfachende "Story" präsentiert, die nichts erklärt, nichts historisch einordnet und nichts vermittelt. Die Show erzählt Geschichte so, wie die Bildzeitung es tun würde. Es war ein Trauerspiel. Wenigstens war der Schlussakkord, dass im Gegensatz zu den "Millionen Toten" in Europa die Amerikaner wenigstens nur kurz und niemals wieder dem Hexenwahn verfielen. God bless.

Der zweite Teil des Museums bestand aus einem weiteren Raum, in dem drei Schaufensterpuppen standen, ein Zeitstrahl an der Wand klebte und eine Tafel am Ende zum Nachdenken anregen sollte. Durch diesen Teil wurde man geführt. Zuerst wurden an der ersten Puppe Herkunft und Wesen der vormodernen Hexen, also der Weisen Frauen skizziert, und das auch gar nicht schlecht. Allerdings drückte die Führerin danach noch auf einen Knopf, und ein Band erzählte das ganze aus der Ich-Sicht der Weisen Schaufensterpuppe nochmal. DIe zweite Puppe war dann die Klischeehexe auf dem Besen. Auch hier wurde (gar nicht so schlecht, aber noch lange nicht wirklich gut) referiert, woher der Wandel von der Weisen Frau zum modernen Klischee der Hexe rührt. Leider erzählte die Hexe das Ganze auf Knopfdruck dann auch nochmal. Die letzte Puppeninstallation waren dann zwei moderne Wicca-Leute, und hier wurde die Wiedergeburt dieser Religion dargestellt, ein in den USA wichtiges Thema. Leider erzählten die Figuren das gleiche dann nochmal. Am Ende wurde dann die Texttafel nochmal genutzt um zum Nachdenken anzuregen, was den Begriff Witchhunt angeht, wobei Vergleiche zu 9/11 und zu McCarthy gezogen wurden. Zum Holocaust jedoch nicht, und das, obwohl Anne Frank im Museumsshop und auf dem Zeitstrahl prominent platziert war.

Also hab ich die junge Dame nach der (immerhin 15minütigen ...) Führung noch einiges gefragt - zum Beispiel nach dem neusten Stand der Forschung bzgl. der Opferzahlen und ob die zeitliche Einordnung des Hexenphänomens in die Umbrüche der Frühen Neuzeit nicht sinnvoller wäre als der Begriff "medieval", den das Museum benutzt. Das Ergebnis war erschütternd. Sie hatte nicht die geringste Ahnung von den groben Mechanismen der Geschichtswissenschaft (Forschungsstand als Grundlage von Museumsarbeit) und von der Sache (Opferzahlen, periodische Kontextualisierung) wusste ich mehr als sie.

Amerikanische Museen, Zwischenstand: Top 1 : Flop 1

Ungute Erinnerungen an die Museumsunkultur des Mittleren Westens wurden wieder wach. Die Innenstadt ist übrigens eine einzige Hexenvermarktungsmaschinerie - an jeder Ecke Kartenleger, Psychics, Hexenkostüme etc.


TORA 2: Higgins Armory, Worcester

Aber das hält ja einen Freak wie mich nicht ab. Also gings am nächsten Tag von unserer Basis aus nach Worcester, der zweitgrößten Stadt und hier straight ins Waffen- und Rüstungenmuseum. Das ganze Ding ist aus einer privaten Sammlung entstanden, die in der guten alten Zeit entstand, als man historische Objekte noch in rauchigen Hinterzimmern zwischen Gentlemen handelte oder gleich den Ureinwohnern irgendwelcher Landstriche mit vorgehaltener Donnerbüchse aus den Heiligtümer rupfte. Die Armory war ein Glückstreffer. Sehr konventionell aufgemacht, aber ein Museum nach europäischem Verständnis. DIe Exponate standen im Mittelpunkt, Wissensvermittlung wurde betrieben, Museumspädagogik umgesetzt, Sensationalismus war kein Thema. Es wurde zu reflektiertem Denken angeregt und vollends im Glück war ich, als ich sah, dass die Armory sich um Sozial-, Kultur- und Gendergeschichte als Perspektive bemüht. Ich hab mich dann noch lange mit einem Mitarbeiter unterhalten, der sich seinerseits total freute, DASS ich das alles bemerkt hatte und wir uns unter Kollegen unterhalten konnten. Zauberhaft. Nur der Shop war enttäuschend; ich war bereit tonneweise Geld für Bücher dazulassen, aber es gab kaum was. Was es aber gab, waren drei Schulklassen, die sich mit Plastikhelmen, -schilden und -schwertern ausrüsteten, so dass es am Ende aussah, als zöge eine Hobbitarmee los. Amusing.

Amerikanische Museen, Zwischenstand: Top 2 : Flop 1


TORA 3: McAuliffeShepard Science Center, Concord

Hierbei handelte es sich um ein Planetarium/Science Center/Raumfahrtmuseum-Gedöns, dass einen Tag der offenen Tür veranstaltete. Wir hatten uns großes erhofft, aber es war eine traurige kleine Veranstaltung, die in großem Ambiente durchgeführt wurde, inklusive Astronautenautogrammstunde und dergleichen. Interssant aber wieder der entspannte Umgang der Amerikaner mit Krieg und Kindern: Als "Attraktion" für die Kleinsten wurde Lasertag angeboten, komplett mit realistischen Sturmgewehren und Deckungen. Spannend war war die Geschichtsdeutung - natürlich haben z.B. "die Russen" zuerst ein Objekt auf den Mond gebracht, aber das ist ja nur "kontrolliert abgestürzt", während U!S!A! kontrolliert gelandet ist und dadurch ja eigentlich viel geiler war. Und so weiter.

Alles in allem in der Sache Zeitverschwendung, aber dadurch wiederum witzig und ein netter Roadtrip. Dieses Concord lag nämlich in New Hampshire.
[Dieser Beitrag wurde 8 mal editiert; zum letzten Mal von [Amateur]Cain am 22.05.2011 16:55]
22.05.2011 16:07:17  Zum letzten Beitrag
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[Amateur]Cain

Amateur Cain
Teil 8: Welcome to the (very polite) Jungle I
Die letzte Woche verbrachten wir im Boston - alte Kacke. Eine wunderbare Stadt. Normalerweise komm ich bei Städten nicht ins Schwärmen, Städte sind nur Ansammlungen von Häusern und Menschen. Paris, Berlin, London, Chicago? Meh. Toronto war bisher die einzige Ausnahme.

Boston ist die zweite.

Die Stadt ist schön. Richtig schön. Alles grün, alles schön, alles nett bebaut. Ein geiles Zentrum, schöne Wohngegenden. Historische Viertel, Parks noch und nöcher. Geile Prunkstraßen, nette Nebenstraßen, spannende Läden. Praktisch keine Asis. Ein ... akzeptables ÖPNV-System. Harvard. Groß genug um alles zu haben, klein genug um die Probleme der Großstädte zu vermeiden, kurz gesagt: So wie Hannover, wenn es geil wäre.







Das Hotel, das wir bezogen, war okay - zweckmäßig, aber sauber und zentral. Ging klar, sie hatten immerhin ne Kaffemaschine auf dem Zimmer (<3) und Comedy Central im Fernseher, also konnte ich Stewart und Colbert bei der Verarbeitung von Obama bin Bidens Tod genießen.

Als Genuss für die Nerds unter uns: Jedes noch so kleine B&B, sogar das von den Hippies mitten im Wald, hatte natürlich freies WLAN. Nur das Hotel in Boston nahm für WLAN Geld. Nun ist es Usus, dass dann wenigstens ein Rechner in der Lobby öffentlich und gratis ist. Nicht in unserem Hotel. Die glaubten ernsthaft hiermit durchkommen zu können:





Tja, Boston. Zuviel zu erzählen. Ein sinnvolles Pflichtprogramm ist der Freedom Trail, ein Art Roter Faden entlang der historisch wichtigen Punkte der Stadt einerseits und gleichzeitig einfach eine schöne Tour durch die Stadt - beispielsweise der Revolution!sbalkon oder der Friedhof mit quasi allen Revolutionsführern.



[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von [Amateur]Cain am 22.05.2011 16:59]
22.05.2011 16:17:16  Zum letzten Beitrag
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[Amateur]Cain

Amateur Cain
Teil 8: Welcome to the (very polite) Jungle II
Die Museumssache war spannend, also gaben wir der ganzen Sache noch einen Chance. Wir besorgen uns einen City Pass, der in eine ganze Reihe von Museen und Ausstellungen Preishalbierungen bietet und wählten drei Sachen aus.

Boston hat ein Museum of Science - für meine Angebetete ob ihrer beruflichen Ausrichtung interessant, für mich spannend aus museologischer Sicht; das letzte amerikanische Science-Museum war ja ein ziemlicher Reinfall. Boston war wieder einer. Es ist wirklich faszinierend - auch Boston war wieder ein riesiges Chaos aus allem möglichen: Biologie, Raumfahrt, Mathematik; alles vollkommen durcheinander, möglichst sensationalistisch, teilweise mit Werbung vermischt, teilweise 50 Jahre alt (!), ständig laut, ständig bunt. Der Tiefpunkt war bestimmt eine Liveshow zur Elektrizität, vor allem auf lautem Blitzen, Knallen und Explodieren basierte, ohne etwas zu erklären. Museumspädagogik zum Abgewöhnen. Insgesamt fiel dabei einmal mehr auf, dass Museen sich in Amerika oft nur an Kinder richten. In Museen wie Salem oder dem Science sah man Unmengen von Kindern, primär Schulklassen, aber kaum Erwachsene - und die waren zumeist europäische Touristen, die man an ihren fremden Zungen erkannte.






Richtig super war allerdings eine Sonderausstellung, die zu dieser Zeit zu Gast war. Diese hatte das Thema "RACE: Are We So Different?" und kam von der American Anthropological Association. Das Ding war der Hammer. Didaktisch auf dem neusten Stand, inhaltlich super interessant gemacht. Das Konzept der Rasse wurde in seiner Entstehung und aktuellen Ausformung in allen Facetten (biologisch, sozial, ökonomisch) diskutiert und dabei großartig und fundiert dekonstruiert; das ganze immer in einer prima Mischung aus abstrakter Wissenschaft und konkreten und menschlich berührenden Beispielen. Wir haben uns allein in dieser Ausstellung beinahe ebenso lang aufgehalten wie im ganzen anderen Museum, diskutiert, nachgedacht - und tausendmal mehr Anregungen und Anstöße mitgenommen als aus dem restlichen Museum. Leider war das Fotografieren verboten, aber hier findet sich z.B der Einführungsfilm auf Youtube und hier ein kurzer historischer Überblick.

Amerikanische Museen, Zwischenstand: Top 2 : Flop 2

Als zweiter Punkt stand das New England Aquarium auf dem Plan, das ganz unterhaltsam war. Hier wurde das Thema vernünftig aufbereitet, man konnte einiges lernen, trotzdem ordentlich staunen - nicht zuletzt ob eines mehrere Stockwerke hohen Aquariums mit einer dreiviertel Million Liter Fassungsvermögen, in dem Haie, Riesenschildkröten und auch sonst alles möglich schwamm. Dieser Tank ist von einer sich herumschlängelnden Rampe umgeben, so dass man ewig daran vorbeischlendern und reinschauen kann. Außerdem gab es sehr nah drei verschiedene Pinguinsorten zu sehen und Läden mit Pinguinen haben prinzipiell gewonnen.




Vom Museum aus haben wir auch eine Whalewatchingtour gemacht, die recht spannend war. Geil war das Fahrzeug, ein Katamaran mit einer enormen Geschwindigkeit. Ich war ja schon oft auf See, aber noch nie SO schnell. Ich wieg ja ein paar Kilo, aber bei dem Fahrtwind hat es mich mehrfach fast einfach umgeweht. Geilerweise waren die beiden Spitzen als Balkone ausgebaut. Wenn man dann vorne in so einem Korb steht, der Wind einem ins Gesicht haut, sich ein Gewitter zusammenbraut und man mit der richtigen Musik voll aufgedreht in den Ohren auf Boston zufährt, dann ist das auf einer Epic-Skala von 1 bis 10 eine 12.

Als dritter Punkt folgte dann das Harvard Museum of Natural Science. Dieses Museum war dann ein Extrem in die andere Richtung - hier wurde gezielt das erwachsene Publikum angesprochen und zwar das akademische. Museumspädagogik fand nicht statt, stattdessen wurden Walskelette, ausgestopfte Pumas und drölf Millionen Mineralien einfach so präsentiert - letztere aber dann total schmerzfrei mit Summenformeln und Fachbegriffen, wer weiß denn bitte nicht, was die Apatit-Pyromorphit-Gruppe ist, also WIRKLCH. Die akademische Arroganz war mit Händen zu greifen und natürlich total sympathisch, aber eben doch etwas unprofessionell. Die Sammlung von hunderten ausgestopften Viechern war gruselig und auf einem didaktischen Stand ihrer Entstehungszeit, also aus dem viktorianischen Zeitalter. Das hat ja noch Charme, wenn man es als Geschichte seiner selbst begreift. Tragischerweise fanden wir ein Schild, dass uns darauf hinwies, dass die gesamte Ausstellung 2009 von drei Wissenschaftlern überarbeitet worden war. Vermutlich haben die einfach nur die maschinengetippten Schilder auf den neusten phylogenetischen Stand gebracht. Ich habe jedenfalls mit dem Gedanken gespielt, denen mal ein Museumskonzept zu schreiben und teuer zu verkaufen. Mal gucken, vielleicht werd ich ja reich. Dringend nötig hätten sie's weiß Gott.

Endstand Amerikanische Museen: Top 2 : Flop 3

Ansonsten war die Woche in Boston großartig. Und obwohl ich keine Bücher mehr kaufen wollte, konnte ich an sowas natürlich nicht vorbeigehen.



Abschließendes Beutefoto:



Viel weniger Krieg, es geht mir besser!
[Dieser Beitrag wurde 3 mal editiert; zum letzten Mal von [Amateur]Cain am 22.05.2011 17:04]
22.05.2011 16:22:18  Zum letzten Beitrag
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[Amateur]Cain

Amateur Cain
Teil 9: Exit through the gift shop
Ein paar vermischte Kleinigkeiten noch.

Deutschsein ist hip. Wir haben mit Dutzenden Leuten gesprochen; früher oder später kam das Gespräch immer auf unsere Nationalität. Nicht ein einziges Mal ernteten wir eine negative Reaktion - keine Hitleranspielungen, keine Irakkrieganspielungen, keine Frage nach Strom und fließend Wasser. Deutschland wurde durch die Bank als spannend und toll oder wenigstens als interessant empfunden. Etwas entnervend: JEDER, wirklich JEDER hatte einen Bruder, der in Deutschland arbeitet/studiert, war schon mal in Deutschland in Urlaub, stammt von Deutschen ab, hat Deutsche Freunde, was auch immer.

Die durchschnittliche Körperhaltung der Amerikaner ist ein Alptraum. Keine Spannkraft, keine Rückenmuskulatur, schlurfender Schritt, hängende Schultern - der Niedergang des Staates findet seine individuelle Entsprechung in körperlichem Ausdruck? Man weiß es nicht, aber schön ist das nicht.

Es gibt unheimlich viele Leute bei Minitätigeiten, die hierzulande schon lange automatisiert wären. Schrankenbediener und dergleichen. Macht mich irgendwie immer traurig.

In Supermärkten geht an den Kassen alles langsamer. Das ist toll. Es wird in Ruhe gescannt, es wird in Ruhe eingepackt. Entspannend. Und als Bonus wird von anderen Leuten eingepackt. Das ist toll, das will ich hier. Man bezahlt in aller Ruhe und nimmt seine fertig gepackten Taschen in Empfang. Super.

Die Grußform "Hihowareyoutoday" und die Antwort "Finehowareyou" kommt NOCH viel automatischer, NOCH viel geleierter und NOCH viel uninteressierter rüber als das vergleichbare 2000km weiter westlich. Es ist dadurch NOCH schlimmer und NOCH unterträglicher.

Fazit: Schön war's. Neuengland hat wirklich viele sympathische Eigenheiten. Es war in der Tat ein "anderes Amerika", das wir erlebten, aber es dennoch vor allem "Amerika", nicht vor allem "anders". Die Gleichheiten überwogen.

[Dieser Beitrag wurde 3 mal editiert; zum letzten Mal von [Amateur]Cain am 22.05.2011 17:08]
22.05.2011 16:23:46  Zum letzten Beitrag
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El Barto

el_barto
Meinen ersten Post 2011 widme ich Cain für den tollen Reisebericht. Dankeschön.
22.05.2011 19:00:47  Zum letzten Beitrag
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_rebeL-

Arctic
...
Clowns /o\
Pinguine \o/
Debilopole <3
22.05.2011 20:05:16  Zum letzten Beitrag
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SirHenry

AUP SirHenry 04.04.2010
Ein ganz toller Reisebericht, vielen Dank für's "mitnehmen" Hat Spaß gemacht das zu lesen und weckt irgendwie Fernweh peinlich/erstaunt
22.05.2011 20:23:49  Zum letzten Beitrag
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nobody

nobody
...
Danke!
22.05.2011 20:34:29  Zum letzten Beitrag
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[Amateur]Cain

Amateur Cain
300 Leute schauen rein, und keiner hat eine lustige Ergänzung oder was? Wo bleibt denn da die Interaktivität?! traurig
24.05.2011 15:37:03  Zum letzten Beitrag
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[k44] Obi Wahn

k44_obi_wahn
verschmitzt lachen
 
Zitat von [Amateur]Cain

Abschließendes Beutefoto:

http://www.abload.de/img/2011-05-1714.30.25xxjw.jpg

Viel weniger Krieg, es geht mir besser!


Die Komposition macht mich grinsen.
24.05.2011 16:07:51  Zum letzten Beitrag
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Guignol

Guignol
Sag mal, habt ihr auch mal so etwas typisch Einheimisches gemacht? Ich weiss ja nicht, was die Amis in ihrer Freizeit so tun (Baseball, Bowling, Jagen?).

Mich hat es immer interessiert ein Land aus der Sicht der Einheimischen zu sehen, dh. ich bin eher im Supermakt als im Museum gewesen und habe dort meine Studien betrieben.


Meine Frau will mit mir und Rosa (wenn sie etwas älter ist) auch mal ein Paar Wochen rüber. Einerseits machen mir Deine berichte Angst und ich könnte mir vorstellen auf das Land zu verzichten (aber mehr Irre als in Wien gibt da glaub ich eh nicht). Dann denke ich aber es ist eher traurig wie es dem Land geht (schon in den 80er kamen Freunde zurück und sagten "dritte Welt") bin aber wahnsinnig neugierig mal wieder hin zu fliegen, gerade weil es so viel unterschiede/extreme gibt und das Land wirklich viele viele Möglichkeiten bieten kann.

Meine erste und einzige USA reise war nach New York 1977, ich war acht und meine Mutter kam über die Plattenfirma für die sie arbeitete an zwei günstige Tickets. Wir haben dann Adressen von Freunden von Freunden bekommen und bei denen gewohnt (eine von den zwei Wochen sogar in einer Wohnung deren Bewohner verreist waren). Das war als Elvis starb, wir saßen beim Abendessen (Frikadellen mit Kartoffeln und Kapern-Tomatensauce), seit dem das Elvis Gedächtniss Essen. Auch haben sie als wir dort waren Ted Bundy gefasst, den Serienkiller der in New York Frauen mit langen dunklen Haaren in den zwanzigern umgebracht hat (da war meine Mutter recht erleichtert).

Mit dem Taxi 1977 durch Harlem war erschrecken, das Viertel sah aus wie nach einem Bürgerkrieg, kaputt, dunkel, beängstigend. Aber spielen mit den Kindern aus dem Haus, Skateboard fahren, die Sirenen der Polizei und Feuerwehfahrzeuge, Kindersendungen rund um die Uhr. Frühstückslokale und Massen von Taxis haben sich in meinem Kopf festgefressen.

Ich glaube die Eindrücke damals könnte ich jetzt so ungefiltert und unvoreingenommen nicht mehr aufnehmen.

Möchte langsam mal rüber, melde mich auf jeden Fall wegen der Adresse des Vegetarischen B&B.

Und danke für Deine ausfühlichen und unterhaltsamen Berichte.
24.05.2011 20:46:30  Zum letzten Beitrag
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~*Viper*


Top Bericht...vielen dank dafür !
25.05.2011 9:51:06  Zum letzten Beitrag
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Toppi

Toppi2
nice, cain

boston is klasse, da hab ich mich auch schonmal rumführen lassen, tolle stadt.

taugt "Earth - The Book" was, wenn man Stewart- und Colbert-Fan ist?
25.05.2011 10:23:24  Zum letzten Beitrag
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pesto

AUP pesto 05.02.2008
 
Zitat von [Amateur]Cain

Ein paar vermischte Kleinigkeiten noch.

http://www.abload.de/img/mugshotjyz6.jpg


ich hoffe für dich, das das keine jogginghose ist! Wütend

ansonsten sehr schön geschrieben.
25.05.2011 12:44:39  Zum letzten Beitrag
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wuSel

AUP wuSel 24.02.2008
Jeans, sieht man doch - oder? peinlich/erstaunt
25.05.2011 16:22:20  Zum letzten Beitrag
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Lunovis

AUP Lunovis 27.11.2007
...
Wenn ich mal reich bin, kaufe ich mir Cain als Fremdenführer.
25.05.2011 19:23:55  Zum letzten Beitrag
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[Amateur]Cain

Amateur Cain
Danke für die Blumen.

@pesto: Bist du malle oder was? Das sind geilogeilo Blue Jeans, direkt da gekauft, mit seggsy Popo und allem.

@toppi: Ja, das tut es. Es ist nicht so rasend komisch wie der Onion-Atlas, aber es sind einige sehr schöne Sachen drin und man merkt stets die Daily-Show-Prägung.

@guig: Typische Aktivitäten haben wir nicht entfaltet, aber ich bin auch der Überzeugung, dass ich Amerika nicht wirklich besser verstehe, wenn ich bowle oder ein Reh schieße. Es ist uns aber immer wichtig, Leute zu beobachten, mit Leuten ins Gespräch zu kommen - genau das was du mit dem Supermarkt meinst. Daher kommt bspw. auch die Mall-Story.

Ich kann natürlich nicht entscheiden, ob oder ob nicht die USA was für euch sind. Ich bereue es aber trotz aller beißenden Untertöne keine Sekunde; alle Aufenthalte waren unheimlich eindrücklich und lehrreich.
25.05.2011 20:54:35  Zum letzten Beitrag
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pesto

AUP pesto 05.02.2008
dank des bild im ot-thread kann ich nun wohlig schlafen und von deinem poppes in dschinns träumen. <3
27.05.2011 11:43:19  Zum letzten Beitrag
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[UUG]Buck

buck
...
Cain, großer großer Sport!

Wäre nur schön, wenn Du jetzt auch bei Wikipedia den Artikel "Bottrop (Einheit)" anlegtest. Außerdem: Deine gesammelten Reiseberichte bitte vervollständigen, aufhübschen und veröffentlichen. Danke.
27.05.2011 16:09:34  Zum letzten Beitrag
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Natanael

AUP Natanael 12.04.2008
Wieder ein großartiger Bericht. Roadtrip durch die USA ist auch eins meiner festen Ziele. Aber für den ersten plane ich langweilig den Südwesten.


Ihr hättet euer Luxusschiff übrigens nicht abgeben müssen. Der Dodge Durango hat nen Keyless Entry System Breites Grinsen
28.05.2011 12:24:08  Zum letzten Beitrag
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[-SSH-]PoekiPelzball

Schaf
Danke für den Bericht! Ich kann leider auch nichts interaktives hier bieten, da wir für so tolle Reisen viel zu verplant sind. Unser letzter Ausflug belief sich darauf, spontan an der Küste hochzufahren, im Dunkeln dann in irgendeinem billighotel auf Skye zu landen (weil natürlich nix reserviert), zu merken, dass wir zwar Zahnbürsten, aber keine Zahnpasta eingepackt haben und dann pelzbezungt am nächsten morgen den nächsten Minimarkt zu überfallen, um wieder minzefrisch zu sein. Danach gings nach Hause und wir haben uns nicht mal das Reptilienhaus angeguckt. :< Aber sollte ich irgendwann mal ne spannende Reise tun, erzähl ich euch als erstes davon!
29.05.2011 23:50:56  Zum letzten Beitrag
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[Amateur]Cain

Amateur Cain
@Natanael: Das war ja der Gag der Geschichte. Entweder hab ich mich unklar ausgedrückt oder du hast zu hastig gelesen. Breites Grinsen

@Poeki: Das ist doch auch schön - derlei Spontanes fällt Planungsfreaks wie uns wiederum schwer. Außerdem hab ich jetzt Fernweh nach Skye. Wir müssen DRINGEND mal wieder hoch da in die Ecke zu euch...
30.05.2011 9:08:55  Zum letzten Beitrag
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[-SSH-]PoekiPelzball

Schaf
Dann beeilt euch aber, wir ziehen in drei Wochen in den Süden! :> Und von Skye haben wir bei unserem Ausflug leider fast nix gesehen, da wir ankamen, als es dunkel war und am nächsten Tag relativ früh wieder abgehauen sind. Die Fahrt war aber schön! Breites Grinsen

Vielleicht sollten wir mal unsere Kräfte kombinieren und einen ausgefeilten Spontantripp planen! Superreise-Megatron!
30.05.2011 10:25:52  Zum letzten Beitrag
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 Thema: Howareyoutoday? FineSHUTTHEFUCKUP! ( 2000km durch Neuengland )
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