Jugendschutz ist Zensur, und sogar in gewisser Weise eine schwache Form der Vorzensur - nur denkt da kaum einer dran. In diesem Fall ist sie sogar deutlich fundamentaler, weil zentraler organisiert als die Aktion eines einzelnen Museums.

Selbst Urheberrecht und Persönlichkeitsrechte können als Form der Nachzensur auftreten; siehe das Resultat der Mephisto-Entscheidung. Zensur als Argument für kategorisches Ablehnen ist also zu kurz gedacht.

Das soll andererseits keine Verteidigung von ideologischer Zensur sein; ich persönlich halte aber den Jugendschutz für das deutlich schlimmere Übel als die Entscheidung eines Museums - zumal das Gemälde in diesem Fall in Myriaden Formen der Reproduktion zumindest teilweise weiterhin zur Verfügung steht und bei jedem zweiten Artikel mit abgebildet war. Wenn Hakenkreuze in deutschen PC-Spielen verschwinden oder Spiele mit ein paar Toten mehr nicht mehr beworben werden dürfen, hat das deutlich krassere Auswirkungen. Und die Argumentation ist da letztlich auch nur ideologisch: "Kinder verstehen das nicht/lernen es falsch." Eine Kausalkette, die, soweit ich weiß, nur bei zusätzlichen Voraussetzungen, die ihrerseits deutlich schlimmer und gefährlicher für kindliche Entwicklung sind, erfüllt ist. Womit man den eigentlich zugrunde liegenden, ideologischen Anstrich "Das gehört sich nicht!" viel eher entlarven kann. Und dieser Unterton will meist eben KEINE Diskussion, ob diese oder jede Form von Gewalt und Unterdrückung jetzt schlecht ist oder neu interpretiert werden kann. Eine Option, die bei aller Voreingenommenheit der Kuratorin für ihre Sache, in der Aktion des Museums immer noch freigestellt wird.