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| Zitat von Tom4H4wK
Nein, ich denke, es ist andersrum. Nicht die Medien drücken Computerspielern einen Stempel auf. Die haben mittlerweile auch geschnallt, dass ein Viertel der Bevölkerung gerne mal an Computer, Konsole und Handy spielt. Und dass da sogar 40% Frauen dabei sind.
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Ich hab nirgendwo behauptet "die Medien" drücken den Computerspielern einen Stempel auf. Die Medien sind nichts weiter als ein Werkzeug, das von Menschen mit einer Agenda gleichermaßen genutzt wird. Den Stempel muss schon der Rezipient selbst aufdrücken, was sicher auch nicht immer passiert, sofern der Rezipient eine dieser Tage unabdingbare Medienkritik verinnerlicht hat.
Und ja, natürlich sind da mittlerweile viele Frauen dabei, auf allen Seiten. 40% Spielerinnen, das ist mal ne Ansage. Diese Menschen bestimmen was produziert und für gut erachtet wird, mit ihrer Kaufentscheidung. Sie geben Impulse, legen Schienen und stellen Weichen, sind intrinsisch mit dem Spielen verbunden und so ist auch ihre Motivation.
| Zitat von Tom4H4wK
Es ist eine laute Minderheit von Hardcore-Gamern, die das Image nachhaltig nach unten ziehen. Die ihre ganze Identität damit verknüpfen und die es wohl irgendwie stört, dass Gaming nicht mehr die exklusive Domäne der Jungs ist, die ihre Shooter hart, brutal und sexistisch wollen, sondern sich einem Mainstream-Publikum mit einer viel größeren Diversität öffnen.
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So der von einschlägig bekannten Feministinnen mantraartig einlullende Narrativ, meist noch ohne Differenzierung Richtung Minderheit, sondern pauschal gegen (männliche) Gamer, folglich werden Stellungnahmen von augenscheinlichen Gamer-Instanzen gefordert. Faktisch ohne Einfluss, aber damit erhärtet man den Narrativ.
Du gibst doch vor ein Mensch mit Verstand und Vernunft zu sein? Nun, in wie weit ist in irgendeiner Art und Weise gesichert, das die Leute die so massiv Drohung aussprechen tatsächlich diese Motivation haben? In wie weit ist gesichert, das sie überhaupt irgendwas mit Spielen zu tun haben? Du behauptest du kennst zig Spieler und Spielerinnen die sowas nie tun würden – ich auch! Und ich gehe davon aus das das für die meisten hier zutrifft. Und auf einmal schmeißen wir unserer Erfahrungswerte über Bord und lassen sie ersetzten, durch vermeidliche Fakten die wir in Twitter oder sonst wo lesen?
Je mehr ich mir das Schlammcatchen von Sarkeesian und GamerGate whatever anschaue, bin ich der Überzeugung, dass das nicht die Bohne mit Computerspielen zu tun hat, sondern einfach der nervende und häufig völlig überstrapazierter alte Geschlechterk(r)ampf ist. Sarkeesian hat ja schon selbst zugegeben das ihr die Spiele mehr oder weniger egal sind, sie hat nichts von dem was sie in ihren Videos zeigt selbst gespielt. Ihre Methodik zeigt das es ihr nicht um Nachhaltigkeit geht, sondern um Polarisierung mit allen Mitteln. Computerspiele waren einfach nur ein Battleground den sie sich ausgesucht hat. Nun kommen ihrer Gegner mit der gleichen Motivation (nicht Computerspiele, sondern Geschlechterk(r)ampf ) auf den Battleground und hampeln genauso rum. Wer wird dafür zu Rechenschaft gezogen: Der Battleground. Bravo!
Was mich übrigens außerdem zunehmend stört ist, dass Sarkeesian von irgendwelchen Machstrukturen faselt, bei ihrem Ansatz aber nichts weiter tut als diese Strukturen mit anderen Menschen auszutauschen, und sie gerne bemüht (Ruf nach den Führern der Spielbranche, is klar) statt sie zu dekonstruieren . Mehr Anarchie bitte, Frau Sarkeesian. Intrinsische Motivation aktivieren. Befehle, erhobene Zeigefinger und Co sind nichts weiter als aktivierte Machtstrukturen.
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| Zitat von horscht(i)
| Zitat von RushHour
Wenn ich "Positivismus" sage meine ich eine Wisenschaftstradition, die sich auf beobachten, messen, feststellen, modellbilden und prognostizieren reduziert, aber nicht nach Sinn, Ursprung, Bedeutung und Alternativen fragt. Bei Luhmann ist es ja am deutlichsten, der sagt es gibt zwie Soiologien, die eine fragt "Was ist der Fall?", das nennt er Wissenschaft, die andere fragt "Was steckt dahinter?", das hält er für esoterischen Unsinn. Ich sehe das genau andersrum.
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Welche Wissenschaft arbeitet denn so? Welche Wissenschaft fragt denn bitte nicht "Was steckt dahinter?" oder anders "Welche Ursachen hat das?"?
Natürlich wird gemessen, beobachet, festgestellt. Damit wird der Status Quo erfasst. So passiert es! Daraus werden dann natürlich Schlüsse gezogen, sonst kommt man aus simplen Messreihen zu keinem Modell. In jedem Modell stecken ja schon Annahmen über die Ursachen und deren Wechselwirkungen. Und daraus werden natürlich Prognosen abgeleitet, die dann experimentell geprüft werden und somit das Modell testen. Klappts, ist alles super. Klappts nicht, stecken im Modell wohl falsche Annahmen oder zu wenige Annahmen oder oder oder.
Das, was du forderst, nämlich Ergründung der Ursachen, wird durch diese Methodik exakt geliefert.
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Das, was er kritisiert, ist vor allem
a) schlechte Wissenschaft und
b) (schlecht?) an Laien vermittelte Wissenschaft.
Wenn das im Spiegel steht, dann sind da nicht alle Wenns oder Vorausgesetzts drin, die im Artikel vielleicht (hoffentlich) drinstanden. Wenn dann der Journalist nicht voll mitkommt, geht noch mehr von der Methodik verloren. Siehe der Epigenetik-Artikel weiter oben. Und dann kommt hinzu, dass du Grenzen hast, wieviel Methodik du in einem Artikel zu einem konkreten Ergebnis vermitteln kannst. Die meisten Leute verlieren wahrscheinlich leider völlig den Überblick, wenn zuviel von der methodischen Sauberkeit gleichzeitig miterklärt wird. Das geht, ist dann aber journalistisch echt schon gehobene Klasse.
That is what a 404 error feels like.
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Ich gebe zu, keine Primärquellen zu kennen und wahrscheinlich wenig Ahnung zu haben, aber viel von dieser Diskussion erinnert mich massiv an das Problem, das Leute mit allen möglichen Emanzipationsbewegungen haben: Es ist eine veraltete Diskussion.
Wenn man mal Leute kennenlernt, die interdisziplinär mehr wissen, als das, was ihre eigenen Fachleute über die anderen Fachleute schreiben, dann ist das meist weder das, was Adorno Positivismus genannt hätte, noch das, was Mach und Popper gewollt hätten. Da sind wir, glaube ich, heute einfach viel differenzierter und vielschichtiger drauf. Deswegen verstehe ich auch nicht so ganz, wieso du immer so für die Sozialwissenschaften und ihre Perspektive plädierst, weil sich aus dieser Argumentation heraus Leute entwickelt haben, die noch heute Dinge behaupten, die schlicht und ergreifend experimentell nicht nur nicht belegbar, sondern widerlegt sind. Die behaupten, dass sie von vorne herein naturwissenschaftliche Erkenntnisse nicht in ihre Überlegungen einbeziehen, weil die ja so falsch sind. Das ist genau die Unreflektiertheit, die man "uns" vorwirft.
Und die guten Physiker/Psychologen machen beides. Sie gucken sich an, wo ihre Sachen herkommen UND benutzen eine saubere Analyse. Mein persönlicher, stiller Vorwurf ist ja, dass viele GeiWis mit der Einstellung "Mathe brauche ich nicht" aus der Schule gehen, und völlig unreflektiert diese Meinung weiter in sich tragen und fröhlich vor sich hinlabern wollen. Das sind die Leute, die dafür sorgen, dass MINTler abfällig von Laberfächern sprechen, die (für mich) den Schulunterricht mitunter unerträglich gemacht haben und einen Standpunkt haben. Im Sinne von Horizont von Radius 0.
Und der Wikipedia-Artikel zum Positivismusstreit liest sich genauso. GeiWi gegen MINT. Yaaaayyy....! Das ist fünfzig Jahre her! Damals war Kosmologie noch als philosophische Spielerei belächelt.
Und das gleiche mit Schwarzer und Co: Deren Ansichten werden noch heute als "der Feminismus" dargestellt. Dabei gibt es auch da SO viel modernere Alternativen und Ideen.
Warum müssen die frühe(re)n Denker immer wieder wie in Stein gemeißelte Welterklärer verwendet werden? Wenn jemand auf einer heutigen Konferenz zur Physik einen Streit losbrechen will, weil der verwendete Entropie-Begriff nicht dem entspricht, den Planck verwendet hat, dann wird da auch nur mit den Augen gerollt. Trotzdem sind viele der Ergebnisse von Planck aufgenommen worden, werden tagtäglich verwendet und weiter verfeinert. Warum wird so oft getan, als wären Marx, Lenin, Beauvoir, Freud, Adorno und Co noch heute an vorderster Front dabei? Sie sind sicher Teil der heutigen Grundlagen - aber eben Grundlagen auf denen man aufbaut.
Viel von diesen Streiten (die übrigens hier im Thread, wenn auch meist weniger akademisch/intellektuell/überkandidelt, immer wieder hochkommen) tun einfach so, als wäre das Wissen vor 50 Jahren das Ende der Fahnenstange.
Grab him! - And risk the grappling rules?
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| Zitat von Wraith of Seth
Und die guten Physiker/Psychologen machen beides. Sie gucken sich an, wo ihre Sachen herkommen UND benutzen eine saubere Analyse. Mein persönlicher, stiller Vorwurf ist ja, dass viele GeiWis mit der Einstellung "Mathe brauche ich nicht" aus der Schule gehen, und völlig unreflektiert diese Meinung weiter in sich tragen und fröhlich vor sich hinlabern wollen.[/i]
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Agreed. Natürlich kann man an mancher psychologischer Forschung kritisieren, dass sie mit zu großen Scheuklappen sich aufs "Messbare" beschränkt und alles andere aus dem Blick verliert, vor allem Bereiche der Neuropsychologie tendieren da stark dazu. Natürlich ist das nicht optimal, aber es gilt nicht für die gesamte Disziplin, und überhaupt geht es ja in psychologischer Forschung auch oft darum, Treatments zu entwickeln, die Patienten helfen. Und spätestens dann kannst du nicht mehr herkommen und ohne Empirie arbeiten und einfach sagen "Ich hab mir Gedanken gemacht und glaube das hilft, ich mach das jetzt einfach". Da muss man schon vorher empirisch und falsifizierbar abklären, ob das treatment denn auch wirklich hilft. Alles andere ist moralisch nicht vertretbare Quacksalberei.
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In der Mathematik gab es auch mal eine Zeit, die Haro Heuser als "fröhliches Schließen" bezeichnet. Bei einem Euler kamen da viele gute Dinge raus, bei vielen anderen aber eben nicht. Genau dies hat zu der Strenge in der Mathematik geführt, wie sie jeder Mathematik-Student (auch viele Physiker) kennt und fürchtet: Definition, Satz, Beweis.
Oder: Messen, Modell bilden, Experimentell verifizieren/falsifizieren.
Es hat schon seine Gründe, dass es zu dieser Methodik gekommen ist und das sie sich auch heute noch bewährt.
| Zitat von Wraith of Seth
Das, was er kritisiert, ist vor allem
a) schlechte Wissenschaft und
b) (schlecht?) an Laien vermittelte Wissenschaft.
Wenn das im Spiegel steht, dann sind da nicht alle Wenns oder Vorausgesetzts drin, die im Artikel vielleicht (hoffentlich) drinstanden. Wenn dann der Journalist nicht voll mitkommt, geht noch mehr von der Methodik verloren. Siehe der Epigenetik-Artikel weiter oben. Und dann kommt hinzu, dass du Grenzen hast, wieviel Methodik du in einem Artikel zu einem konkreten Ergebnis vermitteln kannst. Die meisten Leute verlieren wahrscheinlich leider völlig den Überblick, wenn zuviel von der methodischen Sauberkeit gleichzeitig miterklärt wird. Das geht, ist dann aber journalistisch echt schon gehobene Klasse.
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In dem zitierten Abschnitt zeigt RH seine persönliche Defintion von Positivismus auf und kritisiert dabei die zur Zeit gelebte wissenschaftliche Methode.
Ja, es gibt in seinem Post vorhergenden Absätze, in denen auf SPON Artikel eingegangen wird. Die spielen in diesem Abschnitt aber keine Rolle.
Und falls sie doch eine spielen:
Was kann denn bitte die Wissenschaft dafür, dass bei SPON nur Praktikanten sitzen?
Und hat sich RH wider besseren Wissens sein Bild von "Wissenschaftstradition" aus schlecht recherchierten SPON Artikeln abgeleitet? Na dann gute Nacht.
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Ich lachte.
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Solange das nicht bewiesen ist, würde ich ihr als unbeteiligter Dritter auf keinen Fall unterstellen das sie die Drohungen selbst initiiert hat.
Klar, ist natürlich alles schon vorgekommen. Die z.B. an Emma Watson gerichtete Drohungen nach ihrer he4she Ansprache waren wohl auch von einer Agentur abgesetzt worden, die eine Verschärfung der "Internetgesetzte" zur Agenda hatte - klassischer Agent Provocateur, auch wenn Emma Watson damit nix zu tun hatte.
Alles ist möglich, sogar das es wirklich ein 12 Jähriger Typ war, der Angst hatte das ihm jemand Duke Nukem wegnimmt. Oder ist es immer die gleiche Person, die einfach alle (auch Gemergate Anhänger erhielten Drohungen) bedroht, weil sie einfach einen Schden hat und gerne Leute bedroht?
Die Bedrohung bleibt für den Empfänger eine Bedrohung und einfach aller aller unterste Schublade und gehört selbstverständlich in jedem Fall abgelehnt.
Unabhängig davon muss ich bei dem Strip (also das Original) auch immer lachen
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[Dieser Beitrag wurde 3 mal editiert; zum letzten Mal von zer0 am 20.10.2014 0:09]
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Ich bin zwar spät dran, wollte mich aber doch noch einmal zu dem Thema äußern.
| Zitat von RushHour
soziales Verhalten aus Genen oder der Gehirnchemie usw. ursächlich (!) erklären will für völlig neben der Spur. Das ist eine total positivistische, rein empirisch-technisch ausgerichtete Biologie, die von - für mich als Sozialwissenschaftler - völlig unhaltbaren wissenschaftstheoretsichen Axiomen ausgeht und Erkenntnisse der kritischen Sozialwissenschaften, der Erkenntnistheorie, der Psychologie aus mehreren Jahrhunderten völlig ignoriert.
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Was war denn deine letzte Arbeit die du auf diesem Gebiet gelesen hast? Du baust hier einen munteren Strohmann auf und würzt das ganze obendrein mit positivismushörigen Unterstellungen auf einem postpositivistischem Arbeitsfeld. Kein Biologe heutzutage, der auch nur annähernd etwas von Genetik versteht, würde behaupten, dass Gene ursächlich für das gesamte Spektrum des menschlichen Seins sind und die Umwelt keinen Einfluss hat (spätestens wenn man das Geschlecht von Schildkröten mit der Inkubationstemperatur einstellen kann, andere endokrine Disruptoren, Daphnien die eine Art stachligen Helm bekommen, sofern bestimmte Prädatoren anwesend sind, oder eine Milliarde andere Interaktionen).
Ich halte es auch für ein Unding, dass du hier versucht Psychologie und Sozialwissenschaften für deinen Standpunkt vereinzunehmen, gerade weil diese erst eine umfassendere Analyse von Daten, Experimenten und Fragestellungen ermöglichen. Caspi und Moffitt sind ein gutes Beispiel, welche Ergebnisse solch Symbiose leisten kann und davon gibt es noch viele mehr (man denke nur an die Forschungen von Hooker, Bailey oder Pillard, welche es ermöglicht haben, dass Homosexualität nicht mehr als Krankheit betrachtet wird).
Fakt ist aber, aber das die simple Dichotomie von Nature vs Nurture sowieso überholt ist, beide bedingen sich gegenseitig und sind untrennbar vereint. Die Beeinflussungen sind hochkomplex, vielartig und können sich gegenseitig kaskadenähnlich verstärken. Selbst bedeutende Kritik an der dual inheritance theory, genetischer Determinismus oder Soziobiologie, insbesondere durch Lewontin (solltest du ihn noch nicht gelesen haben, so empfehle ich ihn dir, ähnlicher, marxisitsch geprägter Begriffshintergrund) oder Gould, würde nie, niemals nie einen Einfluß von Genetik komplett verneinen, oder ihn als minimal für das Individuum verstehen.
| Zitat von RushHour
Das ist ein Laborratten-Zugang zum Menschen, das halte ich wirklich weitgehend für lächerlich und fast vollkommen erkenntnisblind.
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Naja, jetzt könnte ich einen Schwenk zur Entwicklungsgeschichte der Hominiden machen, auf die physiologischen Similaritäten der Wirbeltiere untereinander hinweisen. Nun, es fällt wohl wesentlich leichter zu akzeptieren, dass die Hardware gleich ist. Dass es sich aber auch bei der Software so verhalten kann, scheint wohl schwerer zu verdauen. Den Mensch als getrennten Schöpfungsakt zu verstehen, ist bei der Beweislast absolut nicht frei von Kritik. Eine hervorragende Übersicht dazu: http://ajp.psychiatryonline.org/article.aspx?articleid=97078
Und: http://www.nature.com/ng/journal/v31/n4/full/ng915.html
| Zitat von RushHour Das Genuine am Menschen als Spezies ist, daran halte ich fest, dass er anthropologisch eben nicht festgelegt ist, sondern frei ist oder meinetwegen kontingent (als Spezies, nciht als Individuum - s.u.!). Anders läßt sich gar nicht begreifen, dass es so etwas wie Geschichte im Gegensatz zu Natur überhaupt gibt. Wären wir genetisch disponiert gäbe es nur Natur, dem ist aber offenbar nicht so.
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Aber überhaupt nicht! Eine vollständige genetische Determination ja, aber doch keine Disposition!
Auch hier muss ich folgenden Satz von Darwin einfügen: „Der Unterschied zwischen Mensch und Tier ist nur graduell, nicht grundsätzlich." Wobei es ihm am Herzen lag herauszustellen, dass Humanismus nie biologischen Imperativen unterliegen darf und die Bedeutung der menschlichen Ethik und Moral hervorhebt: „"Böses mit Gutem zu vergelten, deinen Feind zu lieben, ist eine sittliche Höhe, zu welcher uns die sozialen Instinkte wohl niemals von selbst geführt hätten. Es ist notwendig, dass diese Instinkte zusammen mit dem Mitgefühl hoch kultiviert wurden und mithilfe der Vernunft, der Erziehung, der Liebe zu Gott oder Gottesfurcht ausgedehnt wurden, bevor jemals an eine goldene Regel hätte gedacht oder dieselbe befolgt werden können. Große Gesetzgeber, die Stiftung wohltätiger Religionen, große Philosophen oder wissenschaftliche Entdecker tragen durch ihre Arbeiten weit mehr zum Fortschritt der Menschheit bei als durch das Hinterlassen einer großen Nachkommenschaft." Instinktive, soziale Impulse als Wurzeln und der moralische Sinn als Astwerk und Blüte beim Menschen.
Geschichte als Form von kulturellem Lernen ist durchaus auch in der Tierwelt verzeichnet. Der Keim von Imitation, Lehren und Sprache (hier auf deutschen Raum mit Julia Fischer sogar eine der Koryphäen auf diesem Gebiet) findet sich in Menschenaffen, neukaledonischen Raben, Orcas (wenn man Melville zum gestrigen 163jährigen Jubiliäum von Moby Dick glauben mag, auch Rezipienten von reiner Spiritualität: „in the east, all heading towards the sun, and for a moment vibrating in concert with peaked flukes. As it seemed to me at the time, such a grand embodiment of adoration of the gods was never beheld, even in Persia, the home of the fire worshippers. As Ptolemy Philopater testified of the African elephant, I then testified of the whale, pronouncing him the most devout of all beings. For according to King Juba, the military elephants of antiquity often hailed the morning with their trunks uplifted in the profoundest silence.“ ) und vielen mehr.
Zwei rezente Studien dazu:
http://www.sciencemag.org/content/340/6131/485
http://www.sciencemag.org/content/340/6131/483
Selbst Bienen besitzen kulturelle Kapazitäten.
Die von dir angesprochene Weltoffenheit oder gar Freiheit, (ich denke mal, dass du dich damit auf Scheler beziehst) wurde schließlich auch vor dem kopernikanischen Umbruch der Genetik begrifflich gefestigt. Die existentielle Entbundenheit vom Organischen, die Entkopplung von Trieb UND Umwelt (ein wichtiger Punkt, da ich finde, dass diese Aussage bei deiner vorangegangenen Abgrenzung von Nurture und Nature deutlich im Widerspruch steht) des menschlichen Geistes gerät mit heutigen Wissenstand schon zu sehr auf eine metaphysische Ebene. Das macht die Diskussion zwar nicht diskutierenswert, scheint aber in dem eingangs gesetzten Rahmen nicht sehr zweckdienlich.
| Zitat von RushHour
Sexualität und Gesellschaft
Schon bei Primaten entfernt sich Sexualität mitunter vom biologisch determinierten Zweck der Fortpflanzung. Auch andere Tiere haben mitunter Sex aus Spaß, also aus Willkür oder Freiheit, nicht aus instinktiver Notwendigekeit, weil sie genetisch dazu determiniert sind.
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Diese Definition von Spaß finde ich sehr unzureichend, ja nahezu falsch in der zu vereinfachten Nutzung der „biologischen Determination“ und der daraus resultierenden Implikation.
Spielverhalten bei Mensch und Tier, positive Verstärkung, Novelty-Seeking in Form von Vergnügen sind alles gut untersuchte Themenfelder der Biologie und spielt sogar eine große Rolle in der Agrarwirtschaft: Behaviorial Enrichment von Temple-Grandin.
Der Drang zur Fortpflanzung ist nur ein Faktor neben vielen bei höherentwickelten Lebewesen, gerade deswegen zeigen nahezu alle Säugetiere Spielverhalten auf.
Man kann sogar behaupten, dass Sex zum „Spaß“ eine inhärente Eigenschaft des Neodarwinismus ist und in keinem Widerspruch steht zum physiologisch-genetischen hardcoding steht
(http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3004012/
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0031938410004610
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1637807/)
Wie ich schon vorher erwähnte, gibt es auch versuchte Übertragbarkeiten bei den dir wohl näher liegenden Politikwissenschaften: http://www.bioone.org/doi/abs/10.2990/1471-5457%282006%2925%5B23%3AEPS%5D2.0.CO%3B2
| Zitat von RushHour
Für Menschen gilt das im oben genannten Sinne besonders. Sex ist - seit wir soziale Wesen sind Teil der menschlichen Interaktion, nicht mehr der genetischen Disposition. Dass Sexualität gesellschaftlich bestimmt ist läßt sich an ihrem schnellen Wechsel in der Geschichte sehen. Es gab Matriarchate und Patriarchate, Vielehe und Zölibate, Vetternehen und schwere Tabus gegen ingroup-Ehen, es gibt Familienkonzepte ohne Vaterschaft usw. usf. - alles im genetisch gesehen unerhört schnellen Wechsel von wenigen Jahrhunderten.
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Noch einmal zur Wiederholung zwei wichtige Punkte: 1. Kein jetziger Biologe bestreitet einen kulturellen, sozialen Einfluß auf das Verhalten.
Es wird kein Gen geben, welches bestimmt, dass du nur einen hochbekommst, wenn 10 ältere Frauen in Giraffenkostümen mit einer Straußenfeder deine linke Brustwarze kitzeln. Aber es gibt welche, die dein Verlangen nach Neuheiten, Bedarf an sozialer Interaktion und hormonelle Ausschüttung und Steigerung der Blutzirkulation beeinflussen. All dies kann im Zusammenhang mit der spezifischen Umwelt dazu führen, dass obiges Beispiel gebräuchlicher werden kann und sich über Jahrtausende etabliert. Evolution per se ist keine zielgerichtete Straße, sondern vielmehr eine waddingtonsche Chreode (womit wir wieder bei der Bedeutung von Epigenetik wären).
2. Plastizität. Eco-Devo. Individuen mit gleichem genetischen Plan, können sich vollkommen unterschiedlich ausprägen. Diese Plastizität ist jedoch keine generelle Eigenschaft die jegliches Sein des Organismus umschließt, sondern variiert je nach Eigenschaft und Spezies. Bonobos und Schimpansen weisen in ihrer Familien- und Sozialgruppenzusammensetzung auch unterschiedliche Hierarchie und Dominanzformen auf, ähnlich den von dir Beschriebenen bei homo sapiens sapiens.
Eine begriffliche Anmerkung noch: Nein, genetischer Wechsel innerhalb von Jahrhundert ist nicht unerhört, sondern erwartet. Du redest hier von Gradualismus im Evolutionsbereich. Das sind zwei sehr verschiedene Dinge. Natura non facit saltus? Und sie macht doch Sprünge! Mutationen passieren just in diesem Augenblick in unseren Körpern. Bedeutende phänotypische Merkmale können sogar innerhalb von einer Generation fixiert werden. Um vielleicht leichter verständlich zu bleiben, in den Untiefen deiner Bibliothek (Genom, Epigenom) sind eine Vielzahl von Rezepten für Apfelkuchen enthalten. Je nach Verfügbarkeit der Zutaten, wird dir die Bibliothekarin eine Empfehlung ausgeben. Das Abteil mit den Apfelkuchenrezepten kann aber auch gerade eingestürzt sein und du musst wider Erwarten auf Käsekuchen zurückgreifen. Zudem wird ständig umgeräumt, neue Bücher bestellt oder der Direktor entscheidet ganze Abteilungen dicht zu machen. Jahrhunderte braucht es nicht für genetischen Wandel.
| Zitat von RushHour
Weder "waren" die griechischen Philsophen in unserem Sinne homosexuell, denn das Konzept Homo/Hetero gab es in dieser Form vermutlich gar nicht (auch das heutige Konzept Kind-Erwachsener ist nicht älter als die Renaissance), sondern es war einerseits ein anerzogenes, erwartetes und eingeübtes Verhalten, und eine Möglichkeit Sexualität überhaupt auszuleben, und sozial positiv sanktioniert. Deswegengeschah das. Nicht wegen irgendwelcher Gene.
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Den ganzen Abschnitt halte ich, ohne weitere Ausführungen, für unbegründete Spekulation. Warum sollte es nicht schon damals das Konzept von Homosexualität gegeben haben, wenn doch nach biologischer Lehrmeinung (ich weiß, davon hältst du nicht allzu viel) Homosexualität überaus natürlich ist und in vielen Spezies auftritt.
Gab es Sonderformen und gesellschaftlichen Einfluss auf die Ausübung im antiken Griechenland? Klar, keine Frage.
Selbiges gilt auch für dein mittelalterliches Zoophilie-Beispiel und Kritik daran habe ich schon vor ein paar Absätzen getätigt.
Auch verfangen sich deine letzten beiden Absätze erneut in der Nature/Nurture Dichotomie und beleuchten den Entwicklungsprozeß und Einflussgrößen den Menschen absolut mangelhaft, versucht aber auch gar nicht Wirkungsprinzipien näher zu ergründen.
Es ist eben nicht nahezu alles durch äußere Einflüsse formbar. Und falls jemand zu der psychoanalytischen Theorie das andere Extrem lesen möchte: http://ann.sagepub.com/content/600/1/86.full.pdf+html
Gegen Ende meines Textes würde ich noch gerne ein paar weiterführende bzw. einfach erklärende Texte erwähnen :
http://ann.sagepub.com/content/600/1/86.full.pdf+html
http://www.nature.com/scitable/topicpage/behavioral-genomics-29093
http://www.nature.com/scitable/knowledge/library/both-environment-and-genetic-makeup-influence-behavior-13907840
http://journals.cambridge.org/action/displayAbstract?fromPage=online&aid=987336&fileId=S0033291706009524
Nun hoffe ich, dass es mir die Formatierung nicht allzu sehr zerschießt, der Text mir nach dem Morgengrauen immer noch verständlich erscheint und ich RH nicht allzu sehr missverstanden habe.
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Jo, die sind schon ziemlich behindert.
Wäre es denn in deinen Augen möglich die positive Seite von #GamerGate, also dem Ziel die Ethik im Spielejournalismus wieder herzustellen, in Form einer 2. "Bewegung" zu fokusieren. Oder wäre dir das egal, weil der "Urpsrung" dann ja immer noch da wäre?
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Also theoretisch ist das schon möglich, nur müsste sich die Bewegung dafür radikal ändern und von einem großen Teil der Leute distanzieren, die sie bisher abfeiern.
Ganz aktuelles Beispiel, "based lawyer" Mike Cernovich: https://storify.com/stillgray/matt-binder-nails-gamergate-based-lawyer-mike-cern
Der wird gefeiert weil er Geld gegen Bullying gespendet hat und selber (siehe storify-Link) gerne mitmacht. Der meinte auch, er würde 1000$ an eine wohltätige Organisation ihrer Wahl spenden, wenn Anita Sarkeesian den Polizeibericht veröffentlicht zu den Drohungen ihr gegenüber. Nachdem er vorher gesagt hat, dass er alle möglichen Leute doxxen will und er ja nicht so nett sei wie die ganzen Gamergate leute und die SJWs zerstören will. Der nutzt halt tatsächlich Spenden um Leute unter Druck zu setzen, was unglaublich perfide ist.
Oder der Admin von 8chan. Oder der "moderne Frauen sind die degeneriertesten Schlampen seit dem römischen Reich"-Macher der Sarkeesian-Doku. etc etc.
Da dürfte es sinnvoller sein, wenn sich die moderaten Leute zusammentun und eine neue Bewegung gründen, aber auch das halte ich für unwahrscheinlich.
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Sich organisieren, weil man wie ein normal zivilisierter Mensch denkt und handelt? Würde ich ja auch nicht tun.
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| Zitat von catch fire
Viel lesenswerter Text.
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Danke, dass du dir die Mühe mit diesem Monsterpost gemacht hast (an RH an dieser Stelle auch!).
Empfand' ich als sehr interessant und aufschlussreich zu lesen.
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| Zitat von Smoking44*
| Zitat von catch fire
Viel lesenswerter Text.
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Danke, dass du dir die Mühe mit diesem Monsterpost gemacht hast (an RH an dieser Stelle auch!).
Empfand' ich als sehr interessant und aufschlussreich zu lesen.
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w0rd!
Für sowas liebe ich dieses Forum.
You need a reason to live! You don't need excuses to die!
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Wtf is denn jatz schon wieder "bullying"???
Gestern lookist, jetz das..
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Bullying ist schon ewig das, was auf deutsch "Mobbing" heißt.
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Komisch. Was ist dann das, was auf Englisch "Mobbing" heißt?
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| Zitat von RichterSkala
Bullying ist schon ewig das, was auf deutsch "Mobbing" heißt.
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Auf Deutsch heißt das Schikanieren.
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School bully ist dir kein Begriff? Das is nun echt kein Elfenbeinturmsprachgebrauch
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BULLY BEATDOWN!
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Wtf, Selbstmordversuch?
Ich hasse den Typen zwar, aber jetzt wünsche ich einfach nur, dass er die psychologische Hilfe bekommt, die er so dringend benötigt.
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Wo ist das Problem? Gut, sie hätte ruhig 'nen Tag warten können, aber inhaltlich?
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Dies. Alles sachlich Ok. Aber diese Twitter-typische Logorrhoe, sich ständig zu allem zu äußern und selbst tragische Dinge nicht als solche stehen lassen zu können, sondern sie immer sofort erstmal schnell als Beleg für eigene Thesen und die eigene Agenda zu verwursten ... das find ich ziemlich ätzend. Selbst wenn sie recht hat. Aber das ist ja eine wenig spezifische Klage, insofern bitte weitergehen, weitermachen ...
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| Zitat von Smoking44*
| Zitat von catch fire
Viel lesenswerter Text.
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Danke, dass du dir die Mühe mit diesem Monsterpost gemacht hast (an RH an dieser Stelle auch!).
Empfand' ich als sehr interessant und aufschlussreich zu lesen.
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Welche substantielle Verbindung haben Amokläufe an Schulen mit Sexismus? Ich würde nicht bestreiten, dass einige der Täter auch misogyn waren, aber eine gezielte Tötung von Frauen ist mir nicht bekannt. Ebenso würde ich bei derartig extremen
Handlungen andere Probleme (fehlende soziale Eingebundenheit, psychische probleme u. Ggfs. Persönlichkeitstörung, generellen Menschen- und Gesellschaftshass) als deutlich relevanter einordnen.
Oder geht das in die Richtung, dass Männer ihre Probleme durch Gewalt "lösen"?
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[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von Smoking44* am 25.10.2014 16:01]
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| Zitat von Smoking44*
Oder geht das in die Richtung, dass Männer ihre Probleme durch Gewalt "lösen"?
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Richtig, das ist mit toxic masculinity gemeint. Das heißt jetzt nicht, dass Männer an sich 'Toxic' sind, sondern das gängige Bild von Männlichkeit, also den Geschlechterrollen. Von weiblichen Opfern wurde da ja gar nicht geredet.
Aber ist natürlich klar, dass die gamergate/antifem-crowd wieder davon spricht, wie böse sexistisch Sarkeesian ja mal wieder sei.
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[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von [FGS]E-RaZoR am 25.10.2014 16:19]
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wobei das kein exklusives Problem von Sexismus ist, sondern genau so sich die Frage stellt, wieso (erweiterte) Selbstmorde weltweit und nicht nur "in unserer Kultur" (was immer sie damit meint, US-Amerikanisch, "westlich", oder was?) mehrheitlich von Männern begangen werden.
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Thema: Feminismus Thread II ( Auto durch die Küche, lol ) |
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