Dexter: Ich bin so ziemlich der beste in meinem Gebiet. Ich arbeite bei der Polizei/Forensik, weiß also, wie man Spuren verschwinden oder finden kann. So finde ich meine Opfer, die ich in meiner Selbstjustiz dann von der Erde tilge. Mein Stil ist (anfangs) nicht perfekt, aber so richtig erwischt wurde ich auch noch nicht. Ich habe nämlich keine Menschen, denen ich richtig nahe stehen möchte, bis auf meine Schwester. Ihr und den anderen Masken spiele ich nur was vor, was auch optimal klappt, weil ich charmant und manchmal sogar etwas lustig bin. Typischer Geek irgendwie, mit dem man zwar was machen kann, aber nicht unbedingt muss. Normalo, halt. Und wenn mich doch jemand durchschaut hat, obwohl ich ja niemanden an mich ran lasse (was seit Jahren schon immer funktionierte, aber dann auf einmal plötzlich nicht mehr ), dann konnte ich das meistens durch meinen Charme zu meinem Vorteil nutzen und hab doch irgendwie die Kurve gekriegt bzw. diese Menschen getötet.

Irgendwann dann verändere ich meinen Charakter so weit, dass ich im Grunde sämtliche meiner Regeln (meinen "Kodex", den ich mit meinem Vater erstellt habe, als er mich mehr oder minder zum Killer trainierte, bzw. meine Sucht gelehrt hat mit Regeln zu kontrollieren) vergesse und nicht mehr nach denen lebe. Eigentlich gibt es dafür keine richtigen Auslöser, das passiert halt einfach so. Auf einmal finde ich die Nähe zu Menschen total wichtig, weil da irgendwelche Kinder von meiner Mulle sind, denen ich zwar auch immer das Mindestmaß an sozialem Kontakt geboten habe - und das sehr überzeugend - und Sex mit meiner Mulle ist auch total wichtig geworden, obwohl ich mit ihr zusammen kam, weil sie genau diesen (wie ich) nicht mochte Also ist alles, was ich mir irgendwie aufgebaut habe in meiner perfekten Killer-Welt doch irgendwie nicht so perfekt. Im Grunde habe ich meine Killer-Welt im Schatten so richtig hell gemacht mit diesen Entscheidungen. Ich bin zwar jemand, der vorausschauend plant und genau weiß, was er wann wie tut, aber da war ich wohl leider nach ein paar Staffeln dumm und unvorsichtig geworden

Ja, ich schaffe auf einmal die Dinge, die mir sonst seit hunderten von Morden leicht fielen, nicht mehr vernünftig. Leute zu töten, die was Böses getan haben - meine Regel Nummer 1 - ist nicht mehr so wichtig. Jetzt werden die Leute halt umgebracht. Tatort säubern? Das klappt manchmal auch nicht mehr so toll, ich bin halt tollpatschig, hupsi. Dann lasse ich auch das Eine oder Andere Opfer laufen, obwohl ich sonst immer total gespannt auf deren Ausreden war, als ich ihnen ihre eigenen Mordopfer vor ihr Gesicht in Form von Bildern und Erinnerungen hielt.

Und irgendwann töte ich dann Leute, die ich eigentlich niemals töten wollte, weil halt alles so doof passiert, weißt du. Und irgendwie steht auf einmal meine (Halb!-)Schwester auf mich, ich irgendwie auch auf sie, so. Alles so komisch zu erklären. Die macht ungefähr genau so behinderte Veränderungen durch, wie ich. Obwohl wir erwachsene Menschen sind und unseren Beruf schon jahrelang machen, sind wir beide doch irgendwie hängengeblieben vom feisten (geworden!). Eigentlich habe ich mich im Laufe der ganzen Serie so verändert, dass ich vom Mastermind zum Trottel geworden bin und mir auf einmal ALLE Dinge gefielen, die ich vorher Scheiße fand. Ja, so kann man sich ändern. Und wieso? Keine Ahnung, vielleicht wurde es mir zu langweilig, nicht gefasst zu werden. So, wie die meisten anderen Bösen in anderen Serien.

Vielleicht bin ich doch nur ein Böser, der in der Serie zeigen sollte, wie man es als kriminelles Genie schafft, doch irgendwann erwischt zu werden. Weil man halt dumm wird, oder so.

... und schwuppdiwupp, ich bin ein Holzfäller

Zum einen ist Dexter kein 60 Jähriger Killer der Jahrzehnte Leute umgebracht hat und dann plötzlich funktioniert das nicht mehr. Zum anderen, die Entwicklung des Charakters von Dexter hat durchaus so ihre Trigger. Zu Beginn hat Dexter lediglich die Beziehung zu seiner Schwester und seinem verstorbenen Vater, sowie eine platonische Beziehung zu Rita, welche ja, damals, auf Gegenseitigkeit basierte. Die Auslöser zur weiteren Entwicklung sehe ich aber genau bei Rita. Rita üebrwindet mit der Zeit ihr Trauma welches sie von ihrem Ex hatte, und bringt die Beziehung sozusagen auf ein neues Level, welches bei Dexter durchaus verschiedene Vorgänge auslöst. Dexter lernt die Vorzüge seiner Sexualität kennen und wird deshalb aus seiner stoischen, abgeklärten Lebensweise herausgerissen. Das erkennt man ja auch an der Affäre zu Leila (?), welche Dexter so nie eingegangen wäre hätte die Beziehung zu Rita nicht diese intime Stufe überwunden. Das ganze löst dann eine Reihe an Dingen aus, Dexter entwickelt sich mehr zum Mann (quasi ein Coming of Age), entwickelt sich zum Familienmenschen, bekommt einen eigenen Sohn und erkennt dadurch wohl zum ersten mal seine eigenen Emotionen. Und mit diesen Emotionen entgleitet ihm seine bis anhin dominierende Rationalität, was dann auch die weitere Entwicklung erklärt. Dexter wird nicht mehr nur von seiner strengen, rationalen Einhaltung des Kodex geleitet, sondern er bringt immer mehr eine emotionale Komponente in sein Todesverlangen mit rein. Er erfährt neue Bekanntschaften, und mit jeder Bekanntschaft die er kennenlernt bröckelt sein Kodex mehr und mehr (Miguel, Lumen etc). Das egibt durchaus Sinn. Dass das ganze irgendwann zu festgefahren ist, er immer mehr in Bedrängnis gerät und es ihm irgendwann derart entgleitet dass er auf den Kodex komplett scheisst und nur noch ums Überleben kämpft ist mehr oder weniger nur die logische Folge des vorausgehenden.

Was ich am Ende enttäuschen fand war, dass man bemerkt hat, dass das einfach nur hingerotzt wurde. Nicht wegen der Story, sondern weil es filmtechnisch teilweise einfach unterirdisch schlecht war, gerade die letzten entscheidenden Szenen. Da hat man auch gemerkt, dass die Macher selber keinen Bock auf dieses Ende hatten.

Man hätte das durchaus thematisieren können, wie Dexter einen Teil Normalität in seinem Charakter entdeckt oder dass er vielleicht gar kein ausgewachsener Psychopath ist - aber das geschieht ja nicht richtig. Es gibt diese Faktoren, die shooter anspricht, aber die Verarbeitung innerhalb der Person Dexter wird nicht ausgearbeitet, dabei nutzen die schon diese billigen Tricks mit den Monologen und Dialogen mit seinem Vater. Es dann einfach am Ende des Tages keine sehr gut geschriebene oder dargestellte Serie.

Ich kaufe es Dexter nicht ab, dass er sich so entwickelt, wie es mir gezeigt wird. Der Konflikt ist zwar da, aber er ist nicht überzeugend genug. Ich kauf es ihm einfach nicht ab. Vielleicht hat sich jemand gedacht, dass ein Zuschauer wie du das Ganze in diesem Ausmaß siehst, wie es im Kern auch gemeint war. Aber anstelle einen Mojito zu bekommen, wie du ihn lecker verkaufst, gab's doch nur einen

Die Art, wie mir das als Zuschauer vermittelt werden sollte, war einfach nicht so fein, wie der Plot, den sich die Macher ausgedacht haben. Hätten sie sich mehr Mühe mit dem, was sie aufgebaut haben, gegeben, wäre ich sicher auch mit einem die Serie war gut mit paar nervigen Dingen raus gegangen. Die Entscheidungen, die sie getroffen haben, haben die ganze Serie einfach entgleisen lassen. Es ging mehr um den Schock(oder Cock?)-Faktor mit Pseudo-Inzest und bisschen mehr Gore zum Ende hin. Aber der feine Thrill/Horror aus den ersten Folgen der ersten Staffel, was schon fast mystisch wirkt, wird immer plumper und dämlicher zum Ende hin, weil man sich nicht mehr die Mühe gemacht hat.

Zum Beispiel Zach. Die halbe 8. (oder 7.?) Staffel wird damit verbracht spannende neue Charaktere einzuführen - Zach der in Dexters Fussstapfen treten könnte und die Psychiater Tussi die Dexter durchschaut.

Und die Writer so: lol ne, die blonde bitch kommt wieder, die neuen killen wir. Gruss am die Holzfäller. Wtf