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 Moderiert von: Irdorath, statixx, Teh Wizard of Aiz


 Thema: Freuden und Mühen der Arbeit ( BGE, Marx und der pure arbeitende Hedonismus )
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kommo1

AUP kommo1 21.09.2011
Aber 10 Jahre am Abschluss vorbeileben macht mehr Bock?

--------------------------

Ich finds ein bisschen Zynisch, dass wir hier über mangelnde Arbeit reden, während in anderen Teilen der Welt Kinder in 12 Stunden Schichten Discounter Shirts zusammennähen, damit sie sich von dem Geld, Decken aufem Schwarzmarkt kaufen können um nicht Nachts in ihren frisch zerbombten Häusern zu erfrieren.

Ich denke Arbeitsmangel wäre ein deutlich kleineres Problem, wenn wir die Arbeit die wir zur Zeit anderen aufpressen wieder hierhin holen.
04.05.2015 0:57:09  Zum letzten Beitrag
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Westerschwelle

Marine NaSe
Geht ja nicht nur darum für jeden Menschen mind. einen Job zu haben.

Zum einen, will ja nicht jeder jeden Job machen und zum anderen geht es trotzdem nicht auf, weil wir das Problem der ungenügenden Jobs nur global umschichten.
04.05.2015 1:00:15  Zum letzten Beitrag
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M@buse

AUP M@buse 22.12.2015
...
 
Zitat von kommo1


Ich finds ein bisschen Zynisch, dass wir hier über mangelnde Arbeit reden, während in anderen Teilen der Welt Kinder in 12 Stunden Schichten Discounter Shirts zusammennähen, damit sie sich von dem Geld, Decken aufem Schwarzmarkt kaufen können um nicht Nachts in ihren frisch zerbombten Häusern zu erfrieren.





zynisch ist es wenn man denkt, dass man den kindern helfen würde, weil man irgendwelche fair trade klamotten kauft.
04.05.2015 1:00:44  Zum letzten Beitrag
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Westerschwelle

Marine NaSe
Nein das ist Unwissenheit.
04.05.2015 1:03:42  Zum letzten Beitrag
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AntjeKanzlot

Arctic
 
Zitat von kommo1

Aber 10 Jahre am Abschluss vorbeileben macht mehr Bock?

--------------------------

Ich finds ein bisschen Zynisch, dass wir hier über mangelnde Arbeit reden, während in anderen Teilen der Welt Kinder in 12 Stunden Schichten Discounter Shirts zusammennähen, damit sie sich von dem Geld, Decken aufem Schwarzmarkt kaufen können um nicht Nachts in ihren frisch zerbombten Häusern zu erfrieren.

Ich denke Arbeitsmangel wäre ein deutlich kleineres Problem, wenn wir die Arbeit die wir zur Zeit anderen aufpressen wieder hierhin holen.



Na und? Geht's hier um kleine dreckige Buschtrommler oder um pOTler?
Wems schlecht geht, dem darfs auch mal gut gehen und wem es gut geht, dem darfs auch mal schlecht gehen. Man muss ja nicht immer robotten. Pfft.
04.05.2015 1:05:27  Zum letzten Beitrag
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iNorth

Phoenix
 
Zitat von kommo1

Ich denke Arbeitsmangel wäre ein deutlich kleineres Problem, wenn wir die Arbeit die wir zur Zeit anderen aufpressen wieder hierhin holen.


Und für dein nächstes Ponyshirt zahlst du dann gerne 100¤?
04.05.2015 1:10:46  Zum letzten Beitrag
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kommo1

AUP kommo1 21.09.2011
 
Zitat von Westerschwelle

Geht ja nicht nur darum für jeden Menschen mind. einen Job zu haben.

Zum einen, will ja nicht jeder jeden Job machen und zum anderen geht es trotzdem nicht auf, weil wir das Problem der ungenügenden Jobs nur global umschichten.


Beides ist richtig. Auch deine Antwort auf M@buse.

Mein Punkt ist eher die Priorität der Diskussion. Wir sollten uns erstmal darum kümmern Arbeit von jenen abzunehmen die ungerechterweise zu viel davon haben, anstatt darum zu kümmern Lohn jenen zu geben die ungerechterweise nichts dafür tun müssen/können.

 
Zitat von iNorth

 
Zitat von kommo1

Ich denke Arbeitsmangel wäre ein deutlich kleineres Problem, wenn wir die Arbeit die wir zur Zeit anderen aufpressen wieder hierhin holen.


Und für dein nächstes Ponyshirt zahlst du dann gerne 100¤?


Wir haben unseren westlichen Wohlstand nicht auf ehrliche Weise erhalten. Da spielen Jahrhunderte von Ausbeutung und Krieg mit rein.
Ihr motzt auch rum, wenn reiche Steuerbetrüger nur nen Bruchteil des ergaunerten Geldes zurück zahlen müssen.

Ich werd ganz bestimmt keine Freudensprünge machen, wenn ich für mein nächstes Ponyshirt 100¤ hinblättern muss. Um ein "naja selbst Schuld" werd ich aber auch nicht kommen.

Am liebsten wäre es wenn wir beides schaffen könnten. In der zweiten und dritten Welt Binnenwohlstand aufbauen ohne hier gleich den Notstand ausrufen zu müssen, aber große Hoffnungen mach ich mir da nicht. Zu unserer Lebenszeit sowieso nicht.
[Dieser Beitrag wurde 3 mal editiert; zum letzten Mal von kommo1 am 04.05.2015 1:35]
04.05.2015 1:18:16  Zum letzten Beitrag
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Der Menschenfreund

Arctic
Ein buntes Allerlei Antworten:

 
Zitat von Jackle

„Denn als wir bei euch waren, haben wir euch die Regel eingeprägt: Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen. Wir hören aber, dass einige von euch ein unordentliches Leben führen und alles Mögliche treiben, nur nicht arbeiten.“
- 2. Brief des Paulus an die Thessalonicher

„Der Sozialismus stimmt mit der Bibel darin überein, wenn diese sagt: Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“
- August Bebel

„Wer nicht arbeitet, soll nicht essen. Und wer nicht um sein Leben kämpft, soll nicht auf dieser Erde leben. Nur dem Starken, dem Fleißigen und dem Mutigen gebührt ein Sitz hienieden.“
- Adolf Hitler

Artikel 12. Die Arbeit ist in der UdSSR Pflicht und eine Sache der Ehre eines jeden arbeitsfähigen Bürgers nach dem Grundsatz: 'Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.'
- Stalin-Verfassung der UdSSR



8. Gleicher Arbeitszwang für alle
- K. Marx und F. Engels

Nur den Liberalen ist es egal, ob jemand arbeitet oder nicht, solange niemand gezwungen wird, für die Untätigen zu bezahlen - ändert freilich nichts daran, dass irgendwer irgendwann einmal gearbeitet haben muss, um etwas herzustellen, das verteilt werden kann. Deswegen verteidigen Liberale sowohl den faulen Erben als auch den schnorrenden Hippie. Deswegen gibt es Hippies auch nur in kapitalistischen Ländern und nicht in sozialistischen. Das Problem mit dem BGE ist, dass es sehr vielen Menschen den Arbeitsanreiz nähme, obgleich ihnen das Arbeiten prinzipiell zumutbar wäre, und sie ohne BGE auch die Bereitschaft hätten (mehr) zu arbeiten. Der Rest wäre gezwungen, für diese Menschen etwas zu erwirtschaften, obwohl dieser Rest seine Zeit ebenfalls lieber mit etwas anderem verbrächte als einige Stunden pro Monat de facto unbezahlt zu arbeiten. Das mindert den Arbeitsanreiz für diese Personen gleichfalls.

Außerdem sollte man eine Felhdeutung vermeiden: Ich glaube auch nicht, dass ein beträchtlicher Teil der Menschen sich entschiede, gar nicht mehr zu arbeiten. Allerdings entschiede sich ein beträchtlicher Teil weniger zu arbeiten als für seine Konsumwünsche eigentlich nötig wäre.

(*Kontext: Es geht um prinzipiell arbeitsfähige Personen.)

 
Zitat von RushHour

Aber lesen is ja nicht mehr so hip, ne Meinung haben reicht ja.


In der Tat. Zu vielen hier angeklungenen Themen wie Reziprozität, Evolution von Kooperation, Gerechtigkeitsvorstellungen, Nahumwelten als Bedingung für solidarisches Handeln usw. gibt es eine Vielzahl interessanter soziologischer Literatur. Nur ist die leider kenne ich wenige für Laien geeignete Einführungen.

Die Solidarität in der Kleingruppe kann z.B. nicht ohne Weiteres über diese hinaus ausgedehnt werden, wie es Sprachdelle vorschwebt, weil die Stabilität und unmittelbare Relevanz der Beziehungen wichtig sind, um das entsprechende mentale Modell des "bedingungslosen Altruismus" aufrechtzuerhalten. Der Grund dafür ist, dass "Altruismus" auch in der Kleingruppe nur "bedingungslos" erscheint, denn Freundschaften und andere Beziehungen, bei denen über lange Zeit nur eine Person profitiert, werden zumeist aufgelöst. Reziprozität im Sinne von "wie du mir, so ich dir" ist häufig eine passendere Umschreibung. Die Dauerhaftigkeit und Unmittelbarkeit in der Nahumwelt der Freund- und Bekanntschaften, Familien und Arbeitskollegen usw. sorgt zum einen dafür, dass mein jetziges Verhalten in der Zukunft mit hoher Wahrscheinlichkeit honoriert werden wird, weil man dieselben Personen immer wieder sieht, zum anderen ist es sehr übersichtlich, inwiefern ich einer Person Hilfe geleistet habe, sodass längeres Ausnutzen schwerer fällt als in einer anonymen Situation. Im direkten Umgang sind Status, Reputation und Dankbarkeit sehr salient - allesamt "Güter", die ich im Austausch gegen "selbstloses" Verhalten in der Gruppe erhalte. Und nicht zuletzt Empathie ist wegen der unmittelbaren physischen Präsenz gleichfalls mächtiger als in abstrakten Kollektiven. Freilich handeln Menschen häufig aus universalen ethischen Imperativen selbstlos, setzen sich für Flüchtlinge ein, Spenden für Erdbebenopfer usw., doch sind das begrenzte Situationen, die nicht mit der Aufrechterhaltung des Alltags und der gesellschaftlichen Regelmäßigkeiten zusammenhängen.

Wenn man in einer autonomen WG ohne Privatbesitz lebt und man sich immer gegenseitig leiht oder zuhilfe kommt, dann ist man damit Teil eines funktionierenden Sozialsystems, das unmittelbar zur Bewältigung des Alltags beiträgt und hat ein Interesse daran, dieses aufrechtzuerhalten und nicht durch Überstrapazierung zu gefährden. Je abstrakter und größer die Sozialsysteme werden, desto größer wird der Anreiz, es als Trittbrettfahrer ohne eigenen Beitrag auszunutzen. Deswegen bleiben solche Lebensgemeinschaften, ebenso wie z.B. Familien, Inseln in einer Gesellschaft, die insgesamt durch gänzlich andere Mechanismen zusammengehalten wird.

 
Zitat von Nose

gut, hate ich falsch im kopf. dennoch, die zahlen sind erschreckend:
http://www.theguardian.com/business/2014/jan/20/oxfam-85-richest-people-half-of-the-world
https://www.oxfam.org/en/pressroom/pressreleases/2015-01-19/richest-1-will-own-more-all-rest-2016


Man sollte bei Oxfam allerdings bedenken, dass die Berechnungen auch ihre Schwächen haben:
http://blogs.spectator.co.uk/coffeehouse/2015/01/beware-oxfams-dodgy-statistics-on-wealth-inequality/

 
Zitat von NTGhost

Die Weber damals haben aber auch nicht alle umgeschult sondern sind verarmt gestorben, erst die nächste Generation hatte dann was davon. Dasselbe passiert heute die jetzt arbeitslos gewordenen, die werden nicht mehr in die IT oder "irgendwas mit Medien" umschulen.


Das ist ein Schicksal, das bereits sehr viele Berufe traf. Drucksetzer, Seifensieder, Eisenbahnheizer ...
Im Gegensatz zu damals existieren heute sowohl gewisse Sicherungssysteme, sodass niemand Obdach und Leben verlieren muss, als auch Bemühungen, durch Umschulungen und Arbeitsvermittlung nicht alle zur Untätigkeit zu verdammen. Wiewohl es nicht die angenehmsten Stellen sind, kann man viele Jobs ohne das Erlernen eines neuen Berufes ausüben.
[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von Der Menschenfreund am 04.05.2015 1:37]
04.05.2015 1:23:12  Zum letzten Beitrag
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3st

3st
...
 
Zitat von Bombur

Zahnarzt? Das war der Arzt, dem ich seinen Job nie geneidet habe. Der einzige, der eigentlich nie seinen Patienten heilen kann, sondern nur wie ein Maurer Löcher zubetoniert oder im schlimmsten Fall die Ruinen einreißt.



Kommt immer auf die Güte des Zahnarztes an. Es gibt welche die wirklich einen guten Job machen und die Menschen vor vielen Schmerzen und schlechten Gefühlen bewahren.

Und dann gibt es noch die, die den Job machen um ihrer Hurenfrau den Boxter zu bezahlen, die den 3,5 fachen Satz für jeden Furz abrechnen und mit Absicht hier und da mal ein Problem unfachmännisch behandeln weil eine Wurzelbehandlung ja mehr einbringt als eine kleinflächige Kariesbehandlung...

Zum Thema: Seinen Job mögen ist doch eigentlich ein sehr erstrebenswertes Ziel und hoffentlich in unseren Breiten recht üblich.

Bei mir ist es im Prinzip auch so, allerdings mit einigen Abstrichen weil ich als Rechtsreferendar halt auch Zeug machen "muss" das ich später nur am Rande oder gar nicht machen werde (hoffentlich Breites Grinsen).
04.05.2015 1:27:45  Zum letzten Beitrag
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tabara

AUP tabara 11.12.2009
Guter Thread. Kann mir einer von euch vielleicht Literatur zum Thema empfehlen? Soll schon fundiert sein, aber bitte auch konsumierbar. Muss mich von Berufswegen schon mit viel harter Kost rumschlagen, daher wäre etwas, das man auch noch mit einem müden Auge lesen kann, natürlich geeignet(er).

Danke
04.05.2015 8:41:41  Zum letzten Beitrag
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Oli

AUP Oli 21.12.2018
 
Zitat von Der Menschenfreund




Was machen Behinderte eigentlich in der neoliberalen Jeder-ist-seines-Glückes-Schmied Gesellschaft, die nicht arbeiten können? Vom Staat dürfen die ja nichts erwarten, und die ganzen Werkstätte, in denen die derzeit beschäftigt werden, sind ja nun alles andere als profitabel.

Und mich stört an dieser Einstellung auch, dass sie nie konsequent verfolgt wird. Jemand der zum Beispiel viel Geld erbt, hat nie selbst dafür etwas geleistet. Und selbst wenn er es vermehren kann, dann sicherlich häufig nur deshalb, weil es viel einfacher ist Geld zu vermehren als sich ein Vermögen neu aufzubauen.

Wie auch immer ich es drehe und wende, es klappt einfach nicht, diese freiheitliche Wirtschaftsordnung mit "Chancengleichheit" und "Gerechtigkeit" zu verheiraten.
04.05.2015 8:46:27  Zum letzten Beitrag
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dung3on

Leet Female II
...
Es wird hier seit längerem die Prämisse vergessen weshalb die Diskussion überhaupt aufgekommen ist:

- Durch die Automatisierung und den technologischen Fortschritt fallen eine Vielzahl der Arbeitsplätze weg, die schlichtweg nicht mehr von Menschen erledigt werden müssen.

Darüber hinaus wird für die Argumentation nicht davon ausgegangen, dass im gleichen Maße neue Arbeitsplätze enstehen wie früher geschehen.

Die Frage ist also wie wird damit umgegangen, dass weniger Menschen arbeiten müssen um den Lebensstandard zu erhalten/verbessern.

-> Eine wenige werden immer reicher (z.B. Besitzer der Fabriken, Firmen)
-> Oder alle profitieren davon, z.B. durch verkürzte Arbeitszeiten bei gleichem Gehalt.
Warum nicht zwei Personen je 20 Std anstelle einer Person mit 40 einstellen?

Denkt man immer mehr in die Zukunft ist bald durch Automatisierung soviel Arbeitskraft vorhanden, dass nur noch wenige Jobs "zwangsweise" durch Menschen erledigt werden müssen.

Und hier setzt meiner Meinung nach die Argumentation von sprachdelle bezüglich des "Stolzes" an.

Klar mach ich keinen Scheiß Job auf den ich auch keinen Bock habe 40 Stunden die Woche und feier gleichzeitig den Typen der einfach zu Hause sitzt und das gleiche Geld bekommt.

Wenn für mein komplettes Wohlbefinden gesorg ist, und ich schon selber die Wahl habe, dann bin ich evlt. derjenige, der den Job gerne macht. Ich bin gerne Ingenieur, Programmierer, Arzt, Feuerwehrmann. Mich erfüllen die Fortschritte, die ich dort mache mit "Stolz" - der Errungenschaften wegen.

Klar: Es ist kein einfacher Schritt - was ist wenn für Jobs die erledigt werden müssen, nicht genug Leute freiwillig eintreten? Muss man noch kleine Anreize schaffen?
Das System ist von vorne rein nicht perfekt.

Der Hintergedanke ist jedoch, dass der technische Fortschritt dazu führt, dass jeder Mensch frei wählen ob und was er arbeiten will.
Selbstverständlich fühlen sich hier Menschen angegriffen, die ihren Selbstwert über die Arbeit definieren.
04.05.2015 8:59:22  Zum letzten Beitrag
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Smoking44*

AUP Smoking44* 22.04.2010
@ Oli: Ich glaube das kommt ganz darauf an, was man unter Gerechtigkeit versteht. Der Begriff muss ja nicht bedeuten, dass eines jeden Grundbedarf gestillt wird, es kann auch sein, dass leistungsabhängig belohnt wird oder ergebnisabhängig oder schlicht proportional.

Und auch mit dem Begriff Chancengleichheit hadere ich manchmal. An und für sich ein tolles Konzept: Wenn jeder neue Mensch in einer Gesellschaft identische Chancen hat (und nehmen wir mal an, diese Gleichheitssituation ändert sich im Zeitverlauf auch nicht), so landet am Ende jeder ungefähr da, wo sein Können und sein Bedarf ihn hinbringen. Das Ergebnis ist dann aber ja so oder so nicht mehr gleich verteilt und sei es aus purem Zufall. Es würden die selben Probleme sozialer Ungleichheit aufkommen, nur, dass Fehlleistungen und Niederlagen auf diese Weise unglaublich einfach dem Individuum angelastet werden können: Die Chance hattest du ja, hast sie halt nur nicht genutzt, du faule/dumme Sau.

___

Was ich aus dem Bauch heraus auch nicht richtig nachvollziehen kann, ist glaube ich letztendlich die Verzinsung von Kapital. Das müsste anders besteuert werden, weil hier definitiv mit weniger (und im Zweifelsfall gar keinem!?) Einsatz als in der Erwerbsarbeit mehr Renten erwirtschaftet werden. Diese Problematik kumuliert sich durch die Vererbung im Zeitverlauf und das führt auf Dauer doch nicht zur Stabilität eines Wirtschaftssystems, oder?
[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von Smoking44* am 04.05.2015 9:10]
04.05.2015 9:05:41  Zum letzten Beitrag
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sibuntus

AUP [oUtLaWs]Jack ONeill 30.01.2009
verschmitzt lachen
 
Zitat von AntjeKanzlot

Man muss ja nicht immer robotten.

a/s/l?
04.05.2015 9:09:55  Zum letzten Beitrag
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Oli

AUP Oli 21.12.2018
 
Zitat von Smoking44*

@ Oli: Ich glaube das kommt ganz darauf an, was man unter Gerechtigkeit versteht. Der Begriff muss ja nicht bedeuten, dass eines jeden Grundbedarf gestillt wird, es kann auch sein, dass leistungsabhängig belohnt wird oder ergebnisabhängig oder schlicht proportional.


Nö, weil es immer Leute geben wird, die weniger leisten können als andere. Und nichts dafür können. Selbst die Bereitschaft zur Arbeit oder Fleiß sind Eigenschaften, die irgendwie ansozialisiert oder veranlagt sind. Ohne, dass die Leute da viel dran rütteln können.

 
Zitat von Smoking44*

Und auch mit dem Begriff Chancengleichheit hadere ich manchmal. An und für sich ein tolles Konzept: Wenn jeder neue Mensch in einer Gesellschaft identische Chancen hat (und nehmen wir mal an, diese Gleichheitssituation ändert sich im Zeitverlauf auch nicht), so landet am Ende jeder ungefähr da, wo sein Können und sein Bedarf ihn hinbringen. Das Ergebnis ist dann aber ja so oder so nicht mehr gleich verteilt und sei es aus purem Zufall. Es würden die selben Probleme sozialer Ungleichheit aufkommen, nur, dass Fehlleistungen und Niederlagen auf diese Weise unglaublich einfach dem Individuum angelastet werden können: Die Chance hattest du ja, hast sie halt nur nicht genutzt, du faule/dumme Sau.


Das stimmt. Deshalb reicht es auch nicht, eine Chancengleichheit zu garantieren, dann aber wieder das total freiheitliche Konzept zu verfolgen und jedem sich selbst überlassen. Trotzdem wäre Chancengleichheit ein Schritt in die gerechtere Richtung; Im Moment sind die Ausnahmen, die trotz schlechter Voraussetzungen irgendwie wirtschaftlich erfolgreich leben, lediglich ein Hintergrundrauschen vor der Masse an durch Eltern, Bildung und Sozialisation vorbestimmten Lebenswegen.

 
Zitat von Smoking44*

Was ich aus dem Bauch heraus auch nicht richtig nachvollziehen kann, ist glaube ich letztendlich die Verzinsung von Kapital. Das müsste anders besteuert werden, weil hier definitiv mit weniger (und im Zweifelsfall gar keinem!?) Einsatz als in der Erwerbsarbeit mehr Renten erwirtschaftet werden. Diese Problematik kumuliert sich durch die Vererbung im Zeitverlauf und das führt auf Dauer doch nicht zur Stabilität eines Wirtschaftssystems, oder?


Da steckt das große Problem hinter, dass es viel einfacher ist, aus Geld noch mehr Geld zu machen als überhaupt erst zu Geld zu kommen. Das merkst du schon beim Pokern, wenn ich den Vergleich mal ziehen darf. Womit wir wieder bei der Chancengleichheit wären.

Leistungsorientiertes Einkommen können wir gerne einführen, wenn ein quantitatives und bindendes Maß für Leistung erfunden wird und alles Einkommen daran geknüpft ist. Sein Geld in irgendwelchen Fonds versauern zu lassen wäre idealerweise dann keine Leistung und würde auch kein Einkommen generieren.
[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von Oli am 04.05.2015 9:27]
04.05.2015 9:27:28  Zum letzten Beitrag
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derinderinderinderin

Russe BF
 
Zitat von M@buse

 
Zitat von kommo1


Ich finds ein bisschen Zynisch, dass wir hier über mangelnde Arbeit reden, während in anderen Teilen der Welt Kinder in 12 Stunden Schichten Discounter Shirts zusammennähen, damit sie sich von dem Geld, Decken aufem Schwarzmarkt kaufen können um nicht Nachts in ihren frisch zerbombten Häusern zu erfrieren.





zynisch ist es wenn man denkt, dass man den kindern helfen würde, weil man irgendwelche fair trade klamotten kauft.



Ist es das? Ich schätze du willst darauf hinaus, das selbst ohne Textilfabriken die Kinder das Familieneinkommen aufbessern würden. Das ist bestimmt richtig. Trotzdem würde es zumindest eine Einkommensart reduzieren, die auf unglaublich harte Schichtarbeit basiert und gemessen am Gewinn der Firmen die produzierten lassen unmenschlich bezahlt ist. Das Problem liegt sicher tiefer, aber zu behaupten es würde nichts bringen bewusster einkaufen ist auch etwas einfach gedacht.
04.05.2015 9:35:45  Zum letzten Beitrag
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Der Menschenfreund

Arctic
 
Zitat von Oli

 
Zitat von Der Menschenfreund




Was machen Behinderte eigentlich in der neoliberalen Jeder-ist-seines-Glückes-Schmied Gesellschaft, die nicht arbeiten können? Vom Staat dürfen die ja nichts erwarten, und die ganzen Werkstätte, in denen die derzeit beschäftigt werden, sind ja nun alles andere als profitabel.


Freilich dürfen die etwas vom Staat erwarten. Genau dafür sind soziale Sicherungssysteme ja gedacht, nur eben nicht um gesunde Menschen mit Arbeit gegenüber allen Wechselfällen des Lebens abzusichern (das können die meisten selbst). Deswegen der explizite Hinweis in obigem Beitrag.

 
Zitat von Oli

Wie auch immer ich es drehe und wende, es klappt einfach nicht, diese freiheitliche Wirtschaftsordnung mit "Chancengleichheit" und "Gerechtigkeit" zu verheiraten.


Das sind nicht die einzigen Ziele, nur welche unter vielen. Am wichtigsten ist, dass überhaupt Wohlstand geschöpft wird. Deswegen geht es mir weniger darum, dass jemand nur haben darf, was er selbst erwirtschaftet hat, sondern dass er etwas haben sollte, das er erwirtschaftet hat - oder jemand anderes, der es freiwillig an ihn abgetreten hat. Das lässt die notwendigen Anreize und Produktionsweisen intakt. Es geht somit nur um Arbeitsanreize, die konstitutiv für den Fortbestand der Gesellschaft sind, nicht um eine Verherrlichung der Leistungsbereitschaft an sich (obwohl Leistungsethos durchaus positive gesamtgesellschaftliche Folgen haben kann). Verständlich? Keine Ahnung, muss jetzt aber weg.
04.05.2015 9:36:42  Zum letzten Beitrag
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Nacktmull

AUP Nacktmull 01.12.2014
 
Zitat von Oli
Was machen Behinderte eigentlich in der neoliberalen Jeder-ist-seines-Glückes-Schmied Gesellschaft, die nicht arbeiten können? Vom Staat dürfen die ja nichts erwarten, und die ganzen Werkstätte, in denen die derzeit beschäftigt werden, sind ja nun alles andere als profitabel.

Als ich meinen Zivi vor 10 Jahren in einer Schule für geistig Behinderte gemacht habe, war die Bertelsmann-Stiftung gerade daran, Lehrmaterial auszugeben, wie man diese auf den ersten Arbeitsmarkt integriert. Als soziale Aufgabe von Arbeitgebern. Im niedrig-Niedriglohnsektor.
[Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert; zum letzten Mal von Nacktmull am 04.05.2015 10:26]
04.05.2015 10:21:25  Zum letzten Beitrag
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Bombur

AUP Bombur 24.06.2010
Die sollen froh sein, wenn sie überhaupt auf den Arbeitsmarkt dürfen. Und soziale Aufgabe hin oder her, die erwirtschaften ja nix. MfM.
09.10.2017 20:32:10  Zum letzten Beitrag
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Slutti

AUP Slutti 26.02.2010
Interaction Design macht ziemlich Bock, aber ich hätte nie Lust auf ne große Agentur.
3-4 Leute finden, die ähnlich ticken und gib ihm.
Ich arbeite einfach auch viel zu gerne nachts, als dass ich in ne normale Agentur passen würde.

Arbeit ist einfach n bescheuertes Wort - Leidenschaft it is.
Wäre ich reich, würde ich aufjedenfall den gleichen Kram weitermachen wie jetzt. Für mich ist das Leben dafür da Dinge zu schaffen, auch wenn sie nur für kurze Momente existieren. Hauptsache Spaß haben und richtig gut in dem werden, worauf man Bock hat.
[Dieser Beitrag wurde 5 mal editiert; zum letzten Mal von Slutti am 09.10.2017 20:40]
09.10.2017 20:38:22  Zum letzten Beitrag
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RushHour

rushhour
...
 
Zitat von tabara

Ich finde es doof, dass RushHour, Jackle und Konsorten immerzu mein Weltbild in Teilen unterminieren und analog so wenig Alternativen anbieten. Was soll die Scheisse? Ich finde das meiste ja tatsächlich nachvollziehbar und plausibel, aber was bringt mir die verbrannte Erde, WAS? Wütend




Das tut mir nun persönlich leid. traurig Aber schon zu hören dass auch mal wer nachdenkt über den Kram den ich so verzapfe. Sonst werde ich am Ende noch verbitterter ... Augenzwinkern

Mein Lieblingsphilosoph Adorno sagt, dass Kritik das Einzige ist, was man machen kann, da wirklich substanzielle Veränderungen (grundsätzlicher Art) nicht realistisch am Horizont zu sehen sind; der gegenwärtige Irrsinn ist einfach zu stabil, und das ändert sich nicht durch subjektiven Willen. Deswegen kann man derzeit nur benennen, was alles Wahnsinn ist, denn wer "konstruktive Vorschläge" zu machen versucht, wird Borg-mäßig sofort in den Wahnsinn assimiliert. Ergo: Kritik stellt die einzige Art und Weise her, wenigstens theoretisch Distanz zum falschen Bestehenden zu halten und nicht zu verblöden.

Ich finde das hindert einen nicht, pragmatisch kleinere Dinge zu tun - für Zebrastreifen vor Grundschulen unterschreiben, eine weniger wahnsinnige statt eine komplett wahnsinnigen Partei zu wählen, mal einen Nazi zu hauen oder auch so wenig wie möglich für das Geld zu arbeiten, was der Chef einem zahlt. Sowas kann man schon machen. Das ändert zwar nichts am Ganzen, hebt aber zwischenzeitlich die Laune.
[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von RushHour am 09.10.2017 21:44]
09.10.2017 21:20:14  Zum letzten Beitrag
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 Thema: Freuden und Mühen der Arbeit ( BGE, Marx und der pure arbeitende Hedonismus )
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