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 Moderiert von: Irdorath, statixx, Teh Wizard of Aiz


 Thema: Studienthread LXXXIV
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Poliadversum

AUP Poliadversum 30.08.2012
 
Zitat von Wraith of Seth


@Poli: Ich sage nichts über seine beschreibende Tauglichkeit. Ich sage etwas über seine Tauglichkeit zur Wertung. Wichtiger Unterschied. Selbst in deiner Beschreibung ist das drin: psychometrisch



Äh, ich wollte jetzt auch eigentlich nur sagen, dass ein hoher conscientiousness-Wert beispielsweise mit "Fleiß" zusammenhängt. Nicht dass man jetzt Kinder in der 4. Klasse nen OCEAN-Test machen lassen sollte und sie dementsprechend auf weiterführende Schulen eingruppieren soll Breites Grinsen
30.04.2020 22:06:49  Zum letzten Beitrag
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Der Menschenfreund

Arctic
 
Zitat von Wraith of Seth

Who's to say? Das ist doch der ganze Punkt. Das nicht primär zu einer direkten Nutzenrechnung zu machen. Wer weiß, vielleicht lernen sie sowas wie Interesse für das Fach? Ich kenne durchaus Studenten aus reichlich prekären Situationen und mit anfangs reichlich bescheidenen Leistungen, aus denen was geworden ist. Das siehst du halt anfangs nicht.



Wenn Deine Position ist "Wir müssen mehr in Bildung investieren, weil es vielleicht irgendwann irgendwem irgendetwas bringt", dann ist das für mich in Ordnung, weil ich ja im ursprünglichen Beitrag nur schrieb, dass "Investitionen in öffentliche Bildung weniger Kollektivnutzen haben, als viele Linke gemeinhin annehmen".

Du nimmst keinen konkreten Nutzen? Ok. Die politische Begründung für höhere Bildungsausgaben ist eine andere. Investitionen in MINT sichern Patente und Wohlstand, Investitionen in politische Bildung halten die extremistischen Parteien klein, Investitionen in Digitalisierung sind notwendig, um auf den zukünftigen Arbeitsalltag vorzubereiten, Investitionen in Bildung verringern die Einkommensungleichheit usw.

 
Zitat von Wraith of Seth

@Poli: Ich sage nichts über seine beschreibende Tauglichkeit. Ich sage etwas über seine Tauglichkeit zur Wertung. Wichtiger Unterschied. Selbst in deiner Beschreibung ist das drin: psychometrisch


Sowas wie Fleiß muss man gar nicht direkt messen. Zumeist laufen Diskussionen um den Nutzen von GRE-Tests so ab (GRE nehme ich, weil es das bekannteste und gleichzeitig kontrovers diskuierte Beispiel eines Tests ist, der für Aufnahmeentscheidungen verwendet wird):

"GRE-Tests sind letztlich nur ein Intelligenztest."
"Nein! Man kann höhere Punktzahlen erreichen, wenn man sich intensiv und gewissenhaft vorbereitet!"
"Ok, dann messen GRE-Tests eine Mischung aus Intelligenz und Fleiß. Beides wünschenswerte Eigenschaften!"

(Der andere Kritikpunkt an den GRE-Tests ist, dass die Korrelation mit der Abbruchwahrscheinlichkeit und anderen Maßzahlen niedrig ist. Das ist aber zu erwarten, da die Auswahl auf Grund der GRE-Werte erfolgt und diese Varianzeinschränkung natürlich zu niedrigen Korrelationen führt. Man müsste wissen, wie viele abgebrochen hätten, wenn ein anderes Verfahren verwendet worden wäre.)
[Dieser Beitrag wurde 3 mal editiert; zum letzten Mal von Der Menschenfreund am 30.04.2020 22:30]
30.04.2020 22:19:43  Zum letzten Beitrag
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Wraith of Seth

wraith_of_seth
 
Zitat von Poliadversum

 
Zitat von Wraith of Seth


@Poli: Ich sage nichts über seine beschreibende Tauglichkeit. Ich sage etwas über seine Tauglichkeit zur Wertung. Wichtiger Unterschied. Selbst in deiner Beschreibung ist das drin: psychometrisch



Äh, ich wollte jetzt auch eigentlich nur sagen, dass ein hoher conscientiousness-Wert beispielsweise mit "Fleiß" zusammenhängt. Nicht dass man jetzt Kinder in der 4. Klasse nen OCEAN-Test machen lassen sollte und sie dementsprechend auf weiterführende Schulen eingruppieren soll Breites Grinsen


Damit habe ich dann auch kein Problem - solange die Anführungszeichen um Fleiß bleiben. Meinem Artikel ging es halt vor allem um ""Fleiß"" versus "Fleiß". Es ist halt allgemeines Bauchgefühl, dass "Fleiß" als Eigenschaft existieren muss, wenn alles, was wir haben, eine ungenau umrissene Eigenschaft ""Fleiß"" ist, deren konkrete Gründe und Ursachen sehr unterschiedlich sind. Und laut dem Artikel ist der Versuch Fleiß festzulegen halt immer irgendwo gescheitert, weil Motivationen, Lebensumstände, Erkrankungen, uswusf. gefunden werden können, die das Ergebnis "fehlenden Fleißes" erklären, aber eben nicht als fehlenden Fleiß.

Ich steck nicht in anderer Leute Köpfe drin - wie ich mit einem Studenten umgehe, mache ich daher vor allem davon abhängig, wie er mir gegenüber auftritt. Wenn jemand von mir verlangt, dass ich ihm alles vorkaue, damit er es 1:1 auf seine Abgabe packen kann, lasse ich ihn mit sokratischem Dialog vor die Wand laufen. Ich hatte zum Glück noch keine Situation, wo ich direkter und unhöflicher werden musste. (Auch wenn mir bereits gesagt wurde, dass meine "sokratische Methode" "Engelsgeduld" sei und der Kommentator die Person längst rausgeschmissen hätte...) Wenn ich über schlechte Ergebnisse rede(n muss), versuche ich von "schlechten Ergebnissen" oder "nicht genug Arbeit investiert" zu reden, weil das nicht versucht, eine Erklärung zu finden, warum "nicht genug Arbeit investiert" wurde und ein schlechtes Ergebnis rum kam.

...es gibt aber auch Freunde, denen ich durchaus mal ein "fauler Hund" um die Ohren werfe, weil sie doch so langsam mal ihre Prioritäten klar kriegen sollten - oder sich Therapie suchen, damit sie ihre Lernprobleme endlich in den Griff bekommen. Aber das sind Freunde - da sind die nötigen Verhältnisse geschaffen, dass jeder weiß, woran er beim anderen ist...

Freedom is just another word for nothing left to lose.
30.04.2020 22:23:07  Zum letzten Beitrag
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Poliadversum

AUP Poliadversum 30.08.2012
 
Zitat von Wraith of Seth

 
Zitat von Poliadversum

 
Zitat von Wraith of Seth


@Poli: Ich sage nichts über seine beschreibende Tauglichkeit. Ich sage etwas über seine Tauglichkeit zur Wertung. Wichtiger Unterschied. Selbst in deiner Beschreibung ist das drin: psychometrisch



Äh, ich wollte jetzt auch eigentlich nur sagen, dass ein hoher conscientiousness-Wert beispielsweise mit "Fleiß" zusammenhängt. Nicht dass man jetzt Kinder in der 4. Klasse nen OCEAN-Test machen lassen sollte und sie dementsprechend auf weiterführende Schulen eingruppieren soll Breites Grinsen


Damit habe ich dann auch kein Problem - solange die Anführungszeichen um Fleiß bleiben.


Klar, das C in OCEAN besteht ja aus diversen latenten Variablen. Mein Punkt war, dass das was gemeinhin so als den "fleißigen"/"strebsamen" etc. Schüler bezeichnet eine Person ist, die im OCEAN-Modell hoch in C scored.
30.04.2020 22:39:07  Zum letzten Beitrag
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Wraith of Seth

wraith_of_seth
MF macht halt keine Anführungszeichen:

 
Zitat von Der Menschenfreund
Sowas wie Fleiß muss man gar nicht direkt messen. Zumeist laufen Diskussionen um den Nutzen von GRE-Tests so ab (GRE nehme ich, weil es das bekannteste und gleichzeitig kontrovers diskuierte Beispiel eines Tests ist, der für Aufnahmeentscheidungen verwendet wird):

"GRE-Tests sind letztlich nur ein Intelligenztest."
"Nein! Man kann höhere Punktzahlen erreichen, wenn man sich intensiv und gewissenhaft vorbereitet!"
"Ok, dann messen GRE-Tests eine Mischung aus Intelligenz und Fleiß. Beides wünschenswerte Eigenschaften!"

(Der andere Kritikpunkt an den GRE-Tests ist, dass die Korrelation mit der Abbruchwahrscheinlichkeit und anderen Maßzahlen niedrig ist. Das ist aber zu erwarten, da die Auswahl auf Grund der GRE-Werte erfolgt und diese Varianzeinschränkung natürlich zu niedrigen Korrelationen führt. Man müsste wissen, wie viele abgebrochen hätten, wenn ein anderes Verfahren verwendet worden wäre.)


 
Zitat von Der Menschenfreund

 
Zitat von Wraith of Seth

Who's to say? Das ist doch der ganze Punkt. Das nicht primär zu einer direkten Nutzenrechnung zu machen. Wer weiß, vielleicht lernen sie sowas wie Interesse für das Fach? Ich kenne durchaus Studenten aus reichlich prekären Situationen und mit anfangs reichlich bescheidenen Leistungen, aus denen was geworden ist. Das siehst du halt anfangs nicht.



Wenn Deine Position ist "Wir müssen mehr in Bildung investieren, weil es vielleicht irgendwann irgendwem irgendetwas bringt", dann ist das für mich in Ordnung, weil ich ja im ursprünglichen Beitrag nur schrieb, dass "Investitionen in öffentliche Bildung weniger Kollektivnutzen haben, als viele Linke gemeinhin annehmen".

Du nimmst keinen konkreten Nutzen? Ok. Die politische Begründung für höhere Bildungsausgaben ist eine andere. Investitionen in MINT sichern Patente und Wohlstand, Investitionen in politische Bildung halten die extremistischen Parteien klein, Investitionen in Digitalisierung sind notwendig, um auf den zukünftigen Arbeitsalltag vorzubereiten, Investitionen in Bildung verringern die Einkommensungleichheit usw.


Aber darum geht es doch bzw. du argumentierst völlig wider deiner These? Du stellst den individuellen Nutzen in Fragen - der gesellschaftliche Nutzen ist halt was völlig anderes und involviert mindestens ein ziemliches Mitteln, das alles andere als klar definiert ist. More is different und so.

Da aber Bildung viele Stellschrauben hat, halte ich es für falsch den Erfolg von Bildung nur anhand ihrer Finanzierung abhängig zu machen und wie die sich in anderen Maßen (Einkommensungleichheit, Erfolge extremistischer Parteien und Bewegungen, ...) niederschlägt. Da ist nämlich viel mehr entscheidend. Gute Bildung hängt auch von ihrer Finanzierung ab, aber du kannst etwas nicht einfach besser machen, indem du blind Geld drauf wirfst.

Punchline... Forming...
[Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert; zum letzten Mal von Wraith of Seth am 30.04.2020 23:33]
30.04.2020 23:26:57  Zum letzten Beitrag
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Irdorath

AUP Irdorath 08.12.2020
 
Zitat von Der Menschenfreund

Weil es letztlich bedeutet, dass die konkreten Bildungsinhalte weniger wichtig sind als die Sortierungsfunktion der Benotung (das war Irdoraths Meinung). Eine Benotung kann man allerdings durch andere Verfahren und Tests ersetzen.


Ich finde deine Schlussfolgerung "Der Gemeinnutzen von Bildung wird von Linken ueberschaetzt" problematisch, und ich verstehe nicht, wie du in deiner Argumentation dort landest.
Wenn du sagst, ich impliziere
 
Zitat von Der Menschenfreund
Was die Schüler in der Schule lernen, ist nicht wichtig. Entscheident ist, dass die relative Position in der Benotung mit stabilen interindividuellen Unterschieden der Fähigkeiten korreliert (Intelligenz, Fleiß, etc.)

dann ist das zu kurz gedacht.
Ich sagte, dass Abschlussnoten als Sortierfunktion der Studieneignung zur fairen Studienplatzverteilung eine wichtige Rolle spielen. Ich sagte auch, dass der jetzt in der Coronakrise verpasste Stoff fuer die angestrebten Studiengaenge groesstenteils irrelevant ist.

Ich sagte nicht, dass die Ausbildung an sich irrelevant ist. Ich faende eine Aufwertung der Abschluesse im Rahmen der Vergleichbarkeit zu umliegenden Jahrgaengen akzeptabel, aber explizit aufgrund der speziellen Situation dieses Jahres. Ich will eine Benachteiligung des Jahrgangs vermeiden, welcher zwischen vernachlaessigten Digialisierungskonzepten und notgedrungener Umsetzung steckt.

Das heisst aber lange nicht, dass ich den jetzt unzureichend vermittelten Stoff grundsaetzlich fuer verzichtbar halte. Schulbildung dient einem groesseren Zwecke als der reinen Materialvermittlung. Es geht darum, in Schuelern die Faehigkeiten zu Lernen zu entwickeln. Es geht darum, das Denken zu strukturieren. Es geht darum, die Faehigkeit zur kritischen Ausseinandersetzung mit Themen zu vermitteln. Dabei hilft ein breites Allgemeinwissen, anhand dessen man neue Informationen einordnen und intuitiv auf Plausibilitaet einschaetzen kann. Dass dabei nicht alles haengen bleibt ist klar, aber wichtig ist das Erlernen von Denkstrukturen.

All das sind Kompetenzen, die gelernt und geuebt werden muessen. Woran genau, halte ich fuer sekundaer und insofern ist die genaue Ausgestaltung des Schulstoffes sicherlich diskussionwuerdig und veraenderlich. Aber dass die genannten Faehigkeiten trainiert werden, ist sehr wichtig. Nicht aus akademischer Verklaerung, sondern aus reinem Eigennutz: ich will schliesslich in einer Gesellschaft leben, in der es weniger Idioten gibt, die idiotische Dinge tun, waehlen, gut finden.
30.04.2020 23:40:45  Zum letzten Beitrag
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nobody

nobody
...
 
Zitat von Irdorath

Ich finde deine Schlussfolgerung "Der Gemeinnutzen von Bildung wird von Linken ueberschaetzt" problematisch, und ich verstehe nicht, wie du in deiner Argumentation dort landest.



Danke, ehrlich. Ich zweifel hier nämlich seit gestern an meiner Bildung, weil ich vorne und hinten nicht schnalle was MFs Punkt bzw. so der ungefähre Kern der Diskussion überhaupt ist. Breites Grinsen
01.05.2020 8:36:05  Zum letzten Beitrag
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kl3tte

AUP kl3tte 07.06.2011
Wtf ist hier passiert?

Also vong Studium her kann ich Kosten vong Stahlbauteilen bewerten. Ist das diese breite Bildung?
01.05.2020 10:47:10  Zum letzten Beitrag
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Peniskuh

AUP Peniskuh 03.12.2018
 
Zitat von nobody

 
Zitat von Irdorath

Ich finde deine Schlussfolgerung "Der Gemeinnutzen von Bildung wird von Linken ueberschaetzt" problematisch, und ich verstehe nicht, wie du in deiner Argumentation dort landest.



Danke, ehrlich. Ich zweifel hier nämlich seit gestern an meiner Bildung, weil ich vorne und hinten nicht schnalle was MFs Punkt bzw. so der ungefähre Kern der Diskussion überhaupt ist. Breites Grinsen


Ja, normal
01.05.2020 10:55:55  Zum letzten Beitrag
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Jovial

Arctic Female
 
Zitat von Kinogutschein

http://img2.abload.de/img/unimq0.jpg

Der Alte


Was - Wer - Wo - Wie lang
pOT Studierendenliste*
Neue Einträge unter:
http://studis.enkore.de/admin/liste/students/add/
Benutzername: pOT
Passwort: mata

403 Forbidden
01.05.2020 12:28:29  Zum letzten Beitrag
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[Muh!]Shadow

AUP [Muh!]Shadow 10.03.2015
Stell dich doch erstmal vor.
01.05.2020 12:30:28  Zum letzten Beitrag
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Der Menschenfreund

Arctic
 
Zitat von nobody

 
Zitat von Irdorath

Ich finde deine Schlussfolgerung "Der Gemeinnutzen von Bildung wird von Linken ueberschaetzt" problematisch, und ich verstehe nicht, wie du in deiner Argumentation dort landest.



Danke, ehrlich. Ich zweifel hier nämlich seit gestern an meiner Bildung, weil ich vorne und hinten nicht schnalle was MFs Punkt bzw. so der ungefähre Kern der Diskussion überhaupt ist. Breites Grinsen


Es waren zwei Diskussionen, die ich dann später auch nicht mehr auseinandergehalten habe.

Ursprungsdiskussion: Corona und Schulnoten. Ich bin gegen eine generelle Anhebung der Noten. Ich befürchte, dass dadurch zu viele nichtstudierfähige Abiturienten an der Universität landen. Deswegen schrieb ich etwas zu Mindeststandards.

Im Nebensatz wies ich darauf hin, dass Irdorath implizit unterstellt, dass Schulnoten vor allem die Funktion hätten, eine relative Rangfolge (schlechtester bis bester Schüler) zu ermöglichen und es weniger darum ginge, was Schüler nun wirklich inhaltlich gelernt haben. Ich stimmte teilweise zu, denke trotzdem, dass sie wichtige Mindeststandards prüfen und sicherstellen.

Nebenschauplatz: Eigentlich nur die beiläufige Bemerkung, dass Schulnoten tatsächlich nicht nur widerspiegeln, wie viel die Schüler gelernt haben, sondern zum großen Teil auch stabile Eigenschaften, die man ohne Schulnoten messen könnte. Anders formuliert: Für intelligente Personen ist es wichtig, auf das Gymnasium zu gehen, weil sie damit signalisieren, dass die intelligent sind (heutzutage zutreffender: nicht unterdurchschnittlich intelligent), nicht weil ein Großteil des dort erworbenen Wissens für den Arbeitsmarkt relevant wäre (oder auch die persönliche Bildung. Die meisten vergessen das meiste).

Was bedeutet das:

1. Schule vermittelt weniger dauerhaftes Wissen oder trägt weniger zur dauerhaften Charakterbildung usw. bei, als das gemeinhin angenommen wird.
2. Schulnoten sind dennoch ein guter Indikator für Universitäten oder Arbeitgeber, weil sie mit zugrundeliegeden stabilen Eigenschaften wie Intelligenz, Gewissenhaftigkeit, usw. korrelieren, die späteren Studienerfolg oder Produktivität voraussagen (nicht perfekt, aber besser als nichts).
3. Lernen ist im höchsten Maße spezifisch und der langfristige Lernerfolg (d.h. was behält man sich) ist am höchsten, wenn das vermittelte Wissen spezifisch ist und direkt angewendet wird (anstatt gelernt, nie gebraucht, vergessen). Das spricht für Berufsausbildunden oder Professions-Studiengänge wie Medizin, Jura, usw.
4. Argument (1) gilt am wenigsten für grundlegende Fertigkeiten wie Lesen, Schreiben, Rechnen, Fremdsprachen.
5. Breite Schulbildung ist dennoch nützlich, damit Schüler ihre Interessen und Talente herausfinden könnten. Allerdings stellt sich dann die Frage, wie viel Bereite notwendig ist und wie das das Curriculum am besten gestaltet werden kann.
6. Vielleicht können spezifische Eignungstest Schulnoten ersetzen. Warum sollte es standardmäßig nicht nach der 11. Klasse möglich sein, ein Studium zu beginnen, wenn man die entsprechenden Anforderungen erfüllt?

Für eine Extremposition, die ich ausdrücklich nicht teile, siehe dieses Buch.

Hier kann man wieder einen Bezug zur Mindeststandard-Diskussion herstellen:
1. Schlechte Abiturienten sind häufig aufgrund ihres Mangels an Intelligenz, Gewissenhaftigkeit, Motivation nicht studierfähig. Oder sie waren so schlecht, dass ihnen nicht einmal "basale Kulturtechniken" (nicht mein Wort) in der Schule vermittelt wurden. Die Universität kann diesen Personen nicht helfen. Auch aus persönlichem Interesse sollten sie eine andere Bildungslaufbahn verfolgen. (Ausnahmen gibt es immer, vielleicht besonders viele unter den Physikstudenten. Die schlechten Sowi-Studenten jedenfalls sind zum größten Teil keine ungeschliffenen Diamanten.)
2. Auch viele Studiengänge ohne Professionsbezug vermitteln wenige bleibende Fertigkeiten. Wir brauchen daher auch keine Massenstudiengänge in den Sozialwissenschaften, sondern wenige, gute Sozialwissenschaftler, von denen dann auch ein höherer Anteil in der Forschung (oder verwandten Bereichen wie Politikberatung, Sozialstatistik usw.) bleibt.

(Und einiges anderes, aber gerade bin ich zu faul, um weiterzuschreiben.)

Das ist außerdem relevant für die seit den Siebzigern in den Soziologie untersuchte Frage, warum die Bildungsexpansion seit den Sechzigern kaum zur Reduktion von Ungleichheit beigetragen hat.
[Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert; zum letzten Mal von Der Menschenfreund am 05.05.2020 0:16]
05.05.2020 0:04:18  Zum letzten Beitrag
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Wraith of Seth

wraith_of_seth
Da ich zufällig wieder an die Diskussion gedacht habe, möchte ich ausdrücklich diesen letzten Post loben. Er fasst tatsächlich den Ausgangspunkt der hitzigen Diskussion gut zusammen - und ist tatsächlich halbwegs neutral formuliert.

Mein größtes Problem ist Punkt 2 der ersten Liste. Noten werden oft so unvorhersehbar von verschiedenen Leuten gehandhabt, dass sie bestenfalls eine grobe Pi-Mal-Daumen-Abschätzung der schulischen Fähigkeiten sind. Das finde ich erst mal prinzipiell ok. Aber man sollte das nicht überstrapazieren. Hier unten heißt es von der Uni z.B., dass man nur ein Doktorstipendium kriegt, wenn der Notenschnitt besser als A- ist. Ich bin der lebende Beweis, dass sie sich an ihre eigenen Regeln nicht halten - außer du bist Kiwi. Scheinbar hat der Name meiner deutschen Uni "clout". Und das halte ich für ziemlichen Käse, wenn gleichzeitig Studis hier ziemlich schnell brüsk vor den Kopf gestoßen werden.

Ich bin tatsächlich dann eher für Eignungstests; nur sind selbst die reichlich müßig, wenn du nicht weißt, welches Vorwissen Schüler mitbringen. Hier unten kommst du oft von der Schule und hast essentielle Grundkenntnisse schlicht nicht gelernt; universitäre Eignungstests hätten aber irgendwie diesen Spagat zu meistern zwischen "testet auf dem wie-auch-immer gearteten, erwarteten Niveau der Uni" und "darf nicht zuviel Wissen voraussetzen". Selbst zwischen den Bundesländern gibt es da ja schon riesige Unterschiede. Was bei Leuten aus einem anderen Land? Dazu kommt, dass da oft ein massiver, normativer Aspekt reinspielt. Daher weiß ich nicht, ob Einstellungstests soviel besser sind. Entweder machst du die Uni zu einem inzestiösen, gruppenmasturbierenden, elitistischen (und als Folge wahrscheinlich auch tierisch konservativen, uninnovativen, und diskriminierenden) Sauhaufen (mehr als das eh schon der Fall ist), oder du lässt wieder die Leute rein, die du vorher schon nicht drin haben willst. Da bin ich dann einfach auf der Seite von: Muss die Gesellschaft und die Uni halt dicke Haut zeigen und die Leute an der Uni ertragen. Hat man wenigstens was, an dem man seine Lehrfähigkeiten wetzen kann.

Wollust ward dem Wurm gegeben.
09.05.2020 6:42:53  Zum letzten Beitrag
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Neunvoltblock

Arctic
Eure Diskussion ist zu akademisch und vom Ende her gedacht. Jede Person, die nachgewiesen hat, dass sie weiß, was es bedeutet, das Kreuzprodukt zweier Vektoren zu berechnen, hat objektiv a) die Fähigkeit, abstrakte Zusammenhänge zu verstehen und b) die Fähigkeit, ganz handwerklich mit der Formelsprache umzugehen, unter Beweis gestellt.

Das, worauf ihr abstellt, ist etwas, das sich im besten Fall im (derzeit) dritten, vierten Semester zeigt. Und das ist auch nicht falsch. Ich halte es für total ok, erstmal eine Menge Leuten auf die Uni loszulassen und jedem/r selbst in die Hand zu geben, es zu schaffen (ggf. auch mit viel Anstrengung), oder es bleiben zu lassen. Eine Vorausauswahl anhand von völlig willkürlich vergebenen Noten (hat schon mal jemand verglichen, was man können muss, um in Deutsch eine Eins zu schreiben - im Vergleich zu Mathe?) zu treffen, wäre grundfalsch.

Ich favorisiere ein Studium Generale: Setz dich drei Semester auf deinen Arsch. Du hast objektiv genug Zeit, in Eigenarbeit deine Lücken aufzubessern. Wenn du das nicht schaffst, sollest du es besser bleiben lassen. Wenn du schon dort mit kantischer Reflektiertheit auffällst, sollte man vlt. weiter fördern. Aber nicht davor.

Ich bin jetzt ungefähr doppelt so schlau wie Menschenfeind und deutlich intelligenter. In der 11 hätte mir das nur ein Sportlehrer attestiert, der mir zugeschaut hätte, wie ich an Zügen mit Dosen rumgeturnt bin. /E: Was ich sagen wollte war hier nicht, dass ich besonders schlau bin, sondern dass Menschenfeind besonders dumm ist und trotzdem in der Uni schlafen darf. Sory wegen Unklarheit.
[Dieser Beitrag wurde 4 mal editiert; zum letzten Mal von Neunvoltblock am 09.05.2020 7:42]
09.05.2020 7:14:35  Zum letzten Beitrag
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Irdorath

AUP Irdorath 08.12.2020
 
Zitat von Der Menschenfreund
Anders formuliert: Für intelligente Personen ist es wichtig, auf das Gymnasium zu gehen, weil sie damit signalisieren, dass die intelligent sind (heutzutage zutreffender: nicht unterdurchschnittlich intelligent), nicht weil ein Großteil des dort erworbenen Wissens für den Arbeitsmarkt relevant wäre (oder auch die persönliche Bildung. Die meisten vergessen das meiste).

Was bedeutet das:

1. Schule vermittelt weniger dauerhaftes Wissen oder trägt weniger zur dauerhaften Charakterbildung usw. bei, als das gemeinhin angenommen wird.
[...]
3. Lernen ist im höchsten Maße spezifisch und der langfristige Lernerfolg (d.h. was behält man sich) ist am höchsten, wenn das vermittelte Wissen spezifisch ist und direkt angewendet wird (anstatt gelernt, nie gebraucht, vergessen). Das spricht für Berufsausbildunden oder Professions-Studiengänge wie Medizin, Jura, usw.
[...]
5. Breite Schulbildung ist dennoch nützlich, damit Schüler ihre Interessen und Talente herausfinden könnten. Allerdings stellt sich dann die Frage, wie viel Bereite notwendig ist und wie das das Curriculum am besten gestaltet werden kann.



Ja, schoener Post Menschenfreund. Was mir aber definitiv fehlt, und das wird deutlich an den zitierten Ausschnitten, ist der Nutzen von kognitiver Beschaeftigung als Selbstzweck, um das Denkvermoegen an sich zu entwickeln und zu trainieren. Es geht bei dir nur um Wissenserwerb und dessen Praktikabilitaet: Welches Wissen bleibt haengen, bekomme ich eine Uebersicht ueber meine Moeglichkeiten. Erlernte kognitive Faehigkeiten fallen unter den Tisch, und so ist es klar, dass wir den "Gemeinnutzen von Bildung" unterschiedlich einordnen.
09.05.2020 8:08:11  Zum letzten Beitrag
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Monsieur Chrono

Arctic
Kann mir jemand das (weltweite/europäische/deutsche ) Marktvolumen der wichtigsten Enzyme nennen? Es geht um eine grobe Einordnung, nicht um die dritte Nachkommastelle.
[Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert; zum letzten Mal von Monsieur Chrono am 28.05.2020 14:58]
28.05.2020 14:53:07  Zum letzten Beitrag
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dblmg

AUP dblmg 20.07.2010
mach mal statista brudi
28.05.2020 14:53:43  Zum letzten Beitrag
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Monsieur Chrono

Arctic
Alles hinter der Paywall.
28.05.2020 14:55:32  Zum letzten Beitrag
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dblmg

AUP dblmg 20.07.2010
Ich war davon ausgegangen, dass du studibrudi bist und darauf zugriff hast
28.05.2020 15:15:09  Zum letzten Beitrag
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Monsieur Chrono

Arctic
hat da jemand zugriff? es winken 100 karmapunkte

https://doi.org/10.1111/j.1467-6435.1991.tb01782.x
[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von Monsieur Chrono am 16.06.2020 17:33]
16.06.2020 17:07:02  Zum letzten Beitrag
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nobody

nobody
Das ist nur ein Buch-Review, weißte, oder?
Suchst du das, oder das Buch selbst?
16.06.2020 17:28:53  Zum letzten Beitrag
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Monsieur Chrono

Arctic
du hast recht. hat sich erledigt!
[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von Monsieur Chrono am 16.06.2020 17:36]
16.06.2020 17:34:21  Zum letzten Beitrag
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poppxapank

AUP poppxapank 15.08.2010
Hat jemand Erfahrung mit einem Zweitstudium und der Finanzierung davon?
Was gibt's da für Möglichkeiten, wenn man schonmal Bafög erhalten hat und einen KFW Studienkredit aufgenommen hat?

Zweitstudium würde heißen, dass man noch einen Bachelorstudiengang anfängt, obwohl man schon einen Bachelor hat.
02.08.2020 15:07:16  Zum letzten Beitrag
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Mobius

AUP Mobius 30.12.2023
Hat hier jemand Zugriff?

https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1048984314000691

Nevermind, hab schon.
[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von Mobius am 01.10.2020 18:54]
01.10.2020 18:53:19  Zum letzten Beitrag
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RageQuit

AUP RageQuit 30.08.2016
Mein Prof möchte in meiner MA eine Danksangung.

Wem danke ich da? Dem Unternehmen, einzelnen (direkten) Mitarbeiter des Unternehmens, dem Prof? MDMA? Ka
22.10.2020 9:33:24  Zum letzten Beitrag
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G-Shocker

AUP G-Shocker 11.11.2020
...
Wenn du sowas schon rein machst, dann kannst du auch allen danken die halbwegs was beigetragen haben. Also mit Mitarbeitern und Unternehmen machst du sicherlich nichts falsch würde ich sagen.
Dem Prof natürlich auch verschmitzt lachen

Mutter und Ehefrau würde ich weglassen.
22.10.2020 9:35:29  Zum letzten Beitrag
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Zipper

zipper
Der Kaffeemaschine
22.10.2020 9:38:18  Zum letzten Beitrag
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[Muh!]Shadow

AUP [Muh!]Shadow 10.03.2015
Ich hatte iirc in meiner Doktorarbeit
Chef, Doktorvater, Betreuer, alle Kollegen und Mitarbeiter, Kiddo, Freunde und Eltern in der Danksagung
22.10.2020 11:06:34  Zum letzten Beitrag
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blue

Bluay
...
Dem p0t natuerlich, du undankbarer Splasher.
22.10.2020 11:09:43  Zum letzten Beitrag
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RageQuit

AUP RageQuit 30.08.2016
Ich finde in einer Doktorarbeit (obwohls ja nur ein medizinischer Doktor ist, lel) machts Sinn. Aber in einer MA?

Völlig überzogen irgendwie, kommt mir schon fast lächerlich rüber Breites Grinsen
22.10.2020 11:24:57  Zum letzten Beitrag
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