Ich habe das mit Gendo nicht im Detail verfolgt. Doch was nun passiert ist, ist äußerst traurig, weil eine sehr menschliche Aktion das genaue Gegenteil von dem bewirkt hat, was sie bewirken sollte.

Wenn ich die Geschichte dahinter richtig verstanden habe, ist Gendo seit Jahren erkrankt. Depression, Herz-Kreislauf, später noch Diabetes und nun auch noch eine Krebsdiagnose. Folgerichtig ist Gendo arbeitsunfähig und erhält Grundsicherung (Harz IV). Aus einer Zeit, wo er finanziell unabhängig war hat er einmal etwa 9.000 € Schulden und nach Scheitern der beruflichen Existenz durch Forderungen schieben und auch noch einen Berg Schulden übrig. Aktuell ist er mit medizinischen Belangen vollständig ausgelastet.

Das Pot arrangiert über Hitmiccs eine Spendensammlung, um die ärgste Not zu lindern. Eine größere Summe in Höhe von rund 8.000,00 € konnte Gendo übergeben werden.

Das Amt kommt, auf welchem Weg auch immer, dahinter und sperrt erst mal die Leistungen, wittert Sozialbetrug und fährt die für solche Fälle vorgesehene Infanterie hoch.

Soweit richtig?

€dit: ich lese gerade: Verbraucherinsolvenzverfahren lief schon? Das hingegen wäre ein Problem wenn die Einnahmen, die zur Schuldentilgung gedacht waren, am Insolvenzverwalter vorbei unmittelbar über Gendo an Schuldner gegangen sind.

€dit²: doch nicht...

Nicht gut...

Also das erste ist: was ist mit dem Geld passiert? Wurde es unmittelbar zur Schuldentilgung verwandt?

Es ließe sich eventuell Honig aus diesem Umstand saugen, da die Summe Gendo dann nie selbst zur Deckung des Lebensbedarfs zur Verfügung gestanden hat. Es wäre denkbar, dass damit sein Anspruch auf ALG II nach § 9 SGB II nicht entfallen wäre. Das SGB ist jedoch nicht mein Beritt und um das entsprechend zu beurteilen fehlen mir schlicht die erforderlichen Detailkenntnisse.

Besser wäre es jedoch wohl gewesen, man hätte angesichts der Schulden anders gehandelt. (Ich weiß: hinterher sind alle schlauer...)
Erstens wäre an ein Verbraucherinsolvenzverfahren zu denken gewesen (und daran sollte nun auch gedacht werden!). In einem Fall wie Gendo ist das auf lange Sicht sowieso unumgänglich. Und für solche Fälle wurde es ja auch entwickelt. Nach 6 Jahren schuldenfrei hinsichtlich aller bei Antragstellung bestehender Verbindlichkeiten und bis dahin Schutz vor den Gläubigern. Das ist ja eine Perspektive, oder nicht?
Die Schulden, die davon nicht erfasst gewesen wären, hätten zweitens vom Spendenkonto unmittelbar bedient werden sollen. Damit liegt faktisch zwar auch eine Schenkung vor, jedoch wäre die Hilfsbedürftigkeit ggf. so nie entfallen. Das wäre ja mit einem Schuldenerlass der Gläubiger zu vergleichen. Davon hat man auch keine Butter aufs Brot, nur weniger Schulden. Am Bedarf ändert das an sich nichts.

Die strafrechtliche Seite macht mir die wenigsten Sorgen auch wenn sie unangenehm ist. Ich denke, dass man wegen der gesamten Umstände im Ergebnis zu einer Verfahrenseinstellung nach § 153 StPO kommen wird. Schließlich hat Gendo um das Geld ja nun wirklich nicht gebeten und auch nie ahnen können, dass sich hier ein Haufen Samariter findet, die wie die Geisteskranken spenden (im positivsten Sinne gemeint!)

Gendo: Ich empfehle Dir, dir einen Beratungshilfeschein beim für Dich zuständigen Amtsgericht zu organisieren und einen Fachanwalt für Sozialrecht, am besten in einer Kanzlei mit einem Strafrechtler zusammen, aufzusuchen. Das Ganze wird sich bestimmt regeln lassen. Doch dazu braucht's Fachpersonal vor Ort.