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 Moderiert von: Irdorath, statixx, Teh Wizard of Aiz


 Thema: Der allgemeine Bücherthread, Band XIII ( Jetzt auf Deutsch in zwei teuren Teilthreads! )
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[Amateur]Cain

Amateur Cain
Und Ort und Fontgröße des Autorennamens!!!1111


Hier die fiesen Dinger von vorn!

03.06.2022 14:35:43  Zum letzten Beitrag
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Armag3ddon

AUP Armag3ddon 04.01.2011
A History of Styles and Buchdesigns!
03.06.2022 15:11:16  Zum letzten Beitrag
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Wraith of Seth

wraith_of_seth
...
Jon Ingold - Heaven's Vault I.: The Loop und Heaven's Vault II.: The Vault

Nach The Dig ist das (mindestens?) mein zweites PC-Spiel-Buch. Und während The Dig solide, aber auch nicht sehr herausragende Scifi-Kost ist, ist Heaven's Vault ein ungeschliffenes Juwel.

Das wichtigste zuerst: Ich habe keine gute Vorstellung, wie sehr das Buch funktioniert, wenn man das Spiel nicht kennt. Die Bücher sind als Spieler des Spiels oft ein Spiel von Gegensätzen: Der erste Band liest sich wie eine Umsetzung des Spiels (mit tollen Ergänzungen), während der zweite Band zwar den Kern der zweiten Hälfte des Spiels beibehält, aber sehr viel eigenständiger ist. Viel vom Review ist also auch ein Review des Spiels (das ich zuletzt vor zwei Jahren gespielt habe und nicht mehr 100% im Kopf habe) und wie sie sich ergänzen. Vorneweg will ich also auch das Spiel wärmstens empfehlen.

Das Buch hat auch ein ähnliches Problem wie das Spiel—die Skalen und räumlichen Anordnungen von Dingen sind alle sehr vage und verwirrend (für mich). Wie groß sind die Monde, die Distanzen zwischen ihnen…? Einerseits vermittelt es mitunter den Eindruck von Größe, andererseits durchqueren die Charaktere große Teile der Welt in Stunden, höchstens Tagen auf Schiffen unbestimmter Geschwindigkeit in Flüssen schwer zu messender Größe und Geschwindigkeit. Aber dann hat man trotzdem noch immer Andeutungen von Größe, Fläche und Verhältnissen, die irgendwie größer wirken als das, zumal die Orte "Monde" heißen. Ich finde es schwer verwirrend, und im Spiel tatsächlich weniger, weil man in einem Spiel an symbolische Darstellungen gewohnt ist. Natürlich ist das Schiff in unterschiedlichen Spielelementen unterschiedlich groß, damit man es sinnvoll spielen kann. Im Buch gibt es keine so deutliche Variation, aber gerade als Spieler erkennt man die beiden Hauptebenen wieder: Auf einem Mond und in einem Fluss. Das Buch gibt sich viel Mühe, den Übergang auszugestalten, aber sorgt bei mir dafür, dass die Skalen noch mehr verwischen.

Davon ab, ist diese Kritik auch wirklich handwerklich: Viele räumliche Beschreibungen funktionieren deutlich besser, wenn man sich die jeweilige Spielsituation in Erinnerung ruft. Wenn meine Erinnerung mich da im Stich ließ, merkte ich, dass ich echt Probleme hatte, die Beschreibung mit einem inneren Bild zu füllen. Das ist in Szenen oder bei Dialogen weniger ein Problem; hier läuft das schriftstellerische Handwerk rund und Bilder formen sich mühelos. Ich tue mich schwer, einen Finger drauf zu legen, was schief läuft. Aber ein einfacher Markttor wirkt lebendiger als ein Slum, der regelmäßig prominent auftritt. Die Bar im Slum ist wieder klarer, aber strahlt auch erst, wenn man die Szene gesehen hat. Andere Momente und Orte haben diese Strahlkraft auch von sich aus. Irgendwas an der Ökonomie der Worte muss da etwas außer Tritt sein.

Und das ist schade, denn wenn die Bücher ihre Stärken finden, sind sie fantastisch: Die Emotionen, die Charaktere, die Themen und Motive sind wundervoll. Die bereits gute Handlung des Spiels darf hier eine neue Politur genießen, die sie erst so richtig zu Hochglanz bringt. Der erste Band füllt bereits viele Lücken in der Herkunft und Hintergrundgeschichte des Hauptcharakters, die das Spiel offen ließ. Und auch wenn man beim Spiel geneigt ist, die Entschuldigung vorzubringen, dass es hier darum ging, Spielern die Option zu geben, den Spielcharakter mit mehr Inhalt zu füllen und sich reinzufinden, statt in die Rolle gezwängt zu werden, fühlt es sich gerade nach den Büchern eher an wie bloße Sachzwänge: Um diese Elemente mit der im Spiel vorhandenen Handlungsfreiheit zu verbinden, wäre der Umfang einfach um ein Vielfaches gewachsen. Es liegt also nahe, zu vermuten, dass man hier einen Director's Cut der Handlung in den Händen hält.

Während das im ersten Band in erster Linie Hintergrund zu zwei zentralen Charakteren ist, nutzt der zweite Band die Gelegenheit, um deutlich mehr Interaktion zwischen Charakteren einzuführen. Das ist dann auch, wo das Buch mehr vom Spiel abweicht, weil auch mehr Charaktere vorkommen, die sehr zentral werden. Wo das nicht der Fall ist, werden viele Dinge, die im Spiel möglicherweise passieren können (bei gewissen Spielerentscheidungen), klarer, weil dem Buch ein entscheidender Handlungsort mehr zur Verfügung steht (das Waisenhaus) und damit Verbindungen zwischen Ereignissen hergestellt werden können, die im Spiel mehr ein ungewisses Gefühl von "Hier passiert etwas Bedrohliches, was nicht klar wird" hinterlässt. Meistens gelingt es dem Buch dabei, zu der Grundstimmung beizutragen, auch wenn es zwei Momente gab, wo das Spiel deutlich mehr Gruselfaktor (unterm Withering Palace und in den Minen) hat, auch oder gerade weil weniger Interaktion mit anderen Charakteren möglich ist und Kontext fehlt.

Aber auch wenn das zwei tolle Szenen im Spiel sind, die ich nicht missen möchte, fehlen sie mir nicht in den Büchern. Denn letztlich fokussiert sich das Buch auf die große Stärke: Leicht melancholisches Soulfood. Gemeinschaftsgefühl und mitunter komplizierte Beziehungen sind hier der klare Kern. Gerade als international marodierender Postdoc ist auch die Lebenswelt des Hauptcharakters willkommen und schmerzlich vertraut. Freundschaften und Beziehungen, die von Distanz, Beruf und Zeit strapaziert werden, ein Gefühl zwischen Orten und Kulturen zu stehen. Auf der anderen Seite aber auch die Begeisterung für den eigenen Beruf.

Und das ist wirklich ein richtig geiler Aspekt von diesen Büchern: Wie Begeisterung fürs Rätsellösen (a.k.a. Wissenschaft) und der Prozess dahinter funktioniert. Die größtenteils unentzifferte Sprache, die Dreh- und Angelpunkt des Spiels ist, ist auch Kern der Bücher. Selbst Absätze und Kapitel sind immer wieder von Schnippseln dieser Schrift durchsetzt. Und man kann der Ich-Erzählerin immer wieder dabei über die Schulter lesen, wie sie diese versucht zu entziffert. Mit all den zögerlichen Mutmaßungen, dem Verrennen in falschen Ideen, und dem schließlichen Heureka. Während im ersten Band das manchmal(!) noch leicht(!) mechanisch daher kommt, schafft es Ingold dann im zweiten Band eine hervorragende Balance zu finden.

Auch beeindruckend ist das Ende: Das Spiel bietet Optionen hier. Das Buch legt sich fest, liefert aber genug Zusatz um die leichte Ambivalenz bezüglich Zyklizität halbwegs bei zu behalten und ein ähnlich offenes Ende zu bieten, dass aber ausreichend vorbereitet wurde, so dass es mich nicht stört. (Auch wenn ich gestehen muss, dass ich durchaus jetzt gerne mehr lesen würde.)

Mal sehen, ob ich bald das Spiel noch mal anpacke. Spoiler - markieren, um zu lesen:
Ich will wissen, ob die Interpretation des Observatoriums im Buch im Spiel klappt oder ob das Buch hier eine kleine SETI-Anspielung ausgespart hat, die ich damals im Spiel supercool fand.traurig Vielleicht erinnere ich mich auch falsch?


Insgesamt bin ich ziemlich begeistert. Ich erinnere mich, dass es damals hieß, dass es wahrscheinlich nur sehr begrenzt als echtes Buch verfügbar sein wird, was sich aber wohl geändert hat: https://inklestudios.myshopify.com/collections/frontpage

Ich bin sehr versucht, die leinengebundene Fassung zu bestellen, obwohl ich das Hardcover schon habe. Dann könnte ich die weitergeben… peinlich/erstaunt

¤DIT:
Eine Anspielung im Review erweist sich als leicht daneben, ich habe einfach ein entsprechendes Achievement nicht freigeschaltet.

What's wrong with scientists is that you do see wonder and beauty in everything.
[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von Wraith of Seth am 05.06.2022 17:40]
05.06.2022 17:08:32  Zum letzten Beitrag
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Atomkrieg

Arctic
 
Zitat von M`Buse

Hat hier eigentlich noch jemand die ganzen Druss Bücher von Gemmell gelesen?



so 2 bis 5 Mal in den letzten 30 Jahren Breites Grinsen
05.06.2022 18:42:46  Zum letzten Beitrag
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Meister Zopf

meister_zopf
Eine Liste von Büchern, welche Derek Sivers gelesen hat, inkl. seiner Notizen dazu:
https://sive.rs/book
05.06.2022 19:43:17  Zum letzten Beitrag
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Atomsk

Atomsk
Pfeil
wer?
05.06.2022 20:10:35  Zum letzten Beitrag
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Atti Atterkopp

AttiKartoffelkopp
Derek Sivers
06.06.2022 0:15:13  Zum letzten Beitrag
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poppxapank

AUP poppxapank 15.08.2010
Wessen Liste?
06.06.2022 0:34:54  Zum letzten Beitrag
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Atomsk

Atomsk
Pfeil
und dessen liste hat irgendeine erhöhte relevanz ggü. der typischen goodreads-mutti weil?
06.06.2022 0:48:34  Zum letzten Beitrag
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Wraith of Seth

wraith_of_seth


Brandon Sanderson - Skyward

Dieses Buch wurde gepackt, weil ich endlich das dazugehörige, neue Lieblings-T-Shirt tragen können will, ohne riskieren zu müssen, keine Antworten zu haben, wenn mich jemand drauf anspricht.

Und was soll ich sagen? Ich habe viel Spaß damit. Kurz zusammengefasst ist es eine Mischung aus Animorphs und den X-Wing-Büchern. Von Ersterem nimmt es seine drückende Grundstimmung und der Fokus auf Charaktere, von letzterem den Fokus aufs Fliegen und packende Luft/Raum-Schlachten. Das ganze ist klar YA, und die Danksagung weist offen auf das ganze Team von Teenie-Testlesern hin. (Die Danksagung fand ich eh interessant, weil es einen Eindruck davon gab, wie krass … industrialisiert(?) Sandersons Arbeitsprozess ist. Faszinierend, beeindruckend, aber von mir auch wertfrei gemeint.)

Entsprechend merkt man oft, dass man ähnliche Handlungspunkte oder Themen schon oft mit einer weniger offensichtliches Pinselführung gelesen hat, aber das kann ich ganz gut verknüsern, wenn ich mir in Erinnerung rufe, dass ein Mittdreißiger nicht die Zielgruppe ist. Denn davon ab fühlte ich mich prächtig unterhalten: Starke Dialoge, starke, vielschichte Charaktere, eine beachtliche Hypertextualität (ich muss wirklich mal Beowulf und Conan lesen, und will das jetzt noch mehr), und bei all dem Gefühl, jetzt gerade eine fantastische Abenteuergeschichte zu lesen aus der Sicht des ewigen Underdogs, schafft es das Buch nicht nur, rüber zu bringen, wie brutal Krieg ist, sondern auch noch einen Charakter mitzugeben, der wie man es von einem ideologisch übermotivierten Teenie erwartet, im Brustton der Überzeugung politische Ideologie runterrasselt—und dabei die ganze Welt der Ich-Erzählerin und ihrer Kultur jugendlich explizit mit dem Holzhammer dekonstruiert. Und sie hat recht. Breites Grinsen Nur halt das Feingefühl einer 17-Jährigen. Freyja ist großartig.

Und die Luftkämpfe. Hach, so viel Spaß mit ihnen hatte ich nicht mehr seit den X-Wing-Büchern. Und ich habe einiges an Sorge, wie sehr eine deutsche Übersetzung von SW-Büchern altert, wenn ich vor zwei Jahren einen neueren Zahn-Roman nach dem ersten Kapitel wieder erstmal auf den "noch nicht gelesen Stapel" zurück gelegt habe. Ich bin mir schon jetzt sicher, dass Spensa, M-Bot, Doomslug, Freyja, Cobb, Jorgen, Rig und Co mir mehr in Erinnerung bleiben werden als … wer eigentlich außer Wedge?

Die komischen Punkte der Welt werden regelmäßig von den Charakteren selbst erwähnt und diskutiert, es gibt einiges an Andeutungen zu größeren Entwicklungen über die anderen Bücher hinweg, und Doomslug ist toll. Wenn man sich nicht davon abhalten lässt, was für Teens zu lesen, wird man hier echt mit viel Spaß belohnt. Die ersten paar (kurzen) Kapitel waren etwas generisch, aber sobald Spensa erstmal dem Fliegen näher kommt, ist alles wunderbar.

Die Menschen, die im Moment um mich herum werfen, müssen sich auf Doomslug-Plüschtiere für ihren Wurf gefasst machen, sobald ich meine nächste Dragonsteel-Bestellung aufgebe…

Ticking away the moments that make up a dull day...
14.06.2022 0:50:12  Zum letzten Beitrag
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Müsli_Män

AUP Müsli_Män 20.07.2013


Florian Huber - Kein Engländer soll das Boot betreten

Zu Bgeinn des Jahres 1919 soll UC 71 der kaiserlichen Marine nach England gebracht werden. Doch dort kommt das Boot nicht an, stattdessen sinkt es kurz nach Verlassen des Hafens von Helgoland in der stürmischen Nordsee aus unbekannten Gründen.

Der Unterwasserarchäologe Florian Huber untersucht gut 90 Jahre später die seltsamen Ereignisse des Untergangs und findet heraus, was seinerzeit auf dem Unterseeboot passiert ist. Dabei besteht das Buch zum Teil aus den Beschreibungen seiner Recherchen und der unternommenen Tauchgänge vor Helgoland, zum Teil aus den detaillierten Tagebuchaufzeichnungen eines der Maschinisten, die während des ersten Weltkriegs Feindfahrten mit UC 71 von Brügge aus unternahmen. Dabei geben vor allem diese Tagebücher einen wirklich interessanten Einblick in das Leben an Bord eines Uboots der kaiserlichen Marine ein, wie ich finde, viel zu wenig beachtetes Thema.

Kann ich uneingeschränkt empfehlen.
14.06.2022 7:10:41  Zum letzten Beitrag
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Wraith of Seth

wraith_of_seth
Dieses Review von Tamsyn Muir über Sascha Stronachs The Dawnhounds lässt mich noch hellhöriger werden. Ich hatte das schon länger auf meinem Radar, konnte es dann aber in CZ nicht mehr in die Finger kriegen. Die Neuauflage (mit dem Bild aus dem Artikel) scheint auch ein paar Bonusinhalte zu haben. (Leider fand ich das Cover-Design der Erstauflage einfach deutlich cooler.) Gleichzeitig habe ich ein cooles neues Detail über Band 3 von Locked Tomb erfahren, und den Eindruck, dass das alles etwas uninteressant sein könnte, wenn man wenig mit Kiwiana anfangen kann... peinlich/erstaunt

Live long and prosper.
14.06.2022 12:32:20  Zum letzten Beitrag
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ChevChelios

Russe BF
 
Zitat von [DtS]Scarface

 
Zitat von [Amateur]Cain

Wenn du richtig Grimdark willst und nicht schnauzbärtige Dudes, die sich gegenseitig ihre Rohre polieren, dann nimmst du das hier:

https://edmcdonaldwritingdotcom.files.wordpress.com/2019/07/ravensmark-trilogy.jpg?w=750



Bücher verschlungen, vielen Dank für den Tipp! War sehr sehr gut.
Gerne mehr in dieser Richtung.




Hätte auch noch Interesse an weiteren Tipps peinlich/erstaunt
14.06.2022 18:22:08  Zum letzten Beitrag
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*chemical*

AUP *chemical* 04.10.2012
Was ist eigentlich mit deutschen Buch Verlegern los?
Ich versuche gerade die ganze Reihe zu Drizzt von Salvatore zu lesen.
Nicht nur dieses schon bekannte Buchaufteilen passiert hier
Sondern auch eine Aufteilung un mehrere Triologien.
Aber nirgends ist dann erwähnt, dass es zu einer Komplettreihe dazu gehört.

Jetzt habe ich ne Webseite gefunden die alle Bücher korrekt auflistet, aber Überraschung mitten in der Reihe fehlen 12 Bücher die ich nicht als Ebook finden kann.

Das macht so echt keinen Spass

Edit : Hilft alles nix dann wird der mittelteil auf englisch gelesen
[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von *chemical* am 18.06.2022 23:00]
18.06.2022 22:54:04  Zum letzten Beitrag
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Irdorath

AUP Irdorath 07.04.2014
...
 
Zitat von Wraith of Seth

Dieses Review von Tamsyn Muir über Sascha Stronachs The Dawnhounds lässt mich noch hellhöriger werden. Ich hatte das schon länger auf meinem Radar, konnte es dann aber in CZ nicht mehr in die Finger kriegen. Die Neuauflage (mit dem Bild aus dem Artikel) scheint auch ein paar Bonusinhalte zu haben. (Leider fand ich das Cover-Design der Erstauflage einfach deutlich cooler.) Gleichzeitig habe ich ein cooles neues Detail über Band 3 von Locked Tomb erfahren, und den Eindruck, dass das alles etwas uninteressant sein könnte, wenn man wenig mit Kiwiana anfangen kann... peinlich/erstaunt

Live long and prosper.



Hab's mir gleich Mal als Strandlektüre gezogen und es geht richtig gut rein
18.06.2022 23:02:25  Zum letzten Beitrag
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Spriggan

AUP Spriggan 08.09.2015
/
[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von Spriggan am 19.06.2022 0:10]
19.06.2022 0:01:48  Zum letzten Beitrag
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Wraith of Seth

wraith_of_seth
./

You all saw it! That orphanage attacked me!
[Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert; zum letzten Mal von Wraith of Seth am 19.06.2022 13:23]
19.06.2022 0:12:21  Zum letzten Beitrag
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Wraith of Seth

wraith_of_seth
...
Brandon Sanderson - Starsight

Ein solider zweiter Eintrag in die Reihe. Wie zuvor ist alles sehr leicht und zugänglich; ebenfalls wie zuvor ist das aber keine Kritik, denn es soll ja auch Jugendbuch sein.

Der Eintrag hat aber ein paar Schwächen. Konkret will ich zwei hervor heben:
Zum einen der Handlungsbogen. Dieser wird etwas arg brutal günstig in Szene gesetzt, und das damit einhergehende Setting kommt mit einer kolossalen Anzahl neuer Aliens einher. Hier ist der knappe, sehr hypertextuelle und postmoderne Schreibstil der Bücher dann etwas überfordert. Dadurch wirken große Teile des ersten Drittels als würden Akzente fehlen. Es sind plötzlich so viele kurz angerissene Spezies da, dass der Leser keine wirklich gut in Erinnerung behalten kann. Das wird später besser, als klarer wird, welche Spensa (der Hauptfigur) am meisten begegnen, und wenn dann entsprechend mehr Interaktionen mit diesen wenigen ausgearbeitet werden. Aber diese Dreidimensionalität stellt sich erst spät wieder ein. Das ist etwas schade, weil es mir etwas die Lust nahm, durchzupowern (ich hielt aber durch, es lohnte sich), zumal Spencas viele Lernmomente gerade durch diese Interaktionen möglich sind.

Zum anderen ist da, dass große Teile des ersten Bandes fast 1:1 wieder aufgegriffen werden. Jetzt zwar mit Spensa in einer erfahreneren Rolle, aber dadurch auch emotional distanzierter (von handlungsrelevanter, emotionaler Distanz ihrerseits ganz zu schweigen). Auch das gibt sich ein bisschen, aber nicht ganz so zufriedenstellend wie der erste Kritikpunkt.

Solide, aber schwächer als der nächste Teil. Ein großer Bonus ist aber der zunehmende Aspekt von Lovecraft'schem Horror.

Brandon Sanderson - Cytonic

Hier dreht das Worldbuilding völlig ab. Alles wird auf 11 gestellt. Und die ersten Seiten hatte ich große Sorge, dass Sanderson damit Gefahr läuft, über große Strecken eine ähnliche Leseerfahrung zu produzieren, wie zuvor im zweiten Band bei der Konfrontation mit vielen, vielen Aliens. Aber nein: Hier klappt es. (Jaja, immer noch YA, siehe oben, uswusf, blabla, wen juckt's.)

Das World Building ist hier eine bunte Mischung aus Lovecraft, Hypertext, und altbekannten Scifi-Tropes. Letztere gewinnen durch den modernen Anstrich aber schwer, was ich in einem YA-Kontext positiv überraschend und beeindruckend finde.

Der Band ist deutlich fokussierter als der zweite; Spensas Lernerlebnisse, Erfahrungen, und die allgemeine Message der Bücher kann scheinen. Zu letzterem und dem World Building ein paar Spoiler, weil ich die Gedanken irgendwie ausschreiben will, bevor ich sie verliere. (Der letzte Spoiler ist dann das Sprungbrett für einen weiteren nicht spoilerigen Gedanken, aber ich hoffe, der Übergang ist nicht zu heftig für Leute, die keine Spoiler lesen wollen.)

Spoiler - markieren, um zu lesen:

Ich muss gestehen, dass ich die Passage mit der Nacherzählung eines sehr entfremdeten König der Löwen sehr … schwierig fand. Auch wenn es irgendwie witzig war und die Idee dahinter nett ist, hat es meine YA-Toleranz-Schwelle etwas überfordert. Der Effekt hiervon verbraucht sich sehr schnell, imho; definitiv besser für "unerfahrenere Leser". Hoffe ich. Sonst wäre die Szene noch … erwähnenswerter. traurig

Ich hatte schon im zweiten Band (oder sogar schon Ende des ersten Bandes) irgendwann den Eindruck, dass der Fokus auf Hypertext und das (sich) Erzählen von Geschichten noch handlungsrelevant im World Building auftauchend wird. Vieles, was in diesem Band im Nowhere passiert, lässt mich diesen Verdacht zementieren.

Dieser Band atmet auch viel Existenzialismus. Und ist krass anti-konservativ. Die Delver widerstreben Änderung, sie haben sich dazu wörtlich außerhalb des Zeitstroms platziert. In einem der letzten Kapitel wird an einer Stelle fast exakt ausgeführt, worüber sich Delver definieren in ihre Position.

Und was hier als Gegner beschrieben wird, ist fast wörtlich die Definition von "konservativ". Ich bin mir sehr sicher, dass dieses Wort nicht in den Büchern vorkommen wird; das würde in den USA niemals gut gehen. Ich habe aber auch überhaupt keine Probleme mit einer so klaren Message. Rennt offene Türen bei mir ein. Ich finde es aber gut gemacht, weil das Hauptaugenmerk auf dem emotionalen und sozialen Wachstum (→ Änderung/Progression) der Charaktere liegt. Manchmal ist das geradezu ein romangewordener Ratgeber, wie man mit schweren Emotionen umgeht. Und das meine ich völlig im Guten; nichts davon ist predigend, nichts davon ist von oben herab. Es ist, was sich die Charaktere selbst erarbeiten. Aber die Wahl des Zielpublikums sorgt dafür, dass das halt sehr klar ist. Es ist gut, gut gemacht, und gut durchdacht.

Die "großen Fragen" sind nichts Neues, aber das World Building und die Charaktere sind erstklassig, und dass Ersteres nicht neu ist, wird zur Kenntnis genommen. Manchmal hat man fast den Eindruck, dass Kritikpunkte am World Building, auf die man kommt, irgendwann explizit beantwortet werden, bevor es einen zu sehr rausreißen könnte. Ob das funktioniert, hängt wahrscheinlich wieder vom Leser (Zielpublikum?) ab, bei mir ist es hart an der Grenze. Sanderson schafft es das imho gut zu verpacken und die Exposition selten eine Szene übernehmen zu lassen. Aber ich habe auch oft den Eindruck, dass er immer einen Hauch davor ist, den Leser wissen zu lassen, dass er clever genug war, des Lesers Einwände vorherzusehen und ihnen den Wind aus den Segeln zu nehmen. FAST. Eine empfindliche Balance…

In jedem Fall habe ich viel Spaß mit der Reihe, und ich würde es jedem empfehlen, der auf Scifi steht und mit viel Anspielungen und YA-Stil klar kommt. In jedem Fall will ich mehr Doomslug.

To learn but not be overwhelmed, that is the balance.
19.06.2022 18:36:53  Zum letzten Beitrag
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sinister.sinner

AUP sinister.sinner 24.01.2016
 
Zitat von Delta

 
Zitat von sinister.sinner

In die Richtung Prince of Thorns, The First Law, Witcher.



Wenn du Prince of Thorns mochtest, Red Sister schon gelesen?


Heut damit fertig geworden.

Richtig toll. Grey Sister fang ich dann die Tage an.

Stellenweise etwas verwirrend gewesen, weil ich fälschlicherweise angenommen hab, dass Broken Empire und Book of the Ancestor in der selben Welt spielen. Breites Grinsen peinlich/erstaunt
25.06.2022 20:21:29  Zum letzten Beitrag
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Wraith of Seth

wraith_of_seth
...
Louisa May Alcott - Good Wives

Das war wieder (größtenteils) Balsam für die Seele. Während im ersten Band noch verhältnismäßig wenig passiert, tummeln sich hier im zweiten Band dann die ganzen "Romeo-und-Julia-sterben"-Spoiler, die man erwartet hat oder kaum vermeiden kann. Ich schätze, dass ist einfacher in Deutschland, weil das Buch nicht ganz so präsent ist, wie in der englischsprachigen Welt. Also werde ich versuchen, diese Spoiler zu vermeiden, denn ich hatte gut Spaß mit dem Buch.

Das Buch hat auch wieder viel offen und ungefragt verteilte Ratschläge für den Leser. Manchmal funktioniert das großartig (wie die Tirade gegen "boys will be boys" oder die Spitze, wie gruselig die 30 aussehen, wenn man 20-und-ein-paar ist.), manchmal leider weniger: Ein Kapitel geht ziemlich hart ins Gericht mit Pulp Fiction, und irgendwie ist außer viel Moralin nichts an Argumenten geliefert. Das ist nämlich eigentlich die Stärke von Alcotts Lebensratschlägen: Obwohl immer zutiefst religiös fundiert, sind da immer wunderbar rationale Argumente drunter, die moderner kaum sein könnten. Kleine Abstriche hier und da kann ich dann verkraften bei einem Buch, das um die 150 Jahre auf dem Buckel hat; aber hier liefert sie sogar noch die Argumente nur in indirekter Rede als Gegenrede zu Hegel und Kant, und weist auch noch darauf hin, dass die Gegenrede nicht wirklich zieht. Um es dann doch vermeintlich handlungstragend wirken zu lassen. Ja, hm, ne, das hätte nicht sein müssen; weder aus Sicht der Handlung (das hätte man auch anders lösen können imho, ohne Moralin, z.B. mit irgendwelchen anderen Verpflichtungen, die den Handlungsstrang beenden), noch aus Sicht der Moral von der Geschicht'. Denn gerade das Ende ist dann wieder beachtlich anarchistisch geprägt…

Wo ich gerade bei der Handlung bin: Die Figuren sind älter, die Probleme damit auch. Es ist viel Herz-Schmerz mit wenig Komplikationen und meist auf Kapitel ersichtlich. Aber das ist ok, es ist keine Detektivgeschichte, sondern eben das Alltagsleben von jungen Menschen. Ich glaube, ich verglich es mit Questionable Content, was durchaus mehr Wendungen hat und sanftere Vorbereitung von Handlungspunkten. Aber es macht Spaß dabei, hat ein wohltuend gutherziges Menschenbild, und selbst die traurigen Teile funktionieren wie sie sollen trotz all der Leichtigkeit über weite Passagen.

Die Dialoge sind wieder herrlich, und gerade wenn Jo und Laurie richtig loslegen, muss ich oft laut lachen. Alcott schafft es auch wunderbar eingängige Sätze zu formulieren, die dem leicht antiquierten Vokabular seinen Biss nehmen. Einer hat es gleich mal ins Signatur-Repertoire geschafft. Breites Grinsen

Jetzt muss ich darüber sinnieren, ob ich (a) Little Men und Jo's Boys lesen will und (b) ob, wenn ich (a) mit "Ja" beantworte, eine gebundene Ausgabe von beidem finde, die halbwegs zu meiner Ausgabe von den ersten beiden Bänden passt. Außerdem: Ich weigere mich weiterhin, das als Trilogie zu sehen, es ist eine Tetralogie. Humph.

A characteristic, but not exactly complimentary congratulation.
26.06.2022 23:49:35  Zum letzten Beitrag
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-=[R]o$a|PuD3[L]^

AUP -=[R]o$a|PuD3[L]^ 31.07.2012
Wer gerne Kurzgeschichten bzw. Kurzprosa liest: Der Bachmannpreis wurde gerade verliehen und man kann alle Texte als PDF beim ORF herunterladen:
https://bachmannpreis.orf.at/tags/texte2022/
27.06.2022 22:54:39  Zum letzten Beitrag
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just 4 fun

just 4 fun


Karen Köhler: Miroloi

Ein Dorf auf einer Insel, wo Menschen nach alten Regeln leben, Frauen nicht lesen können/dürfen und die Vergangenheit festgehalten wird. Karen Köhler beschreibt diese sozialen Strukturen und typischen Figuren in einer solchen Gesellschaft meisterhaft. Und was passiert, wenn eine Frau langsam das Lesen lernt? Wenn sich Veränderungen einschleichen, die die Dorfältesten nicht wollen? Teilweise ist es fast unangenehm zu lesen, da Köhler so gekonnt die Fiesheiten gegen die Schwächeren einfliessen lässt, die jeder aus einer engen Gemeinschaft wiedererkennen dürfte.

Gerade in der heutigen Zeit, wo die Frauenrechte in gewissen Ländern wieder stark eingeschränkt werden, ein ganz starkes und empfehlenswertes Buch.
27.06.2022 23:23:20  Zum letzten Beitrag
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[Amateur]Cain

Amateur Cain
Blacktongue Thief grad 99 Cent im Kindle Store.
04.07.2022 20:23:07  Zum letzten Beitrag
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M'Buse

AUP M@buse 22.12.2015
Ja ok
05.07.2022 9:42:52  Zum letzten Beitrag
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[Amateur]Cain

Amateur Cain
Uh, ist der Herr plötzlich zu fein für guten Grimdark?
05.07.2022 9:48:59  Zum letzten Beitrag
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G-Shocker

AUP G-Shocker 11.11.2020
...
Cain kannst du zufällig ein/zwei gute Bücher über die Geschichte Bayerns oder Frankens empfehlen? peinlich/erstaunt

Das hier habe ich in irgendeiner Liste der Uni München gefunden, aber keine Ahnung ob das gut ist. Kommt mir auch etwas kurz vor, es darf gerne ausführlich sein.
[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von G-Shocker am 05.07.2022 10:01]
05.07.2022 10:01:27  Zum letzten Beitrag
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M'Buse

AUP M@buse 22.12.2015
 
Zitat von [Amateur]Cain

Uh, ist der Herr plötzlich zu fein für guten Grimdark?



Das war meine lakonische Kaufabschlussmitteilung. Bei einem Euro muss man ja wirklich nicht überlegen und wenn du hier scheisse empfohlenen hast, dann mach ich dich fertig!

Muss mir nur mal wieder Zeit zum lesen nehmen. Das ist in letzter Zeit echt mau bei mir traurig
05.07.2022 13:23:20  Zum letzten Beitrag
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-=[R]o$a|PuD3[L]^

AUP -=[R]o$a|PuD3[L]^ 31.07.2012
 
Zitat von -=[R]o$a|PuD3[L]^

Wer gerne Kurzgeschichten bzw. Kurzprosa liest: Der Bachmannpreis wurde gerade verliehen und man kann alle Texte als PDF beim ORF herunterladen:
https://bachmannpreis.orf.at/tags/texte2022/



Da ist ziemlicher Müll dabei. Irgendwas mit Kindern oder Klimawandel.
Lese eine pro Tag, es fehlen noch fünf. Bisherige Favoriten: Guse, Al Shahmani und Marvan.

---

Parallel dazu habe ich
Sibylle Berg - GRM
gelesen.

Joa. Ihr Stil ist cool, die Themen auch, aber der Roman hätte besser 300 statt 640 Seiten haben können. Sehr redundant. Hat mich irgendwann sehr genervt, sodass ich mich durchquälen musste.
05.07.2022 17:16:56  Zum letzten Beitrag
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Wraith of Seth

wraith_of_seth
Christiane Ritter - Eine Frau erlebt die Polarnacht

Das Buch ist "ganz nett", aber auch mehr historisch interessant als als Leseerfahrung. Die Autorin berichtet hier von ihrem Jahr in den 1930ern mit ihrem Mann auf Spitzbergen in einer Jagdhütte. Insgesamt kann man es zusammenfassen als "naive Kunst" — das betrifft sowohl ihre eigenen Zeichnungen als auch ihren Schreibstil. Erstere sind eine nette Dreingabe und geben dem ganzen wirklich mehr den Eindruck ihren Notizen zu folgen, aber gleichzeitig bleiben sie hinter dem Beschriebenen zurück, gerade, was die Farben angeht.

Der Stil selbst ist, ähnlich wie schon die Bilder, sehr ungeschliffen. Manches wirkt wie schlechtes Editing ("fahren" wird als Verb verwendet, aber es ist unklar, ob damit Skier oder Schlitten gemeint sind, bis ein, zwei Seiten später die Skier erwähnt werden), manches wie fehlende wissenschaftliche Kenntnis (daher kann man überhaupt keine der faktischen Informationen sinnvoll einordnen, wenn man nicht selbst grob weiß, was passiert; z.B. bei den ganzen optischen und akustischen Effekten der arktischen Luft in bestimmten Wetterlagen, oder bei den ganzen Überlebenstricks und medizinischen Ahnungen, die Erwähnung finden [wieviel ist noch aktuell? was war schon damals Aberglaube?]), Beschreibungen wiederholen sich schnell. Aber letzteres ist nicht wirklich dramatisch, weil sie meistens durchaus einiges an Schönheit und innerem Wandel vermitteln können.

Das Nachwort von 1990 ist mit das Enttäuschendste, weil es dem ganzen vorigen, sehr pantheistischen Buch eine explizit christliche Färbung geben will, die schlicht unpassend ist, zu dem was sie vor über einem Jahrhundert selbst geschrieben hatte. Interessant höchstens die leichte Wandlung im Stil zu beobachten.

Aber durchaus willkommene Lektüre bei viel zu hohen, schwülen Temperaturen.

It's a level eighty female-only persuasion spell. We try not to overuse it.
05.07.2022 17:26:02  Zum letzten Beitrag
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Wraith of Seth

wraith_of_seth
Kahlil¹ Gibran - The Prophet and Other Tales²

¹) Korrekter transkribiert als Khalil. Amis und ihre fettigen Fingerabdrücke auf der Weltliteratur.
²) Konkret sind das: The Madman; The Forerunner; The Prophet.

Das hat Spaß gemacht. Und gleichzeitig fühlte ich mich, als hätte ich das mit deutlich mehr Zeit, laut, mit toller Aussicht lesen sollen. Habe ich nicht, und gleichzeitig sagt mir das Buch immer wieder explizit: Is' ok so.

Gerade The Madman liest sich schwer wie Nietzsche. Beide haben auch ein Faible für altertümlich religiöse Sprache, hart an der Grenze zur Lyrik. (Hervorragend für mich, da ich diese lyrische Prosa immer als "Lyrik mit Stützrädern" nutzen kann. Vielleicht komme ich so irgendwann dazu, echte Lyrik manierlich genießen und wertschätzen zu können.)

Ich habe auch tatsächlich erstaunlich viel laut gelesen. (Ok. Flüsterlautstärke. Aber wenn ich das mal in einem unbeobachteten Fleckchen Natur dabei habe, würde ich gerne einiges davon mal DeKlAmIeReN. peinlich/erstaunt ) Wahrscheinlich wird das ewig nicht passieren.

Wo Nietzsche aber Nihilismus lyrisch predigt, hat man hier einen pantheistischen Gegenentwurf. Wo Nietzsche sich lyrisch derart verstrickt, dass Nazis ihn sich einfach zurecht biegen können, ist Gibran klar und menschenfreundlich. Das Wort "Religion" findet explizite Erwähnung, aber am Ende ist es mehr eine persönliche Glaubenserfahrung als Religion. Insgesamt ein theistisches Lebensmodell, mit dem ich gut klarkomme. Das Büchlein deckt gerade durch The Madman und The Prophet auch ein großes Spektrum von Perspektiven ab. Während ersteres eher parabelhaft und sehr viel gequälte Künsterseele kanalisiert, ist letzteres halt eine Predigt/Dialog zwischen dem alles-liebenden Propheten und Volk ist. Alle drei Werke haben auf ihre Art große Ähnlichkeit in der Leseerfahrung zu Also Sprach Zarathustra. (Disclaimer: Mehr oder weniger das einzige, was ich von Nietsche gelesen habe. Und ich habe beim Wikipedieren bereits erfahren, dass Nietzsche nicht wirklich eine große Rolle im Werk von Gibran spielte, auch wenn er sein Werk kannte. Aber es ist wirklich, wirklich schwer, die Gemeinsamkeiten und Kontraste nicht zu sehen und zu kommentieren.) Deplatziert ist einzig Gibrans Beitrag zur Laziness-Lie, die dazwischen steckt. ArBeItArBeItArBeIt.

Die "Taschenbuch"-Ausgabe, die ich im Buchladen in die Hand bekommen habe, macht auch einiges her mit Falschleder und sorgfältiger, schöner, passender Ästhetik. Allerdings in China produziert, falls das wen abhalten sollte, und keine Vor-/Nachworte oder Fußnoten o.ä. Gibt aber eine Reihe anderer, wirklich, wirklich hübscher Ausgaben, dann aber meistens nur mit "The Prophet". Das ist etwas schade, weil The Madman sehr anders und genauso toll ist. Auf jeden Fall eine Ausgabe raussuchen, die mit den Illustrationen von Gibran illustriert ist.

If I didn't have you, I'd probably have someone else.
[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von Wraith of Seth am 08.07.2022 21:44]
08.07.2022 2:37:02  Zum letzten Beitrag
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