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événement, moyenne durée, longue durée
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...und hängen so sehr vom Eindruck des Augenblickes ab, dass einer, der sie täuschen will, stets jemanden findet, der sich täuschen lässt."
Niccoló Machiavelli, Il Pricipe
Präambel
Nachdem ja immer mal wieder diverse historische und / oder politische Threads entstehen, ist dies eine gemeinsame Plattform für fortlaufende Diskussionen aus diesem Bereich.
Denn im Gegensatz zu den Naturwissenschaften haben die Geisteswissenschaften ja eher prozessuale Struktur, und so manches Mal haben (durchaus legtitime) Threadschließungen schöne Diskussionen abgewürgt.
Dieser Thread soll aber nicht verstanden werden als einziges Reservat politischer und historischer Diskussion - zahlreiche Threads zum Thema sollen weiter aus dem Forenboden sprießen, wann immer der Bedarf entsteht.
Dieser Thread soll vielmehr daneben so ein dauerhafter Club sein, in dem man quasi in Ruhe und kontinuierlich diskutiert.
Darüber hinaus ist er als Anlaufstelle für diejenigen gedacht, die für Referate / Hausarbeiten / Aufgaben aus diesem Bereich Fragen haben. Klug wäre es dabei, mindestens zwei Wochen vor Abgabetermin hier nachzufragen.
| "[Amateur]Cain" - Das Buch Cain:
1)Es gibt keine Axenmäntel.
2)Spitze Stöcke sind ein Thema für ganze Buchregal
3)Guns N' Roses werden eine Platte rausbringen.
4)Man tut nix in Bier. Oder Kaffee.
5)Man kann lange, glückliche Beziehungen mit Frauen haben. True Story.
6)Man kann links sein und trotzdem ein Leben haben.
7)Die Platte kommt. Wirklich!
8)Jede Kampfkunst ist nur so gut wie derjenige, der sie betreibt.
9)Ich bin kein Synchronazi, aber.
10)Der Brunch muss stalinesk gesäubert werden. Dringend.
11)Der Königstiger war ein Kackpanzer. | |
e^2:
Hier noch eine kleine Linksammlung, die vllt. schon bei einigen Fragen helfen dürfte:
Bundeszentrale für politische Bildung
Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung
Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP)
Weltpolitik
Internationale Politik (IP)
Global Agenda
CIA World Factbook
Das Parlament (mit Archiv von "Aus Politik und Zeitgeschichte")
Polixea
e-politik
Wahlrecht
Forschungsgruppe Wahlen
Statistisches Bundesamt
dejure - Gesetzesänderungen
Transatlantic Trends
Rar-Archiv mit den Organigrammen aller Bundesministerien (Stand 11/2008)
Nationallizenzen der DFG. Kostenloser Zugang zu zahlreichen Datenbanken.
H-Soz-u-Kult. Kommunikation und Fachinformation für die Geschichtswissenschaften
Gnomon Bibliographische Datenbank - Eichstätter Informationssystem für die Klassische Altertumswissenschaft
Bryn Mawr Classical Review - Rezensionen zu aktuellen Forschungsbeiträgen
Kommentare zum europäischen Recht
(Ist erstmal nur provisorisch. Weitere Links, Kritik, genauere Beschreibungen der Seiten u.ä. sind immer willkommen.)
Der alte Thread:
Geschichte & Politik X
Der Startpost als *.txt:
Klick (bisher ohne die Linksammlung)
Anknüpfungen:
- Schlafwandelnd in den ersten Weltkrieg. Rotiert Fritz Fischer schon im Grab?
- Der Serbe an sich.
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Cain: ich habe jetzt in ein paar dt. Rezensionen (H-Soz-u-Kult, Sehepunkte, taz) eigentlich nur bei der taz Anstöße am Serbienbilds von Clark gefunden. Welche Rezensionen hast du dazu gelesen? Ansonsten wärs schon ein Buch das auf meiner zu lesen-Liste, wobei mich besonders interessieren würde wie er die Fischer-Kontroverse (nicht) verarbeitet hat bei der Bewertung.
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Schade, ich hatte "Wenn das der Führer wüsste!" als zugegeben etwas prosaischen Untertitel im Sinn ...
Ich find Clarke schwierig. Sein Preußenbuch ist toll, echt toll zu lesen, gute Argumentataionsführung, spannend, schlau. Aber politisch ... nee, der gute Mann ist einfach ein wenig germanophil. Vermutlich ist das einfach ein für den englischen Sprachraum praktischer und naheliegender Habitus als Underdog und enfant terrible, aber wenn man dann im deutschen Umfeld bei den Befürwortern des Garnisonskircheneubaus oder den Freunden der Entschädiung der "Opfer" der Bodenreform nach dem Krieg landet ... dann ist man zumindest in der Zeitgeschihcte etwas entgleist.
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| Zitat von RushHour
Befürwortern des Garnisonskircheneubaus
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Was ist an denen so schlimm? Ich kenne die Diskussion wirklich nicht. Auf der Seite der Initiative gegen den Wiederaufbau steht irgendwas von Nazis. Klingt aber alles sehr emotional, wenig sachlich und wird in keiner Weise belegt.
Eine kurze Internetrecherche ergibt ansonsten, dass die wohl sehr auf einer vollständigen Rekonstruktion bis ins Detail beharren (entgegen z.B. den Wünschen der evangelischen Kirche), aber das finde ich sogar lobenswert. Ansonsten verewigt sich nur irgendein talentloser Architekt mit einem hochintellektuellen Bruch zwischen Moderne und Tradition (siehe Stadtschloss Berlin).
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| Zitat von Fragment
Cain: ich habe jetzt in ein paar dt. Rezensionen (H-Soz-u-Kult, Sehepunkte, taz) eigentlich nur bei der taz Anstöße am Serbienbilds von Clark gefunden. Welche Rezensionen hast du dazu gelesen? Ansonsten wärs schon ein Buch das auf meiner zu lesen-Liste, wobei mich besonders interessieren würde wie er die Fischer-Kontroverse (nicht) verarbeitet hat bei der Bewertung.
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Ich hab das bei einer Metarezension bei Beutschlandfunk gehört; genaueres erinnere ich da nicht mehr. Deshalb gilt auch: Ich bin da nur der Bote, ich hab das Buch ja noch nicht mal gelesen. Und wie dem auch sei: Das mit dem Münkler zusammen sollte in der ganzen Flutwelle von Veröffentlichungen das mindeste sein, was man zur Kenntnis genommen hat.
Irgendwann ...
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Fernsehtipp, heute Abend:
Die Ritchie Boys
| Der Film erzählt die Geschichte einer geheimen Einheit der US-Army während des Zweiten Weltkriegs. Sie bestand vorwiegend aus jungen Deutschen, nicht wenige von ihnen Juden, die nach ihrer Flucht vor den Nazis in Amerika eine neue Heimat gefunden hatten. In Camp Ritchie, Maryland, durchliefen sie ein Trainingsprogramm, das sie auf den Einsatz in Europa vorbereitete. Ihre Aufgabe: den Gegner auszuforschen, zu verunsichern, zu demoralisieren und schließlich zur Kapitulation zu bringen. Der Einsatz der Ritchie Boys verkürzte den Krieg entscheidend und rettete vielen Soldaten auf beiden Seiten das Leben. | |
Wer´s noch nicht kennt: Angucken! Das sind die echten Basterds!
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Hr, hr, ich seh hier gerade zufällig den Leviathan und seh mich auch gleich wieder 2001 in der Zwischendiplom-Prüfung sitzen.
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Ist hier jemand fit in Kanzleischrift des 18. Jahrhunderts?
Sitze grade an ner Transkription einer Urkunde und stolpere hier und da über etwas.
Jemand anwesend, der da geübter ist als ich? Sind meistens nu 1-2 Wörter oder Buchstaben, mit denen ich Probleme habe. Vllt findet sich hier ja ein Ansprechpartner.
Beispielsweise dieser halbsatz:
Meine ersten Notizen lauten wie folgt:
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dem bis(?) [..] merckhlichen verspürten Schaden alleine Exponiret ist. | |
Kontext: Es geht um Lehendszehnt für Weinberge.
// Es heißt wohl 'verspürten'
Hat jemand ne Idee für das dritte Wort?
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[Dieser Beitrag wurde 7 mal editiert; zum letzten Mal von Siggi am 16.07.2014 15:49]
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Wer kann mir ein sehr gutes, mein Weltbild herausforderndes Buch empfehlen? Kapitalismuskritik, Genderforschung, alles egal.
Meine letzter derartiger Versuch war "Sozialpsychologie des Kapitalismus" von Peter Brückner und das Buch stellte sich als ganz und gar enttäuschendes, dem vermeintlich wissenschaftlichen Anspruch nicht im Mindesten gerecht werdendes prätentiöses Geschwätz heraus.
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Mal gucken ob ich hier richtig bin.
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Hat hier jemand Material zu der Entwicklung des medialen Einkommens in Deutschland in den letzten Jahren? Wenn ich noch ein Statistik zum Durchschnitteinkommmen sehe, schreie ich.
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Dominik Geppert zur aktuellen Debatte über die Kriegsschuldfrage in der SZ
Menschenfreund: "Marx lesen!" Ist ein Marx-Reader von Robert Kurz.
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Also ganz ehrlich, wenn Marx, dann im Original. Das Kapital. Hilfreich dazu "Das Kapital Lesen" von Michael Heinrich. Der Mann lehrt immerhin klassische VWL, der weiß was für Liberale anschlussfähig ist.
Oder Adorno, wenn Du es aushälst. Studien zum autoritären Charakter. Oder "Spätkapitalismus oder Industriegesellschaft" als kleiner Aufsatz zum Anfangen.
Oder "Egoismus und Freiheitsbewegung" von Horkheimer, das ist einer der vielen Aufsätze seiner Abrechnung mit Liberalsimus in den 30er Jahren. Wie "Materialismus und Moral". Alternativ "Kritische und traditionelle Theorie" von ihm - das wäre wohl das beste im herausfordernden Sinne deines Postings.
Davon abgesehen: Das Bildunsgerlebnis schlechthin beim Lesen ist für mich Sigmund Freud gewesen. Traumdeutung, die Drei Abhandlungen, die Vorlesungen zur Einführung in die PA, die Psychopathologie des Alltagslebens ... Wenn einen das kalt läßt ist man leider verloren.
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Na ja, so lange er nicht auch "Die Juden sind unser Unglück!" postuliert ... da wäre dann Feuer drin!
/In Berlin gibts immer noch ne Treitschkestrasse.
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| Zitat von Der Menschenfreund
Wer kann mir ein sehr gutes, mein Weltbild herausforderndes Buch empfehlen? Kapitalismuskritik, Genderforschung, alles egal.
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Ich fand ja das Kulturindustriekapitel in Dialektik der Aufklärung sehr bereichernd. Ganz entgegen dem Klischee kein professorales Geschwätz sondern ein zorniges Wüten und wahrscheinlich noch immer die Referenz für jeden, der ein ästhetisches Urteil über Populärkultur fällen will.
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[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von NotOnTour am 30.08.2014 18:38]
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So, ich lese derzeit das hier:
Auch wenn mir Luhmann immer von reaktionären Technokraten entgegengehalten worden ist - die Erklärungskraft und geistige Kapazität hinter dem Denkmodel ist tatsächlich beeindruckend. Sehr herausfordernd, das alles so zu denken. Und, noch überraschender, es liest sich sehr gut, sogar fast spannend. Ist halt eine Vorlesung, kein Druckwerk. Das macht einen erheblcihen Unterschied.
Erstaunlich ist nur wie zu erwarten das völlige Fehlen einer Intention, sich mit Gesellschaft im Interesse ihrer Änderung zu befassen. Das liegt, tja, wie soll man sagen ... im System. Und ich kann so eine Perspektive ohne Subjekte usw. selber nicht einnehmen. Aber Beschreibungskraft hat das, ja.
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| Zitat von Der Menschenfreund
Wer kann mir ein sehr gutes, mein Weltbild herausforderndes Buch empfehlen? Kapitalismuskritik, Genderforschung, alles egal.
Meine letzter derartiger Versuch war "Sozialpsychologie des Kapitalismus" von Peter Brückner und das Buch stellte sich als ganz und gar enttäuschendes, dem vermeintlich wissenschaftlichen Anspruch nicht im Mindesten gerecht werdendes prätentiöses Geschwätz heraus.
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Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit, Berger/Luckmann
Kampf um Anerkennung: Zur moralischen Grammatik sozialer Konflikte, Honneth
Flucht nach vorn: Die Erfolgskultur der Marktgesellschaft, Neckel
Theorie sozialer Konflikte, Coser
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[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von ~Bulkhe@d~ am 20.09.2014 20:40]
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| Zitat von RushHour Aber Beschreibungskraft hat das, ja. | |
Ich denke, das ist die entscheidende Stärke. Die moderne Welt lässt sich mit Luhmann wesentlich besser beschreiben und erklären. Und obwohl Luhmann sich nicht mit einer Gesellschaft im Interesse ihrer Änderung befasst, so kann auch nach ihm Alles ganz anders sein und eben nicht festgeschrieben, wie manche konservative Leser ihm in den Mund legen. Nur Luhmann beschreibt eben die Möglichkeiten unter denen Änderung eher wahrscheinlich ist. Daraus könnte man etwas lernen, auch diejenigen, die eine Änderung der Gesellschaft besonders interessiert.
Falls du auf der Suche nach weiterer Lektüre von ihm bist, schau mal in folgendes Buch hinein: Ökologische Kommunikation: Kann die moderne Gesellschaft sich auf ökologische Gefährdungen einstellen?
Ein kurzer, guter Einstieg in die Systemtheorie nach Luhmann am Beispiel der Ökologie und wie die moderne Gesellschaft damit umgeht.
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Wir haben für die DdA ein Jahr lang eine private Lesegruppe gehabt, drei Politologen, zwei Germanisten, ein Psychologe. War sehr nett, wir haben sogar 2/3 der Textmege geschafft und gefühlt 1/3 verstanden. Aber beim später ganz lesen wurde mir dann klar, dass wir doch ganz wesentliche Gedanken schon richtig zusammengetragen hatten - bloß waren wir uns damals dessen nicht sicher.
/damals gab es noch keine Wikipedia
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[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von RushHour am 22.09.2014 20:58]
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| Zitat von Der Menschenfreund
Wer kann mir ein sehr gutes, mein Weltbild herausforderndes Buch empfehlen? Kapitalismuskritik, Genderforschung, alles egal.
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Max Stirner - Der Einzige und sein Eigentum
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IMMER DIESER LANGWEILIGE ABITURENTENKRAM!
Mal ein Bericht aus der Vermittlungspraxis, Herrschaften. Wir schrauben am kollektiven Geschichtsbild!
Mad respect an Dev für's machen.
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Russische Panzer?
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Verwarnt den Herren mal einer wegen Crossposting?
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[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von RushHour am 23.09.2014 19:28]
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| Zitat von [Amateur]Cain
IMMER DIESER LANGWEILIGE ABITURENTENKRAM!
Mal ein Bericht aus der Vermittlungspraxis, Herrschaften. Wir schrauben am kollektiven Geschichtsbild!
Mad respect an Dev für's machen.
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Gefällt.
Übrigens erfreulich, dass es noch Menschen gibt, die ganze Sätze ohne Ähs und Hmms vor der Kamera zu Stande bringen, ohne dafür wild zusammen geschnitten werden zu müssen.
Falls ich mal da oben bin, komme ich sicher das Museum besuchen.
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| Zitat von [Amateur]Cain
IMMER DIESER LANGWEILIGE ABITURENTENKRAM!
Mal ein Bericht aus der Vermittlungspraxis, Herrschaften. Wir schrauben am kollektiven Geschichtsbild!
Mad respect an Dev für's machen.
http://www.youtube.com/watch?v=49OUguFZ8vc
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Huih das is ja verdammt gut geworden Wann ist eigentlich der beste Tag/Zeit um euch da mal zu besuchen?
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Außerhalb der Ferien ist immer gut. Momentan ist prima, da ist das Museum praktisch leer.
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Ich komme gerade aus dem "Ich bin ja nicht rechts, aber..."-Thread herüber und finde es schade, dass die Diskussion dort abgerissen ist, obwohl es - wie ich fand - gerade wirklich spannend wurde.
Kricke hat folgenden Beitrag verfasst:
| Zitat von kricke
| Zitat von Flatline
'objektiv' ist für Wert trotzdem ein schlechter Begriff, intersubjektiv würde mehr Sinn machen. Das Problem ist ja auch nicht nur dass man eigentlich den Wert nur pro tatsächlicher Transaktion bestimmen kann und nicht unabhängig davon. Ein 'Wert' den ich abstrahiert habe (also unabhängig von einem bestimmten Zeitpunkt und einer bestimmten Transaktion) ist auch kein Sachverhalt mehr, sondern nur etwas weniger abstrahiert als der Versuch, dem Objekt an sich einen Wert beizumessen. | |
Die ganze Konzeption des "objektiven" Wertgesetzes hängt mit der Vorstellung zusammen, dass Preise nicht das Ergebnis eines intersubjektiven Diskussionsprozesses sind, in dem irgendwelche wirtschaftswissenschaftlichen Daumenregeln angewendet werden, sondern dass das ein Prozess ist, der sich "hinter dem Rücken der Beteiligten" durchsetzt. Die sozio-technischen Bedingungen der Produktion bestimmen dann die viablen Produktionspreise, die als "Gravitationszentren" der empirischen Preisbewegungen fungieren. Indiviudelle Transaktionen mögen davon abweichen, das ist ja bei allen wirtschaftswissenschaftlichen Modellen so.
| Die Rede vom 'sozialen Sachverhalt' klingt hier in etwa so: Eine Gruppe von Menschen ist felsenfest davon überzeugt, dass die Erde flach ist. Ich kann sie nicht davon überzeugen, dass das Quatsch ist. Ist also ein 'sozialer Sachverhalt' und somit objektiv...
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Ja, so funktionieren Gesellschaften. Wenn du in einer Gesellschaft lebst, in der die Mehrheit fest davon überzeugt ist, dass eine bestimmte Gottheit existiert, dann nehmen die religiösen Regeln den Charakter objektiver sozialer Tatbestände an. Und auch Atheisten haben sich dem zu fügen.
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Worauf Flatline damit antwortete:
| Zitat von Flatline
Dass die Wirtschaft/Gesellschaft im Ganzen so funktioniert bezweifel ich gar nicht, nur ist das Wort objektiv trotzdem fehl am Platz. Bei deinem ersten Absatz geht es ja auch offensichtlich nicht um den Wert eines konkreten Objekts, sondern den Wert einer Klasse von Objekten allgemein. Dieser 'Wert' existiert also nur theoretisch (wobei ich mir immer noch nicht ganz sicher bin ob Ihr damit jetzt einen gemittelten Tauschwert meint oder etwas anderes).
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Ich mag jetzt selber noch nicht zu viel dazu schreiben; nur soviel:
Ich denke, dass bei solchen Diskussionen (an dieser Stelle wird es das erste mal besonders deutlich, weil es um ein vermeintlich einfaches Wort geht und nicht um Neoklassikdialektikbla) ganz häufig um eine klare Begriffsverwendung geht. Die Frage nach den Zitaten scheint zu sein:
"Wie verstehen wir den Begriff 'objektiv' in welchem Kontext?"
(Nein, die Frage lautet nicht: "Was ist das transzendentale Wesen der Objektivität?" - nur um das vorwegzunehmen.)
Kricke nimmt - so würde ich das einschätzen - eine starke konventionalistische Position ein, die sich mit einigen Problemen bzgl. der Frage nach der Realitätsentsprechung der Wissenschaft im Ganzen auseinanderzusetzen hat und dabei nicht wirklich gut wegkommt (siehe Karl Popper - Logik der Forschung).
Flatline ist - so würde ich das einschätzen - quasi gefangen in der "Blase der naturwissenschaftlichen Methode". Ergebnis dieser ist, dass es (nach Locke) primäre und sekundäre Eigenschaften von Objekten gibt und jede Wissenschaft, die sich nicht mit den primären Eigenschaften beschäftigt, eine Pseudowissenschaft ist, weil der Anteil der Imagination durch den Menschen so vergleichsweise hoch ist.
Worauf ich hinaus will ist nicht, dass ich jemandem zu Nahe treten will und behaupten will, dass jemand Recht oder Unrecht hat.
Worauf ich hinaus will - und das halte ich für wichtig - ist, ein tieferes Verständnis darüber zu erlangen, was die _eigenen_ Prämissen bei der Argumentation ist.
Meine eigene, provokante Position lautet beispielsweise: Ein Begriff von Objektivität, der sich versucht vom Moment des subjektiven Empfindens zu entkoppeln, erledigt sich selbst. Insofern ist entweder a) alles ohne den Menschen als real existierend anzunehmen (starker ontologischer Realismus) (in dem Fall: "Werte sind objektiv existierende Entitäten") oder b) nichts ohne den Menschen als real existierend anzunehmen (globaler Konstruktivismus?). Das wären so die beiden "Extrempositionen" zwischen denen man dann irgendwas ausbuchstabieren muss.
Mir ist immer nicht so ganz klar, wie man sich seitenweise darüber streiten kann, ob nun Marx' Darlegung der Wertschöpfung so oder so interpretiert stimmig oder nicht ist. Mir wäre wohler, wenn man das stimmig-oder-nicht-stimmig-sein nur durch Angabe der im Vorfeld gemachten Annahmen untermauern würde; dann kann ich nämlich Menschenfreund verstehen und Flatline eventuell sogar mich.
//Ich habe zum Beispiel an irgendeiner Stelle mal gelesen, dass Menschenfreund (oder war es NotOnTour) von sich selbst behauptet hat, dass er Materialist wäre (korrigiert mich, wenn das Bullshit ist). Wenn man sich dann mal die Entwicklung von Grundlagenannahmen in dieser Richtung anschaut (der starke Physikalismus hatte seine Prachtjahre ja schon zur Jahrtausendwende hinter sich), kann ich die Argumentationen immer nicht so recht für voll nehmen, weil es ziemlich gute Argumente (nein, kein esoterisches Geschwätz von Geist und Welt) gibt, die den Materialismus in sich am Ende unbeantwortet lassen (siehe Intentionalität, Emergenz).
Spannend finde ich in dieser Hinsicht derzeit den graduellen Panpsychismus gepaart mit einem schwachen Begriff von Emergenz.
(http://de.wikipedia.org/wiki/Emergenz#Schwache_und_starke_Emergenz
http://de.wikipedia.org/wiki/Panpsychismus#Gradueller_Panpsychismus)
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[Dieser Beitrag wurde 4 mal editiert; zum letzten Mal von sprachdelle am 02.10.2014 3:22]
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Thema: Geschichte & Politik XI ( événement, moyenne durée, longue durée ) |