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Eine Schülerin aus meiner Klasse hat sich mir Donnerstag anvertraut, dass sie den Gedanken hegt, sich umzubringen.
Uff...
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| Zitat von Mountainbiker
Eine Schülerin aus meiner Klasse hat sich mir Donnerstag anvertraut, dass sie den Gedanken hegt, sich umzubringen.
Uff...
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Puh. Wüsste nicht, wie ich da reagieren soll. Schulpsychologischer Dienst?
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Sofort Fachleute involvieren.
Auf "red lights" achten- verschenkt sie Sachen, wirkt sie weniger depressiv als davor oder sogar erleichtert? Dann ist sofortiges, "maximalinvasives" Einschreiten nötig.
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[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von Poliadversum am 12.12.2017 16:58]
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| Zitat von -=[R]o$a|PuD3[L]^
| Zitat von Mountainbiker
Eine Schülerin aus meiner Klasse hat sich mir Donnerstag anvertraut, dass sie den Gedanken hegt, sich umzubringen.
Uff...
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Puh. Wüsste nicht, wie ich da reagieren soll. Schulpsychologischer Dienst?
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Schulleitung, Schulpsychologischer Dienst, Eltern... Diese Reihenfolge habe ich eingehalten.
Sie wollte auf keinen Fall, dass die Eltern informiert werden. Aber bei der Konkretheit ihrer Pläne ging das nicht mehr anders.
Und was sagt mir die Mutter (selbst Lehrerin): Ja heute habe ich keine Zeit. Abends ist noch Kollegiumsessen... Und sie übernachtet heute bei einer Freundin.
Ey... Ihre Tochter sollte besser heute als morgen in die Klinik! Man man man...
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[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von Mountainbiker am 12.12.2017 16:59]
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Also ich weiß jetzt nicht wie das in Berlin ist, bzw. wie es für dich persönlich ist, aber vielleicht gibts ne Gesamtschule oder etwas, was wirklich von der 1. bis zur Oberstufe geht.
Ich persönlich hab dieses Jahr wieder eine erste Klasse und bin auch noch in der Vorschule. Und ich würde mit den ganzen Kleinen auf Dauer durchdrehen, auch wenn ich meine Kinder (zumeist ) sehr gerne habe.
Daher bin ich bewusst Betreuungslehrer der SMV geworden, trainiere die Schulhausmannschaft der 3.-6. Klasse und habe zumeist auch noch ältere Schüler im Sportunterricht (dieses Jahr die 5. Klassen, letztes Jahr die Achtklässler). Ich denke diese Abwechslung ist ganz schön, vielleicht wäre ein ähnliches Modell ja auch für die eine Option.
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Folgende Geschichte:
ich habe die Klassenleitung einer 1A, das sind Schüler, die bereits im zweiten Schulbesuchsjahr sind (unsere Schüler haben für den Inhalt der ersten zwei Grundschuljahre drei Jahre Zeit).
Ich habe ein Tokensystem mit Schatzkiste, da ist Kleinkram drin, den ich entweder umsonst irgendwo herbekomm oder der halt sehr günstig ist. Aufkleber, kleine Spielsachen, etc.
Gestern komme ich nach der Schule in mein Klassenzimmer und stelle fest, dass aus der Schatzkiste Sachen genommen wurden. Ich hab die Klasse Dienstag in der letzten Stunde nicht, das war also bei einer Kollegin. Die hat mir auch gesagt, dass da zwei Jungs an der Kiste zugange waren (wie das überhaupt passieren kann, keine Ahnung, aber die Kollegin ist eh nochmal ein anderes Thema).
Fakt ist: meine Schüler haben etwas aus der Kiste gestohlen.
Nunja, nachdem die Kollegin wusste, wer da dran war, und mir das ein anderer Schüler auch bestätigt hat, habe ich heute die Klasse ziemlich runtergeputzt - also nicht gebrüllt, sondern in ruhigem aber ernsten Tonfall gesprochen - und gesagt, dass sie bis Freitag Zeit haben, die Dinge wieder abzugeben. Entweder bei mir persönlich, oder bei anderen Lehrern, Schülern oder unseren Sozialarbeitern, und die sollen es dann an mich weiterleiten. Falls es bis Freitag nicht wieder aufgetaucht ist, werde ich mir die Mutter reinbestellen (ich habe auch gesagt, dass ich einen Verdacht habe, habe aber keinen Namen genannt).
Jedenfalls kamen direkt nach dem Unterricht zwei Schüler zu mir bei der Verabschiedung, haben mir drei Flummis gegeben und sich entschuldigt.
Nach der Schule kam dann eines meiner Mädchen ins Lehrerzimmer mit einem ganzen Stapel Sammelkarten und hat gesagt, dass Schüler C die Sachen gestohlen und ihr gesagt hat, sie soll es mir wiedergeben.
Die Ansprache hat also gewirkt.
Jetzt aber: was nun?
Mit den drei Schülern werde ich auf jeden Fall nochmal einzeln sprechen. Ich glaube aber, die Klasse hat ihre Lektion gelernt.
Schüler C macht mir allerdings etwas Sorgen. Er hat zwar die Sachen zurückgegeben, kommt aber aus einem schwierigen Elternhaus, auch sein großer Bruder, der früher bei uns war, war dafür bekannt, Schüler und Lehrer zu beklauen.
Die Sozialarbeiterin werde ich auf jeden Fall informieren. Soll ich es auf sich beruhen lassen, nachdem ich nochmal mit ihm geredet habe? Trotzdem die Mutter informieren? Ich hadere mit mir...
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| Zitat von Mountainbiker
Und was sagt mir die Mutter (selbst Lehrerin): Ja heute habe ich keine Zeit. Abends ist noch Kollegiumsessen... Und sie übernachtet heute bei einer Freundin.
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Da bekommt man gleich ne Ahnung was der Hintergrund sein könnte
Kannst du die bitte mal mit nem Gummiknüppel besuchen gehen?
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| Zitat von Don_Wursto
Kannst du die bitte mal mit nem Gummiknüppel besuchen gehen?
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Heute kamen die beiden Freundinnen an und haben mir gesagt, dass ich alles noch schlimmer gemacht hätte. X hätte ja nicht gewollt, dass ich die Eltern informiere...Und ich hätte es dennoch gemacht.
Jetzt wäre es total stressig für sie. Sie würde mir jetzt nicht mehr trauen.
Habe denen das echt lange erklärt... Dir beste Freundin wollte es dennoch nicht verstehen. Och...
Das zu heilen wird dauern.
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Also ehrlich gesagt habe ich Dein Vorgehen im Sinne des Vertrauensverlustes auch nur für weniger als halbvernünftig gehalten. Aber ich habe es auf meine Laiensicht geschoben.
Auf der anderen Seite halte ich es für recht positiv, wenn sie noch zwei Freundinnen ins Vertrauen gezogen hat. Mich würde allein diese Tatsache etwas positiv stimmen, denn wenn ich ernsthaft mein Ableben planen würde, würde ich niemanden hinzuziehen, weil der mit irgendjemand darüber sprechen könnte.
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Ist sehr nützlich das Vertrauen zu erhalten, wenn sich das Kind dann um die Ecke bringt. Kann man sich dann auf die Schulter klopfen.
Zudem stehst du als normaler Lehrer nicht unter Schweigepflicht wie ein Schulpsychologe.
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Ist bestimmt auch super, wenn das dann der letzte Tropfen ist. Da klopft man sich dann an die Brust.
Ist aber wahrscheinlich wie immer: Wie man es macht, ist es verkehrt.
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[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von Bombur am 13.12.2017 15:21]
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Bei Suizidalität zu intervenieren ist immer besser, als nichts zu tun.
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Ich finde, Mounti hat das schon richtig gemacht. Auch wenn es suckt, dass er erst mal der Buhmann ist.
Wie Poli ja schon sagte, haben wir Lehrer ja zum einen wirklich nur eine Art "Schweigepflicht light", und zum anderen bringt es einem wenig, wenn man mit seinem Geheimwissen dann irgendwann am Grab der Schülerin stehen muss.
Wir haben hier einen (zumindest im Ansatz) vergleichbaren Fall in Bezug auf Kindeswohlgefährdung und die Schülerin (14) hat sich anfangs auch immer nur unter der Prämisse geäußert, dass wir das nicht den Eltern weitererzählen sollten.
Mittlerweile ist aber aufgrund der neu auftauchenden Details auch das Jugendamt involviert und eine vorsichtige Konfrontation mit den Eltern geplant.
Man meint inzwischen auch eine Art Erleichterung bei der Schülerin feststellen zu können, weil sie offenbar merkt, dass nun endlich etwas Grundlegendes ins Rollen kommt, was ihre Situation verbessern kann.
Wie alt sind Deine, Mounti?
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| Zitat von Poliadversum
Bei Suizidalität zu intervenieren ist immer besser, als nichts zu tun.
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Das ist letztenendes Statistik, oder?
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| Zitat von Mountainbiker
Heute kamen die beiden Freundinnen an und haben mir gesagt, dass ich alles noch schlimmer gemacht hätte. X hätte ja nicht gewollt, dass ich die Eltern informiere...Und ich hätte es dennoch gemacht.
Jetzt wäre es total stressig für sie. Sie würde mir jetzt nicht mehr trauen.
Habe denen das echt lange erklärt... Dir beste Freundin wollte es dennoch nicht verstehen. Och...
Das zu heilen wird dauern.
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Aus meiner Deppendödelsicht: Mach dir keinen Kopf, lieber die ist jetzt auf Lebenszeit sauer auf dich und vertraut dir nicht mehr als dass sie sich zwischenzeitlich vorn Zug geschmissen hätte. Und was davon passiert wäre kannst du nicht wissen.
Du bist quasi einfach Batman:
He's the hero Gotham deserves, but not the one it needs right now. So we'll hunt him. Because he can take it. Because he's not our hero. He's a silent guardian. A watchful protector.
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[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von Don_Wursto am 13.12.2017 16:40]
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| Zitat von Bombur
Also ehrlich gesagt habe ich Dein Vorgehen im Sinne des Vertrauensverlustes auch nur für weniger als halbvernünftig gehalten.
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Ich musste handeln. Sie hat mir gesagt, dass sie abends mit dem Messer in der Hand im Zimmer sitzt und sich überlegt, die Pulsadern aufzuschneiden.
Dann ist Gefahr in Verzug. Ich hab mein Vorgehen auch noch mit der Schulpsychologin und der Schulleitung abgeklärt.
Wir sind rechtlich dazu verpflichtet die Eltern zu informieren. Wir dürfen diese Information nicht vor den Eltern verbergen, sobald wir Gefahr in Verzug sehen.
Wir hätten die schon gar nicht alleine nach Hause laufen lassen können. Sonst handeln wir fahrlässig.
14 ist die jetzt.
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| Zitat von Bombur
| Zitat von Poliadversum
Bei Suizidalität zu intervenieren ist immer besser, als nichts zu tun.
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Das ist letztenendes Statistik, oder?
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nicht wirklich. Etwaige Informationspflichten mal außen vor:
Tust du nichts überlässt du das Kind faktisch seinem Schicksal. wenn man in so Gedankenspiralen einmal drinsteckt kommt man da alleine nicht mehr raus. Und verständnisvoll zuhören hilft höchstens für den Moment.
Informierst du auch gegen den Willen des Kindes Psychologen/Eltern/Sozialarbeiter/wen auch immer kann zumindest versucht werden ihm zu helfen.
Muss nicht klappen, kann aber. Und wenns nicht klappt ist das Kind in letzter Konequenz auch nicht toter, als wenn man es überhaupt nicht versucht hätte.
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Dass das Informieren der Eltern schlussendlich der "Auslöser" für den Suizid ist, ist zudem auch eher schwer vorstellbar, selbst wenn die Beziehung zu den Eltern geschädigt ist. Es ist ja gerade das "mit den Gedanken alleine sein", das das wirklich gefährliche an Suizidalität ist.
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Und ganz abgesehen von der rechtlichen Betrachtung: Einem Lehrer sowas zu erzählen - lauter kann der Schrei nach Hilfe ja kaum mehr sein.
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Oh, das ist gut. Lese ich morgen!
Generell zum Thema:
Ich bin immer wieder erstaunt, wie naiv und unbedarft Kollegen an solche Problematiken manchmal herangehen. Entweder werden die Anzeichen der Problematik in kürzester Zeit verharmlost oder man versucht selbst, irgendwas zu therapieren.
Letztens habe ich mitbekommen, dass sich zwei Kolleginnen unterhalten. Eine Schülerin hat Kollegin 1 im Unterricht gefragt, ob sie etwas gegen Schmerzen habe. Auf Nachfrage sagte die Schülerin, sie mache gerade eine Diät und habe seit vier Tagen nichts gegessen und nun halt Hunger. Kollegin 2, der Klassenlehrerin, kam das suspekt vor. Die beiden Kolleginnen gelangten nach einigem Grübeln zum Ergebnis, dass man das auf jeden Fall beim Elterngespräch in zwei Wochen ansprechen sollte. Eventuell könne man der Mutter aber auch in den nächsten Tagen eine Mail schreiben.
Mir ging mental das Messer zum Coden in der Tasche auf und dann waren der Schulpsychologe und die Schulleitung zumindest unterrichtet.
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Wir haben das Glück Jugendsozialarbeit und Jugendpsychologe direkt im Haus zu haben. Das entlastet bei solchen Problemen ungemein.
Allerdings haben besonders die älteren Schüler diese Tatsache auch schon begriffen und sind gerne mal die ein oder andere Stunde abwesend, weil beim Psychologen/Sozialarbeiter ...
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Joa, aber besser so als 2 Wochen verspätet auf ne Essstörung reagieren
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Die beiden sind schon ein wenig scheisse.
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Cool!
Schule fällt aus. Aber die Kolleginnen und Kollegen, die dort sind müssen bis zur sechsten Stunde bleiben. Ich habe für mich persönlich entschieden, dass mir das Risiko zu hoch ist (Wir sollen uns ja nicht selbst gefährden!!!!111) und bin zwischendurch umgedreht.
Aber ich kann auch zu Hause korrigieren. Dazu muss ich nicht in der Schule rumsitzen.
Also Kaffee, Plätzchen...Homeoffice. Schnell die letzte Arbeit wegkorrigieren und die Ablage runterarbeiten. Nice.
Am Mittwoch geht es zum Schlittschuhlaufen in die Eishalle. Stundenplanfreundlich habe ich es auf meinen kürzesten Arbeitstag gelegt. Dazu habe ich da nur die Klassen, die auch wirklich mitfahren. Past Perfect! (lol)
Die suizidale Schülerin kommt morgen wieder zu Schule. Donnerstag war sie bei einer Psychologin. In der ersten Stunde werde ich mit ihr und ihrer besten Freundin erstmal sprechen. Die Schülerin ist wohl auf der einen Seite froh, dass nun etwas passiert, auf der anderen Seite aber auch aufgrund meines Vertrauensbruchs enttäuscht von mir.
Ich empfinde das aber als gute Voraussetzungen für das Gespräch. Eigentlich war das schon für heute vorbereitet, aber das Wetter...
Die PDF von oben habe ich der Schulleitung weitergeleitet. Wird nun durch das Kriseninterventionsteam weiterverwurstet.
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T minus 4:15...
... Endlich!
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Gleichfalls!
Ein paar Fünftklässler haben mich doch tatsächlich umarmt.
Ist notiert... Ich bin anscheinend nicht streng genug.
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Oder Bindungsstörung
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Thema: Der Lehrer- und Pädagogenthread ( "...DAS IST UNFAAAAIR....." ) |