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Mache demnächst auch meine erste Reha im Leben und habe so gar keine Vorstellung davon. Ich wurde da von meinen Ärzten und meiner Familie so ein bisschen rein genötigt und finde es auch grundsätzlich OK eine zu machen.
Den ärztlichen Teil habe ich in dem Fall nicht zusammen mit meiner Hausärztin ausgefüllt sondern mit ihrem Vertreter. Der war zwar auch nett usw. aber trotzdem war es dadurch mehr ein Kurzinterview und er hat da halt mehr oder weniger "irgendwas" rein geschrieben und meinte "das ist eh ein Selbstläufer". Also das es ohnehin bewilligt wird.
Bin auch mal gespannt wie groß da der Psychoonkologische Teil der Reha sein wird.
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| Zitat von focu$
Mache demnächst auch meine erste Reha im Leben und habe so gar keine Vorstellung davon. Ich wurde da von meinen Ärzten und meiner Familie so ein bisschen rein genötigt und finde es auch grundsätzlich OK eine zu machen.
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Du scheinst ja schon damit einverstanden zu sein aber alle Behandlungen im rahmen der Psyche funktionieren nur wenn man da voll hinter steht.
Als ich in der örtlichen Tagesklinik war gabs da son mädel, die hatte da null bock drauf und die Mutter hat die wohl reingezwungen. Kann man sich direkt sparen, bringt null sowas zu erzwingen.
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| Zitat von [Mercyful_Fate]
| Zitat von focu$
Mache demnächst auch meine erste Reha im Leben und habe so gar keine Vorstellung davon. Ich wurde da von meinen Ärzten und meiner Familie so ein bisschen rein genötigt und finde es auch grundsätzlich OK eine zu machen.
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Du scheinst ja schon damit einverstanden zu sein aber alle Behandlungen im rahmen der Psyche funktionieren nur wenn man da voll hinter steht.
Als ich in der örtlichen Tagesklinik war gabs da son mädel, die hatte da null bock drauf und die Mutter hat die wohl reingezwungen. Kann man sich direkt sparen, bringt null sowas zu erzwingen.
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Jo, im Grunde schon und ich hatte schon in der Klinik mal eine halbe Stunde Gespräch auf eigenen Wunsch mit einer Psychoonkologin. Aber ich habe keine Ahnung ob das dann täglich, wöchentlich oder gar nicht stattfinden wird
Naja erst Mal muss sich überhaupt mal die Rentenkasse melden... das kann wohl auch beim "Selbstläufer" 4-6 Wochen dauern.
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Ich hab jetzt parallel zu Sucht und Suche das Buch Healing the addicted Brain angefangen. Bin schon bei Seite 50 und auch wenn Alkohol im Fokus steht ist es sehr gut zu lesen.
Für mich ist das wirklich interessant, da ich bereits mein ganzes Leben mit Sucht zu kämpfen habe und ich seit >2 Jahren Nichtraucher bin, aber die Parallelen nie zu meiner Mediensucht gezogen habe.
Dieses Jahr noch werde ich vollständige Verantwortung für mein Leben und meine Zukunft übernehmen.
In dem Buch ist auch von Medikamenten die Rede, die durch Suchtmittel ausgelöste Höhen unterdrücken und das hat mich an Medikinet erinnert. Wenn ich das nehme habe ich das Gefühl, dann unterdrücke ich auch die positiven Persönlichkeitsanteile die durch mein ADHS ausgelöst werden und alles wird farblos, so dass ich mich in Gleichgültigkeit verliere
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| Zitat von Melusine
Es gibt jeden morgen ne Morgenrunde, wo alle kurz sagen wie es ihnen geht. Ist aber nur 10-20 Minuten. Ansosten hab ich einmal in der Woche ein Einzelgespräch, zweimal in der Woche Gruppentherapie und einmal in det Woche Psychoedukation. Gerade die Einzelgespräche könnten häufiger sein für meinen Geschmack.
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Das hat mich damals auch gestört. Wirklich für mich produktive Gespräche waren viel zu selten. 80% der Zeit waren es "Übungen" die einem helfen sollen sich abzulenken und positiv drauf zu sein.
Meditation, Malen, Sport, irgendwas in Richtung Yoga um die "Blockaden" im Körper zu lösen. Nichts davon hat mir danach in der Realität geholfen. Lag teilweise an mir, das ich in nem Tief dann nicht unbedingt Yoga machen wollte...aber es hatte auch schon dort kaum einen Effekt.
Was ich für mich mitgenommen hatte war das Gespräche viel helfen. Sowohl die mit den betreuenden Ärzten als auch die mit den andren Patienten. Das hatte mir mehr gebracht als alles andere.
Eigentlich wollten sie mich danach noch in eine WG stecken, welche sich dann über 18 Monate erstreckt hätte. Ich hab das dann dankend abgelehnt und mir nen Therapeuten gesucht mit dem ich dann 2x die Woche gequatscht hab und ab da gings bergauf.
Paar Monate später dann nen neuen Job gefunden und seitdem nur noch sporadisch Kontakt mit ihm. Aber ich weiß das er immer per Handy oder Mail erreichbar wäre, wenn wirklich was dringendes ist und das nutz ich dann auch aus wenns mal wieder bergab geht.
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| Zitat von PsYcHoSeAn*
| Zitat von Melusine
Es gibt jeden morgen ne Morgenrunde, wo alle kurz sagen wie es ihnen geht. Ist aber nur 10-20 Minuten. Ansosten hab ich einmal in der Woche ein Einzelgespräch, zweimal in der Woche Gruppentherapie und einmal in det Woche Psychoedukation. Gerade die Einzelgespräche könnten häufiger sein für meinen Geschmack.
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Meditation, Malen, Sport, irgendwas in Richtung Yoga um die "Blockaden" im Körper zu lösen. Nichts davon hat mir danach in der Realität geholfen. Lag teilweise an mir, das ich in nem Tief dann nicht unbedingt Yoga machen wollte...aber es hatte auch schon dort kaum einen Effekt.
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1:1 meine Erfahrung nach über einem Jahr Verhaltenstherapie. Einem werden etliche Übungen etc an die Hand gegeben, die mir in meiner damaligen depressiven Episode deshalb nicht geholfen haben, weil ich entweder zu gestresst war (dann kann ich mich nicht hinchillen und was yoga machen) oder sie einfach am Problem vorbei gingen. Tiefenpsychologie hat mir dann deutlich mehr geholfen, weil die Gespräche sinnvoller waren und man die Probleme ergründen konnte und mein Therapeut einfach ne Art vaterfigur war, dessen teils saloppe Tipps mir deutlich mehr im Kopf blieben als eine Aufmerksamkeitsübung
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| Zitat von Der_Major Ich arbeite deswegen gerade mit Sucht und Suche von Ruediger Dahlke. Ich habe jetzt zwei Mal die erste Hälfte angehört und es ist wirklich eine überwältigende Erfahrung. | |
Toll, dass Du so motiviert bist, aber pass bloß auf mit Dahlke, der ist der hinterletzte Scharlatan. Dem würd ich grundsätzlich einmal überhaupt nichts glauben, seine ganzen Erklärungs- und Lösungsansätze sind viel zu einfach und wissenschaftlich vollkommener Schwachsinn.
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| Zitat von ymmv
| Zitat von PsYcHoSeAn*
| Zitat von Melusine
Es gibt jeden morgen ne Morgenrunde, wo alle kurz sagen wie es ihnen geht. Ist aber nur 10-20 Minuten. Ansosten hab ich einmal in der Woche ein Einzelgespräch, zweimal in der Woche Gruppentherapie und einmal in det Woche Psychoedukation. Gerade die Einzelgespräche könnten häufiger sein für meinen Geschmack.
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Meditation, Malen, Sport, irgendwas in Richtung Yoga um die "Blockaden" im Körper zu lösen. Nichts davon hat mir danach in der Realität geholfen. Lag teilweise an mir, das ich in nem Tief dann nicht unbedingt Yoga machen wollte...aber es hatte auch schon dort kaum einen Effekt.
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1:1 meine Erfahrung nach über einem Jahr Verhaltenstherapie. Einem werden etliche Übungen etc an die Hand gegeben, die mir in meiner damaligen depressiven Episode deshalb nicht geholfen haben, weil ich entweder zu gestresst war (dann kann ich mich nicht hinchillen und was yoga machen) oder sie einfach am Problem vorbei gingen. Tiefenpsychologie hat mir dann deutlich mehr geholfen, weil die Gespräche sinnvoller waren und man die Probleme ergründen konnte und mein Therapeut einfach ne Art vaterfigur war, dessen teils saloppe Tipps mir deutlich mehr im Kopf blieben als eine Aufmerksamkeitsübung
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Mir hilft tatsächlich VT sehr viel besser als Tiefenpsychologie bisher. Aber kommt ja auch immer stark auf den Therapeuten an.
Unsere hiesige Therapeutin ist keine VT und bearbeitet einige Methoden hier nur im Ansatz. Einigen, die vllt weniger Therapieerfahrung haben hilft das wohl schon, aber mir nicht so.
Sport- und Entspannungstherapie sind eher Ablenkung für mich und wenige Tage, manchmal auch nur Stunden später falle ich wieder im das altbekannte Loch.
Biologisch merke ich natürlich die Vorteile vom Sport, aber das war mir auch nie ein Mysterium. Ich weiß, dass es mir gut tut und versuche es so gut es geht in meinen Alltag zu integrieren (hab ich ja vorher schon), aber wenn dann das Tief kommt, sind auch all die tollen Vorsätze wieder fürn Arsch.
Ich muss irgendwie tiefer ansetzen und auch erstmal wieder lernen Spaß an Dingen zu finden. Das ist in den letzten Jahren immet mehr in den Hintergrund gerückt und alles was mich früher erfüllt hat und mir Kraft und Energie gegeben hat ist heute nur noch unter größter Anstrengung zu bewältigen. Da muss ich irgendwie wieder rausfinden...
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Das Problem ist nicht das du keinen Spaß an Dingen hättest, natürlich hast du auch Spaß an Dingen. Das Problem ist das negative Dinge zu sehr konstant in den Vordergrund gerückt werden und dadurch das Spaßgefühl fast instant wieder überschrieben wird.
Ich sehe das ja auch bei mir selber und könnte mit Beispielen um mich werfen. Ich habe gestern Handwerklich was gebastelt und war wirklich stolz drauf aber fast instant wurde die Freude überschrieben weil ich seit gestern hin und wieder Brustpieken habe und der Hypochonder dann rauskommt und es wieder versaut.
Im Garten für die Kids ne Wasserbahn aufgestellt, hat spaß gemacht das zu machen und dann zuzusehen wie sie da rumgerutscht sind, fast instant kam aber wieder irgendeine Sorge in den Vordergrund welche die Freude überschrieben hat.
Solche Beispiele kann ich tonnenweise um mich werfen. Es ist einfach so das das Hirn in dem Fall problematische Gedanken überpriorisiert und dadurch selbst das nette Feeling selbst wenn man nur nen Eis lutscht gleich wieder überschreibt.
Im Prinzip muß man lernen die Freude wieder zuzulassen und sie dann auch wirklich festzuhalten selbst wenn man merkt das das Negative wieder versucht gegenzuschieben.
Und ja, ich weiß das das jetzt leicht dahergeschrieben ist, mir gelingt das auch nur hier und da aber es ist ein Ansatz den man definitiv immer weiterführen sollte.
Die ganzen Workshops in den Therapien sind auf genau das ausgelegt, das man abgekapselt von seinem eigentlichen Umfeld Dinge tut die am Ende ein Erfolgserlebnis auslösen und man dadurch lernt gutes auch wieder zuzulassen und lange auszukosten.
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[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von Lord Nighthawk am 16.08.2020 11:59]
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| Zitat von Lord Nighthawk
Das Problem ist nicht das du keinen Spaß an Dingen hättest, natürlich hast du auch Spaß an Dingen.
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Ist bei jeder Person natürlich unterschiedlich, aber so muss das nicht sein. Personen mit ausgeprägter Anhedonie als Teilsymptom ihrer major depression haben tatsächlich im Alltag keine Empfindungen, die als Spaß/Freude kategorisierbar wären. Meine Frau hatte das mal ne Weile sehr heftig.
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Wenn das diagnostiziert wurde wird aber meistens gar nicht erst mit solchen Verhaltenstherapien rumprobiert sondern doch eher gleich in die "Chemische Kiste" gegriffen.
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Psychotherapie und pharmakologische Therapie sind keine entweder-oder Geschichte. Psychotherapie ohne pharmakologische Komponente ist sehr selten, insbesondere bei depressiver Symptomatik.
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War wohl etwas missverständlich formuliert, sollte heißen das man bei sowas nicht erst nur psychosomatisch rumprobiert (was ja gerne mal im Vorfeld macht wenn man noch nicht genau spezifizieren konnte worum es sich handelt) sondern gleich Pillen mitkombiniert.
Ich möchte mich da auch nicht auf Wikipedia so festnageln lassen, bei den ganzen psychischen Geschichten muß man immer im Hinterkopf behalten das es erst seit den 70ern der Fall ist das man angefangen hat die Erkrankungen langsam ernst zu nehmen. Das ganze Feld steckt immer noch in den Kinderschuhen und die Diagnose zwischen genetischen, chemischen sowie seelischen Abhängigkeiten ist weitaus komplexer als man es aktuell zu behandeln vermag. Da kommen dann so geile Diagnosen raus wie damals als fast jeder 2te mit der "Modediagnose" Borderline abgestempelt wurde obwohl Borderline nix anderes als nen Obersammelbegriff von vielen kleinen völlig variablen Unterbaustellen ist.
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| Zitat von Lord Nighthawk
War wohl etwas missverständlich formuliert, sollte heißen das man bei sowas nicht erst nur psychosomatisch rumprobiert
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Natürlich kann es auch passieren, dass bei einer stark ausgeprägten major depression auf Patientenwunsch erstmal nur mit Psychotherapie ohne pharmakologische Komponente gearbeitet wird. Ist nicht ratsam und nicht typisch, passiert aber.
Borderline Persönlichkeitsstörung und major depression sind bei dem Weg auch komplett unterschiedliche Kategorien an Diagnosen (Borderline ist, wie der Name schon sagt, eine Persönlichkeitsstörung und damit per Defintion nicht "heilbar").
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[Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert; zum letzten Mal von Poliadversum am 16.08.2020 15:49]
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| Zitat von Poliadversum
Psychotherapie ohne pharmakologische Komponente ist sehr selten, insbesondere bei depressiver Symptomatik.
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Sorry, aber das ist so nicht richtig. Im klinischen Kontext mag es häufiger vorkommen, dass "zur Sicherheit" Antidepressiva gegeben werden, aber es ist nicht so, dass Psychotherapie ohne Pharmakotherapie "sehr selten" ist. Außer vielleicht in der Psychiatrie.
Bei schwerer Depression (F32.2) sieht die Behandlungsleitlinie eine Kombinationsbehandlung vor, bei mittelgradiger (F32.1, die häufigere Form) wird Psychotherapie oder Pharmakotherapie empfohlen. Der zusätzliche Nutzen von Pharmakotherapie ist auch fragwürdig (Cuijpers et al., 2020).
| Zitat von Lord Nighthawk
Wenn das diagnostiziert wurde wird aber meistens gar nicht erst mit solchen Verhaltenstherapien rumprobiert sondern doch eher gleich in die "Chemische Kiste" gegriffen.
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Entsprechend kommt das sehr auf den Behandler an (Psychiater oder Psychotherapeut).
Bitte denkt nicht, dass ihr bei Depression Tabletten nehmen müsst. Die Probleme mit Antidepressiva wurden ja weiter oben im Thread schon thematisiert.
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[Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert; zum letzten Mal von mYstral am 17.08.2020 9:58]
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Die Tabletten nimmt man eh nur, wenn akute Gefahr besteht. Sie sollen Gefühlsausbrüche dämpfen und einfach nur Zeit verschaffen. Je nach Dosierung und Medikament mutierst du zu einer emotionslosen Hülle.
Das Rezept knallt dir eben fast jeder behandelnde Arzt auf den Tisch. Man fragt sich, ob es Hilflosigkeit, mangelndes Wissen oder einfach nur die Kohle für die Tankfüllung des Porsche ist. Pillen sind schneller verfügbar, als eine langwierige Behandlung mit Wartelistenplatz Nr. 42.
Ich fand diesen Gefühlskäfig nicht angenehm, anderen hilft es. Das muss jeder für sich selbst entscheiden, sofern er noch in der Lage ist.
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Das stimmt doch überhaupt hinten und vorne nicht. Antidepressiva können eine Therapie bestens unterstützen und man kann die Depression von zwei Seiten in Angriff nehmen, so dass eine Besserung viel wahrscheinlicher wird.
Moderne Medikamente sind, wenn richtig eingestellt, auch keineswegs Gefühlstötend und die Nebenwirkungen werden auch immer geringer (obwohl natürlich vorhanden).
Dein Text war vieleicht 1960 noch korrekt.
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| Zitat von mYstral
| Zitat von Poliadversum
Psychotherapie ohne pharmakologische Komponente ist sehr selten, insbesondere bei depressiver Symptomatik.
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Sorry, aber das ist so nicht richtig. Im klinischen Kontext mag es häufiger vorkommen, dass "zur Sicherheit" Antidepressiva gegeben werden, aber es ist nicht so, dass Psychotherapie ohne Pharmakotherapie "sehr selten" ist. Außer vielleicht in der Psychiatrie.
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Hast du da belastbare Zahlen zu? Ich kenne das sowohl aus Studium als auch aus der bisschen Praxis die ich da mitbekommen habe (und eben der persönlichen Erfahrung in der Familie) so, dass bei depressiver Symptomatik fast immer SSRIs o.ä. verschrieben werden, außer der Patient wünscht das ganz konkret nicht.
Bin aber seit etlichen Jahren nicht mehr up to date was Lehrmeinung und aktuelle Forschung angeht.
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| Zitat von Poliadversum
| Zitat von mYstral
| Zitat von Poliadversum
Psychotherapie ohne pharmakologische Komponente ist sehr selten, insbesondere bei depressiver Symptomatik.
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Sorry, aber das ist so nicht richtig. Im klinischen Kontext mag es häufiger vorkommen, dass "zur Sicherheit" Antidepressiva gegeben werden, aber es ist nicht so, dass Psychotherapie ohne Pharmakotherapie "sehr selten" ist. Außer vielleicht in der Psychiatrie.
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Hast du da belastbare Zahlen zu? Ich kenne das sowohl aus Studium als auch aus der bisschen Praxis die ich da mitbekommen habe (und eben der persönlichen Erfahrung in der Familie) so, dass bei depressiver Symptomatik fast immer SSRIs o.ä. verschrieben werden, außer der Patient wünscht das ganz konkret nicht.
Bin aber seit etlichen Jahren nicht mehr up to date was Lehrmeinung und aktuelle Forschung angeht.
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https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/nvl-005k_Unipolare_Depression-2018-02.pdf
Auf S. 26 gibt es einen Algorithmus diesbezüglich. Meiner Erfahrung nach ist es häufig so, dass Pat. schnell einen SSRI z.b. vom Allgemeinmediziner verschrieben bekommen, damit dieser sagen kann, er hätte schonmal etwas gemacht. Der Patient erwartet Hilfe. Mit der Aussage: Überweisung zum Psychiater, Termin dann in 2-3 Monaten, bzw. Überweisung zur Psychotherapie, ebenfalls Termin in 2-6 Monaten, werden in diesem Fall die Anforderungen des Patienten nicht erfüllt. Daher wird oft der SSRI-Weg gewählt. Häufig dann falsch, z.b. Unterdosiert. Oder die Pat. nehmen SSRI, es geht ihnen nach ein paar Wochen besser (ob dass jetzt an der Med. lag sei mal dahingestellt... ), sie gehen nicht mehr zum Psychiater und nehmen die Tabletten dann halt jahrelang, bis sich keiner mehr traut sie abzusetzen.
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| Zitat von [HDK+]BigBoss
Die Tabletten nimmt man eh nur, wenn akute Gefahr besteht. Sie sollen Gefühlsausbrüche dämpfen und einfach nur Zeit verschaffen. Je nach Dosierung und Medikament mutierst du zu einer emotionslosen Hülle.
Das Rezept knallt dir eben fast jeder behandelnde Arzt auf den Tisch. Man fragt sich, ob es Hilflosigkeit, mangelndes Wissen oder einfach nur die Kohle für die Tankfüllung des Porsche ist. Pillen sind schneller verfügbar, als eine langwierige Behandlung mit Wartelistenplatz Nr. 42.
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Antidepressiva zu geben, wenn akute Gefahr besteht, wäre ziemlich dumm, da sie eine Wirklatenz von mehreren Wochen haben. Im Fall akuter Gefahr würde man Benzodiazepine zur kurzfristigen Entlassung geben. Mit einer längerfristig angelegten Therapie der Depression hat das nichts zu tun.
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| Zitat von Filmriss
| Zitat von Poliadversum
| Zitat von mYstral
| Zitat von Poliadversum
Psychotherapie ohne pharmakologische Komponente ist sehr selten, insbesondere bei depressiver Symptomatik.
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Sorry, aber das ist so nicht richtig. Im klinischen Kontext mag es häufiger vorkommen, dass "zur Sicherheit" Antidepressiva gegeben werden, aber es ist nicht so, dass Psychotherapie ohne Pharmakotherapie "sehr selten" ist. Außer vielleicht in der Psychiatrie.
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Hast du da belastbare Zahlen zu? Ich kenne das sowohl aus Studium als auch aus der bisschen Praxis die ich da mitbekommen habe (und eben der persönlichen Erfahrung in der Familie) so, dass bei depressiver Symptomatik fast immer SSRIs o.ä. verschrieben werden, außer der Patient wünscht das ganz konkret nicht.
Bin aber seit etlichen Jahren nicht mehr up to date was Lehrmeinung und aktuelle Forschung angeht.
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https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/nvl-005k_Unipolare_Depression-2018-02.pdf
Auf S. 26 gibt es einen Algorithmus diesbezüglich. Meiner Erfahrung nach ist es häufig so, dass Pat. schnell einen SSRI z.b. vom Allgemeinmediziner verschrieben bekommen, damit dieser sagen kann, er hätte schonmal etwas gemacht. Der Patient erwartet Hilfe. Mit der Aussage: Überweisung zum Psychiater, Termin dann in 2-3 Monaten, bzw. Überweisung zur Psychotherapie, ebenfalls Termin in 2-6 Monaten, werden in diesem Fall die Anforderungen des Patienten nicht erfüllt. Daher wird oft der SSRI-Weg gewählt. Häufig dann falsch, z.b. Unterdosiert. Oder die Pat. nehmen SSRI, es geht ihnen nach ein paar Wochen besser (ob dass jetzt an der Med. lag sei mal dahingestellt... ), sie gehen nicht mehr zum Psychiater und nehmen die Tabletten dann halt jahrelang, bis sich keiner mehr traut sie abzusetzen.
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Joa, das deckt sich ja dann mit meinen Erfahrungen, Sinnhaftigkeit hin oder her.
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| Zitat von schmeisses
| Zitat von Der_Major Ich arbeite deswegen gerade mit Sucht und Suche von Ruediger Dahlke. Ich habe jetzt zwei Mal die erste Hälfte angehört und es ist wirklich eine überwältigende Erfahrung. | |
Toll, dass Du so motiviert bist, aber pass bloß auf mit Dahlke, der ist der hinterletzte Scharlatan. Dem würd ich grundsätzlich einmal überhaupt nichts glauben, seine ganzen Erklärungs- und Lösungsansätze sind viel zu einfach und wissenschaftlich vollkommener Schwachsinn.
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Ich kenne von ihm bisher nicht mehr als das, und es gefällt mir sehr.
Wenn du dich mal mit Sucht beschäftigen würdest, wüsstest du, wie schwierig es ist Selbsthilfe zum Thema Sucht zu finden.
Außerdem haben die das Hörbuch "Das Kind in dir muss Heimat finden" gepublished und das ist fantastisch
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Noch ein paar anekdotische Werte zu "Therapie und Psychopharmaka, wie häufig": "Allgemeinärzte" scheinen gerne erstmal $ssri zu verschreiben; Therapeuten (im analytischen Bereich besonders, im verhaltenstherapeutischen Bereich aber auch) eher (erstmal) ohne zu arbeiten (wenn noch nicht schon zuvor verschrieben), es sei denn der Wunsch seitens des Patienten besteht, oder es liegt eine Indikation vor, bei der Medikamente empfehlenswert(er) sind – 'ne "einfache" Depression ist das dann eher selten.
Quellen dazu: Eigene Erfahrung mit beiden Therapievarianten (Auseinandersetzen mit Medikamenten ging von mir aus, inkl. eigenem "Nachforschen" und aktiv daran (mit-)arbeiten, was vielleicht versucht werden könnte; viele Bekannte mit $problemen; Aussagen von bekannten Therapeuten sowie Lehrmaterial im Zuge einer "begleiteten" Ausbildung zum psychologischen Psychotherapeuten im verhaltenstherapeutischen Bereich.
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| Zitat von Der_Major
| Zitat von schmeisses
| Zitat von Der_Major Ich arbeite deswegen gerade mit Sucht und Suche von Ruediger Dahlke. Ich habe jetzt zwei Mal die erste Hälfte angehört und es ist wirklich eine überwältigende Erfahrung. | |
Toll, dass Du so motiviert bist, aber pass bloß auf mit Dahlke, der ist der hinterletzte Scharlatan. Dem würd ich grundsätzlich einmal überhaupt nichts glauben, seine ganzen Erklärungs- und Lösungsansätze sind viel zu einfach und wissenschaftlich vollkommener Schwachsinn.
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Ich kenne von ihm bisher nicht mehr als das, und es gefällt mir sehr.
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Brauchst dir ja nur seinen Wiki- oder Psiram-Artikel durchzulesen um zu wissen, wie "wissenschaftlich" er arbeitet - gerade bei der Selbsthilfe ist etwas Skepsis durchaus angebracht..
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[Dieser Beitrag wurde 3 mal editiert; zum letzten Mal von schmeisses am 18.08.2020 1:08]
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Den kombinierten Psychologischen Psychotherapeuten findest du aber eher selten. Meistens sind die Leute entweder Psychater - das heißt sie hören sich dann dein Problem an, verschreiben dir was und das wars dann, oder sie sind Psychotherapeut, der verschreibt dann gar nix aber befasst sich dafür mit deiner Seele sowie deinem Verhalten.
Das Hausärzte auch mal gerne entsprechend was verschreiben liegt eher daran das nen Termin beim Psychater gerne mal 4-6 Wochen dauern kann, und bei nem Psychotherapeuten sind auch gerne mal 9-12 Monate Wartezeit aktuell drin. Das sind Zeitspannen wo selbst aus leichtem Unmut ne Depression oder sonstwas wachsen kann.
Und ganz ehrlich gesagt war ich 2x beim Psychologen und beides mal war die Medikamenten-Mixtur absoluter Müll, da fahr ich aktuell besser mit der Psychotherapie und wenn ich dann doch nen Durchhänger habe (kann nen halben Tag bis zu 5 Tage dauern) drop ich mir Lorazepam das mir mein Hausarzt aufschreibt. Fahr ich weitaus besser mit als mit dem ganzen Zeug das versucht hat tiefgreifend langfristig in meine Emotionen einzugreifen.
Das ist was aktuell für mich akzeptabel funktioniert weil die SSRIs bei mir immer kontraproduktiv waren.
Bei der Thematik drehen wir uns aber seit Topicstart im Kreis, im Prinzip muß man offen für alle Arten von Therapiemöglichkeiten sein, etwas ne Zeitlang ausprobieren und wenn man merkt es nützt nix nicht krampfhaft weitermachen sondern zum nächsten Bahnhof weiterfahren und dort was neues probieren bis es für einen selber klargeht. Und auf dem Weg dorthin nicht anfangen durchzuhängen.
Ich hatte bei den Psychotherapeuten auch meine Probleme, die ersten beiden waren Männer, mit dem ersten kam ich gar nich klar, den zweiten hatte ich knapp 2 Jahre aber irgendwie gings nicht vorwärts oder rückwärts. Die dritte jetzt ist eine Therapeutin und seltsamerweise konnte ich mich bei der in jedweiliger Hinsicht weitaus schneller und besser öffnen.
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[Dieser Beitrag wurde 3 mal editiert; zum letzten Mal von Lord Nighthawk am 18.08.2020 2:00]
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| Zitat von Poliadversum
| Zitat von mYstral
| Zitat von Poliadversum
Psychotherapie ohne pharmakologische Komponente ist sehr selten, insbesondere bei depressiver Symptomatik.
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Sorry, aber das ist so nicht richtig. Im klinischen Kontext mag es häufiger vorkommen, dass "zur Sicherheit" Antidepressiva gegeben werden, aber es ist nicht so, dass Psychotherapie ohne Pharmakotherapie "sehr selten" ist. Außer vielleicht in der Psychiatrie.
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Hast du da belastbare Zahlen zu?
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Gute Frage, es ist echt nicht leicht was dazu zu finden.
Hier sind Daten zu depressiven Patienten in der hausärztlichen Versorgung:
Dann habe ich noch eine Übersicht über Kassenpatienten in Bayern gefunden. Linke Spalte sind alle, die 1x die Woche oder öfter Behandlung bekommen. Davon bekommen (Stand 2010) 80% nur Antidepressiva, obwohl gut 20% aller Patienten ne schwere Depression aufweisen. Hui. Und knapp 40.000 schwer depressive (fast die Hälfte) in Bayern bekommen gar keine Therapie.
Noch zur Ausgangsfrage: über alle Versicherten (in psychotherapeutischer Behandlung) zusammen kommt man auf etwa 2/3, die nur Psychotherapie, und 1/3, die Psychotherapie + Antidepressiva bekommen.
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[Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert; zum letzten Mal von mYstral am 18.08.2020 9:56]
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Super interessant, danke fürs raussuchen!
| Zitat von Lord Nighthawk
Den kombinierten Psychologischen Psychotherapeuten findest du aber eher selten. Meistens sind die Leute entweder Psychater - das heißt sie hören sich dann dein Problem an, verschreiben dir was und das wars dann, oder sie sind Psychotherapeut, der verschreibt dann gar nix aber befasst sich dafür mit deiner Seele sowie deinem Verhalten.
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PPs/KJPs dürfen auch keine Medikamente verschreiben, das ist Ärzten vorbehalten.
"Psychotherapeut" allein gibts in D adaik gar nicht. Du hast PPs, ärztliche Psychotherapeuten (meiner Erfahrung nach sind das manchmal beispielsweise Neurologen die die Psycho-Achse dazunehmen) und eben Psychiater. Du meinst denk ich einfach nur psychologische Beratung.
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[Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert; zum letzten Mal von Poliadversum am 18.08.2020 10:03]
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Ganz kurz noch dazu: Psychologische Psychotherapeuten, die auch verschreiben dürfen (ist 'ne Zusatzqualifikation, wenn ich's recht im Kopf habe? Oder war das nur die seltsame andere Variante: "Arzt, der auch therapieren darf"?) hab ich 'in the wild' noch nie gesehen :D
Mir ging's da eher um das begleiten bzw. empfehlen / überhaupt erstmal zur Sprache bringen, dass es hilfreich sein könnte.
Schwierig ist auch da dann wieder, jemanden zu finden, der sich angemessen kompetent mit Person und Medikamenten-Optionen auseineinandersetzt, statt einfach nur den nächstbesten SSRI aufzuschreiben.
Aaaaaaber das haben wir tatsächlich schon viel durchgekaut hier ^^
=> Den letzten Punkt aber kann man nochmal hervorheben: Das Therapeuten-Patienten-Verhältnis ist ein sehr wichtiger Faktor für den Erfolg einer Therapie – das wird einem leider auch nicht immer ausreichend klargemacht.
Und, so gerne man auch auf Nebenwirkungen von Medikamenten blickt: schlechte Therapie kann auch "Nebenwirkungen" haben.
Schwierig ist all das nunmal dadurch, dass ja "überall genug Kassensitze vorhanden sind", aber man seltsamerweise trotzdem häufig ewig auf einen Platz warten muss (und ähnlich sicherlich auch bei kompetenten Fachärzten wie hier dann beispielsweise Psychiatern) – das macht es dann weniger attraktiv, zu schauen, einen passenden Therapeuten zu finden, wenn es erstmal ein riesiger Akt ist, überhaupt einen Platz zu finden.
Irgendwo alles sicherlich Jammern auf einem hohen Niveau, im Vergleich zu anderen Gesundheitssystemen*, aber trotzdem erstaunlich deprimierend, wie blöd "das alles" läuft (ich bekomme das durch "die Familie" aus allen Ecken mit – niedergelassene Ärzte, Ärzte im Krankenhaus, Rettungsdienst, Psychotherapeuten – alles vorhanden :D – und natürlich auch die Patientenseite).
*muss man gar nicht mal über den Teich schauen; Frankreich beispielsweise übernimmt einfach überhaupt keine Psychotherapiekosten – psychische Erkrankungen sind da Privatvergnügen und müssen selbst bezahlt werden.
/edit
Zwischengepostete Zahlen! Gute Sache.
/edit
Und zwischengepostete Begriffs-Klarstellungen. Auch gute Sache. Und das um diese Uhrzeit – ich bin schockiert (und entrüstet)!!!1einself
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[Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert; zum letzten Mal von FuSL am 18.08.2020 10:20]
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| Zitat von Poliadversum
"Psychotherapeut" allein gibts in D adaik gar nicht.
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Wird sich glaube ich ändern, das soll man ja bald (separiert von Psychologie) studieren können.
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Thema: Psychische Störungen ( "Alle meine Leute haben einen an der Klatsche" ) |