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Ich postuliere mal, dass 99% der Weleda- und Demeterkäufer das "Ernten im Mondschein" egal ist, sondern nur das "bessere Bio" interessiert.
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Ich rede ja auch nicht von "Ernten bei Sonnenschein", sondern will darauf hinaus, dass "besseres Bio" nicht unbedingt besserer Tierhaltung entspricht.
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| Zitat von Oli
Ich postuliere mal, dass 99% der Weleda- und Demeterkäufer das "Ernten im Mondschein" egal ist, sondern nur das "bessere Bio" interessiert.
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Vor Corona hätte ich mich da wahrscheinlich auch noch anders entschieden ... mittlerweile hingegen..
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Darf ich von Alpi Nature Oregano kaufen oder sind die auch Antho?
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| Zitat von Gore
Darf ich von Alpi Nature Oregano kaufen oder sind die auch Antho?
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Das Zeug ist nicht Bio und das Biosortiment von denen ist mit Biosiegel nach EG-Öko-Verordnung nicht Demeter oder so ein Quatsch.
Firma an sich scheinbar auch keine Connections nach kurzem googeln.
Würde die Scheissmaulstopfung trotzdem nicht einleiten, weil die Marke derbe hipsterig und überteuert aussieht.
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*Aufsatz*
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Ich schreib noch mal was Längeres zum Verständnis des Problems. Vorweggeschickt: Ich kann mit Religion, Esoterik und Anthroposophie nichts, aber so rein gar nichts anfangen. Ich bin knochentrockener Materialist, im philosophischen Sinne. Man kommt dem Massenphänomen des Irrationalismus aber nicht auf die Spur, und man versteht nichts, wenn man sich daran nur ideologisch abarbeitet auf dem Niveau von Obelix: „Die spinnen, die Römer“. Einen Gläubigen zu erzählen, dass keine Wissenschaft seinen Glauben stützt, nun, das bringt halt wenig, so wahr es ist. Warum aber ist Biodynamie, Demeterkram usw. im Biobereich so beliebt?
Ich hole aus: Bei mir liegt derzeit ein Buch über Weinanbau, das mir Freunde geschenkt haben. Ich trinke halt gerne Wein, und befasse mich ein bisschen damit. Sie haben nicht gemerkt, dass es um biodynamischen Weinanbau geht. Es ist also ein Demeter-Buch. Und die Autoren sind echt Hardcore. Ständig geht es um den "landwirtschaftlichen Kurs", den Steiner mal gehalten hat, ein Dutzend Vorlesungen, gegen Lebensende; mehr hat er zum Thema Landwirtschaft wohl auch kaum gesagt, irgendwer hat ne Mitschrift angefertigt. Aber das ist eben die Eingeweihten-Bibel, und sich durch das Geschwurbel durchkämpfen der Initiationsritus für den Demeter-Landwirt.
Etwas anders sind die Landwirte. Die halten sich (laut der Interviews, aber was sollen sie gegenüber den strenggläubigen Interviewern auch sonst sagen?) alle an die Regeln, inkl. der irren Kuhhorn-Vergraberei, manche haben sich die Lehren auch mal angetan ("Als ich das vor 30 Jahren hier begonnen habe, hab´ ich auch mal einen Lesekreis gegründet ..."), aber alle, ausnahmslos alle, betonen etwas anderes. Sie sagen quasi alle "Man muss ein guter Winzer sein, bevor man Biodynamik-Winzer sein kann." Und das ist der springenden Punkt - genau das nämlich, eine vernünftige Auffassung ihres Berufs, ihres Handwerks, und teils auch ihrer Berufung, haben sie bei den Biodynamikern gefunden, nicht bei konventionellen oder Bio-Verbänden, Organisationen oder Unis. Und das liegt halt nicht primär an ihrer Begeisterung für den esoterischen Überbau. Manche teilen diesen Dachschaden etwas, andere kaum, aber alle erzählen, dass sie erst durch Biodynamie "richtig" verstanden haben, was ihre Arbeit im Weinberg und im Keller eigentlich ist und sein sollte.
Wein ist halt eine Dauerkultur. Das ist was anderes als Kartoffeln, Bohnen oder Weizen. Gute Weinstöcke werden 100 Jahre alt und mehr, und guter Wein ist Ausdruck des "terroir", der Umgebung, die ihn hervorbringt. Je älter ein Rebstock, desto mehr sublimiert er das terroir in den Wein, wenn man das als Winzer kann. Traditioneller Weinbau außerhalb äußerst exquisiter Lagen war aber seit der Industrialisierung der Landwirtschaft meist etwas anderes: Der Boden ist Nährstofflieferant, man misst Bodenwerte, und was fehlt, wird per Kunstdünger zugeführt. Das bringt natürlich das Ökosystem aus dem Gleichgewicht, also wird gespritzt, gegen alles, präventiv und kurativ. Dafür braucht es dann stetigen Maschineneinsatz, der verdichtet den Boden. Weg auch mit dem Unkraut, das stört die Maschinen. Durch die maschinenfreundliche Pflanzung gibt es mehr Schädlinge, also noch ne Tour spritzen usw. Der Wein wird also agrochemietechnisch auf bestimmte Werte getrimmt, und wenn es nicht passt, weil z.B. das Wetter anders war, geht es mit der Chemie im Keller weiter, entsäuert, gesüßt, Kunsthefen, Temperaturregelungen, das volle Programm. Man erinnere den Glykolskandal ... Ein Wein im Supermarktregal ist daher sowas wie eine Tiefkühlpizza: Chemisch erzeugtes Convenience-Food, das aus einer Fabrik kommt, und wenig mit dem Originalprodukt zu tun hat, und kaum eine Verbindung zu seinem Ursprung und Potential.
Die Biodynamiker haken nun genau hier ein. Abgesehen von der Esoterik, die sie anbieten, verlangen sie halt eine Rückkehr zu kreiswirtschaftlichen und handwerklichen Produktionsmethoden unter Berücksichtigung des gesamten Ökosystems. Naturdünger oder gleich Nutztierhaltung im Weinberg; keine Unkrautjäterei, sondern Sekundärbepflanzung; milder oder kein Maschineneinsatz, keine Chemie, sondern präventive händische Weinbergsarbeit; wenige, wenig schlichte Chemikalien (Kupfer, Schwefel ...) statt stetiger komplexer Spritzmittelkombis. Was man dann im Wein am Ende schmeckt ist dann eben der Boden dieses Weinberges, und das Klima dieses Jahrgangs; die werden nicht an einen Standard hin optimiert. Genau das war aber beim Wein schon immer das eigentliche Wesen der Angelegenheit, weshalb es dieses ganze (auch natürlich teils alberne) Weinfetischisten-Ding überhaupt gibt: Wer sich damit befasst kann einen Riesling vom Jesuitengarten 2014 von einem 2016er und beide vom Riesling 2016 vom Kirchstück auseinanderschmecken, obwohl das zwei direkt benachbarte Parzellen im gleichen Tal sind.
Hier helfen einfache Bioverbände (weil sie wenig weltanschaulich sind) halt nicht viel weiter - die verzichten z.B. auf manche Chemie, aber arbeiten prinzipiell auch agro-industriell. Das heißt das Verhalten des Bauern oder Weinbauern zu seinem Produkt und seiner Produktion ändert sich wenig, wenn er E-Traktor statt Diesel-Traktor fährt. Auch bleibt es bei der Zurichtung des Bodens zu einer Produktionsstätte für ein Produkt, das sozusagen unabhängig von ihm Eigenschaften hat: Der Wein möge Geschmack X haben (sowie der Supermarktkunde eben "Primitivo" oder "Riesling" denkt), und wir stellen dieses Produkt mehr oder minder ohne Rücksicht überall her. In der Massenproduktion geht das auch kaum anders. Weil Wein aber ein Luxusgut ist kann man ihn heute noch handwerklich oder auf Ebene eines Mittelständlers produzieren. Die Biodynamie hat also den Leuten zwar evtl. den Geist verdreht, und ihnen komische Steiner-Ideen popularisiert, aber es hat die Winzer eben auch zum Kern und Ursprung ihres Berufsbildes zurückgebracht, und ihnen den Weg geebnet, etwas zu produzieren, worauf sie als Produzenten zu Recht stolz sind, was sich zudem verkauft, und was qualitativ weit über dem steht, was sie sonst vorher getan haben, und auch nachhaltiger und dem Menschen wie dem Planeten weniger schädlich ist. Wer will sich wundern, dass die dafür eine tiefe Verbindung mit dem Kram spüren, und darauf schwören?
Natürlich wäre das auch theoretisch ohne den Steinerkram gegangen. Viele haben ähnliches auch ohne so eine Ideologie versucht und gemacht. Es ist aber ein zäher Weg, und ohne Lehrer, Verbündete und Gleichgesinnte geht es nicht. Und da sind die Demeter-Leute & Co. eben gut organisiert, und präsent, und haben eben (neben ihrem Scheiß) auch zur Sache was Substantielles beizutragen. Tja. So ist es leider.
Warum also dieser Exkurs zum Wein? Weil die Esos und Steinerjünger und Horoskopleser und die Gottgläubigen und die Homöopathen irre sind, ja. Aber der ganze Irrsinn hat Gründe, Ursachen und Wurzeln. Er beruht meist auf realen Bedürfnissen. und die hängend damit zusammen, dass unsere kapitalistische, entfremdete - wasweißich wie man sagen will - ziemlich kaputte Gesellschaft eben auch ganz erhebliche Macken hat. Und die benennen eben auch die Katholiken, Anthroposophen und andere Spinner mitunter richtig. Sie bieten bloß falsche Deutungen und oft falsche Lösungen dafür an. Biodynamie statt Industrielandwirtschaft, Homöopathie satt entfremdeter Apparatemedizin, Waldorf statt einem verrotteten Massen-Schulsystem. Der evangelische Singekreis statt Nachmittags-TV-Glotzen.
Bei wenig davon möchte ich gerne mitmachen. Aber ich würde den Teufel tun zu behaupten ich wüsste nicht, und könnte nicht verstehen, warum die Leute nach Alternativen suchen - und noch weniger würde ich mich hinreißen lassen zu sagen, dass alles an den Alternativen schlechter ist als in der normalen Welt. Ist es nicht. Da muss man schon die Mühe dialektischen Denkens auf sich nehmen und die Widersprüche sehen. Manchmal haben halt auch die Irren gegen die Vernünftigen recht. Nicht grundsätzlich, natürlich. Aber im Konkreten schon mitunter. Auch Irre sind nämlich nicht nur Irre, und das macht es schwierig, ihnen mit ganz schlichten Mitteln beizukommen. Und ich finde wenn man sich die Mühe nicht macht, das mal durchzudenken, macht man sich blöder, als ohne Not geboten ist.
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| Zitat von loliger_rofler
| Zitat von Gore
Darf ich von Alpi Nature Oregano kaufen oder sind die auch Antho?
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Das Zeug ist nicht Bio und das Biosortiment von denen ist mit Biosiegel nach EG-Öko-Verordnung nicht Demeter oder so ein Quatsch.
Firma an sich scheinbar auch keine Connections nach kurzem googeln.
Würde die Scheissmaulstopfung trotzdem nicht einleiten, weil die Marke derbe hipsterig und überteuert aussieht.
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Ja, danke
500g Oregano für 9.6 scheint aber ganz ok
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| Zitat von RushHour
Bei wenig davon möchte ich gerne mitmachen. Aber ich würde den Teufel tun zu behaupten ich wüsste nicht, und könnte nicht verstehen, warum die Leute nach Alternativen suchen - und noch weniger würde ich mich hinreißen lassen zu sagen, dass alles an den Alternativen schlechter ist als in der normalen Welt. Ist es nicht. Da muss man schon die Mühe dialektischen Denkens auf sich nehmen und die Widersprüche sehen. Manchmal haben halt auch die Irren gegen die Vernünftigen recht. Nicht grundsätzlich, natürlich. Aber im Konkreten schon mitunter. Auch Irre sind nämlich nicht nur Irre, und das macht es schwierig, ihnen mit ganz schlichten Mitteln beizukommen. Und ich finde wenn man sich die Mühe nicht macht, das mal durchzudenken, macht man sich blöder, als ohne Not geboten ist.
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Das ist ein Punkt, den die Anthros üblicherweise auch nicht verstehen wollen. Wenn man sagt, dass Demeter ein Hörnchen Scheiße ist, dann wollen die einem immer andrehen, dass man die industrielle Landwirtschaft so geil findet und einem xyz alles am Arsch vorbeigeht.
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[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von Gurkenhans am 01.12.2021 18:38]
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Noch ein schönes Video, aber schon vom März 2020.
Der Typ ist Leiter der Parzival-Schule in Karlsruhe. Die haben auch auf der Homepage eine Corona-Rubrik: https://www.parzival-zentrum.de/aktuelles/corona/
Da finden sich solche Perlen: https://www.parzival-zentrum.de/wp-content/uploads/2020/03/2020-03-19-umgang-mit-angst-und-stress-1.pdf
| Angesichts der Gesamtbedrohungslage durch die Coronavirus-Pandemie ist es sicher richtig und wichtig, durch die Unterbrechung von Ansteckungsketten und durch geeignete Hygiene- und Schutzmaßnahmen die weitere Verbreitung des Virus äußerlich zu bekämpfen. Andererseits ist es aber ebenso richtig und wichtig, den inneren Ansatz einer Stärkung der Resilienzkräfte und des Immunsystems zu berücksichtigen. Denn selbst wenn das Virus in den Körper eingedrungen ist, hängt der weitere Verlauf der Infektion entscheidend davon ab, über welche Abwehrkräfte der Organismus verfügt, um die Krankheit zu bewältigen. Wir alle wissen: Angst und Stress machen krank. Angst und Stress reduzieren die Abwehrkräfte unseres Immunsystems und machen den Organismus dadurch anfällig für jede Form von Infektionskrankheiten. | |
| Der Körper (physischer Leib) ist vor dem Hintergrund der Anthropologie Steiners ein Instrument der geistigen Individualität. Ohne ihn ist ein Wirksamwerden des Menschen in der irdischen Welt nicht möglich. Der Gedanke vom Leib als Instrument des Ichs macht die Verantwortlichkeit des Menschen, seinem „Arbeitsinstrument“ gegenüber deutlich. So ist selbstverständlich auf Hygiene, gesunde Ernährung, ausreichende Bewegung, genügend Schlaf u.v.m. zu achten. | |
| Nach einem Trauma ist das Leben des Kindes aus den Fugen geraten. Rituale sind deshalb hervorragende Mittel zur Traumabewältigung. Sie schaffen inmitten der traumabedingten inneren Chaotisierung neue Ordnung, Orientierung und Sicherheit im Lebensalltag des Kindes und fördern dadurch den Heilungsprozess. Wichtige Rituale zur Neustrukturierung sind Einschlaf- und Aufwachrituale, Tischrituale, Mittagsruhe, regelmäßige Ernährung sowie eine geregelte und rhythmisierte Tagesgestaltung. | |
Insgesamt geht es in dem Text extrem viel um Traumata. Ich weiß nicht, wieso bei der anthroposophischen Psychotherapie (?) Traumata so zentral behandelt werden.
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| Zitat von homer is alive
Insgesamt geht es in dem Text extrem viel um Traumata. Ich weiß nicht, wieso bei der anthroposophischen Psychotherapie (?) Traumata so zentral behandelt werden.
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Es ist eine einfache Erklärung, deshalb.
Anthros lieben singuläre Erklärungen.
Die muss man ggf. erfühlen oder auspendeln oder sowas aber es ist immer EINE Sache.
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Klingt so ein bisschen wie der Scientology Ansatz. Alle Probleme kommen vom Thetan / vom Trauma / vom Karma des letzten Lebens, was dir halt anhaftet.
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| Zitat von monischnucki
Klingt so ein bisschen wie der Scientology Ansatz. Alle Probleme kommen vom Thetan / vom Trauma / vom Karma des letzten Lebens, was dir halt anhaftet.
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Alle Probleme kommen von der K/D Rate die man damals in CS in der Beta 7.2 hatte. Ich bin noch lange nicht austherapiert
Guter Text von Rushi übrigens. Man muss die Anthros oder andere Spinner nicht bejahen, bestätigen oder unterstützen um zu verstehen dass sie oft dort erfolgreich ansetzen wo andere Lösungen mit ihren eigenen inhärenten Fehlern scheitern.
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| Zitat von RushHour
Ich schreib noch mal was Längeres zum Verständnis des Problems. Vorweggeschickt: Ich kann mit Religion, Esoterik und Anthroposophie nichts, aber so rein gar nichts anfangen. Ich bin knochentrockener Materialist, im philosophischen Sinne. Man kommt dem Massenphänomen des Irrationalismus aber nicht auf die Spur, und man versteht nichts, wenn man sich daran nur ideologisch abarbeitet auf dem Niveau von Obelix: „Die spinnen, die Römer“. Einen Gläubigen zu erzählen, dass keine Wissenschaft seinen Glauben stützt, nun, das bringt halt wenig, so wahr es ist. Warum aber ist Biodynamie, Demeterkram usw. im Biobereich so beliebt?
Ich hole aus: Bei mir liegt derzeit ein Buch über Weinanbau, das mir Freunde geschenkt haben. Ich trinke halt gerne Wein, und befasse mich ein bisschen damit. Sie haben nicht gemerkt, dass es um biodynamischen Weinanbau geht. Es ist also ein Demeter-Buch. Und die Autoren sind echt Hardcore. Ständig geht es um den "landwirtschaftlichen Kurs", den Steiner mal gehalten hat, ein Dutzend Vorlesungen, gegen Lebensende; mehr hat er zum Thema Landwirtschaft wohl auch kaum gesagt, irgendwer hat ne Mitschrift angefertigt. Aber das ist eben die Eingeweihten-Bibel, und sich durch das Geschwurbel durchkämpfen der Initiationsritus für den Demeter-Landwirt.
Etwas anders sind die Landwirte. Die halten sich (laut der Interviews, aber was sollen sie gegenüber den strenggläubigen Interviewern auch sonst sagen?) alle an die Regeln, inkl. der irren Kuhhorn-Vergraberei, manche haben sich die Lehren auch mal angetan ("Als ich das vor 30 Jahren hier begonnen habe, hab´ ich auch mal einen Lesekreis gegründet ..."), aber alle, ausnahmslos alle, betonen etwas anderes. Sie sagen quasi alle "Man muss ein guter Winzer sein, bevor man Biodynamik-Winzer sein kann." Und das ist der springenden Punkt - genau das nämlich, eine vernünftige Auffassung ihres Berufs, ihres Handwerks, und teils auch ihrer Berufung, haben sie bei den Biodynamikern gefunden, nicht bei konventionellen oder Bio-Verbänden, Organisationen oder Unis. Und das liegt halt nicht primär an ihrer Begeisterung für den esoterischen Überbau. Manche teilen diesen Dachschaden etwas, andere kaum, aber alle erzählen, dass sie erst durch Biodynamie "richtig" verstanden haben, was ihre Arbeit im Weinberg und im Keller eigentlich ist und sein sollte.
Wein ist halt eine Dauerkultur. Das ist was anderes als Kartoffeln, Bohnen oder Weizen. Gute Weinstöcke werden 100 Jahre alt und mehr, und guter Wein ist Ausdruck des "terroir", der Umgebung, die ihn hervorbringt. Je älter ein Rebstock, desto mehr sublimiert er das terroir in den Wein, wenn man das als Winzer kann. Traditioneller Weinbau außerhalb äußerst exquisiter Lagen war aber seit der Industrialisierung der Landwirtschaft meist etwas anderes: Der Boden ist Nährstofflieferant, man misst Bodenwerte, und was fehlt, wird per Kunstdünger zugeführt. Das bringt natürlich das Ökosystem aus dem Gleichgewicht, also wird gespritzt, gegen alles, präventiv und kurativ. Dafür braucht es dann stetigen Maschineneinsatz, der verdichtet den Boden. Weg auch mit dem Unkraut, das stört die Maschinen. Durch die maschinenfreundliche Pflanzung gibt es mehr Schädlinge, also noch ne Tour spritzen usw. Der Wein wird also agrochemietechnisch auf bestimmte Werte getrimmt, und wenn es nicht passt, weil z.B. das Wetter anders war, geht es mit der Chemie im Keller weiter, entsäuert, gesüßt, Kunsthefen, Temperaturregelungen, das volle Programm. Man erinnere den Glykolskandal ... Ein Wein im Supermarktregal ist daher sowas wie eine Tiefkühlpizza: Chemisch erzeugtes Convenience-Food, das aus einer Fabrik kommt, und wenig mit dem Originalprodukt zu tun hat, und kaum eine Verbindung zu seinem Ursprung und Potential.
Die Biodynamiker haken nun genau hier ein. Abgesehen von der Esoterik, die sie anbieten, verlangen sie halt eine Rückkehr zu kreiswirtschaftlichen und handwerklichen Produktionsmethoden unter Berücksichtigung des gesamten Ökosystems. Naturdünger oder gleich Nutztierhaltung im Weinberg; keine Unkrautjäterei, sondern Sekundärbepflanzung; milder oder kein Maschineneinsatz, keine Chemie, sondern präventive händische Weinbergsarbeit; wenige, wenig schlichte Chemikalien (Kupfer, Schwefel ...) statt stetiger komplexer Spritzmittelkombis. Was man dann im Wein am Ende schmeckt ist dann eben der Boden dieses Weinberges, und das Klima dieses Jahrgangs; die werden nicht an einen Standard hin optimiert. Genau das war aber beim Wein schon immer das eigentliche Wesen der Angelegenheit, weshalb es dieses ganze (auch natürlich teils alberne) Weinfetischisten-Ding überhaupt gibt: Wer sich damit befasst kann einen Riesling vom Jesuitengarten 2014 von einem 2016er und beide vom Riesling 2016 vom Kirchstück auseinanderschmecken, obwohl das zwei direkt benachbarte Parzellen im gleichen Tal sind.
Hier helfen einfache Bioverbände (weil sie wenig weltanschaulich sind) halt nicht viel weiter - die verzichten z.B. auf manche Chemie, aber arbeiten prinzipiell auch agro-industriell. Das heißt das Verhalten des Bauern oder Weinbauern zu seinem Produkt und seiner Produktion ändert sich wenig, wenn er E-Traktor statt Diesel-Traktor fährt. Auch bleibt es bei der Zurichtung des Bodens zu einer Produktionsstätte für ein Produkt, das sozusagen unabhängig von ihm Eigenschaften hat: Der Wein möge Geschmack X haben (sowie der Supermarktkunde eben "Primitivo" oder "Riesling" denkt), und wir stellen dieses Produkt mehr oder minder ohne Rücksicht überall her. In der Massenproduktion geht das auch kaum anders. Weil Wein aber ein Luxusgut ist kann man ihn heute noch handwerklich oder auf Ebene eines Mittelständlers produzieren. Die Biodynamie hat also den Leuten zwar evtl. den Geist verdreht, und ihnen komische Steiner-Ideen popularisiert, aber es hat die Winzer eben auch zum Kern und Ursprung ihres Berufsbildes zurückgebracht, und ihnen den Weg geebnet, etwas zu produzieren, worauf sie als Produzenten zu Recht stolz sind, was sich zudem verkauft, und was qualitativ weit über dem steht, was sie sonst vorher getan haben, und auch nachhaltiger und dem Menschen wie dem Planeten weniger schädlich ist. Wer will sich wundern, dass die dafür eine tiefe Verbindung mit dem Kram spüren, und darauf schwören?
Natürlich wäre das auch theoretisch ohne den Steinerkram gegangen. Viele haben ähnliches auch ohne so eine Ideologie versucht und gemacht. Es ist aber ein zäher Weg, und ohne Lehrer, Verbündete und Gleichgesinnte geht es nicht. Und da sind die Demeter-Leute & Co. eben gut organisiert, und präsent, und haben eben (neben ihrem Scheiß) auch zur Sache was Substantielles beizutragen. Tja. So ist es leider.
Warum also dieser Exkurs zum Wein? Weil die Esos und Steinerjünger und Horoskopleser und die Gottgläubigen und die Homöopathen irre sind, ja. Aber der ganze Irrsinn hat Gründe, Ursachen und Wurzeln. Er beruht meist auf realen Bedürfnissen. und die hängend damit zusammen, dass unsere kapitalistische, entfremdete - wasweißich wie man sagen will - ziemlich kaputte Gesellschaft eben auch ganz erhebliche Macken hat. Und die benennen eben auch die Katholiken, Anthroposophen und andere Spinner mitunter richtig. Sie bieten bloß falsche Deutungen und oft falsche Lösungen dafür an. Biodynamie statt Industrielandwirtschaft, Homöopathie satt entfremdeter Apparatemedizin, Waldorf statt einem verrotteten Massen-Schulsystem. Der evangelische Singekreis statt Nachmittags-TV-Glotzen.
Bei wenig davon möchte ich gerne mitmachen. Aber ich würde den Teufel tun zu behaupten ich wüsste nicht, und könnte nicht verstehen, warum die Leute nach Alternativen suchen - und noch weniger würde ich mich hinreißen lassen zu sagen, dass alles an den Alternativen schlechter ist als in der normalen Welt. Ist es nicht. Da muss man schon die Mühe dialektischen Denkens auf sich nehmen und die Widersprüche sehen. Manchmal haben halt auch die Irren gegen die Vernünftigen recht. Nicht grundsätzlich, natürlich. Aber im Konkreten schon mitunter. Auch Irre sind nämlich nicht nur Irre, und das macht es schwierig, ihnen mit ganz schlichten Mitteln beizukommen. Und ich finde wenn man sich die Mühe nicht macht, das mal durchzudenken, macht man sich blöder, als ohne Not geboten ist.
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Super Beitrag. Danke für diesen Exkurs.
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Apropos Schwachköpfe: Die Tage kam ein wenig Verwunderung auf, warum aus der Ecke der Arschlöcher (Homöopathen, ganz liebe Anthros die nur zurück zur Natur wollen und leckere, naturnahe Produkte z.B. Wein anbieten) eine Anzeige von wegen "lasst euch impfen" geschaltet wurde. Gewundert haben sich nicht nur Faschisten, die vernünftigen Menschen ihren tollen Steiner-Kram und ihre Germanische Neue Medizin schlechtreden wollen, sondern auch die vernünftigen Menschen. Gab richtig Stress.
Der Deutscher Zentralverein homöopathischer Ärzte e.V. schreibt, worum es geht: Ball flach halten, dem derzeit in Vernunftland ungewöhnlich kräftigen Gegenwind ausweichen und darauf warten, dass sich der Stress bald wieder legt. Wovon auszugehen ist.
| In Deutschland ist zu befürchten, dass eine neue, jüngere und wissenschaftsgläubige Politikergeneration nicht davor zurückschrecken könnte, die Verankerung der „Besonderen Therapierichtungen“ im SGB V in Frage zu stellen mit den altbekannten „Argumenten“, dass durch Homöopathie et al den Patienten „wirksame Therapien vorenthalten“ werden, die darüber hinaus auch noch „das Geld der Solidargemeinschaft kosten“. | |
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Soweit wir wissen, hat sich die DHU von Anfang an für eine Impfung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingesetzt, lässt sich derzeit krisenstrategisch beraten und sieht die Kampagne in allererster Linie als Möglichkeit eines Befreiungsschlages, der den gesamten Sektor der „Besonderen Therapierichtungen“ und dabei in erster Linie die Homöopathie schützen und aus der Schusslinie unserer politischen und medialen Gegner nehmen soll. Adressiert ist die Aktion in erster Linie an die politischen Entscheider, die sich in Berlin derzeit neuformieren. Die DHU ist sich dabei sehr bewusst, dass die Kampagne unter Umständen auch von Teilen ihrer eigenen Apothekenkundschaft kritisch bis ablehnend aufgenommen werden könnte. Hervorgehoben wurde aber die Überzeugung, dass Nichts-tun ein noch größeres Risiko wäre. | |
| Eine Möglichkeit wäre, sich in die derzeitige politische Diskussion überhaupt nicht einzumischen, sondern das zu tun, wofür wir alle angetreten sind: als qualifizierte Ärztinnen und Ärzte unsere Patientinnen und Patienten mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln – selbstverständlich unter Einbezug der Homöopathie Hahnemanns! – durch diese Pandemie wie auch durch andere Phasen der Krankheit konsequent und menschlich zu begleiten. Diese Option scheidet aber leider schon deswegen aus, weil es unseren Gegnern gelungen ist, uns in die Öffentlichkeit zu zerren und zum Sündenbock zu machen für eine „schleppende Impfkampagne“ und womöglich verantwortlich für viele Corona-Tote. Diese perfide Strategie hat das Ziel, von Versäumnissen und Fehleinschätzungen seitens der politischen Verantwortlicher abzulenken. Wir werden an den Pranger gestellt, weil absolut jedes Mittel gerechtfertigt erscheint, die Homöopathie in ihrem Ursprungsland zu eliminieren. | |
usw. usf. Paranoia much.
https://www.dzvhae.de/?mailpoet_router&endpoint=view_in_browser&action=view&data=Wzg3MSwiZjQ5MDZhMzJmZGE5Iiw5OTIsIjVpYTV0cG9ocnVvMGs0d3drOHNzNGdnazBzb2M4NHNvIiw4NzAsMF0
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Halt halt halt was.
| ...als qualifizierte Ärztinnen und Ärzte unsere Patientinnen und Patienten mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln – selbstverständlich unter Einbezug der Homöopathie Hahnemanns! – durch diese Pandemie wie auch durch andere Phasen der Krankheit konsequent und menschlich zu begleiten.. | |
Fällt explizit aus weil sie daran schuld sind dass sich die Leute nicht impfen lassen. Was für Hunde.
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| Zitat von zapedusa
[...] Arschlöcher (ganz liebe Anthros die nur zurück zur Natur wollen und leckere, naturnahe Produkte z.B. Wein anbieten)
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Aber sind sie das auch, wenn sie keine Chemie benutzen? Sondern nur ganz wenige, schlichte Chemikalien? Fragen!
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Produkte von Bayer, Syngenta und BASF sind etwa zugelassen? Schockschwerenot, welch Überraschung.
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Die sind generell von all den dubiosen Clubs eigentlich ziemlich straight
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Anthros waren gestern Abend Thema bei "Die Anstalt".
Hier spricht Rauthenberg (Anthroblogger) mit dem Anstalt-Macher über die Sendung:
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| Zitat von AJ Alpha
Die sind generell von all den dubiosen Clubs eigentlich ziemlich straight | |
Von welchen vergleichbaren dubiosen Clubs sprecht ihr? Große Service-Clubs in denen sich reiche Menschen mit Spendierhosen treffen, um gemeinnützig die Fuffies durch den Club zu schmeißen, sind doch nicht dubios. Also schade dass wir die Menschen nicht mit Steuern nackt machen, aber die Welt wäre ohne die Clubs wohl keine Bessere.
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Was ich beim Rotary gut fand: es geht nicht (nur) um Dollars; auch 1 Bäckergeselle kann da zu finden sein wenn er Charakter und Hirn hat.
"Dubios" meinte nur "geschlossen". Hab keine weiteren Einblicke als 1 paar Gespräche auf 1 Tomboler vor vielen Jahren.
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| Zitat von RushHour keine Chemie, sondern präventive händische Weinbergsarbeit; wenige, wenig schlichte Chemikalien (Kupfer, Schwefel ...) statt stetiger komplexer Spritzmittelkombis.
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Nein.
Kupfer ist richtig krass. Insbesondere in den Mengen in denen es im Weinbau eingesetzt wird. Man könnte ja anfangen, das stattdessen "Schwermetall-Spritzmittel" zu nennen. Die Idee das "schlicht" und "einfach" irgendwie besser wäre als komplex ist für mich praktisch auf dem gleichen Level wie Anthroposophie. Das ist eine dumme Idee die sich irgendwann irgendwie mal durchgesetzt hat und einfach nicht mehr totzukriegen ist. Auf dieser Grundlage werden lauter dumme Entscheidungen getroffen (bspw. Glyphosat böse, Kupferverbindungen voll gut weil einfach und schlicht).
"Keine Chemie" lol. Ich denke man sollte das Wort "Chemie" in diesem Kontext einfach nicht mehr verwenden. Die meisten wissen offensichtlich nicht was das bedeutet und es wird letztendlich einfach nur als Synonym für "schlecht" benutzt. Was ich sehr schlecht finde.
Ansonsten sind das halt alles Memes (auch dein "Kupfer ist cool weil schlicht (was auch immer das bedeuten soll) und keine Chemie") die sich irgendwie durchgesetzt haben und jetzt wie Scheiße am Schuh kleben.
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[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von Drexl0r am 09.12.2021 6:50]
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Ahhh was 1 wohltuender Post.
Ma Grünspan gefressen? Chemisch eher einfach. Oder Fluor eingeatmet? Noch einfacher. Mal DNA angeschaut? Hochkomplex; muss derbe giftig sein.
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Das gute Brom, steht einfach so im Periodensystem. Einfach und gesund.
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Ist halt die alte Leier, etwas kommt in der Natur vor, voll gut, der gleiche Stoff im Labor synthetisiert, voll böse. Auf den Hinweis dass das das selbe Molekül ist kommt dann ein "ja ne das ist schon was anderes woher es kommt". Ja, nein, eigentlich nicht. Ob man natürlicher oder im Labor synthetisierter Blausäure ausgesetzt ist, die lethale Dosis ist in beiden Fällen gleich tief.
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| Zitat von AJ Alpha
Ahhh was 1 wohltuender Post.
Ma Grünspan gefressen? Chemisch eher einfach. Oder Fluor eingeatmet? Noch einfacher. Mal DNA angeschaut? Hochkomplex; muss derbe giftig sein.
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Ich schließe mich an! Dieses wissenschaftsfeindliche "Da ist Chemie Drin!!1" geht mir auch immer wieder auf den Sack aber zieht sich echt durch alle Gesellschafts- und Bildungsschichten.
Impfungen sind ja auch Chemie und damit schlecht. Zuckerkugeln einfach und damit gut! Checkmate, Pharma!
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Thema: Anthroposophie ( Ganzheitlichkeit, Rudolf Steiner und Waldorfschule ) |
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