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 Moderiert von: Irdorath, statixx, Teh Wizard of Aiz


 Thema: Die Sünden unserer Großväter ( Don't mention ze war )
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h3llfir3

Phoenix
ich weiß leider auch so gut wie nichts von den tätigkeiten meiner großväter im krieg.
die sind aber auch beide verstorben, als ich noch nicht in dem alter war, wo ich sie darüber ausgefragt hätte.

ich weiß nur, dass mein opa väterlicherseits in frankreich an der bretagne stationiert war. als die invasion dann los ging hat der offizier der einheit wohl schnell gerallt, dass das nichts wird und hat meinem opa und den anderen befohlen die waffen nieder zu legen. haben sich also schnell ergeben und warn dann ne gewisse zeit in gefangenschaft.
ich hatte dann auch mal n altes dokument in der hand, wo mein opa den weg mit den behörden bestritten hat, als es um die entnazifizierung gang. details weiß ich nicht mehr.
25.05.2011 12:17:29  Zum letzten Beitrag
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Mountainbiker

AUP Mountainbiker 11.06.2012
 
Zitat von Reuter



Ich würde sogar soweit gehen und behaupten, dass viele hier -sofern sie in der damaligen Zeit gelebt hätten- einschließlich mir zur HJ gegangen wären. Das hatte für einen Jungspund garantiert einen enormen Reiz.


HJ war Pflicht ab 1936, jeder war in der HJ.
25.05.2011 12:18:37  Zum letzten Beitrag
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[Mercyful_Fate]

AUP [Mercyful_Fate] 08.12.2015
Die Großeltern Mütterlicher seits waren zu jung, aber Opa hat immernoch seine HJ Armbinde im Schrank und Oma noch ein paar stücke altes Geschirr mit dem Reichsadler auf der Rückseite.

Die Großeltern Väterlicher seits kommen aus Preußen, mein Opa hat sich frewillig gemeldet und hat an der Ostfront gekämpft.
Er ist mittlerweile verstorben hat mir damals aber viel vom Krieg erzählt. Besonders an eine Geschichte kann ich mich gut errinern.. da traf er mit seinen Männern auf einige Russische Soldaten. Anstatt sich gegenseitig zu erschießen haben sie sich gemeinsam ans Feuer gesetzt, gegessen und getrunken und einige stunden später zu ihren Linien zurückgekehrt.

Bei meiner Oma kann man heute noch die Verbitterung über den Verlust ihrer Heimat spüren und hören.
Bei besuchen erzählt sie immer von der alten Heimat und bricht da auch schonmal in Tränen aus.
25.05.2011 12:19:37  Zum letzten Beitrag
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Mountainbiker

AUP Mountainbiker 11.06.2012
25.05.2011 12:19:50  Zum letzten Beitrag
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camera surveillance

AUP camera surveillance 15.09.2014
 
Zitat von Toppi

Es ist schon atemberaubend, dass da eine ganze Generation den Sündenfall begangen hat. Manche mehr, manche weniger, viele sicher garnicht. Aber es ist einfach eine ganze Gesellschaft, die Blut an ihren Händen hat und die einen Zeitraum in ihrem Leben hatte, den sie hinterher (bestenfalls) auslöschen wollte.

Ich bin in diesem Moment dankbar, dass ich in einer Zeit großgeworden bin, die mich nie in die Versuchung gebracht hat, einem Gewissenskonflikt zu erliegen, der mich innerlich hinterher moralisch für immer zerreißen wird.




Zum zweiten Absatz: Das denk ich mir auch immer. Aber wenn man das mal so betrachtet, dass das ja anscheinend im Dritten Reich auch ganz viele Menschen alles nicht so mitbekommen haben, kommt mir manchmal der Gedanke ob es nicht möglich sei, dass gerade in diesem Moment etwas vergleichbares passiert und in 50 Jahren unsere Enkel über uns lachen wenn wir sagen: "Das haben wir alles nicht mitbekommen, keiner hats gemerkt".

Leute die sich in irgendeiner Form im Widerstand organisiert haben damals, wurden vermutlich auch als komplette Spinner betrachtet. Vielleicht würde man sie heute "Gutmenschen" nennen oder so.

Völlig abwegig finde ich den ganzen Gedankengang jetzt nicht.
25.05.2011 12:19:56  Zum letzten Beitrag
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[MONGO]Jazz Jackrabbit

[MONGO]Jazz Jackrabbit
Ich habe meine Opas nie kennengelernt, einer ist kurz nach dem Krieg gestorben und einer bei einem
schweren Autounfall vor knapp 40 Jahren. Mit meiner Oma mütterlicherseits, eine der liebsten
Personen, die ich je kannte, habe ich mehrere recht ausführliche Gespräche über den Krieg
und die Zeit danach gehabt, wobei man nie wirklich erkennen konnte, wie sie die Ereignisse genau
wahrgenommen haben.

Ich erlebe es immer wieder, dass in Familien nicht darüber gesprochen wird - und ich halte das
auch für nachvollziehbar, da ein Leben mit diesen Erinnerungen sicherlich nicht dazu führt, dass
man sein Herz leicht öffnen kann.

Eine Bekannte meinte mal, dass es gut wäre, dass diese Generation langsam aussterben würde.
Die Anmerkung fand ich damals sehr zynisch und ungerechtfertigt, mittlerweile muss ich das
relativieren. Ich denke, ein Krieg, in dem immer wieder fassungslose Greueltaten begangen werden,
ist etwas, was nicht nur die Leben der darin beteiligten zerstören kann, sondern möglicherweise
auch das der folgenden Generationen. Sicherlich gab es stellenweise ein nötiges Aufbegehren gegen
den verkrusteten Staatsapparat, bzw. die Stummheit der eigenen Eltern, aber das Ziel kann eigentlich
nur eine sich entwickelnde Vor- und Umsicht sein, nicht das Verständnis für die damalige Zeit. Denn
die wird mir immer verschlossen bleiben.

Wer "Im toten Winkel" noch nicht gesehen hat, der möge das bitte tun, ist ein beeindruckender Film zu der Thematik.



Verschlossene Grüße
25.05.2011 12:21:27  Zum letzten Beitrag
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[Recur]Sycamore

Arctic
25.05.2011 12:21:33  Zum letzten Beitrag
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Reuter

AUP Reuter 01.07.2013
 
Zitat von Mountainbiker

 
Zitat von Reuter



Ich würde sogar soweit gehen und behaupten, dass viele hier -sofern sie in der damaligen Zeit gelebt hätten- einschließlich mir zur HJ gegangen wären. Das hatte für einen Jungspund garantiert einen enormen Reiz.


HJ war Pflicht ab 1936, jeder war in der HJ.




Falsch ausgedrückt.
Klar war es Pflicht, ein paar haben sich ja trotzdem dagegen gesträubt.
[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von Reuter am 25.05.2011 12:25]
25.05.2011 12:23:10  Zum letzten Beitrag
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Henkinator

AUP Henkinator 04.01.2014
Mein Grossvater väterlicherseits (Jahrgang 1923) wurde wohl um 1940 rum eingezogen. Einsätze in Griechenland und Jugoslawien und späterer Schnelllehrgang zum Offizier. Hat den rechten Zeigefinger verloren und wurde wohl beim Rückzug in Jugoslawien schwert verletzt, als sie aufgrund von Treibstoffmangel mit einem Pferdewagen fliehen musste und leider ein Minenfeld überquert haben.
Am Ende war er dann im Lazarett in Österreich und dann in britischer Gefangenschaft.
Er hat nie gern über den Krieg gesprochen und war glaube ich auch von der Sache für die er gekämpft hat nie sonderlich überzeugt gewesen. Katholisch erzogen worden und in einem katholischen Internat zur Schule gegangen.

Mein Grossvater mütterlicherseits war nicht im Krieg, da Schweizer.
25.05.2011 12:26:30  Zum letzten Beitrag
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Painface

AUP Painface 10.03.2014
Meinen Opa habe ich nie kennengelernt.
Der ist kurz vor meiner Geburt gestorben.
Angeblich war er an der Ostfront, kam dann in russische Kriegsgefangenschaft. Hat sich wohl davon nie richtig erholt und als er in den 50er zurück nach Deutschland kam, litt er unter einer Bleivergiftung.

Meine Oma lebte während des Krieges in Hirschberg (heute Jelenia Góra) in Schlesien. Als dann die Russen kamen, mussten sie gen Westen fliehen. Mein Vater war da 5 Jahre alt, seine Schwestern 2 und 3. Den größten Teil sind sie wohl zu Fuß oder auf einem Viehwagen geflohen. Irgendwann kamen sie in ein Sammellager und wurden weiter Richtung Hannover befördert, wo sie bei Bauernfamilie unterkamen.

Einmal, als mein Vater und ich etwas betrunken waren, hat er mir erzählt, dass meine Oma sich freiwillig mehrmals von den Russen vergewaltigen hat lassen, damit sie die Kinder in Ruhe lassen traurig

Krieg ist Scheiße!
[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von Painface am 25.05.2011 12:33]
25.05.2011 12:32:50  Zum letzten Beitrag
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theSeraph

Babybender
So wie Mountainbiker das mit seiner Oma gehandhabt hat, gings bei mir auch etwa. Als 12jähriger traut man sich doch nicht der Oma so einzuheizen, wenn sie signalisiert nicht darüber reden zu wollen.
Inzwischen ist sie verstorben womit sich das dann auch geklärt hätte.
Ich weiss noch, dass sie erzählt hat, sie wäre auf dem Fahrad vor russischen Panzern geflohen, was ich mir beim topspeed vom KV auch vorstellen kann

Alles in allem hab ich wohl eine bedrückende Nazivergangenheit in meiner Familie, wobei ich die nie überprüft habe, in der Generation meiner Eltern gabs einen Bruch, so dass ich quasi ohne Verwandte aufgewachsen bin.

Mein einer Opa war in der Totenkopf-SS und ist in einem Tal (name vergessen) von einer britischen(?) Bomberstaffel erwischt worden.
Da mein Vater ihn aber nie kennengelernt hat, wars das auch an Info.
Sein Bruder war aber wohl Wächter in einem KZ.

Mein Opa mütterlicherseits war wohl zeitweise Kommandant von Paris, in welchem Zeitraum das war, oder ob Stellvertretend oder ganz übertrieben weiss ich nicht, ehe mich jetzt wer ancaint. Zu seinen wirtschaftlichen Verhältnissen würde es allerdings gepasst haben, da er auch nach dem Krieg ein recht hohes Tier war. Aber auch das hab ich nie überprüft, nie kennengelernt und mit den Verwandten hab ich abgeschlossen. Hier liegen noch Fotoalben mit toten Russen im Straßengraben und Gruppenfotos, wie man den polnischen Grenzbalken gemeinsam wegwirft, alle Hakenkreuze fein säuberlich geschwärzt.
Alles in allem hat man wohl Angst vor Konsequenzen gehabt, so als Kriegsprofiteur.

Guter Thread
25.05.2011 12:33:46  Zum letzten Beitrag
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da t0bi

Leet
 
Zitat von [MONGO]Jazz Jackrabbit

Eine Bekannte meinte mal, dass es gut wäre, dass diese Generation langsam aussterben würde.
Die Anmerkung fand ich damals sehr zynisch und ungerechtfertigt, mittlerweile muss ich das
relativieren. Ich denke, ein Krieg, in dem immer wieder fassungslose Greueltaten begangen werden,
ist etwas, was nicht nur die Leben der darin beteiligten zerstören kann, sondern möglicherweise
auch das der folgenden Generationen. Sicherlich gab es stellenweise ein nötiges Aufbegehren gegen
den verkrusteten Staatsapparat, bzw. die Stummheit der eigenen Eltern, aber das Ziel kann eigentlich
nur eine sich entwickelnde Vor- und Umsicht sein, nicht das Verständnis für die damalige Zeit. Denn
die wird mir immer verschlossen bleiben.




Genau das deckt sich mit meinen Erfahrungen mit der "Kriegsgeneration". Wäre mein Großvater ohne die Erlebnisse des Krieges ein anderer Mensch? Hätte er seine Kinder anders erzogen? Hätten diese ihre Kinder (uns) wiederum anders erzogen?

Ein Lehrer in der Realschule machte mal den Vergleich dass damals so viele Männer wegstarben, dass andere Männer dazu kamen eine Partnerin zu finden und eine Familien zu Gründen die unter normalen Umständen keine Frau angeschaut hätte. Sind unsere Großväter diese Männer?
25.05.2011 12:35:02  Zum letzten Beitrag
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KarlsonvomDach

kalle
...
 
Zitat von da t0bi

Ein Lehrer in der Realschule machte mal den Vergleich dass damals so viele Männer wegstarben, dass andere Männer dazu kamen eine Partnerin zu finden und eine Familien zu Gründen die unter normalen Umständen keine Frau angeschaut hätte. Sind unsere Großväter diese Männer?



Dass dem so ist, sieht man im Hackfressen-Thread.
[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von KarlsonvomDach am 25.05.2011 12:37]
25.05.2011 12:37:19  Zum letzten Beitrag
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3st

3st
 
Zitat von KarlsonvomDach

Ich glaube, viele Leute im 3. Reich haben wirklich nicht viel gewusst. Damals gabs kein Facebook und Internet. Medien wurden von den Nazis kontrolliert. Was für Sauereien im Hinterhof passierten, bekam man nur von Erzählungen (Wahrheitsgehalt?) und von eigenen Beobachtungen mit. Selbst in der heute so stark medial ausgeprägten Welt kommen die meisten Schweinerein gar nicht oder viel zu spät ans Licht.

Da kann ich mir durchaus vorstellen, dass viele einfach gestrickte Menschen im 3. Reich, die sich mehr für ihre Arbeit und Familie interessierten als für politische Geschehnisse, von vielen Dingen wirklich nicht viel wussten.



Naja. Kannst ja mal gucken was in deiner Stadt im 3. Reich so abging. Eigentlich gab es immer sowas wie ein KZ/ Arbeitslager oder zumindest jüdische Geschäfte oder Synagogen die abgefackelt wurden.

Bezüglich meiner Großeltern weiß ich nicht so viel. Mein einer Urgroßvater war wohl in seiner Gegend als absoluter Nazigegner bekannt. Hatte daher auch etwas Stress, zumal ein schweres Motorrad auch durch ein dummes Missgeschick ausbrannte, als es mit einem seiner Söhne eingezogen werden sollte. Richtig coole Obernazis habe ich wohl nicht in meinem Stammbaum. Angeblich war einer meiner Großväter LKW-Fahrer und Schlosser weil seine ganzen Brüder gefallen waren als er eingezogen wurde und der andere tat sich bei der Ausbildung so sehr hervor, dass man ihn für irgendwelche Schusswaffenexperimente abstellte.
Gesichert ist: Beide waren in Kriegsgefangenschaft. Der eine bei den "Tommys", der andere in Russland. Letzteres muss wohl etwas uncool gewesen sein.

Kurzum: Ich glaube nicht, dass meine Großeltern Nazis waren und nach allem was ich gehört habe waren sie auch definitiv keine.
Letztendlich wäre es mir glaube ich auch relativ egal. Ich beurteile sie so wie ich sie kennen gelernt habe.
25.05.2011 12:38:01  Zum letzten Beitrag
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Painface

AUP Painface 10.03.2014
 
Zitat von da t0bi



Ein Lehrer in der Realschule machte mal den Vergleich dass damals so viele Männer wegstarben, dass andere Männer dazu kamen eine Partnerin zu finden und eine Familien zu Gründen die unter normalen Umständen keine Frau angeschaut hätte. Sind unsere Großväter diese Männer?




Hehe, ohne diese Nerdkinder hätte dann BMW, VW, Audi, Porsche, BASF, Bayer in den 50er und 60er keine goldene Zeit gehabt Augenzwinkern
[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von Painface am 25.05.2011 12:39]
25.05.2011 12:38:44  Zum letzten Beitrag
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Jackle

Leet
Kleine Geschichte meines Opas, die mich nur noch aus zweiter Hand erreichen konnte.

Er war an der Ostfront und hätte schon länger Heimaturlaub. Er endete in Stalingrad, wo sich langsam der Kessel zuzog. Durch einen bürokratischen Fehler oder sonstiges gab es kurz vorm Ende plötzlich für ein-zwei Tage keine Urlaubssperre mehr und mein Opa beantragte direkt doch bitte Heimaturlaub zu bekommen. Sein Vorgesetzter hatte ihm vorher gesagt, dass er sobald keine Urlaubssperre herrscht er direkt nach Hause durfte. Dieser hielt sein Wort. Somit mein Opa in einem der letzten Züge aus dem Kessel heraus kam.
Provinzbahnhof irgendwo auf dem Weg. SS-Macker hält den Zug an und beschimpft die Soldaten als Feiglinge, die bitte gemeinsam mit ihren Kameraden in Stalingrad zu sterben haben. SS-Macker wird von jemanden aus dem Zug heraus erschossen. Der Zug fährt gen Heimat und mein Opa entkam Stalingrad.

Ansonsten habe ich meine beiden Opas nicht persönlich kennen lernen dürfen. Aus zweiter Hand dann nicht wirklich etwas Zusammenhängendes gehört.
25.05.2011 12:39:12  Zum letzten Beitrag
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da t0bi

Leet
 
Zitat von KarlsonvomDach

 
Zitat von da t0bi

Ein Lehrer in der Realschule machte mal den Vergleich dass damals so viele Männer wegstarben, dass andere Männer dazu kamen eine Partnerin zu finden und eine Familien zu Gründen die unter normalen Umständen keine Frau angeschaut hätte. Sind unsere Großväter diese Männer?



Dass dem so ist, sieht man im Hackfressen-Thread.



Nun ich rede hier nicht von optischen Dingen (war anno tobak sicher eh nicht so wichtig) sondern vor allem von psyischen faktoren. I.e. hat sich Liesel Müller in der Not damals Gedacht: "Naja, der drischt mich halt und unsere Kinder sicher auch, aber was bleibt mir anderes?
25.05.2011 12:39:31  Zum letzten Beitrag
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~


25.05.2011 12:39:45  Zum letzten Beitrag
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[MKC] LT.TnT

Leet
Ich habe gar keine Urgross/Grosseltern mehr. Ich weiss von meiner Oma Vaeterlicher Seite das deren Eltern und sie selber durch und durch Rot waren. Sie hat damals zum Wahlkampf Hitler in Halle/Saale ausgebuht.
Uropa hatte eine Fabrik in Dresden die gegen Kriegsende irgendwelches Nachschubmaterial zusammengepackt haben und musste daher nie an die Front. Meine Uroma hat zwischenzeitlich mit ihrer Tochter im Luftschutzkeller verbracht.

Das schlimmste Erlebnis war der Bombenangriff auf Dresden. Sie hat Leute Barfuss auf dem Strassenasphalt versinken sehen. Trotz dass sie eine Rote war hat sie es den Alliierten nie vergessen Dresden so nieder zu bombardieren. Meine Oma war im Krieg Krankenschwester und Dolmetscher fuer Franzoesisch. Muetterlicher Seite waren weder Oma noch Opa im Krieg weil zu jung.
25.05.2011 12:39:58  Zum letzten Beitrag
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Reisschuessel

Arctic
Mein Uropa Mütterlicherseits, mit dem ich noch lange und sehr viel Kontakt hatte (er ist auch Teilweise Schuld das ich Geschichte studiere), hat sich mit 17 zur Waffen-SS gemeldet und wurde bei der 2. SS-Division "das Reich" eingesetzt. Nach der Niederlage vor Moskau wurde er verwundet und daraufhin zur 5.SS-Panzerdivision "Wiking" beordert wo er im dritten Pio-Bat als MG Schütze eingesetzt wurde. Von der Krim über Rostow-na-Don kam er so bis zum Kaukasus. Nach einem weiteren Lazarettaufenthalt wurde er zur 16.SS-Panzergrenadier-Division RFSS an die Italienfront versetzt. Nach der Kapitulation floh er mit einigen Kameraden quer durch Bayern und wurde schließlich gefasst. Er verbrachte ein Jahr in der Kriegsgefangenschaft in Dachau, bis er zurück in die Heimat kam.

Ich war ein paar mal bei Veteranentreffen der "Wiking", man muss natürlich gewaltig aufpassen mit den doch eindeutigen politischen Gesinnungen der meißten Überlebenden, aber es ist schon ungeheuer interessant wie diese Generation ihre Jugend erlebt hat.

Mein Uropa ist im letzten Jahr gestorben, ich habe sein Kriegstagebuch, viele Schriftstücke und Kistenweise Veteranenzeitschriften von ihm geerbt.

Zwei Geschichten von ihm blieben mir besonders deutlich in Erinnerung. Er erwähnte des öfteren, das er einer der ersten Soldaten im Krieg gewesen ist der mit dem MG42 ausgestattet wurde. In seiner Zeit am Rande des Kaukasus war die Division so zerschlagen das 2-4 Soldaten 100m Front sichern mussten. Ständig haben die Russischen Soldaten in Wellen von 200-400Mann angegriffen. Jedes mal haben sie gewartet bis die Welle sehr nah an die Stellung gerückt waren um dann mit dem MG42 jeden einzelnen innerhalb von Sekunden zu töten. Bei wiederholten Angriffen mussten die russischen Soldaten über die Haufen getöteter Kameraden steigen.

Ein anderes Erlebnis spielte sich am Bahnhof von Rostow-na-Don ab, wo einige Kriegsgefangene als Zwangsarbeiter Reperaturarbeiten durchführten. Mein Opa hat gesehen wie dort ein Arbeiter seine Schaufel hingeworfen hat und sagte " ich habe keine Lust mehr zu arbeiten". Der Aufseher hat wohl "Kein Problem" geantwortet und den Arbeiter erschossen.





War mein Urgroßvater ein Verbrecher?
Ja.
Der Krieg war ein Verbrechen, die Divisionen in denen er war sind an vielen "Kriegsverbrechen" beteiligt gewesen. Eine direkte Beteiligung an Erschießungskommandos konnte ich weder durch sein Tagebuch, noch durch die Protokolle der Pionierbattalione nachweisen. Dennoch will ich nichts ausschließen, gerade in der Zeit bei der 16.RFSS waren aufgrund der starken Partisanenaktivität Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung an der Tagesordnung.
Auch wenn es schwer ist sowas zu pauschalisieren, aber zumindest von den Biographien mit denen ich mich befasst habe, innerhalb dieser Division, wussten alle was läuft.
Aber:
Ich glaube nicht das er wirklich eine Wahl gehabt hat. Als 17 Jähriger wäre ich zumindest nicht in der Lage gewesen Entscheidungen in dieser Tragweite abzuschätzen oder die Systematiken hinter der Ideologie zu durchschauen.

Ein spannendes Detail ergibt sich aus einer Geschichte die die Überlebenden der Kriegsgefangenschaft auf dem ehemaligen Gelände des KZ Dachau bis heute preisgeben: Angeblich hätten sie in der Gefangenschaft Öfen aufbauen müssen. Das berichten viele unabhängig voneinander. Das wurde leider nie wirklich wissenschaftlich aufgearbeitet und dient daher als perfekte Basis für Holocaustleugner, denn die haben die Öfen ja nach dem Krieg aufbauen müssen. Was da wirklich dran ist kann ich euch in 1-2 Jahren vielleicht beantworten.

Ebenfalls ein Rätzel bleibt eine Erzählung bei der Amerikanische Soldaten in Italien nach einem Angriff ein deutsches Lazarett eingenommen haben und alle Verwundeten aus den Fenstern geworfen haben und viele Verwundete willkürlich erschossen worden wären. Was daran war ist kann ich ebenfalls nicht genau sagen.






Mein Uropa ist im letzten Jahr gestorben, ich habe sein Kriegstagebuch, viele Schriftstücke und Kistenweise Veteranenzeitschriften von ihm geerbt.
Da ich auch noch die Telefonnummern anderer Veteranen besitze und mich schon lange mit der Geschichte dieser Divisionen befasst habe, kann ich hier den Leuten deren Angehörige einer der genannten Waffen-SS Divisionen unterstellt waren anbieten nach Informationen, Bildern (in einigen sehr klein aufgelegten Bildbänden) o.ä. zu suchen.
[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von Reisschuessel am 25.05.2011 13:04]
25.05.2011 12:42:10  Zum letzten Beitrag
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da t0bi

Leet
Ich möchte jetzt weder die Ernsthaftigkeit des Threads nochs das Andenken an deinen Urgroßvater schmähen, aber du studierst jetzt Geschichte? Seit wann?
[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von da t0bi am 25.05.2011 12:46]
25.05.2011 12:46:04  Zum letzten Beitrag
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~


25.05.2011 12:47:12  Zum letzten Beitrag
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Shooter

shooter
...
lustigerweise hat auch mein opa kriegsstories auf lager, und das obwohl, wie die meisten wohl wissen, wir schweizer sind.

mein grossvater selber ist nämlich in hamburg pinneberg aufgewachsen (und hat dort auch heute noch verwandtschaft), ursprünglich stammt er aber aus der innerschweiz. das ganze ist ein bisschen wirr, ich weiss zbsp nicht genau welche jahre der kindheit er wo verbracht hat, da wir auch noch verwandte in der innerschweiz haben. afaik hat er aber den grossteil davon in hamburg verbracht (er spricht hochdeutsch und nicht schweizerdeutsch), ist dann aber als jugendlicher zurück in die schweiz und hat dort auch militärdienst geleistet (afaik hat er damals zu beginn auch die grenze bewacht).

irgendwann zu beginn des krieges ist er dann zurück nach hamburg, mit dem ziel nach USA auszuwandern (überseekoffer war schon gekauft und stand bereit), und ja, dann ist im sprichwörtlich der krieg dazwischen gekommen. da er ingenieur war, hatten die deutschen ihm afaik untersagt, deutschland zu verlassen, und so verbrachte er die letzten kriegsjahre '42, '43, genau weiss ich das nicht, in hamburg, und hatte da auch die bombardements der allierten mitbekommen (ich erinnere mich daran wie er mal erzählte "und als wir den keller verliessen sah man da nen kopf auf der strasse liegen von so nem armen kerl der es nicht geschaft hat").

nach dem krieg waren die auswanderungspläne dann gestorben, er kehrte zurück in die schweiz wo er meine grossmutter kennenlernte.

achja, wo ich den brief von mounti am anfang sehe, mein grossvater betreibt ahnenforschung, spricht fliessend plattdeutsch und kennt sich mit alten schriften aus. falls also jemand übersetzungshilfe braucht, mein opa hält sich gerne geistig fit peinlich/erstaunt
25.05.2011 12:54:08  Zum letzten Beitrag
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Iceman3000

Iceman3000
Mein Opa verflucht die Amis und die Juden und behauptet, dass den Deutschen unrecht und viel schlimmere und unmenschlichere Verbrechen angetan wurden. Er ist allerdings kein "Nazi-Verfechter" und sagt aber auch, dass Krieg etwas schlimmes ist und ihm 10 Jahre seines Lebens bzw. seiner Jugend geraubt hat. Als Kind in den Krieg und als Erwachsener(wenn überhaupt) wieder gekommen.

Der andere Opa von mir(rip), der 8 Jahre in russischer Kriegsgefangenschaft in einem Asbestbergwerk arbeiten musste(wurde 86 Jahre alt), der hat zwar wenig vom Krieg erzählt, wenn er es aber tat, dann immer nur unter Tränen.
25.05.2011 12:55:10  Zum letzten Beitrag
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Pennywize

Phoenix
 
Zitat von [MONGO]Jazz Jackrabbit

Wer "Im toten Winkel" noch nicht gesehen hat, der möge das bitte tun, ist ein beeindruckender Film zu der Thematik.

http://jazz.lustzuzocken.de/BUNNY.gif

Verschlossene Grüße



Dem Absatz gibt es eigentlich nichts hinzuzufügen.

Bei uns war der Krieg nie ein grosses Thema in der Familie. Schweiz halt, alles war sicher, alles war toll. Reduit ole. Die einzige Person, mit der ich mehr über das Thema gesprochen habe, war meine Grossmutter. Die erzählte mir von der "Anbauschlacht". War für unsere Verhältnisse wohl eine ziemlich schwierige Zeit.

Herrje, der letzte Satz klingt abgrundtief zynisch.
25.05.2011 13:00:21  Zum letzten Beitrag
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Tütenfuppe

Phoenix
Schöner Thread, erinnert mich daran wieder mal mit meinem Opa mütterlicherseits zu sprechen.
Den anderen hab ich garnicht erst kennengelernt.

Soweit ich weiß, war er auf einem Minensucher im Atlantik, größtenteils vor der französischen Küste.
Bei dem Versuch die immer stärker werdenenden Seeminen absichtlich zur Detonation zu bringen hats das ein oder andere Schiff zerrissen. Das gab einem schon ein "mulmiges gefühl", wie er sagte. Das auf dem er war, hielt aber laut seinen erzählungen.
Gegen Ende des Krieges kam er dann zwei Jahre in britische Kriegsgefangenschaft.




Über seine Einstellung zum Nationalsozialismus und über Kriegsverbrechen weiß ich gelinde gesagt garnichts.

Er hatte einen Hund an Bord der ihm dann von seinem Vorgesetzten während seiner Abwesenheit erschossen wurde, nur "weil der köter nerve". Naja...




Wenn ich drüber nachdenke, weiß ich viel zu wenig.



/achja, er erzählte mal das sein Vater gesagt hätte, sein Sohn gehe nicht in die HJ, das sei alles schwachsinn, für die Uniform hätte er auch garkein Geld. Hat sich mit der Aussage ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt.
Aber schwupps bekam der kleine Junge eine uniform und alles was dazugehört, bezahlt vom Fähnleinführer(?).
So jedenfalls die Erzählung.
[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von Tütenfuppe am 25.05.2011 13:11]
25.05.2011 13:04:54  Zum letzten Beitrag
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Spangenkopf

Arctic
Passt vielleicht auch hier rein.

Unser Dorf liegt 10km vom Kiel und hier wurden im Krieg 2 Wasserkraftwerke an der Schwentine massiv bombardiert. Die Bomben sind natürlich einfach überall runtergekommen.

Die Frau vom damaligen Dorfbäcker hat ein Kriegstagebuch geführt, in dem so ziemlich alle Schäden usw. dokumentiert sind. Besonders krass finde ich, dass sie quasi bis zum Schluß immer noch auf die Vergeltungswaffen hoffen. Die sitzen tagelang im Bunker, mit der Zeit ist fast alles zerstört und die glauben wirklich noch, dass der Krieg zu gewinnen ist.

http://www.schwentinental-inside.de/pdf/luftchronik.pdf
25.05.2011 13:09:37  Zum letzten Beitrag
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~


25.05.2011 13:10:48  Zum letzten Beitrag
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IceTom

IceTom
verschmitzt lachen
meine Opas haben natürlich nur Sachen von A nach B gefahren mit dem Laster und nie jemanden erschossen. Naja beide haben den WK2 überlebt.
[Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert; zum letzten Mal von IceTom am 25.05.2011 13:13]
25.05.2011 13:12:02  Zum letzten Beitrag
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DJDeath

djdeath
Mein Opa väterlicherseits (der andere Opa war noch zu jung um eingezogen zu werden) war Lastwagenfahrer an der Ostfront. Hat immer so Geschichten erzählt, wo er ganz knapp mit heiler Haut davon gekommen ist, z.B. dass das Flugfeld wo er hinfahren sollte kurz vor seiner Ankunft zerbombt wurde oder der Zug mit dem er gerade unterwegs war auf eine Mine aufgefahren ist.
Der hatte so viel Dusel, dass er dann am Ende sogar noch in amerikanische Gefangenschaft gekommen ist und nach ein paar Monaten nach Hause durfte.
Direkten Fronteinsatz hatte er meines Wissens nie.

 
Zitat von IceTom

meine Opas haben natürlich nur Sachen von A nach B gefahren mit dem Laster und nie jemanden erschossen. Naja beide haben den WK2 überlebt.



Ahh, noch so welche. fröhlich
[Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert; zum letzten Mal von DJDeath am 25.05.2011 13:16]
25.05.2011 13:14:14  Zum letzten Beitrag
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 Thema: Die Sünden unserer Großväter ( Don't mention ze war )
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