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weil die mehr bumms macht?
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| Zitat von [Amateur]Cain
https://biblioklept.files.wordpress.com/2011/02/bloodlandsweb.jpg
Manchmal muss man einfach mal das große Fass aufmachen: Timothy Snyders „Bloodlands“ ist eines der besten und wichtigsten Geschichtsbücher der letzten 25 Jahre, und weil es zudem auch noch gut lesbar ist, sollte es so oft wie möglich verschenkt, empfohlen und zitiert werden.
Snyders Buch zeigt, dass das Wort „Revisionismus“, das in Deutschland so unsäglich politisch aufgeladen ist, im wissenschaftlichen Betrieb unabdingbares Werkzeug ist. Und Snyders Buch zeigt, dass all die „turns“ in der Geschichtswissenschaft durchaus zu neuen Erkenntnissen führen können, wenn sie vernünftig angewandt werden – in diesem Fall natürlich der „spatial turn“.
Die Rezensionen zu Snyder sind Legion, fast alle online verfügbar, darum spare ich mir hier die Schreibarbeit und reduziere mich auf wenige wichtige Punkte:
1) Snyders Buch hat meinen Blick auf die Massenmorde des NS und der Sowjets grundlegend geändert. Ich habe die Dimension und völlige Emotionslosigkeit des sowjetischen Vorgehens bisher deutlich unterschätzt, und ich habe von den Phasen und ihrem jeweiligen Charakter der deutschen Massenmorden ein falsches Bild gehabt. Dankenswerterweise nimmt sich Snyder die Zeit, auch auszuführen warum das so ist, so dass man sich als Historiker nicht allzu schlecht fühlen muss. Ich hab selten bei einem Thema so basale Bewegungen in meinem Geschichtsbild „gespürt“ beim Lesen.
2) Snyder kann erzählen und er kann analytisch komprimieren. Beides ist eine Kunst, meistens geht Autoren eine der beiden Fähigkeiten ab. Snyders Buch hingegen ist eine beeindruckend kohärente Taktung aus Darstellung, Analyse, Zwischenfaziten,die einem hunderte von Seiten das Gefühl gibt, ununterbrochen Wichtiges zu lernen.
3) Snyder verliert bei all dem unvorstellbaren Massentod nie die menschliche Dimension aus den Augen. Wir alle kenne die optische Chiffre aus Filmen, wenn Personen ein Schriftstück aus der Hand legen und die Hand zur Stirn oder zum Nasenrücken führen. Das soll uns innere Bewegtheit anzeigen und wir verstehen das als filmisches Mittel, aber wann tut man das schon mal? Bei Snyders Buch habe ich es mehr als einmal gemacht. Die biographischen Stränge sind nicht, wie so oft, intellektuell-bemühte Feigenblätter, die letztlich genauso leblos sind wie der Rest wissenschaftlicher Texte. Bei Snyder stehen die Personen vor dem inneren Auge und man braucht manches mal eine Pause – all das aber ohne effektheischende Sprache.
Einfach jeder, der über die Geschichte Europas im 20. Jahrhundert mitreden will, kann es nicht mehr, ohne dieses Buch gelesen zu haben; völlig egal, aus welcher Ecke der Forschung oder des allgemeinen Interesses man kommt. Gerade aber, wer auch nur ansatzweise das Phänomen der entfesselten Gewalt streifen will, vielleicht als Militärhistoriker, muss es unbedingt getan haben.
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| Zitat von Dumenikl
Gibt es vernünftige Quellen die sich mit dem Afghanistankrieg (seit 2001) als "Wirtschaftskrieg" beschäftigen?
Als Kritik taucht das ja immer wieder auf und man nickt dann eifrig, mich würden aber, unabhängig von meiner generellen Ablehnung, tatsächliche Hintergründe interessieren.
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Nee, Wirtschaftskrieg, da ist nix zu holen. Das hat nur gekostet - in dem Sinne hat der militärisch-industrielle Komplex im Land sicher laut alle entsprechenden Neigungen der US-Regierung gefördert. Aber ansosnten? Schlimmes verlustgeschäft.
Geostrategisch war das gedacht, und innepolitisch angeraten als hart wirkender Zug im "War on Terror", und evtl. auch wirklich in der Hoffnung, Osama bin Laden zu kriegen.
Aber wenn jemand meint, die USA hätten da Geld oder Rohstoffe aus dem Land holen wollen und imperialistische Bereicherung wäre Thema gewesen - bitte erlätern wie und was. Da gibts nix ausser Opium, sorry. Also es gibt schon Erkundungen wo die Amis meinten, sie hätten Öl und seltene Erze gefunden, aber das sind nur Indizien. Und sicher ist es nicht so viel, dass es lohnt. Da wäre es doch leichter Brunei zu annektieren.
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In letzter Zeit muss ich mir immer anhören, dass die NSDAP ja links und nicht rechts gewesen sei.
Ist das mehr als der verzweifelte Versuch, den "Linken" auch noch die Verantwortung für die NS-Zeit anhängen zu wollen?
Es wird sich dabei immer auf einen Historiker namens Götz Aly berufen.
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[Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert; zum letzten Mal von Q241191 am 27.08.2015 21:21]
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| Zitat von Q241191
In letzter Zeit muss ich mir immer anhören, dass die NSDAP ja links und nicht rechts gewesen sei.
Ist das mehr als der verzweifelte Versuch, den "Linken" auch noch die Verantwortung für die NS-Zeit anhängen zu wollen?
Es wird sich dabei immer auf einen Historiker namens Götz Aly berufen.
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auf was spezifisch von ihm?
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Die berufen sich auf diese drei Jahre alte Kolumne von ihm. Nun ja, wenn man möchte, kann man die natürlich nehmen, um seine These der linken NSDAP zu untermauern. Wobei der Autor, laut meiner laienhaften Meinung, nicht wirklich sagt, dass die NSDAP links gewesen sei - zumindest nicht in dem Maße, wie es meine Diskussionsgegner gerne hätten. Diese Typen verlinken auch PI-News; wahrscheinlich mal wieder vergeben Liebesmüh, dass ich mit denen darüber diskutiere.
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Götz Aly ist mitunter ... eigen, aber ist schlau und sicher kein stumpfer Totalitarismustheoretiker. Eigentlich kann man ruhig Sachen von ihm Lesen, es regt zum Nachdenken und ggf. Widerspruch an. Viel von ihm finde ich richtig gut.
Dass der NS "links" ist wollen rechte Historiker und Theoretiker seit eh und jeh konstruieren, Nolte hat ja den Holocaust schon mal zur "asiatischen Tat" erklärt, das hätte sich Hitler sozusagen präventiv beim "asiatischen" linken Stalin abgeschaut, Europa sei nämlich gar nicht so, jawoll!
Frage wäre ja eher was man unter Links versteht. Wenn man damit die materielle Ermöglichung maximaler menschlicher Emanzipation in einer gegebenen Gesellschaft versteht, dann kann eine Regierungsform, die derlei überhaupt nicht bezweckt, natürlich nicht links sein, auch wenn sie noch so viele Rote Fahnen schwenkt, Massneparteien organisiert oder ansatzweise Planwirtschaft betreibt.
Wo Autoritarismus und Dikaturen verschiedener Prägung Ähnlichkeiten (und Differnezen) haben kann man bei Horkheimer und Hannah Arendt nachlesen. Oder bei Orwell. Die würden aber alle das Attribut "links" auch nicht mehr zulassen dafür.
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Das, was RH mit "eigen" umschreibt, rührt wohl vor allem aus Alys Auseinandersetzung mit seiner maoistischen Vergangenheit. Häretiker tendieren ja oft dazu, etwas verbissen zu sein...
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Danke, Sprache, dass du mir lieferst, was ich brauche. Bisher hab ich das immer etwas holperig mit "Fans des 1. FC Wehrmacht" umschrieben, aber das ist besser.
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Sagt mal, gibt es eigentlich Berichte, wie die "empfangende" Bevölkerung auf frühere Flüchtlingsbewegungen innerhalb von Europa reagiert hat? Hugenotten, Protestanten aller Couleur, ...
Das, was ich meistens mitnehme, ist mehr ein "In B politische Entscheidung Y. Gruppe A von B nach C. Dort politische Entscheidung X." Das sagt mir wenig über die Volksstimmung und wie das sich entwickelte...
Damned I.T. Ninja Trainees.
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Bei den Hugenotten waren sie, wegen der wirtschaftlichen Privilegierung eher angepisst
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| Zitat von [Amateur]Cain
Manchmal muss man einfach mal das große Fass aufmachen: Timothy Snyders „Bloodlands“ ist eines der besten und wichtigsten Geschichtsbücher der letzten 25 Jahre, und weil es zudem auch noch gut lesbar ist, sollte es so oft wie möglich verschenkt, empfohlen und zitiert werden.
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Grad gekauft, my mind is prepared to be blown!
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| Zitat von -Delta-
| Zitat von [Amateur]Cain
Manchmal muss man einfach mal das große Fass aufmachen: Timothy Snyders „Bloodlands“ ist eines der besten und wichtigsten Geschichtsbücher der letzten 25 Jahre, und weil es zudem auch noch gut lesbar ist, sollte es so oft wie möglich verschenkt, empfohlen und zitiert werden.
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Grad gekauft, my mind is prepared to be blown!
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Ich auch. Cain entwickelt sich mehr und mehr zu einer Art persönlicher Amazon-Empfehlungs-Sektion für Kräg, und bis jetzt hat sichs noch jedes Mal gelohnt. Wenns Cain-Prime gäbe, ich würds abbonieren.
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Ich habe mir für das Buch endlich mal wieder einen Bibliotheksausweis geholt. Momentan lese ich aber noch Iron Kingdom
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| Zitat von El_Hefe Wenns Cain-Prime gäbe, ich würds abbonieren.
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Oh Gott.
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Sogar abonnieren würd ichs!
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Das meinte ich nicht mal.
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Passend zum diesjährigen Stahl auf der Heide suche ich nach (halbwegs leichter) Literatur, die mit den Problemen beschäftigt, die im WW2 durch fürchterliches Wetter entstanden. Man konnte ja eindrucksvoll sehen, dass auch das Kriegsgerät den Matsch nicht so richtig gerne hatte.
Ich dachte zwischendurch schon, dass es der armen Hummel noch schlechter geht als den völlig durchnässten Zuschauern.
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Hallöchen, Ich bräuchte mal ne Expertenmeinung zu der Zeitschrift
"GeoEpoche"
Lese ich ganz gerne wenn ich mal wieder auf Reisen bin und ist halt perfekt für ne 2-3 Stunden Reise. Allerdings eben auch auf Magazinformat gequetscht.
Nun gibt's da auch Themen mit denen ich mich gar nicht auskenne und da kam mir die Frage, wie viel man von dem Magazin halten kann und ob man das nicht eventuell mit Vorsicht genießen sollte.
Wird das hier als ok befunden oder kennt die überhaupt einer?
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So eine hatte ich letztens am Kiosk auch in der Hand (über das British Empire), hab es dann aber doch da gelassen, aus den selben Gründen. Ich wusste auch nicht, was man von einem solchen Format wirklich halten kann
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Ich hab die nie wirklich zur Kenntnis genommen, weil ich den Preis einfach insofern für problematisch halte, als dass ich dafür + ein wenig mehr zu jedem Thema auch ein fundiertes Taschenbuch bekomme.
Darüber hinaus ist es mit Sicherheit jedesmal von der Relation "Komplexität des Themas" + "Zeitansatz und Vorbildung der Redakteure" abhängig, und das ist mir zu unsicher.
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Hm diesmal ist es auch nur ne Bilderausgabe geworden.
Aber sowas hab ich mir schon fast gedacht.
Aber dein empfohlenes Werk über Kreuzzüge hab ich zu hause vergessen
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| Zitat von [Amateur]Cain
Ich hab die nie wirklich zur Kenntnis genommen, weil ich den Preis einfach insofern für problematisch halte, als dass ich dafür + ein wenig mehr zu jedem Thema auch ein fundiertes Taschenbuch bekomme.
Darüber hinaus ist es mit Sicherheit jedesmal von der Relation "Komplexität des Themas" + "Zeitansatz und Vorbildung der Redakteure" abhängig, und das ist mir zu unsicher.
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Ja, so ähnlich ging es mir auch. Ist ja schön und gut, auf Hochglanz und mit Bilder, aber eben, darum geht es ja eigentlich nicht wenn man sich mit sowas befassen möchte.
Wo ja auch gute Sachbücher schön daherkommen können und ne gute Falle im Bücherregal machen.
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Was sind eigentlich empfehlenswerte TV-Dokumentationen zum Thema 1./2.WK? Es gibt da eine Person deren historischem Bildungsstand ich gerne weiter helfen würde aber ich weiß nicht ob ich sie gleich dazu überredet bekomme ein Sachbuch wie Bloodlands zu lesen Bonuspunkte für Kram der über Netflix oder anderswo frei verfügbar ist aber letztlich bin ich einfach auf der Suche nach Empfehlungen weil grad im Fernsehen natürlich viel Schmu dabei ist
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Kennt jemand eine kurze (<30 S.) Abhandlung über das Entstehen, die Ursachen und die Nachwirkungen des Algerienkriegs (Frankreich) '54-'62?
edit: Kann auch gern Englisch sein.
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[Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert; zum letzten Mal von schwarzerAlbino am 09.09.2015 10:03]
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| Zitat von -Delta-
Was sind eigentlich empfehlenswerte TV-Dokumentationen zum Thema 1./2.WK?
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Auf Anhieb fiele mir nur die BBC-Serie ein, die Hew Strachan Anfang der 2000er mal produziert hat; ich weiß aber nicht, wo die zu finden ist.
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Ist das die hier? https://en.wikipedia.org/wiki/The_First_World_War_(TV_series)
Ist von Channel 4 und nicht von der BBC (aber die BBC verkauft das wohl auch?) aber ist der erste Treffer den ich zu Hew Strachan gefunden habe und habe da "Quellen" für finden können
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Ja, hatte ich falsch im Kopf.
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Ich schaue aktuell gerade die von Arte (?), 14 - Tagebücher des ersten Weltkriegs, ist noch interessant.
Ansonsten gibt es da ja diverse Dokus, namentlich fällt mir noch "Weltenbrand" ein, inwiefern die empfehlenswert ist, keine Ahnung. Hat halt Bilder und so.
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War "Weltenbrand" nicht das "Magnum Opus" von Guido Knopp zu seinem Abschied? Da hab ich allein aufgrund seines Namens bisher lieber die Finger von gelassen...
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Thema: Geschichte & Politik XI ( événement, moyenne durée, longue durée ) |