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| Zitat von -Riddick-
| Zitat von loliger_rofler
Die Entscheidung war niemals "Atom oder Kohle". Erneuerbare Energien waren auch in den 60ern schon im Gespräch, man entschied sich aus Gründen dafür, Förderung und Subventionen in Kernenergie zu stecken.
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Wenn es so simpel wäre ganze Länder mit Strom zu versorgen, dann müsste das ja mit der heutigen Technologie ein klacks sein und gar nicht der rede wert. Geld alleine kann es auch nicht sein, da alleine der Rückbau der Atomkraftwerke Milliarden verschlingt. An was genau liegt es also?
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Das ist wirklich so gar kein Argument. Würdest du auch einen Mörder mit folgendem Satz verteidigen?
"Wenn er es wirklich getan hätte, dann wäre er ja nicht so blöd und hätte die Beweise liegen lassen!!1"
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| Zitat von -Riddick-
| Zitat von loliger_rofler
Die Entscheidung war niemals "Atom oder Kohle". Erneuerbare Energien waren auch in den 60ern schon im Gespräch, man entschied sich aus Gründen dafür, Förderung und Subventionen in Kernenergie zu stecken.
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Wenn es so simpel wäre ganze Länder mit Strom zu versorgen, dann müsste das ja mit der heutigen Technologie ein klacks sein und gar nicht der rede wert. Geld alleine kann es auch nicht sein, da alleine der Rückbau der Atomkraftwerke Milliarden verschlingt. An was genau liegt es also?
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Ach Riddick.
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[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von The_gonzo am 12.10.2020 19:34]
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| Zitat von -Riddick-
| Zitat von loliger_rofler
Die Entscheidung war niemals "Atom oder Kohle". Erneuerbare Energien waren auch in den 60ern schon im Gespräch, man entschied sich aus Gründen dafür, Förderung und Subventionen in Kernenergie zu stecken.
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Wenn es so simpel wäre ganze Länder mit Strom zu versorgen, dann müsste das ja mit der heutigen Technologie ein klacks sein und gar nicht der rede wert. Geld alleine kann es auch nicht sein, da alleine der Rückbau der Atomkraftwerke Milliarden verschlingt. An was genau liegt es also?
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Wie alles, was zwischen 1950 und 1980 entschieden wurde, hat das *auch* mit dem kalten Krieg und Atomwaffen zu tun - und dem unbedingten Willen, jetzt und sofort unabhängig von ausländischen Energiequellen zu sein.
Derselbe Grund übrigens, aus dem Deutschland eben über Jahrzehnte selbst Kohle abgebaut hat - nicht nur weil es billig war.
Ein netter Artikel von National Geographic zum Energiedilemma:
https://www.nationalgeographic.com/environment/global-warming/powering-the-future/ (lang, 20 Minuten zum lesen wenn Du gut Englisch kannst)
Ansonsten hilft die historische Einordnung vielleicht: Bereits in den 70ern wurde vom "Peak Oil" (https://en.wikipedia.org/wiki/Peak_oil) gesprochen, also dem theoretischen Punkt, an dem die maximale Fördermenge von Öl (und bei extension auch anderen fossilen Energieträgern) erreicht ist. Spätestens dann müsste man neue Quellen zufüttern.
Bereits zu dieser Zeit wurde von Umweltaktivisten und Wissenschaftlern die Weiterentwicklung von Windturbinen zur Energieerzeugung gefordert. Auch Solarenergie war im Gespräch, aber bis in die 80er hinein war die Technik noch nicht so weit, etwas anderes als Warmwassererzeugung damit vorzunehmen. Photovoltaikplatten schließlich machten (auch schon wieder vor 30 Jahren) diesen Ansatz möglich.
Aber da man bereits den einfachen Weg gegangen war und in Atomkraft investiert hatte, ist man (meine Interpretation, hier kann man sich jetzt die Schädel drüber einschlagen) durch Lobbyarbeit der Sunk-Cost-Fallacy anheim gefallen und hat weiter Kohle ins Atom gepumpt und die erneuerbaren Energien ungenutzt dümpeln lassen.
So als erster Einblick.
Deine sehr kurz gedachte These kann man damit beantworten, dass bei geostrategischen Entscheidungen wie Energieunabhängigkeit natürlich neben dem Kostenfaktor auch Versorgungssicherheit mit rein spielt (für Atom muss man, entgegen Wind und Sonne, keine Speicherseen oder Flüssigsalzspeicher anlegen, das läuft immer).
Und dann ist es schnell wieder ein Kostenproblem. Ich brauche JETZT neue Energiequellen. Und muss investieren. Atom weiß ich, das funktioniert. Wind und Sonne auch. Aber für Wind und Sonne muss ich Speicheranlagen entwickeln oder mit Öl und Kohle abfangen, wenn die mal nicht laufen. Das kostet auch Geld, und es ist nicht sicher, ob diese Speicher schnell und vor allem stabil verfügbar sein werden. Und Öl, Kohle und Gas muss ich schlimmstenfalls noch einkaufen! Bei den BÖSEN!
Bei Atomkraft dagegen muss ich nur eine vergleichsweise geringe Menge tödliches Material irgendwo bunkern - und das hat ja erstmal Zeit.
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[Dieser Beitrag wurde 3 mal editiert; zum letzten Mal von loliger_rofler am 12.10.2020 19:44]
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Fracking-Methan - Todesstoß für das Klima?
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Harald Lesch wieder hart am Realität erklären:
| In den letzten Jahren wurde wir Zeugen eines plötzlichen steilen Anstiegs der Methankonzentration in der Atmosphäre. Und die Tendenz hält weiter an. Wenn es uns nicht gelingt, den Trend umzukehren, dann ist die Chance, die globale Klimaerwärmung auf unter 2 Grad zu begrenzen, vertan. Doch um den Methaneintrag in die Atmosphäre zu stoppen, müssen wir zuerst wissen, woher es kommt. Immer mehr Hinweise deuten auf einen Hauptverdächtigen: Die amerikanische Fracking-Industrie. Der wichtigste Zeuge: Das Methan selbst, denn Methan ist nicht gleich Methan... | |
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| Zitat von loliger_rofler
Und Öl, Kohle und Gas muss ich schlimmstenfalls noch einkaufen! Bei den BÖSEN!
Bei Atomkraft dagegen muss ich nur eine vergleichsweise geringe Menge tödliches Material irgendwo bunkern - und das hat ja erstmal Zeit.
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Und das Uran wird nicht bei den Bösen gekauft?
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Uran gibt's auch in der heimischen Sonderbewirtschaftungszone
/e
chlick
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[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von Der Büßer am 15.10.2020 7:31]
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Da kommt nur nicht das her, das wir verfeuern.
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Der Deutsche Bauernverband hat den Kompromiss der EU-Minister zur Reform der gemeinsamen Agrarpolitik als gute Grundlage begrüßt. Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) habe als Ratsvorsitzende "sehr gute Arbeit geleistet", sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied. Die Agrarpolitik werde "eindeutig grüner", und "wir Bauern gehen den Weg proaktiv mit." Ganz wichtig für die Landwirte sei, dass das EU-Budget für die Agrarpolitik stabil bleibe.
Gute Arbeit, Julia
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Wenn der Bauernverband lobt, weisst du, dass im Kompromiss nichts mehr drinsteht.
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Das ist wie wenn der VDA den Scheuer lobt.
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Something something freiwillige selbstverpflichtung?
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| Zitat von KarlKoch
Wenn der Bauernverband lobt, weisst du, dass im Kompromiss nichts mehr drinsteht.
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Genau das war auch mein Gedanke
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Die Lonza in Visp, eine der grösseren Chemiefirmen in der Schweiz, 14'500 Mitarbeiter, Jahresumsatz; 5.5 Miliarden CHF (2018), war die letzten Wochen / Monate vor allem deswegen in den Schlagzeilen, weil sie mit der US Firma "Moderna" einen Deal ausgehandelt hat nach welchem die Lonza für die nächsten 10 Jahre den potenziellen Covid-19 Impfstoff mRNA-1273 herstellen darf. Nun stellt die Lonza aber auch noch andere Produkte her, unter anderem ein Nahrungsergänzungsmittel bei welchem als Abfallprodukt im Herstellungsprozess Lachgas entsteht. Für den Menschen zwar eigentlich ungefährlich, für das Klima aber ein echter Killer. Lachgas ist nicht nur ein starkes Treibhausgas sondern greift auch die Ozonschicht an. Wer wusste das? Offenbar mal wieder keiner. Was kann man dagegen tun? Einen Katalysator installieren welcher das Lachgas in quasi Luft umwandelt. Wurde der Katalysator installiert? Nein. Warum nicht? Man hat darüber gestritten wer die 12 Milionen dafür aufbringen soll, der 5.5 Miliarden-Konzern wollte jedenfalls nicht. Steht der Katalysator mitlerweile? Natürlich nicht, kommt frühestens 2022. Die Geschichte eines Umweltskandals, welcher bereits Anfang 2020 publik wurde, aber niemanden so wirklich interessierte.
Artikel (SDA Meldung) vom Februar:
https://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/lonzalachgas-erhoeht-emissionen-in-der-schweiz-deutlich/story/10121825
Nun gab es im "Magazin" einen ausführlich recherchierten Artikel dazu.
https://interaktiv.tagesanzeiger.ch/2020/lonza-treibhausgas-leck/
(Leider hinter einer Paywall, teile des Artikels deshalb kopiert, ich hoffe es ist trotzdem irgendwie verständlich, den ganzen Artikel hier einfach reinkopieren scheue ich ein wenig )
| Eine einzige Fabrik im Wallis verursacht ein Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen der Schweiz. Dabei gibt es eine einfache Lösung für das Problem.
D29 heisst das Gebäude im Lonza-Werkplan. Die Fabrik produziert zwei Dinge: den Nahrungsmittelzusatz Niacin; und als Abfallprodukt Lachgas. 1800 Tonnen davon entweichen jedes Jahr aus D29.
Lachgas ist geruchlos. Und es ist nicht giftig. Aber zur Erderwärmung trägt es stärker bei als viele andere Treibhausgase. Lachgas ist rund zwölfmal so klimaschädlich wie Methan und rund dreihundertmal schädlicher als CO2.
Das Lachgas von D29 hat einen Treibhauseffekt von etwa 550’000 bis 600’000 Tonnen CO2 pro Jahr. Es macht über ein Prozent der gesamten Klimagasemissionen der Schweiz aus. Ein unglaublich hoher Anteil für eine einzelne Fabrik.
Lachgas beschleunigt nicht nur den Klimawandel. Bei seinem Abbau in der Stratosphäre greift es die Ozonschicht an. Von allen durch die Menschen freigesetzten Gasen ist Lachgas heute der grösste Ozonkiller.
Erstaunlich an dem Lachgas, das aus dem Lonza-Werk entweicht, ist aber vor allem eines: Bis vor kurzem wusste niemand, dass es existiert.
(...)
Wie ist so etwas möglich? Wie ist es möglich, dass ein global führender Chemiekonzern, der sich erst noch als Vorreiter einer grünen Industrie präsentiert, jahrelang nicht bemerkt, dass Tausende Tonnen Klimagas aus seiner Fabrik in den Himmel steigen? Dass auch die Walliser Umweltbehörden das Lachgas übersehen, obwohl sie die Abgase in den Lonza-Anlagen überwachen? Dass selbst beim Bund lange Zeit niemand darauf aufmerksam wird, trotz immer schärferer Umwelt- und Klimagesetze?
(...)
In den vergangenen sieben Monaten habe ich versucht, diese Fragen zu beantworten. Ich habe mit mehr als zwei Dutzend Experten für organische Chemie, Klimaphysik, Umweltschutz und Umweltrecht gesprochen. Ich habe ehemalige Mitarbeiter von D29 befragt. Ich habe chemische Fachliteratur studiert und, gestützt auf das Öffentlichkeitsgesetz, interne Unterlagen der Lonza und des Bundes eingesehen.
Die Recherche zeigt, wie die Lonza und das Bundesamt für Umwelt das Problem verschleppten. Wie die Lonza die Lachgasemissionen fast zwei Jahre lang vor der Öffentlichkeit und den Aktionären verheimlichte. Wie die Lonza sich dagegen wehrte, die Kosten für die Neutralisierung des Lachgases selbst zu tragen. Und wie der Bund mit der Lonza einen Deal einging, der äusserst günstig ist für die Firma – ein Deal auf Kosten des Klimas.
(...)
Dann kam der 26. April 2017. An jenem Tag führte die Lonza in D29 eine Routinekontrolle für giftige Stickoxide durch. Die Ergebnisse machten die Techniker stutzig. Das Messgerät zeigte eine Stickoxidkonzentration an, die doppelt so hoch war wie gewohnt. Die Techniker hatten nur eine Erklärung für die enorme Abweichung: Sie hatten eine neue Messmethode angewandt. Bei einer näheren Untersuchung fanden sie Lachgas (Distickstoffmonoxid) in rauen Mengen.
Warum hat die Lonza das Lachgas erst 2017 entdeckt? Und warum haben es die Umweltbehörden des Kantons Wallis und des Bundes ebenfalls nicht bemerkt? Die Antwort ist relativ einfach: Die Lonza musste das Lachgas nicht sehen. Die anderen konnten es nicht sehen. Lachgas ist in gewisser Weise ein blinder Fleck im Umweltrecht der Schweiz.
Ein wesentlicher Teil unserer Umweltgesetze stammt aus den 80er-Jahren. Damals ging es für die Politik noch nicht vorrangig ums Klima, sondern darum, Menschen, Tiere und lokale Lebensräume vor giftigen Stoffen zu schützen. Weil Lachgas nicht unmittelbar giftig ist, blieb es unreguliert.
Daran hat sich bis heute nichts geändert. Obwohl sich die Schweiz mit der Unterzeichnung des Kyoto-Protokolls verpflichtet hat, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, gibt es für Lachgas weder Grenzwerte noch Kontrollpflichten.
(...)
Nach den ersten Messungen im April 2017 unterliess es die Lonza, die Behörden zu informieren. Stattdessen untersuchte man die Abgase aus D29 selbst und beauftragte ein externes Unternehmen mit einer Messung. Diese fand am 10. April 2018 statt. Seit den ersten Hinweisen auf Lachgas war fast ein Jahr verstrichen.
Obwohl Lachgas ein viel potenteres Treibhausgas ist als CO2, spielt es in der öffentlichen Klimadebatte nur eine untergeordnete Rolle. Der Hauptgrund: Lachgas ist mengenmässig weniger bedeutend als CO2 und Methan. Hinzu kommt, dass die Klimapolitik dort ansetzt, wo Emissionen einfach reduziert werden können. Ein Grossteil des durch Menschen verursachten Lachgases fällt nicht in diese Kategorie. Es entsteht in der Landwirtschaft bei der Verwendung von Stickstoffdüngern. Das Gas steigt aus dem Boden auf und lässt sich kaum einfangen.
Anders liegt die Sache, wenn Lachgas konzentriert entsteht, etwa in der Industrie. Katalysatoren können das Gas nahezu vollständig neutralisieren. Sie wandeln das extrem klimaschädliche Lachgas (N2O) in Stickstoff (N2) und Sauerstoff (O2) um. Aus Lachgas wird Luft.
Auch bei der Lonza kennt man diese Katalysatoren. Nach der Entdeckung der Emissionen in D29 plant die Firma im Frühling 2018 den Einbau eines Modells von ThyssenKrupp. Damit könne der Ausstoss um mehr als 98 Prozent verringert werden, heisst es in einem internen Dokument. Statt 5 Tonnen Lachgas pro Tag würde D29 dann nur noch rund 75 Kilogramm ausstossen.
Der Katalysator könnte ab dem dritten Quartal 2019 wirksam sein, schreibt die Lonza 2018. Die Kosten betragen 12 Millionen Franken, eine überschaubare Summe für einen 6-Milliarden-Konzern. Dennoch ist in Visp bis heute nichts von einem Katalysator zu sehen. Der Grund: Die Lonza wollte den Einbau nicht selbst bezahlen.
(...)
Die Firmenvertreter stellen nur eine Bedingung: Der Bau dieser Anlage müsse vom Bund als CO2-Kompensationsprojekt anerkannt werden. Denn ohne den Erlös aus dem Verkauf von CO2-Bescheinigungen sei das Projekt «nicht wirtschaftlich und wird deshalb nicht realisiert». Das Unternehmen will also dafür bezahlt werden, dass es aufhört, das Klima zu belasten. Sonst läuft D29 einfach weiter.
(...)
Die Lonza beharrt in den Verhandlungen mit dem Bund von Mai 2018 bis im Herbst 2019 darauf, den Katalysator als Kompensationsprojekt realisieren zu dürfen – trotz rechtlicher Einwände. Dies ist ein wichtiger Grund, warum der Lachgaskatalysator immer noch nicht in Betrieb ist.
(...)
Am 1. Oktober 2018 entscheidet das Bundesamt für Umwelt, die Frage extern abklären zu lassen. Das Gutachten trifft erst fünf Monate später ein, im März 2019. Es hält fest, dass das Lachgas bei der Niacin-Synthese entsteht. Genau das hatte die Lonza dem Bund bereits neun Monate zuvor mitgeteilt.
Eine weitere Verzögerung entsteht, weil die Umweltbehörde inzwischen ein zweites Gutachten in Auftrag gegeben hat. Sie will von einem Institut in Deutschland wissen, wie die EU mit der Niacin-Anlage der Lonza verfahren würde. Die Kurzfassung: «Es gibt keine vergleichbare Anlage in der EU.» Als das Gutachten eintrifft, ist es Juni 2019.
(...)
Am 26. Juli 2019, gut ein Jahr nach der ersten Zusammenkunft, trifft um 8.30 Uhr erneut eine Delegation der Lonza in Ittigen ein. Nun erfahren die Firmenvertreter, dass ein Kompensationsprojekt definitiv nicht möglich ist. Zu gross sind die Einwände der Rechtsabteilung des Bundesamts für Umwelt.
Stattdessen macht der Bund ein Angebot: Die Lonza zahlt den Katalysator selbst, wird aber für 2018 von der Verpflichtung entbunden, Emissionszertifikate für das Lachgas zu kaufen. Für die Jahre 2019 und 2020 soll die Firma ausserdem Gratis-Emissionszertifikate aus einer Reserve des Bundes erhalten. Weil aber die Reserve nicht ausreicht, müsste die Lonza zusätzliche Zertifikate kaufen. Simonetta Sommaruga, heisst es im Protokoll, werde über den Entscheid informiert.
Das Angebot der Umweltbeamten zeugt von einer besonderen Mischung aus Fantasie und Formalismus: Das Amt stellt sich gemäss Protokoll der Sitzung auf den Standpunkt, das Lachgas sei erst durch das externe Gutachten vom März 2019 nachgewiesen worden. «Rechtlich handelt es sich deshalb um neue Emissionen.» Daher müsse die Lonza keine Zertifikate für die Zeit vor dem Gutachten einreichen. Tausende Tonnen Lachgas – einfach gestrichen.
Doch die Lonza akzeptiert auch dieses grosszügige Angebot nicht. Am 13. August beklagt sich der Konzern über die «grossen finanziellen Auswirkungen». Es brauche eine Übergangsregelung für die Jahre 2019 und 2020, weil man erst ab 2021 damit rechnen könne, dass die Lachgasemissionen in der Verteilung der Gratiszertifikate angemessen berücksichtigt würden.
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Am 4. September macht der Bund erneut ein Zugeständnis: Auch für 2019 muss die Lonza nun keine Emissionszertifikate einreichen und spart damit bis zu 10 Millionen Franken. Doch selbst das reicht dem Konzern nicht. Die Rechtsabteilung erhöht den Druck auf das Bundesamt, die Lonza spielt ihre stärkste Karte: die 3000 Arbeitsplätze in Visp. «Wir wollen weder die Umwelt noch den Standort Visp gefährden», heisst es in einem Schreiben vom 16. September 2019. Falls man aber für 2020 Emissionszertifikate für 12 Millionen Franken kaufen müsse, «wird eine Verlagerung der Niacin-Produktion nach China mit in Betrachtung gezogen, dadurch werden Arbeitsplätze in Visp bedroht. Eine Verlagerung würde den Standort als Gesamtes schwächen, ja sogar bedrohen.»
Die Drohung wirkt. Am 13. November 2019 einigen sich die beiden Parteien darauf, dass die Lonza auch im Jahr 2020 für die 1800 Tonnen Lachgas keine Emissionsrechte an der Börse kaufen muss. Stattdessen erhält der Konzern Gratis-Emissionsrechte des Bundes, einen Teil als Vorschuss für das Jahr 2021. Im Gegenzug verpflichtet sich die Lonza, «den Kombi-Katalysator nach allfälligem Testbetrieb bis spätestens Ende 2021 in Betrieb zu nehmen».
Mit anderen Worten: D29 darf zwei Jahre weiterlaufen. Das Bundesamt für Umwelt nimmt damit zusätzliche Emissionen von 1,2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten in Kauf.
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Dass die Lonza dem Bund eine Verlagerung der Niacin-Produktion nach China in Aussicht gestellt hatte, will er (Lonza-Präsident Albert M. Baehny) nicht als Drohung verstanden wissen. Für solche Projekte sei es «durchaus üblich, verschiedene Optionen zu prüfen». Die Lonza trage auch keine Verantwortung dafür, dass sich der Katalysator um Jahre verzögerte. Man habe «mit Hochdruck» an der anspruchsvollen technischen Lösung gearbeitet. Auch habe eine Baubewilligung eingeholt werden müssen. Die Pläne für eine Inbetriebnahme im dritten Quartal 2019 hätten sich «als zu optimistisch erwiesen».
Zu optimistisch war auch die Ankündigung, den Katalysator bis August 2021 zu erstellen. Die mit dem Bund vereinbarte Frist bis Ende 2021 wird Lonza ebenfalls nicht schaffen. Die Inbetriebnahme ist nun fürs erste Quartal 2022 geplant. Doch nicht einmal das ist sicher: Es gelte der «Vorbehalt» eingehaltener Fristen durch die Lieferanten, so die Lonza-Medienstelle.
Somit werden von den ersten Hinweisen auf das Lachgas bis zu seiner Neutralisierung fast fünf Jahre vergangen sein. Fast 9000 Tonnen Lachgas hat D29 in dieser Zeit produziert. Umgerechnet 2,7 Millionen Tonnen CO2. Und all das wegen einer winzigen Gesetzeslücke, einer trägen Umweltbehörde und einer Firma, die den Katalysator für das von ihr verursachte Klimagas nicht selbst bezahlen wollte.
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Meldung des Bundesamtes für Umwelt betreffend Treibhausgasemissionen und der Einfluss des Lachgases aus dem Lonza-Werk.
https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/dokumentation/medienmitteilungen/anzeige-nsb-unter-medienmitteilungen.msg-id-78041.html
Weiterer Artikel über Lachgas:
https://www.bernerzeitung.ch/das-unterschaetzte-klimagas-353376815471
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kann man ja auch von so nem armen Konzern und so einem armen Land wie der Schweiz nicht erwarten, dass da mal jemand durchgreift und das Problem einfach kurzerhand behebt. Ist ja auch unlösbar. Ich könnte kotzen
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Ja, vor allem dass die Lonza sich vor den 12 Milionen an Investitionsvolumen drückt, rechtliche Gründe als Vorwand angibt und daraus sogar noch Profit schlagen will finde ich unerträglich und zeigt was für leeres Geschwätz das ist wenn die Heinis davon sprechen "Nachhaltig" zu produzieren und wirtschaften. Also wirklich unerträglich. Die zwölf Milionen dürften die sowas von locker stemmen können (ausser die haben ihre ganzen flüssigen Mittel für den Moderna-Poker verpulvert, was ich jedoch bezweifle), und es wäre doch ein gewisser Imagegewinn dringelegen wenn man gesagt hätte "ja, haben wir alle Fehler gemacht (auch der Bund), aber hey, wir stemmen die zwölf Milionen und bauen den Katalysator schnellstmöglich ein. Stattdessen dieses Hickhack und so tun als wäre man doch gänzlich unschuldig an der Situation.
Aber es zeigt halt auch in welchen Machtpositionen diese Firmen sind. Die können tun und lassen was sie wollen, offenbar. Wir wollen mit der Konzernverantworungsinitiative Konzerne dafür belangen können wenn die im Ausland scheisse bauen, sind aber noch nichtmal in der Lage unseren Mist vor der eigenen Haustüre aufzuräumen.
Ich bin's
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Nun. Bei der Gelegenheit sei darauf hingewiesen, dass Lachgas auch in den Gaskapseln für das Aufschäumen von Sahne drin sind (und in der Form auch gerne als Rauschmittel missbraucht wird). Kein Grund, Lonza vom Haken zu lassen, als industrieller Emitter ist ihr Verhalten indiskutabel.
Andererseits ist der Stoff auch generell neurotoxisch und fortpflanzungsschädigend/entwicklungstoxisch. Insofern ist er also weder für Umwelt noch für Mensch ungefährlich.
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Das macht es nur noch schlimmer
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[Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert; zum letzten Mal von Shooter am 26.10.2020 9:07]
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| Zitat von TemplaR_AGEnt
Andererseits ist der Stoff auch generell neurotoxisch und fortpflanzungsschädigend/entwicklungstoxisch. Insofern ist er also weder für Umwelt noch für Mensch ungefährlich.
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Hä? Ich dachte, wenn die Treibhausgeschichte nicht wäre, wäre es immer noch voll das tolle Anästhetikum?
Amen. Halleluja. Erdnussbutter.
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Sowas macht einen echt mett. Ernstgemeint: Was kann man wirklich dagegen tun? Bei solchen Geschichten überkommt mich immer ein Gefühl der Ohnmacht.
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Hier ums Eck sitzen manchmal irgendwelche Teenie auf der Fluchttreppe und ziehen sich das rein, hinterher ist immer massive Verschmutzung mit Lachgaskapseln und Luftballons angesagt.
Sind die so ruecksichtslos, oder ballert das Zeug so heftig?
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Nach spätestens 10 Minuten ist alles wieder normell, das sind einfach rücksichtslose Otten.
Die Lonza-Geschichte ist natürlich kein Einzelfall, da kommt man als Konsument nicht hinterher mit der Verhaltensanpassung. Da muss politisch viel schneller viel wirksamer gegengestuert werden. Hätten sie stattdessen chemische Abfälle in einen Fluss geleitet, hätte es zurecht Millionenstrafen gehalgelt.
Immerhin, innerhalb vom 10 Jahren hat man den Rhein wieder sauber bekommen. Vielleicht kommen doch noch rechtzeitig angemessene Strafen für klimaschädliches Verhalten von Konzernen, zumindest für alles, was nicht CO2 ist.
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| Zitat von Wraith of Seth
| Zitat von TemplaR_AGEnt
Andererseits ist der Stoff auch generell neurotoxisch und fortpflanzungsschädigend/entwicklungstoxisch. Insofern ist er also weder für Umwelt noch für Mensch ungefährlich.
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Hä? Ich dachte, wenn die Treibhausgeschichte nicht wäre, wäre es immer noch voll das tolle Anästhetikum?
Amen. Halleluja. Erdnussbutter.
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Ist es ja auch. Es ist aber halt trotzdem neurotoxisch und fortpflanzungsschädigend. Es ist jetzt nicht so potent wie Novichok oder Talidomid, aber die Datenlage aus Tierversuchen würde wahrscheinlich dafür ausreichen, den Stoff entsprechend zu klassifizieren. Das führt jetzt aber ein bisschen weiter weg in die langweilige Welt der regulatorischen Toxikologie.
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| Das führt jetzt aber ein bisschen weiter weg in die langweilige Welt der regulatorischen Toxikologie. | |
Kann man da nicht was Lustiges mit Photoshop machen?
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| Zitat von Irdorath
Hier ums Eck sitzen manchmal irgendwelche Teenie auf der Fluchttreppe und ziehen sich das rein, hinterher ist immer massive Verschmutzung mit Lachgaskapseln und Luftballons angesagt.
Sind die so ruecksichtslos, oder ballert das Zeug so heftig?
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Ne sind Teenager und damit vermutlich rücksichtslos. Ballert nur für ein paar Minuten und auch nicht so heftig. Ausser man hat schon LSD in der Blutbahn. Dann ballert es krass.
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Kurzgesagt – In a Nutshell
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Geoengineering: A Horrible Idea We Might Have to Do
F for Earth :/
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Thema: Klimakatastrophe ( Fridays for Future ) |